DIETER HALLERVORDEN
Dieter Hallervorden im Gespräch über das Theaterstück “Der König stirbt”!

Das Schauspiel von Eugène Ionesco ist ab dem 17.03. (offizielle Premiere: am 19.03.!) bis zum 01.05.2022 im Berliner Schlosspark Theater zu sehen!

 

 

 

Herr Hallervorden, wir freuen uns sehr, Sie wieder in Ihrem Theater spielen zu sehen. Was interessiert Sie gerade an DIESER Rolle?
An dieser Rolle interessiert mich besonders, dass es gerade auf einem Vorschlag von PHILIP TIEDEMANN beruht. Dessen Vorschläge habe ich ja mehrfach mit Erfolg befolgt. Ich kannte das Stück nicht. Und als ich es gelesen habe, da dachte ich: Das ist ja wirklich wie für mich geschrieben. Natürlich hatte ich großen Respekt vor dieser Rolle.
Im Vorfeld haben wir besprochen, dass wir ein paar solistische Stellen im Vorfeld probieren, damit er sieht, worauf er sich einlässt. Damit wir auch einen Rückzieher machen können, sofern ich seinen Ansprüchen nicht genügen kann. Ich genügte aber zum Glück offenbar und darf das Stück nun also spielen.
Ich habe mir unendlich viel Mühe gegeben und mit der Hilfe von Herrn TIEDEMANN habe ich mich vergewissert, mich mit einem Mords-Ensemble zu umgeben. Von denen werde ich getragen. Es ist mir eine große Freude, mit euch zu spielen – vielen, vielen Dank!
Im ersten Teil tragen Sie einen langen Königsmantel, mit dem Sie auf einem Podest, wo der Thron steht, jonglieren müssen. Bei der Probe, die ich sehen musste, habe ich die ganze Zeit Angst gehabt, dass Sie versehentlich auf diesen Mantel treten und dann stolpern. Ist das nicht auch gefährlich?
Es tut mir Leid, dass ich Sie enttäuschen musste. Nein – letzten Endes gewöhnt man sich nach zwei Tagen daran. Man weiß – da ist eine Schleppe, da muss ich aufpassen. Eigentlich habe ich den Beruf ja auch mal gelernt. Das heißt, wenn ich mit einem Mantel nicht umgehen kann, dann gehöre ich auch nicht auf die Bühne.
Wenn ich noch was sagen darf – das fiel mir auf dem Weg zum Theater ein. Das Theater ist wie ein Kind. Ich kann das Kind noch so gut füttern, mit noch so viel Liebe bedenken – das Absurde ist: Es wird nur überleben, wenn Sie kommen. Denn Theater ohne Zuschauer ist wie Baden ohne Wasser.
Jetzt müssen wir noch auf Ihr neues Projekt eingehen – das neue Theater, das Sie eröffnen wollen…
Die Verhandlungen mit Dessau, das ist meine Geburtsstadt – ich bin dort auch Ehrenbürger – sind abgeschlossen. Sowohl der Stadtrat als auch der Kulturrat haben nach langem Hin und Her und einigen Besuchen und Vorträgen, die ich halten musste und Absichtserklärungen, die ich abgegeben habe, zugestimmt. Ich werde das Theater am 4. September, also einen Tag vor meinem 87. Geburtstag, in Dessau veröffentlichen. Der Spielplan für die ersten 9-10 Monate ist fertig. Der wird demnächst gedruckt, dann gehe ich in die Werbung.

Theater – das ist ja immer Risiko. Man weiß ja nie, ob das, was man selber für würdig hält, besucht zu werden, ob die Zuschauer das auch so sehen. Man weiß auch nicht, ob die Qualität ausreicht. Man weiß auch nicht, ob die Leute kommen. Aber ich will es wissen. Ich habe eine große Leidenschaft für Herausforderungen. Noch mehr natürlich für deren Bewältigung.

Sie haben Zeit Ihres Lebens viele Fragen gestellt bekommen, die sich häufig wiederholen. Eigentlich könnten Sie ein Script herausgeben mit typischen Fragen und Antworten. Was mich interessiert: Gibt es eigentlich eine Antwort, die Sie schon immer parat haben, auf eine Frage, die Ihnen aber noch nie gestellt worden ist?

Das geht doch sehr in die Intimsphäre 😉 – Nein, das könnte ich jetzt nicht behaupten. Aber wenn es mir einfällt, sind Sie der Erste, dem ich es erzählen werde.

Denken Sie nicht manchmal: Warum tue ich mir das alles noch an? Oder haben Sie immer wieder Lust, noch etwas Neues auszuprobieren?

Mein Beruf ist aus einem Hobby heraus entstanden. Und ein Hobby macht ja gemeinhin Spaß. Ich würde den Beruf ich nie aufgeben. So lange meine Beine mich noch alleine auf die Bühne tragen und der Kopf noch mitmacht und so lange mich noch ein paar Leute sehen wollen, werde ich dem Beruf treu bleiben.

Wie lange geht so ein Probentag? Wann fangen Sie an? Wie lange dauert so etwas?

Das ist unterschiedlich. Wir haben uns darauf geeinigt, weil ich kein Frühaufsteher bin – ich weiß nicht, wie die anderen Kollegen darüber denken. Ich muss früh aufstehen, weil ich, bevor ich zur Probe gehe, noch eine Stunde Sport mache. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir um 11 Uhr anfangen – das ist übrigens nicht normal beim Theater. Normal ist in der Regel 10 Uhr oder 10 Uhr 30. Und dann dauern die Proben unterschiedlich. Manchmal, wenn man gut vorbereitet ist, wird man damit belohnt, dass man die Proben kürzer gestalten kann.

Normalerweise sind wir etwa um 15 Uhr 30 fertig. Allenfalls kommt dann noch so eine Stunde Kritik. Ich muss dazu sagen, ich stehe jetzt seit über 62 Jahren auf der Bühne. Aber ich habe mich noch nie mit einem Regisseur so wohl gefühlt wie mit Herrn TIEDEMANN.  Der Mann sprudelt von Ideen. Das ist irre. Das macht so viel Spaß. Wir wollen den Leuten später Spaß bereiten. Aber wir wollen selber auch Spaß bei der Arbeit haben. Das ist bei den Proben gegeben – das ist einfach toll.

Wie lange benötigt man, so ein Stück einzustudieren, wenn jeden Tag geprobt wird?

Wir proben grundsätzlich von Montag bis Freitag – oft auch noch am Sonnabend. Insgesamt ist die Probe für sechs Wochen angesetzt. Bei jedem Stück ist es natürlich so, dass natürlich nicht immer alle Schauspieler gleichzeitig benötigt werden. Das hängt vom Pensum der Proben ab. Dann kann ich manchmal auch zwei Stunden Sport machen.

Welche Bedeutung hat das Stück “Der König stirbt” für Ihren Spielplan?

Das Motto, das ich unserem Spielplan vor Jahren mal gegeben habe, hieß ja: Geist mit Humor. Und dieses Stück steht wie ein Paradebeispiel dafür.

Last but not least hatte Dieter Hallervorden selbst eine Frage – und zwar an Holger Thomson, der am 05.03.2022 durch die Einführungs-Matinee zu “Der König stirbt” führte …:”Mich würde eine andere Fragen interessieren: Würden Sie mir die Adresse Ihres Frisörs verraten?”

 

smago! meint: Born to be Hallervorden …

Das Gespräch führte Holger Thomson, 1. Vorsitzender “Freundeskreis Schlosspark Theater”.
Foto-Credit: DERDEHMEL / Urbschat
Textquelle: Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de

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