VOLKER LECHTENBRINK
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 57: "Der Macher"!
Neuzugang 26.04.1976!
Am 18. August 1944 wurde VOLKER LECHTENBRINK in Cranz (Ostpreußen) geboren. Er war 10 Tage alt, als seine Familie nach Bremen flüchtete. 1951 zog Lechtenbrink mit seiner Familie nach Hamburg, wo er die Gelehrtenschule des Johanneums besuchte.
Bereits im Alter von acht Jahren übernahm er beim NDR-Kinderfunk Sprecherrollen, zwei Jahre später stand er erstmals auf der Bühne des deutschen Schauspielhauses als Schauspieler bei einem Weihnachtsmärchen.
Schon 1959 wurde Lechtenbrink bundesweit populär. Im Antikriegsfilm „Die Brücke“ spielte er den Schuljungen Kurt Hager. Lechtenbrink beschloss daraufhin, Schauspieler zu werden und begann ein Jahr nach der Mittleren Reife eine entsprechende Ausbildung an der Hamburger „Hochschule für Bildende Künste“. Dort konnte er seine Ausbildung nicht beenden, weil er entgegen der Vorschriften nebenbei Theater spielte. Daher beendete er seine Ausbildung am Hamburger Schauspielstudio bei Hildegard Freese, bei der er auch seine Abschlussprüfung vor der Bühnengenossenschaft ablegte.
Sein Theaterdebut als Ensemble-Schauspieler gab Lechtenbrink 1963 an der Landesbühne Hannover – er spielte den Prinzen von Aragon im „Kaufmann von Venedig“. In etwa in dieser Zeit (1962/63) hatte er auch seinen ersten großen Erfolg als Fernseh-Darsteller. An der Seite von Gustav Knuth und Tilly Lauenstein spielte er in der vom Südwestfunk produzierten Serie „Alle meine Tiere“ den Sohn Ulli. Volker Lechtenbrink hatte im Anschluss viele Engagements, u. a. in Köln, Amsterdam, Berlin und München, von wo er 1969 ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg berufen wurde und später zum Hamburger Ernst-Deutsch-Theater wechselte.
Auch die Karriere als Schallplatten-Interpret startete Lechtenbrink sehr früh. Bereits 1959 spielte er im von Polydor veröffentlichten Hörspiel „Brüderchen und Schwesterchen“ das Brüderchen (Regie: Sandor Ferenczy). Anlässlich des 100. Geburtstags Ferenczys wurde das ursprünglich auf Single erschienene und aufwendig produzierte Hörspiel übrigens 2006 unter der Überschrift „Hörspielschätze“ restauriert auf CD wiederveröffentlicht.
Ebenfalls 1959 wurde die Single „Käpt’n Konny in der Klemme“ veröffentlicht. Lechtenbrink spielte im Hörspiel nach dem Buch von Rolf Ulrici den „Jörn“. Der Single lag damals ein Booklet bei, anhand dessen man das komplette Hörspiel mitlesen konnte.
Volker Lechtenbrinks erste musikalische Single entstand in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Gert Wilden, der später u. a. Filmmusiken für Sex-Filme, aber auch für die Zeichentrickserie „Heidi“ produzierte und Gründer der „Vielharmoniker“ war. Mit Lechtenbrink wurde (grammatikalisch etwas holprig) bei Telefunken die Single „Geh zu dem ander’n“ veröffentlicht – ohne größere Resonanz, so dass Lechtenbrink sich für viele Jahre voll auf die Schauspielerei und nicht auf die Musik konzentrierte.
Bei der Bundestagswahl 1972 trat Lechtenbrink wieder als Sänger in Erscheinung – gemeinsam mit Drafi Deutscher und Knut Kiesewetter. Seine Interpretation des Oldies „Save The Last Dance For Me“ überzeugte den friesischen Sänger und Produzenten Kiesewetter so sehr, dass er vorschlug, gemeinsam eine LP zu produzieren. Zunächst wurde nichts aus diesem Plan. Mitte der 1970er Jahre hatte Lechtenbrink dann die Idee, die Songs des amerikanischen Liedermachers Kris Kristofferson ins Deutsche zu übertragen und nahm wieder Kontakt mit Kiesewetter auf, der seinerseits den Kontakt zur Hamburger Plattenfirma Polydor herstellte. Nachdem sich kein geeigneter Sänger fand, beschloss man, Volker Lechtenbrink selbst singen zu lassen und nahm 1975 eine ganze LP mit deutschen Versionen von Kristofferson-Songs auf.
