FREDDY QUINN
4-CD Box-Set "Freddy Live" erschienen!

Zum bevorstehenden 85. Geburtstag hat seine Plattenfirma Universal gleich vier Live-LPs in einer CD-Box wiederveröffentlicht …: 

Seemannsgarn, Wildwestromantik und Zirkusluft – das waren die Hauptkomponenten, mit denen Freddy Quinn ab Mitte der 1950er Jahre in Deutschland und international punkten konnte. Ab den 1960er Jahren ging Freddy auch immer mal wieder auf Tournee. Vier seiner Konzerte wurden von seiner Plattenfirma Polydor einst auf LP veröffentlicht – zur großen Freude vieler Fans wurde anlässlich des 85. Geburtstags des großen Sängers eine 4-CD-Box veröffentlicht, wobei die Original-Bänder digital bearbeitet wurden.

 

Mitte der 1960er Jahre war Freddys Popularität so groß, dass er auf so genannten Europa-Tournee gehen konnte (, wobei mit „Europa“ die Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz gemeint waren). Im Jahr 1965 hieß das Motto „Junge, komm bald wieder“ – Anfang 1965 begab sich Freddy auf Konzertreise.

Unter anderem war er am 13. Februar 1965 in der Berliner Deutschlandhalle zu Gast: https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/foto-freddy-quinn-konzert.html. Begleitet wurde Freddy vom damals überaus populären Johannes Fehring, der u. a. auch mit Udo Jürgens in dessen Anfangsjahren zusammengearbeitet hat. Bis heute ist dessen Gedenkseite eine der ganz wenigen, die auf Udos offizieller Homepage verlinkt ist – da scheint es eine sehr innige Verbundenheit gegeben zu haben. Ähnlich wie Jürgens scheint auch Quinn recht hartnäckige Verehrer zu haben, die immer wieder bei Universal um Wiederveröffentlichung des Live-Werks Freddy Quinns gebeten haben – ihr Wunsch wurde nach vielen Jahren nun zum 85. Geburtstag Freddys erhört.

Kleiner Kritikpunkt: zum Verdruss einiger Fans erscheint Fehrings Name nicht auf dem Cover des Box-Sets, sein Name wird aber auf der CD angegeben, was bestenfalls eine Marginalie ist. – Neben Fehring war bei der Tour auch das Osnabrücker Medium Terzett musikalisch aktiv. Deren Rolle im Konzert würde man heute wohl als „Sidekick“ bezeichnen.

Das Programm des Konzerts „Ein Abend mit Freddy“ begann mit der „zweiten (heimlichen) Nationalhymne“, die Lothar Olias komponiert hatte und die später von den Mainzer Hofsängern zu einem Evergreen gemacht wurde – „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ wird noch heute in den Fußballstadien gesungen – ein Gänsehaut-Titel, der für ein Konzert-Opening mehr als geeignet ist. Der Schlager war übrigens Freddys erster großer Hit in Österreich. – Mit seinen beiden Superhits „Heimweh“ und „Die Gitarre und das Meer“ köderte Freddy das Publikum geschickt, um seine Talente im Lauf des Konzerts auftrumpfen zu lassen. Dass er auch ein guter Moderator war, belegen die Anmoderationen, die damals nicht weggeschnitten wurden. Im Mai 1965 stieg Freddys LP in die Album-Hitparade ein und kam dort bis auf Platz 7, die LP war monatelang in der Hit-Liste platziert.

Drei Jahre später ging Freddy erneut auf große Tournee. Diesmal wurde er vom überaus populären Bandleader James Last begleitet, der damals ja bundesweit u. a. mit seiner Reihe „Non Stop Dancing“ einen gigantischen Erfolg verbuchen konnte. Erneut mit an Bord war das Medium Terzett. Ausschnitte aus der Europatournee wurden im Frühjahr 1968 auf LP unter dem Namen „Freddy Live“ veröffentlicht. Bemerkenswert: Drei Jahre nach der ersten Live-LP wurde das Programm hochprozentig umgestellt, es gibt kaum Dopplungen. Von Freddys großen Hits findet man auf der Scheibe in erster Linie das damals noch vergleichsweise aktuelle „100 Mann und ein Befehl“ (1966) und seinen Oldie „La Guitarra Brasiliana“ aus dem Jahre 1960.

James Last komponierte damals für die vier fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg deren Erkennungsmelodie „Happy Luxemburg“. Der Sender war damals von großer Bedeutung für die Schlagerszene. Die Verbindung zwischen RTL und Freddy war offensichtlich schon immer gut – im Laufe seiner Karriere heimste der Sänger zwischen 1959 und 1980 unglaubliche 15 Löwen ein – ein Rekord, so dass auch diesmal das Intro sehr geschickt gewählt war.

