Album-Release-Party in Jena – Teil 2: Peter Schilling über die 10 Songs auf seiner neuen CD "DNA"!
Aufgezeichnet von smago! Chefredakteur Andy Tichler!
01. "So ist die Welt"
"Als wir diesen Song fertig hatten, wussten wir: Jetzt läuft's, jetzt haben wir den Faden in der Hand, jetzt marschiert's… Ich war schon immer sehr den Naturwissenschaften verbunden. Das war schon bei 'Fehler im System' so. Das habe ich ein bisschen verloren in der Zwischenzeit. Jetzt bin ich da wieder angekommen."
02. "DNA"
Wer so lange im Geschäft ist wie ich, der hat einen Fingerabdruck hinterlassen, ganz sicher. Und das weiß ich! Dieser Fingerabdruck muss mit Musik unterstrichen werden. Und das ist mir gelungen mit diesem Album. Und deshalb heißt es "DNA". Und ich erzähle die Geschichte der DNA einfach aus der Sicht der DNA.
03. "Nach innen sehn"
Sehr schöner Song ((mit einem tollen Gitarrensolo im Übrigen)). Zeigt eine psychologische Facette meines Denkens. Denn ich glaube, 'nach innen sehn' meint: Jeder sollte erst einmal bei sich anfangen, über sich nachdenken, dann würde er die Welt auch noch ein bisschen besser verstehen.
04. "Wenn sie es so wollen"
Von "Antennne Thüringen" Moderator Norbert Radig befragt, ob er "Angst vor der totalen Überwachung" habe, wiegelte Peter Schilling ab: "Ich fühle mich mulmig. Ich habe mir mit 58 Jahren erlaubt einen Song zu schreiben, der da dagegen geht. So ein kleines Revoluzzer-Lied, wenn man so will. Ein kleiner Geheimtipp als Single."
05. "Ich bin die Zeit"
Zunächst einmal zeigte sich Peter Schilling beeindruckt darüber, welch "unglaubliche Momente" er gerade erleben dürfe.
Zu seinem Titel "Ich bin die Zeit" merkte er an: "Man sollte sich mal eine Auszeit geben, wo man planlos Dinge tut". Er sei aber der Ansicht, dass der Mensch mit seiner Zeit eigentlich "relativ verschwenderisch" umgehe. "Denn Zeit ist eigentlich das Wichtigste, was wir haben. Die gibt uns keiner mehr wieder. Die Stunde, die weg ist, ist weg. Ich hab' mich mal in die Position der Zeit gesetzt und gesagt: 'Ich bin die Zeit'. Mal sehen, wie ich das als Zeit betrachte und was ich den Menschen als Zeit erzählen kann. Also, jetzt bin ich mal für 4 Minuten lang die Zeit…"
Halbzeit.
"Wenn man so ein Werk frisch vorstellt das erste Mal, da ist man richtig nervös und ich danke Euch recht herzlich für Euren Respekt vor diesen neuen Songs. Danke." (Peter Schilling)
06. "Ozean"
Dieser Song handele "von einer völlig vereisten Seele, die es aufzutauen gilt". Auch er kenne "das Gefühl, dass die eigene Seele unter Eis verborgen ist" sehr gut. "Man kommt nicht mehr hoch. Man muss dieses Eis irgendwie durchstoßen, weiß nicht, wie. Aber wenn man das dann mal geschafft hat, dann kann man den Menschen auch was mitgeben. Egal, in welcher Situation sie sind, sie kriegen das auf jeden Fall hin. Irgendwo ist immer eine Tür offen. Irgendwo ist das Eis so dünn, dass man durchkommen kann."
07. "Dominos"
"Du weißt – wenn der erste Stein fällt – nicht, wie der letzte Stein fällt. Du weißt nicht, ob zwischendrin eine Unterbrechung ist. Du weißt nicht, wie Du diese Unterbrechung überwindest, dass die Steine dann weiter fallen…
Irgendwie haben mich diese Dominospiele dermaßen zum Nachdenken angeregt, dass es mir einen kompletten Song wert war."
Und was das Musikalische betrifft…? "Ich habe mich ganz bewusst in die 80er Jahre zurückgegeben. Man merkt auch, dass ich ein großer Fan von Freddie Mercury bin. Ich hab' mal versucht seine Chöre nachzumachen. Es ist mir fast geglückt."
08. "Echos"
Man holt sein eigenes Wort nie wieder ein… Dieser Song sei der "Startschuss zu dem Album" gewesen. "Damit habe ich das Songwriting eröffnet."
(Nachdem der letzte Ton verklungen ist, merkt Peter Schilling herrlich selbstironisch an: "Immer wieder Raketen, Raketen, Raketen – ich komm' nicht davon los…".
09. "Das Lot der Moral"
"Antenne Thüringen" Norbert Radig gab sich anfänglich ein wenig kritisch: "Wir hören alle in uns auf unsere Stimme und werden automatisch zu guten Menschen. Ist das nicht schlichtweg ein bisschen einfach?"
Darauf Peter Schilling schlagfertig: "Manchmal ist das Leben ganz einfach".
Grundsätzlich sei für einen Texter / für einen Musiker "sehr gefährlich" "mit dem Wort 'Moral' umzugehen. Da bekommt das Publikum ja zugegebenermaßen 'Angst' (vor dem erhobenen Zeigefinger).
Den Ursprung für diesen Titel sieht er in der Bankenkrise: "Ich finde es so was von unglaublich, was da abgeht. Egal, welcher Mensch… egal was er tut…, ich glaube fest daran, dass in der Sekunde – kurz, bevor man einschläft – jeder weiß, ob das, was er am Tag gemacht hat, gut oder schlecht war. Und das ist das Lot der Moral."
(Nachdem auch hier der letzte Ton verklungen ist, wird Peter Schilling noch sagen: "Es gibt Nummern, die gehen live so was von ab"…)
10. "Reden"
Zu guter Letzt, wollte Norbert Radig von Peter Schillling noch wissen, ob es nicht ein bisschen gewagt sei, in einer Zeit der "Geiz ist geil" Mentalität und von Flatrates allerorten nur zehn neue Songs abzuliefern?
"Ein Flatrate-Album…? – Das ist es natürlich nicht.
Wer meine Karriere kennt, der weiß: Wenn da mal ein elfterSong drauf ist, dann ist es viel. 'Wir Schwaben geben nichts'. Ich kenne Alben, die haben 18 Titel drauf, davon kannst Du 9 in die Tonne kloppen.
Ihr könnt Euch sicher sein: Ich pflege jeden einzelnen Song, ich kümmere mich intensiv darum. Und 10 Songs, die mit Ernsthaftigkeit produziert worden sind, sind mir lieber, als 18 oberflächlich produzierte."
Zum Titel "Reden" als solchen: "Der ist vier Jahre alt. Damit habe ich vor vier Jahren eigentlich begonnen dieses Album produzieren zu wollen." Das sei innerhalb dieses Zeitraums zwar nichts geworden, "aber der Song ist ja trotzdem gut". "Der Grund, warum ich vier Jahre Pause gemacht habe, ist: 'Ich habe ein Häusle gebaut'. Und wer einmal gebaut hat, der weiß: Zwischen Betonmischern kann man nur schwer kreativ sein und vor allem ganz schlecht Texte schreiben. Also habe ich lieber das Haus ordentlich fertig gebaut – so, wie ich nun einmal bin: Ich mache eine Sache, die mache ich gründlich – und danach habe ich mich aber intensiv um das Album gekümmert.
Und 'Reden' ist einfach ein schöner Song."
Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de
http://www.peterschilling.com/