Zu seiner Motivation, als „singender Schauspieler“ in Erscheinung zu treten, sagte Lechtenbrink 1976 im Branchenblatt Musikmarkt: „Nachdem ich das Abonnementspublikum im Theater gewonnen habe – und das sind meist Leute im fortgeschrittenen Alter -, möchte ich im Grunde das Publikum meiner Generation überzeugen.“
Aus dem 1971 erschienenen Lied „The Taker“ machten die beiden „Der Macher“ – so wurde dann auch das Debut-Album benannt. Auf der Cover-Rückseite der 1975 produzierten und Anfang 1976 veröffentlichten LP ist zu lesen: „Der Troubadour des Country-Songs und der jugendliche Bühnenheld, der exzentrische Texaner und der selbstbewusste Norddeutsche – eine Kombination, die vor allem aus Gegensätzlichem Spannung bezieht… Und dass Volker Lechtenbrink nicht zufällig auf Kristoffersons Songs gekommen ist, dass unter der Oberfläche gemeinsame Gefühle und Schwingungen schwingen, zeigen Lechtenbrinks deutsche Texte, die weit über den Standard von Übersetzungen hinausgehen. Lange hat es gedauert, bis man sich hierzulande an Kristoffersons anspruchsvolle Lieder heranwagte. Jetzt hat es einer geschafft: Lechtenbrink, der Macher.“ Passend dazu gab Lechtenbrink in einem Interview zu Protokoll: „Ich mag die Songs von Kris Kristofferson einfach. Viele der Stimmungen und Gefühle, die er musikalisch beschrieb, kenne ich auch von mir. Deshalb haben meine Texte oft einen biografischen Bezug. Wie die von Kristofferson auch.“
Für seine LP hätte Lechtenbrink sogar den deutschen Schallplattenpreis als bester Newcomer erhalten – wegen seiner Telefunken-Single aus 1966 war er aber kein wirklicher Newcomer mehr, folglich wurde ihm der Preis leider nicht verliehen.
Trotz des vermeintlich anspruchsvollen Materials wurde die LP ein kommerzieller Erfolg und schaffte es unter die Top 30 der meistverkauften LPs in Deutschland – für deutschsprachige Produktionen in den 1970er Jahren nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. Die Single „Der Macher“ stellte Volker Lechtenbrink bei einem legendären Auftritt am 10. April 1976 in der ZDF-Hitparade vor. Legendär deshalb, weil er sich während seines Vortrags lässig eine Zigarette anzündete und der Text für Hitparaden-Verhältnisse recht wenig kommerziell gehalten war – ein Aufschneider schindet Eindruck und landet dabei bei geblendeten Frauen. Damit übernahmen Lechtenbrink und Kiesewetter den Inhalt des Originalsongs. Der Hitparaden-Auftritt machte sich bezahlt – vor fast genau 40 Jahren, am 26. April 1976, stieg die Single in die deutsche Verkaufshitparade ein – hilfreich dabei war sicher auch ein Auftritt am 27. März 1976 in Ilja Richters „Disco“.
Die zweite Auskopplung aus dem Erfolgsalbum war die deutsche Version des Kristofferson Hits „Out Of Mind, Out Of Sight“ – daraus wurde „Junge, lass die Flasche steh’n (aus den Augen – aus dem Sinn)“. Während dieser Titel nicht mehr sonderlich bekannt ist, wurde die B-Seite zu einem Evergreen. Die deutsche Version von „Jody And the Kid“, „Volker und das Kind“, wurde viele Jahre lang gerne im Rundfunk gespielt.
