THE BEATLES u.a.
Fr., 17.09.2021, WDR Fernsehen: “Von Beatles, Bikinis, und Babyboomern”!
“Unser Land in den 60ern” // 20:15 Uhr – 21:45 Uhr (Wh.: 19.09., 15:15 Uhr – 16:45 Uhr)! Ein Film von S. Schillinger, K. Schwiering, C. Wagner und A. Rebbert!
Zuerst kam Kennedy, dann die Queen und im Sommer 1966 reisten sogar die Beatles nach NRW – zu ihrem legendären Konzert in Essen. Das Leben im Westen nahm Fahrt auf. Die Röcke wurden kürzer, die Haare länger und die Bilder farbig – nicht nur im Fernsehen, sondern auch zu Hause auf der Super-8-Leinwand.
Auf den vielen neuen Autobahnen zwischen Rhein und Ruhr bekamen es die kugeligen “Käfer” nun mit einem ernstzunehmenden Konkurrenten zu tun: dem Kadett A. Made in Bochum. Dort hatte Opel in kürzester Zeit ein riesiges neues Werk aus dem Boden gestampft – zeitweise die größte Baustelle Europas und auf den neu gebauten Autobahnen konnte man richtig “Strecke machen” so wie Jutta Beyer-Vollprecht mit ihrer Isetta aus dem Jahr 1961. Knapp 500.000 Kilometer hat ihre Isetta inzwischen auf dem Blechbuckel, mit Reisen quer durch ganz Europa – vom Nordkap bis nach Griechenland. Andere fuhren Richtung Adria, denn seit 1963 gab’s bezahlten Urlaub für die Arbeitnehmer. Mit der ganzen Familie auf nach “Bella Italia”, und im Gepäck die Super-8-Kamera. Die hielt in prallen Farben fest, was die Menschen im Land erlebten – schon bevor am 25. August 1967 auch das Fernsehprogramm bunt wurde.
Während Nachrichten und aktuelle Berichte noch im seriösen grau-weiß daherkamen, flimmerten ab 1967 immer mehr Filme und Unterhaltungsshows in Farbe über den Bildschirm – vorausgesetzt man konnte sich einen der neuen teuren Farbfernsehgeräte leisten.
So kann man den goldfarbigen Luxus im exklusiven Rheingold-Express miterleben, die zarten Pastelltöne der neuen Einbauküchen, die Blütenpracht der Bundesgartenschau im Grugapark und die knallig bunten Roben der jungen Queen.
Es waren die “Swinging Sixties”, das Jahrzehnt der unbegrenzten Möglichkeiten. Überall wurde gebaut, die Wirtschaft brummte, und die Menschen genossen ihren Luxus. Sie glaubten an den Fortschritt, der das gesamte Land veränderte. Man gab sich weltoffen, begrüßte die sogenannten “Gastarbeiter” aus dem Süden Europas und freute sich über die erste Pizzeria im Ruhrgebiet. In Bonn wurde zum ersten Mal eine Bundesministerin ernannt, und der FC Köln wurde Deutscher Meister in der gerade gegründeten Bundesliga.
Auch die Dörfer und Städte veränderten sich. Aus den kleinen Dorfläden wurden Discounter, in Bochum entstand mit dem Ruhr Park das erste Einkaufszentrum des Landes, und überall wurden Straßen gebaut und verbreitert. Denn die Zukunft, so war man überzeugt, gehörte dem Auto – eine Entscheidung, die unsere Städte bis heute prägt.
Es wurden neue Bündnisse geschmiedet, alte Strukturen aufgebrochen. Studenten liefen Sturm gegen den “Muff von 1000 Jahren”, und die ersten Essener Sonntage lieferten 1968 den Soundtrack zum Protest der Jungen gegen das Alte.
Textquelle: WDR Fernsehen (Textvorlage)