NENA
Nur geträumt…? – Nein: live dabei gewesen beim "Oldschool" Club-Konzert im Rhypark in Basel!
smago! Chefredakteur Andy Tichler war am 13. März 2015 vor Ort…:
Bevor in Kürze ihre großen Arenen-Tournee "Nena – Live 2015" startet, gönnt sich NENA (mit ihrer 9-köpfigen Band) und ihren Fans den Luxus einer "Club-Tournee" zu ihrem neuen Album "Oldschool". Nena ganz intim. Ganz nah.
Die schönste Nachricht vorweg: Nena scheint sich zwischenzeitlich mit ihrer NDW-Vergangenheit wieder bestens arrangiert zu haben. Auf ihrer vor wenigen Wochen veröffentlichten CD "Oldschool" wimmelt es nur so von 80's-, NDW- und New Wave-Einflüssen.
"Oldschool" ist wahrscheinlich der größte gemeinsame Nenner, auf den sich ihre Fans der ersten Stunde verständigen können. Am 13. März 2015 stellte sie ihr neues Werk im "Rhypark Park" in Basel vor, wobei sie auch heftigst mit ihrer musikalischen Vergangenheit flirtete.
Das "Vorprogramm" (3 Titel) bestritt die Formation Adameva um Nena-Tochter Larissa, die sich zur Feier des Tages einen roten Leder-Mini angezogen hatte, so wie ihn ihre Frau Mutter seinerzeit bei der TV-Premiere zu "Nur geträumt" getragen hatte.
Überhaupt ist die 9-köpfige Nena-Band zu einem Drittel ein "Familienkollektiv": Larissa singt ebenso in der Nena-Band mit wie ihr Zwillingsbruder Sakias, der 17-jährige Simeon bedient das (bzw. die) Keyboard(s).
Bevor Nena mit ihrer Band auf die Bühne kommt, bittet der Tour-Leiter auf den Gebrauch von Foto-Handys etc. weitestgehend zu verzichten: "Nena möchte mit Euch feiern und in Eure Augen sehen und nicht in Eure Displays". Deswegen "KEINE Foto-Handys, bitte". Feuerzeuge hingegen möge sie ausgesprochen gern. Aha. Aha. Aha.
Diese "Ansage" erweist sich den ganzen Abend über als eine Wohltat – und die disziplinierten Schweizer halten sich zum Großteil auch das ganze Konzert (ca. 20:40 Uhr – 22:50 Uhr) über daran.
Mit "Noch einmal" unternimmt Nena gleich einen Ausflug in früheste Vorzeiten; der Song entstammt dem Debütalbum "Nena".
Doch die "Lieder von früher" beamen uns sogleich in die Neuzeit zurück. "Ja, das war's" und "Betonblock" gesellen sich sogleich dazu.
"Bin ich in der Schweiz…? Bin ich in Basel…?" – Die jetzt bereits euphorische Stimmung scheint auf Nena überzuschwappen. Prompt nimmt sie uns mit auf die nächste Zeitreise: "Geschrieben haben wir den Song '81, glaub' ich. Auf irgend'ner Platte war der dann… – auf der ersten? Ich weiß nicht…" (Richtig, Nena!!!)
Doch Nena geht noch zwei weitere Jahre zurück. Als Referenz an die Zeit, als sie mit ihrer ersten Band The Stripes noch alle Titel in englischer Sprache gesungen hat ("kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen"), hat sie "Die allererste Single ever, die ich herausgebracht habe," ausgewählt: "Extasy". "Und das spiele ich jetzt für Euch."
Ein Nena-Konzert zu besuchen ist, als tauche man in einen Jungbrunnen ein. Es ist eine völlig bizarre Vorstellung, dass diese Frau bereits 3-fache Großmutter ist, wie sie selbst im Übrigen stolz betont, und dass sie am 24. März 2015 ihren 55. Geburtstag feiert – mit dem Abschluss-Konzert der "Oldschool" Club-Tour in Hamburg.
Mit "Nur geträumt" bringt Nena den Rhypark Club dann so richtig zum Kochen.
Bemerkenswerterweise orientiert sie sich bei ihren Kult-Hits – sehr zur Freude der Fans – ganz, ganz nah an den Original-Arrangements – gelegentliche Überraschungen nicht ausgeschlossen. So wird ihre musikalische Visitenkarte "99 Luftballons" in "Hey Jude" von The Beatles münden. Doch dazwischen liegen noch 7 Songs: "Willst du mit mir geh'n", "Ein Wort", Jeden Tag", "Leuchtturm", "Berufsjugendlich" und "Magie".
Speziell in "Berufsjugendlich" nimmt sich Nena herrlich selbst aufs Korn. Dieser Song ist NDW und New Wave pur und erinnert stark an die großen Hits von Ideal. Auch "Sonnemond" ist mit 80's-Einflüssen förmlich durchtränkt. Ganz den Schalk im Nacken, kündigt sie ihren Superhit "Leuchtturm" als "brandneuen Song" ("Man muss ja auch Neueres wagen") an. Man spürt es durch jede Pore, wie sehr Nena und Band diese Club-Konzerte lieben und genießen.
Gelegentlich plaudert sie dann auch ein bisschen aus dem Nähkästchen: "Ich hab das neue Album mit Samy deLuxe gemacht. Wenn er schlafen ging, bin ich morgens aufgestanden. Ich bin ein Tag-Mensch."
Der "Oldschool" Song "Genau jetzt" beschließt das offizielle Konzertprogramm.
Doch wer Nena kennt, der weiß, dass sie sich mit Zugaben nicht lumpen lässt. Und so lässt sie gewissermaßen gleich noch ein weiteres "Konzert" – bestehend aus insgesamt 10 (!!!!!!!!!!) Zugaben folgen. (Bei einem Song wird Nena äußerst eindrucksvoll beweisen, dass sie noch immer ganz gelassen 5 Minuten New Wave am Stück durchtanzen kann.) Den Schwerpunkt bieten zunächst einige der neuen Songs: "Oldschool", "Mach doch was ich will", "PI – Ich rechne mit allem", "Peter Pan" und "Bruder" – ein Titel, der einem schier das Wasser in die Augen treibt.
Doch Nena wäre nicht Nena, würde sie nicht noch einige weitere ihrer ganz großen Klassiker präsentieren wie zum Beispiel "Wunder gescheh'n" – Titelsong ihres ersten Solo-Albums ("hab' das ganze Ding in der Schweiz aufgenommen").
Mit "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" geht es dann noch mal in die Vollen. (Dem Original hängt sie keck die Reggae-Version an.)
Im Zick-Zack-Kurs schleudert uns Nena ins Heute und Hier ("Schicksal") und wieder zurück ("? – Fragezeichen").
Mit "Wir gehören zusammen" finden Nena und Band einen würdigen Abschluss für das 140-minütige Club-Konzert (ohne Pause!!!).
Was ganz besonders positiv heraussticht: Nena hat keinen eigenen "Verfolgerspot", soll heißen: Sie fügt sich als eine von Zehnen in das Band-Kollektik ein. Und das macht sie noch sympathischer.
Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de – unter freundlicher Mitwirkung von Wolfgang Boelter
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