Die zweite LP Lechtenbrinks („Nummer 2“) war zugleich die erste mit eigenen (nicht gecoverten) Songs. Fünfmal textete Lechtenbrink selbst Autobiografisches, viermal schrieb Kiesewetter den Text zur Brien O’Docker-Komposition. Hinzu kam ein Lied des friesischen Bildhauers Hein Hoop sowie das Lied „Der Artist“, das aus Kiesewetters früherer Gesangszeit stammt. Der Musikmarkt befand damals: „Volker Lechtenbrink besticht auch auf der neuen LP wieder durch seinen saloppen, sonoren Sprechgesang und die besungene Thematik, egal ob als Frauenidol, fantasievoller Vater oder guter Beobachter seiner Umwelt.“
Als erste Single kam ein von Arrangeur John O’Brien-Docker komponiertes und Lechtenbrink getextetes Stück namens „Harry Lehmann“ auf den Markt. Der Protagonist des Liedes geht samstags ins Kino und identifiziert sich mit den Kinohelden so sehr, dass teilweise der Bezug zur Realität verloren geht – für einen Hit war dieser originelle Textinhalt wohl zu sperrig.
Mit der zweiten Single aus seinem zweiten Album hatte Volker – naaa – richtig: seinen zweiten Auftritt in der ZDF-Hitparade, den er am 6. August 1977 absolvierte. Sein von Knut Kiesewetter getextetes Lied „Du siehst zu gut aus“ konnte sich aber nicht platzieren. In gewohnt origineller Weise beklagt Lechtenbrink die Schönheit(!) der Partnerin, weil die auch negative Seiten hat – Zitat: „Jetzt schmückst Du Deine Schönheit noch – mit teurem Schmuck und teurem Tuch – und das kostet mein Geld – Du siehst zu gut aus. … Und ich merk‘, dass Deine Schönheit zu viel kostet“. Der Berliner „Chez Alex“ brachte es in den 1980er Jahren verkürzt auf den Punkt: „Schöne Frauen kosten Geld“. Ein kommerzieller Erfolg wurde auch diese Nummer allerdings nicht – vielleicht sah Volker einfach zu gut aus?
Das Zugpferd aus Lechtenbrinks dritter LP „Alltagsgeschichten“, einem Album, zu dem er erneut die Hälfte der Texte selber geschrieben hatte, war „Erst drüben die Dame“, geschrieben von Hein Hoop und Knut Kiesewetter. Erneut bot Volker einen originellen Text im Country-Gewand, in dem es darum geht, dass gewisse Prioritäten bisweilen zu setzen sind… Es reichte Ende 1977 für einen kleinen Radiohit.
Um die erste „Best Of“-Veröffentlichung, die 1978 unter dem Titel „Star Gala“ erschien, zu komplettieren, wurde im Frühjahr „Hitch Hike Baby (kleine Rasthaus-Lady)“ veröffentlicht – die deutsche Version des Dennis Dale-Countrysongs „Hitch Hike“.
Kurz darauf erschien Lechtenbrinks vierte LP namens „Meine Tür steht immer offen“, auf der insbesondere wieder Coverversionen von Countrysongs zu hören sind. Sein neues Programm stellte Lechtenbrink am 2. Dezember 1978 in seiner Personality-Show „Volker Lechtenbrink“ vor und war am 22. Dezember 1978 in der ZDF-Sendung „Liederzirkus“ zu Gast. Im Folgejahr bekam er eine eigene TV-Show vom Saarländischen Rundfunk namens „Live: Volker Lechtenbrink“. Ab dem dem 18. Februar moderierte er neun mal die vom SWF produzierte anspruchsvolle Pop-Sendung „Lieder und Leute“.
Aus Kenny Rogers‘ „The Gambler“ machte Lechtenbrink „Der Spieler“. Komponist des Liedes ist übrigens ein amerikanischer Songschreiber mit dem interessanten Namen Don Schlitz. Am 25. Juni 1979 stellte er seinen Titel in Ilja Richters „Disco“ vor. In der gleichen Show sang damals Peter Maffay, für den Lechtenbrink damals auch als Textdichter tätig war, so schrieb er für Maffay Texte des gigantisch erfolgreichen Albums „Steppenwolf“, mit dem Maffay so etwas wie einen Imagewandel einläutete.
