FRED FROHBERG, MANFRED KRUG, GERRY WOLFF u.a.
CD "Hootenanny in Ostberlin" (34 Titel!) ab 24.03.2016 im Handel!

Eine hochinteressante Zusammenstellung von Bear Famoly Recordings! 

Ein beeindruckendes Dokument der Liedermacher- und Folkszene der DDR in den Sechziger Jahren. Unter den Interpreten sind Schauspieler und Sänger wie Wolfgang Dehler und Gerry Wolff, die Beatband Team 4 und Schlagersänger Fred Drohberg. Enthält seltene Aufnahmen von Manfred Krug, Bettina Wegner und Perry Friedman. Die Beiträge von Pete Seeger stammen von einem Konzert in der Westberliner Schaubühne vom Januar 1967.

'Hootenanny' haben die Almanac Singers (Pete Seeger, Woody Guthrie u.a.) ab 1941 ihre ungezwungenen Konzerte genannt. Die erste deutsche Hootenanny fand am 28. Januar 1960 im Zentralen Klub der Jugend und Sportler in der Ostberliner Stalinallee statt. Der seit 1959 in der DDR lebende kanadische Folksänger Perry Friedman, dessen Vorbild Pete Seeger war, hatte die Hootenanny in die DDR gebracht. 1963 sorgte das „Jugendkommuniqué“ des Politbüros des ZK der SED für frischen Wind in der Jugend- und Kulturpolitik. Es gab mehr Offenheit für Jazz, Beat und kritische Lyrik. Ab 1964 tourte die Veranstaltungsreihe 'Jazz und Lyrik' mit Manfred Krug und den Jazz-Optimisten Berlin durch die DDR.

1965 erschienen Beatles-Schallplatten und die ersten Sampler mit DDR-Beatgruppen. Im April 1965 begann Jugendstudio DT 64 des Berliner Rundfunks mit Sendungen zum Thema 'Sind Volkslieder noch modern? ' und machte daraus bald eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel 'Treff mit Perry'. Im Herbst 1965 setzten sich in der SED-Führung Hardliner durch, die den liberalen Kurs des Jugendkommuniqué korrigierten (11. Plenum des ZK der SED). Kritische Filme, der Liedermacher Wolf Biermann und viele Beatgruppen wurden verboten. Folksong, Chanson und Hootenanny wurden nun verstärkt gefördert, sah man doch nach dem kulturpolitischen Desaster des 11. Plenums hier auf musikalischem Gebiet eine Art Rettungsanker.

Kurz hintereinander wurden die LPs 'Hootenanny mit Perry Friedman', 'Hootenanny mit Perry Friedman 2' und 'Songs, Chansons und neue Lieder' produziert. Von diesen drei LPs stammt der größte Teil der Aufnahmen auf dieser CD. Die DT-64-Veranstaltungsreihe 'Treff mit Perry' hatte das Bedürfnis nach einem festen Veranstaltungsort geweckt. So wurde am 15. Februar 1966 im Klub International (im Gebäude des gleichnamigen Kinos in der Karl-Marx-Allee) von der FDJ-Bezirksleitung, Jugendstudio DT 64, Perry Friedman und einer Handvoll junger Leute der Hootenanny-Klub Berlin gegründet, zunächst lediglich als Veranstaltungsreihe, als Offene Bühne. Jeder konnte kommen und mitmachen. DT 64 sendete Mitschnitte der Veranstaltungen und rief zur Teilnahme auf. Bettina Wegner und Hartmut König waren die ersten LiedermacherInnen des Klubs, Ende 1966 stieß der aus Leipzig kommende Kurt Demmler hinzu.

Anfang 1967 kam Pete Seeger, die Ikone des amerikanischen Folksongs, nach Ost- und Westberlin. Er sang in der Schaubühne (West) und in der Volksbühne (Ost). Das DDR-Fernsehen zeichnete im Klub der Jugend und Sportler in der Karl-Marx-Allee ein Konzert mit ihm auf, bei dem auch der Hootenanny-Klub Berlin auftrat. Am 8. Februar 1967 faßte das Sekretariat des ZK der SED einen Beschluß zur „Bekämpfung des Westdralls in einigen Kulturinstitutionen“ und zum Kampf gegen „Tendenzen der Amerikanisierung auf dem Gebiet der Kultur“. Das war das Aus für die Bezeichnung Hootenanny. Einige geplante Schallplattenveröffentlichungen wurden gestrichen (u.a. Bob Dylan). Beatgruppen und Schlagersänger mussten englische Namen ablegen (aus Team 4 wurde Thomas Natschinski und seine Gruppe). Der Hootenanny-Klub benannte sich um in Oktober-Klub und wurde zum Flaggschiff der von der FDJ geförderten und reglementierten Singebewegung, aus der später eine differenzierte Liedermacherkultur hervorging.

Bear Famoly Recordings (Textvorlage)
http://www.bear-family.de

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