Auf seiner zweiten Live-LP gab Freddy sich internationaler, es finden sich darauf mehrere englischsprachige Songs wie „Spanish Eyes“. Freddy haderte lange damit, dass nicht er, sondern Al Martino den Bert-Kaempfert-Song zu einem Welthit gemacht hatte. Auch Freddys zweite Live-LP wurde ein kommerziell zufriedenstellender Erfolg – die LP kam bis auf Platz 26 der Album-Charts.

Am 1. April 1976 wurde im ZDF die Show „Freddy Quinn – Ein Konzert mit dem Orchester Bert Kaempfert“ ausgestrahlt. Interessanterweise war es Freddys erste eigene TV-Show überhaupt, der noch viele folgen sollten. Auch der dazu veröffentlichte Tonträger ist Bestandteil der neuen Live-Box. Er passt deswegen in das 4-CD-Set, weil Freddy die komplette Sendung live ohne Playback bestritten hatte (heutzutage wird ja behauptet, produktionstechnisch sei so etwas nicht möglich – vor 40 Jahren war das kein Problem). Freddy kannte Kaempfert damals schon über 20 Jahre lang, er kooperierte mit ihm quasi von Anfang an, z. B. bei der 1956er Single „Endlose Nächte“. – Freddy begann damals, sich als Country-Sänger und –Moderator einen Namen zu machen und verpflichtete für die Show die damals noch unbekannte Hamburger Gruppe Truck Stop, die kurz darauf ihren Durchbruch hatte.

Passenderweise zierte die LP damals ein Aufkleber mit dem berechtigten Hinweis „Von Heimweh bis Morning Sky“ – Freddy sang viele seiner großen Erfolge im damaligen Konzert. Sein damals aktueller Hit „Morning Sky“ war übrigens auch Anlass für ein umfangreiches smago!-Freddy-Portrait:

 

https://smago.de/d/artikel/74677//

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Ähnlich wie bei Freddys 1965er Live Konzert, durfte er erneut viele Facetten seines Könnens zeigen, beispielsweise fungierte er erneut als Moderator und trug einerseits internationale Musical-Melodien, andrerseits aber auch Shanties und sogar südamerikanische Folklore vor.

Die Zusammenarbeit zwischen Kaempfert und Quinn war so fruchtbar, dass man sich entschloss, im Frühjahr 1977 gemeinsam auf Tournee zu gehen. Außerdem wurde eine zweite gemeinsame ZDF-Show aufgezeichnet, die am 7. April 1977 über die Bildschirme flimmerte – Motto: „Ein Show-Konzert mit Bert Kaempfert und seinem Orchester und Gästen“. Auch dazu wurde wieder eine erfolgreiche LP veröffentlicht, die nun als CD vorliegt.

Während bei der ersten TV-Show noch Freddys große Schallplattenerfolge im Vordergrund standen, durfte er sich bei der zweiten Sendung künstlerisch noch mehr entfalten, wobei ein recht großer Block der Show damals Bert Kaempfert gehörte. Besonders imposant ist sicher das Duett mit Mary Roos („True Love“).

Für Fans des großen Sängers ein besonders Schmankerl sind sicher die auf CD 4 enthaltenen Bonustracks, dabei handelt es sich um bislang nicht veröffentlichte von Bert Kaempfert begleitete Live-Aufnahmen.

Nicht nur Freddy-Quinn-Freunde, sondern sicher auch Schlager-Historiker und Liebhaber guter Schlagermusik werden mit der Zunge schnalzen angesichts dessen, was Universal zum runden Geburtstag ihres ehemaligen Vertragspartners auf den Markt gebracht hat. Besonders auffällig ist bei allen Programmen die exzellente Qualität der Live-Orchester. In sehr guter Klangqualität wurden die alten Liveaufnahmen von den Originalbändern restauriert und digitalisiert und nicht geschnitten, sogar mit Bonusmaterial versehen auf den Markt gebracht. Besonders auffällig

Dazu wurde ein kleiner, aber sehr feiner informativer Text verfasst und sämtliche Plattenhüllen mit ins Booklet gepackt – klasse, da kann sich der eine oder andere Katalogpfleger anderer Schallplatten ein Beispiel dran nehmen, wobei sicherlich auch die „Quengelei“ des Freddy-Quinn-Archivs dem Vernehmen nach geholfen hat, letztlich diese Perlen deutscher Unterhaltungsmusik wieder auszubuddeln – manchmal scheint (zumindest bei der Universal) steter Tropfen eben doch den Stein zu höhlen – klasse und weiter so!

Stephan Imming , 11.09.2016

http://www.freddy-quinn-archiv.at/

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