Peter Maffay revanchierte sich, indem er (gemeinsam mit Peter Wagner) als Produzent und teilweise auch als Komponist für Lechtenbrinks fünfte, in Berlin produzierte LP „Leben so wie ich es mag“ in Erscheinung trat. Sieben der zwölf neuen Titel komponierte Maffay; drei weitere steuerte Maffays damaliger Partner Johnny Tame bei. Sämtliche Texte der neuen LP schrieb Lechtenbrink selber. Während die ersten vier LPs eher Country-lastig waren, war die fünfte LP weit Rock-lastiger, was sicher dem Einfluss Peter Maffays geschuldet war, der gleich einige seiner Studiomusiker mitbrachte (u. a. Bertram Engel, Steffi Stephan, Jean-Jacques Kravetz und Frank Diez).
Der Titelsong, die deutsche Version des Don Williams-Hits „Tulsa Time“, schaffte es am 19. Mai 1980 nach längerer Zeit mal wieder in die ZDF Hitparade. Der Text war Volker wohl so wichtig, dass er ihn auf der Rückseite des Single-Covers komplett abdrucken ließ. Als zweite Auskopplung entschied man sich für das beschwingte Lied „Dame und Clown“, das von Johnny Tame komponiert wurde. Auch mit dem Song war Volker am 20. Oktober 1980 in der ZDF-Hitparade zu Gast.
Anfang 1981 produzierte Volker Lechtenbrink dann seine sechste LP – im berühmten „Studio Maschen“, das seinerzeit ja auch von „Truck Stop“ besungen wurde, entstand die LP „Schon möglich“ – erneut mit Texten von Volker Lechtenbrink, die diesmal von Produzent Michael Reinecke komponiert wurden. Die erste – wieder eher Country-angehauchte – Single war die anrührende Vater-Sohn-Geschichte „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ – hier schildert Lechtenbrink aus eigener Erfahrung die Situation von Scheidungskindern. Das Lied wurde am 18. Mai 1981 in Ilja Richters Disco vorgestellt; weitere Auftritte gabe es u. a. bei „Bananas“ (14.07.81) und in der „Aktuellen Schaubude“ (19.09.81).
Mit der zweiten Single aus dem Album landete Volker einen absoluten Volltreffer: „Ich mag“ ist bis heute ein gern gehörter Ohrwurm – vielleicht auch, weil er in der Kinder-Version von Rolf Zuckowski weitere Popularität erzielen konnte. Am 4. Januar 1982 trat Volker mit dem Lied über seine „ganz persönlichen Lebensqualitäten“ erneut in der „Disco“ auf. Die Textpassage „…und ganz doll Dich“ ist fast so etwas wie ein geflügeltes Wort geworden. Mit dem Lied machte Lechtenbrink übrigens auch Werbung für Malzkaffee („Caro, ich mag Dich“). 1984 kam das Lied gar in das Guinness Buch der Rekorde mit den meisten Strophen – auf Initiative Rolf Zuckowskis wurden für ein Chortreffen sehr viele Strophen zu dem Lied getextet.
Bereits 1974 hatte der amerikanische Countrysänger Tom T. Hall eine Single namens „I Love“ herausgebracht und damit einen Top-12-Hit in den US-Charts gelandet. Böse Zungen behaupten, von dem Song habe sich Lechtenbrink – nennen wir es so: „inspirieren“ lassen.
Offensichtlich war Lechtenbrink mit der Zusammenarbeit mit Reinecke, der zeitweilig den Spitznamen „Der Macher vom Macher“ erhielt, zufrieden – gemeinsam produzierten die beiden im Studio Maschen eine weitere LP namens „Wer spielt mit mir?“, hochprozentig mit Reinecke/Lechtenbrink-Liedern, aber auch zwei Cover-Songs und einer Komposition von Peter Maffay. Immer noch top-aktuell, hat das Titelstück zur siebten Lechtenbrink-LP ein fremdländisches Mädchen zum Inhalt. Als Single-Auskopplung entschied man sich aber wieder für einen autobiografisch anmutenden Song mit einem sehr rührenden Text: Mit „Ich glaube Oma, Du sitzt auf ’ner Wolke“ setzte Lechtenbrink seiner Großmutter ein wunderschönes Denkmal – sicher können sich sehr viele Menschen mit diesem schönen Lechtenbrink-Text identifizieren.
Im Herbst 1982 wurde ein TV-beworbenes Album veröffentlicht mit Volkers bekanntesten Liedern. Die LP „Herz und Schnauze“ schaffte es immerhin bis in die Top-30 der damaligen LP-Charts.
