GISELA STEINECKERT
So entstand der Kult-Hit “Als ich fortging”!
Die 89-jährige Schriftstellerin, Lyrikerin und Textdichterin erinnert sich in der MDR-Talkshow “Riverboat” wie folgt …:
Jörg Kachelmann: Haben Sie schon einen Impf-Termin, Frau Steineckert?
Ja, ich bin da mit der ganzen Familie voran gegangen. Die beiden Termine habe ich jetzt bald und es war alles ganz einfach zu organisieren. Ich habe es schon vorher laut verkündet: Wenn es soweit ist – ich komme sofort impfen. Worauf alle sagten: Was, bist du sicher? Hast du keine Angst? Ich habe mehr Angst, mich nicht impfen zu lassen. Ich muss ehrlich sagen, wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre mir ganz beklommen. Ich hätte das Gefühl, meine Pflicht zu verletzen. Die Pflicht meiner Familie und meinen Enkeln gegenüber, der 4-jährigen Urenkelin gegenüber und meinen Töchtern. Ich würde sie damit gefährden. Ich gehe dahin und mache das gerne.
Unsere erste Begegnung war sehr merkwürdig. Bei uns wurde gerade das große Zimmer gemalert und auf einmal stand da ein junger Mann mit langen Haaren und kurzen Hosen im Raum. Sieht mich sehr selbstbewußt an und sagte: Du musst mir einen Text auf diese Melodie schreiben. Er drückte mir eine kleine altmodische Kassette in die Hand, dreht sich um und geht. Dann ließ ich das erst einmal 4-5 Wochen liegen. Dachte dann aber selber: Das ist unanständig. Wenigstens erst einmal anhören, damit ich Gründe habe, es abzulehnen, dann in ein Kuvert zu stecken und ihm zurück zu schicken.
Dirk Michaelis ist in mein Leben getreten und hat die Kassette da gelassen. Dann habe ich ihm das Kuvert geschickt und da war der Text drin. Ich wußte gar nicht, dass er damals bei der Gruppe „Karussell“ der Sänger war. Ich hatte ihn ja noch nie gesehen. Und dann sah und hörte ich das Lied eines Tage auf dem Bildschirm im „Polizeiruf 110“. Später habe ich ihn wiedergesehen und es entstand aus uns eine Freundschaft durch die Arbeit. Ja, es ist so: Immer und immer wieder erwartet er wieder einen Text von mir, die ich in laaaaanger Arbeit erstelle. Und dann nimmt er nur einen (lacht). Als ich ihn kennenlernte, habe ich erkannt: Dieser Mensch Dirk Michaelis hat mir gefehlt in meinem Leben.Weil er die Musik machen kann, die meine Texte zum Klingen bringen.
Jörg Kachelmann: Wie schreiben Sie diese vielen Lied-Texte, versetzen Sie sich da in eine Art Trance?
Nein, das ist ehrliche Arbeit. Es ist immer wieder diese eine Zeile, die ganz aufdringlich kommt und mich nicht los läßt. Dann frage ich sie: Was willst du? Ich habe gerade etwas ganz anderes vor, will ein buch schreiben oder so. Bis ich dahinter komme, warum sie mir immer wieder einfällt. Es kann etwas Erlebtes sein, etwas Gelesenes. Mitten im Leben meist in ganz nüchternen Situationen, ist da eine Zeile.