Nachdem Michael Reinecke sich 1983 voll auf den Grand Prix konzentrierte – gemeinsam mit Volker Lechtenbrink schrieb er den Eurovisions-Song „Rücksicht“ von Hoffmann und Hoffmann -, wurde dann doch wieder der Produzent gewechselt. Seine achte LP „Lebe heute“, deren Titellied auch auf Single erschienen ist, produzierte Lechtenbrink gemeinsam mit dem Gitarristen vieler Lindenberg– und Maffay Aufnahmen Steffi Stephan, der fortan auch als Komponist für ihn tätig war. Sein neuer Song wurde am 10. September 1983 in der „Aktuellen Schaubude“ vorgestellt. Die 1983er LP war wieder etwas rockiger gehalten. Eine „geniale Idee“ wurde auf dem Album auch umgesetzt – mit historischem Zitat schuf man das Lied „Lieb Vaterland“ – irgendwie hatte da doch vorher schon jemand genau diese Idee…!?
Nachdem die Neue Deutsche Welle Band „Trio“ Paul Breitner mit dem Lied „Los Paul“ ein Denkmal gesetzt hatten, machte Lechtenbrink zum Abschied des Fußballers ein zu ihm passendes Lied, das nur auf der seltenen Single zu finden ist. Gemeinsam mit Steffi Stephan schrieb er „Der Paul tritt ab“. Auf der B-Seite findet sich übrigens eine Spezial-Version des „Ich mag“-Songs: „Ich mag Fußball“.
Nicht Beethovens, sondern Lechtenbrinks Neunte wurde dann wieder von Michael Reinecke produziert. Zielsetzung des letzten bei Polydor erschienenen Albums war, Lechtenbrinks gesamte Bandbreite zu zeigen. Die Themenvielfalt ging vom autobiotgrafischen „So bin ich“ und Liebesliedern wie „Betrogener Betrüger“ bis hin zu Zeigefinger-Lieder der Marke „Narrenhände“. Die erste Single, „Annonce“, wurde in vielen TV-Sendungen vorgestellt, zum Beispiel am 5. Januar 1985 in Dieter Thomas Hecks…. – nein, nicht Hitparade, die hatte er ja kurz zuvor aufgegeben, nein diesmal in dessen „Pyramide“-Show.
Die letzte bei Polydor erschienene Single war das Leitmotiv der am 1. Dezember 1984 ausgestrahlten ZDF-Show „Große Show für kleine Leute“ – mit „Was können wir denn dafür tun?“ verabschiedete sich Lechtenbrink von seiner langjährigen Plattenfirma.
Mitte der 1980er Jahre sorgte eine Fernsehserie für Aufsehen: „Ein Colt für alle Fälle“ mit Lee Majors, der auch das Titellied „The Unknown Stuntman“ sang. Der Country-Song gefiel Lechtenbrink so gut, dass er eine von Michael Reinecke produzierte Aufnahme namens „Der Stuntman“ veröffentlichte – seine einzige bei Bellaphon erschienene Single.
Nach einer längeren Kreativpause spielte Volker bei der 50. „Jubiläumsfolge“ der ZDF-Krimireihe „Ein Fall für zwei“ an der Seite von Heidi Brühl mit. Die Folge trug den Titel, den auch die neue Single bekam: „Irgendwann“. Am 21. Mai 1987 wurde die Sendung ausgestrahlt, einen Tag später war Lechtenbrink erneut in Dieter Thomas Hecks „Pyramide“ zu Gast. Die neue Plattenfirma Metronome inserierte: „Ein Fall für die Charts“ und sollte Recht behalten: Satte 15 Wochen konnte sich der Titel in den deutschen Single-Charts halten. Am 16. Juli 1987 gab es auch wieder einen Auftritt in der inzwischen von Viktor Worms moderierten ZDF-Hitparade. Erstmals überhaupt konnte Volker sich platzieren, so dass er am 20. August 1987 erneut seinen Titel in der beliebten Berliner TV-Show präsentieren konnte. Die Erfolgs-Single wurde von Birger Heymann und Michael Reinecke komponiert, Lechtenbrink schrieb sich den Text (wie üblich) selbst, die Produktion übernahm das Hamburger Urgestein Joe Menke (Vater von „Fräulein“ Franziska Menke).
Der große Erfolg der Single gab wohl den Impuls, eine neue LP zu produzieren. Unter der bewährten Produzenten-Regie von Michael Reinecke wurde im Sommer 1987 im berühmten Studio Maschen die zehnte Lechtenbrink-LP „Ich kann gewinnen“ produziert. Den von Alexander Menke (Sohn des Produzenten Joe Menke) mitgeschriebenen Titelsong stellte Volker am 28. November 1987 in der großen ZDF-Show „Wetten, dass…!?“ vor. Erneut waren angesehene Studiomusiker wie Werner Baecker, Tissy Thiers und Curt Cress bei der Produktion an Bord. Am 7. Januar 1988 stellte er seine neue Produktion in Harald Juhnkes ARD-Show „Willkommen im Club“ vor.
Als dritte Single aus dem zehnten Album wurde noch das nachdenkliche Chanson „Schweige“ als Single veröffentlicht. Der von Lechtenbrink verfasste Text wurde auf der Rückseite des Single-Covers abgedruckt, was insofern ungewöhnlich ist, als „Schweige“ eine reine Promo-Single war.
1989 veröffentlichte Lechtenbrink bei Metronome seine bislang letzte LP „Herzschlag“. Produzenten waren diesmal Mats Björklund und Helmut Frey. Als Single wurde zunächst die vom ehemaligen Schlagzeuger der Spider Murphy Gang, Franz Trojan, komponierte und Lechtenbrink getextete Nummer „Wenn die Nacht kommt“ ausgekoppelt.
Während die erste Single des letzten Lechtenbrink-Albums eher ein Pop-Schlager war, war die letzte bislang von Lechtenbrink veröffentlichte Single wieder im „traditionellen“ Country-Stil gehalten. Die von Harald Steinhauer und Helmut Frey mit Lechtenbrink geschriebene Single „Ich drück‘ beide Augen zu“ wurde kein Hit, obwohl sie recht kommerziell gehalten war. Beide Singles der letzten CD wurden übrigens auch für die ZDF-Hitparade nach dem damaligen „Vier aus acht“-System nominiert, schafften es aber nicht in die von Viktor Worms moderierte Show.
Einige Jahre nach Lechtenbrinks Gesangskarriere machte sich die sehr angesehene umtriebige Plattenfirma Bear Family Records daran, Lechtenbrinks Gesamtwerk zusammentragen, was hervorragend gelang: Auf sieben CDs wurden sämtliche Aufnahmen des Künstlers zusammengetragen, dazu wurde ein Begleitbuch erstellt und unter dem Namen „Der ganze Lechtenbrink“ veröffentlicht. Wer mag, kann sich zum „Spottpreis von nur noch“ EUR 899,00 diese CD-Kollektion bei Amazon kaufen.
Eine etwas günstigere Version ist die 2010 ebenfalls bei Bear Family Records erschienene CD „Leben so wie ich es mag“, auf der die ersten neun Singles und alle Kristofferson-Coversongs vereint wurden – erneut mit einem großzügigen Booklet versehen.
Im gleichen Jahr erschien seine Autobiografie „Gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf“.
Nach längerer Zeit trat Lechtenbrink im Herbst 2015 bei Carmen Nebel auf und sang „live“ seinen „Ich mag“-Klassiker. Einige Jahre zuvor gab es schon Gerüchte, er wolle wieder wieder als Sänger tätig werden, und zwar im Duett mit Mary Roos – leider wurde das Projekt bis heute nie umgesetzt, obwohl der langjährige gemeinsame Produzent Michael Reinecke ein Indikator dafür war, dass da etwas hätte dran sein können.
Abgesehen von Hörbüchern (als Synchronsprecher ist Lechtenbrink auch beliebter Vorleser von (Hör-)Büchern wie „Dreifach“ von Ken Follet oder „Perry Rhodan“) muss man wohl vorerst auf neue Tonträger von Volker Lechtenbrink verzichten. Seinen Gesang hat er mal als eine „Episode“ bezeichnet, die nun wohl (leider) vorbei ist.
Stephan Imming, 02.05.2016