CLUESI wagt sich weiter vor. Mit seiner neuen Single „Tanzen“ begibt er sich noch ein Stück weiter aus der Komfortzone heraus. Er weiß: Sind die Zeiten hart, kann gute Musik eine Antwort sein.
Als der ErfurterSongschreiber, Sänger und Musiker alles im Leben erreicht hatte, machte er sich auf den Weg. Er wollte alle Sicherheiten abstreifen, sich bewusst ins musikalisch Ungewisse vorwagen, die Dinge anders angehen. Das erste Ergebnis dieser besonderen musikalischen Reise war die im Februar erschienene Single „Sag mir was du willst“. Dass der Song sich zu einem riesigen Airplay-Hit gemausert hat, war keineswegs geplant oder abzusehen. Es war ein Traumstart in Cluesos musikalisches 2020, der erste Schritt in eine eine etwas poppigere, aber auch urbanere Richtung.
Und damit sind wir bei „Tanzen“, Cluesos am 24.04.2020 erscheinender neuer Single. Stellen wir uns einen Song vor, der mit einem smarten Beat an große französische Pop-Chanson-Momente wie „Ella, elle l‘a“ von France Gall erinnert. Bei dem man kurz an „Snow (Ey Oh)“ (Red Hot Chili Peppers) denkt, aber auch an die Art, wie in der elektronischen Musik aus New York und Chicago früher Flöten eingesetzt wurden. Oder daran, wie etwa The Blaze House und Pop zusammenführen.
Denken wir außerdem an ein belebtes Wohnviertel, an Hochhäuser mit Musik und Tanz und schließlich noch an jenen Moment auf dem Dancefloor, an dem die Nacht in den Tag übergeht und irgendeine Form von tatsächlicher oder vermeintlicher Erkenntnis schlagartig die Synapsen durchwirbelt.
Das alles und noch viel mehr passiert in „Tanzen“ in nicht einmal drei Minuten.
Clueso wäre allerdings nicht Clueso, wenn er diese Einflüsse und Stimmungen einfach zu einem smoothen Dance-Track gebündelt hätte. Inhaltlich ist „Tanzen“ eben nicht der fröhliche Partysong, den die Flötenmelodie als zentrales Motiv des Songs nahelegt, sondern der Storyteller Clueso erzählt hier von einer inder Auflösung begriffenen Paarbeziehung. Ein Lied von zwei Menschen und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen also. Irgendwas läuft falsch. Sie sucht Zerstreuung, er sitzt zuhause und würde gerne mit ihr reden.Aber sie geht lieber aus: „Ich warte, dass dumal was sagst, doch du musst tanzen“, singt Clueso. So leben sie aneinander vorbei, bis er seine Sachen packt. Und geht.
Produziert wurde „Tanzen“ von Tobias Kuhn, der auch schon das „Neuanfang“ Album produzierte. Zwar versucht Clueso aktuell neue Tracks mit möglichst vielen verschiedenen Produzenten in verschiedenen Studios aufzunehmen, doch Kuhn durfte nicht fehlen.
Die Inspiration, die Cluesoaus solchen Experimenten mit offenem Ausgangziehthat ihn im vergangenen Jahr massiv stimuliert und ermutigt, neue Ansätze zu wagen. So fuhr er also mit leeren Händen nach Berlin, wo er auf Kuhn und die ebenfalls an der Produktion beteiligten Daniel Flamm und den Techno-Musiker Kevin Kozicki traf, der die besagte Flöte für „Tanzen“ ins Spiel brachte. „Er fand, der Song brauche unbedingt noch ein kontroverses Element, das mit Erwartungen bricht“, erinnert sich Clueso.
Eine Vorgabe hatte Clueso: Er mag die Art, wie in der französischen Dance-Musik Geschichten erzählt werden. DassKünstler wie Stromae die Chanson-Traditionmittels New Beat und Hip-Hop in die Gegenwart überführen, dabei aber das Storytelling nicht vergessen. An einem solchen Narrativ wollte Cluesosich versuchen. Die diesbezüglich mangelnde Flexibilität der konsonantenlastigen deutschen Sprache wollte er mittels eines kleinen Tricks aushebeln, der sich in der Umsetzung als echte Challenge erwies. Und zwar machte Clueso sich beim Texten die ambitionierte Vorgabe, vor allem Reime mit EO-Endung zu verwenden. „Dadurch war es natürlich viel schwieriger, eine Geschichte zu erzählen, aber solche Herausforderungen machen mir Spaß, das ist wie Kreuzworträtsel lösen“, sagt Clueso. „Einerseits eine Geschichte zu erzählen, in der man von A nach B kommt, aber trotzdem bestimmte Endreime zu benutzen.“
Hat funktioniert: Das Reimschema bringt eine zusätzlich beschwingte Dur-Stimung in den Song, die schließlich in einen House-Beat übergeht, mit dem die Erkenntnis einzieht: „Plötzlich passt alles zusammen wie Lego/Es wird nie mehr wie es war, mach’s gut, te quiero“, singt Clueso.
Mit „Tanzen“ bringt Clueso das Gefühl der Zerstreuung sorgloser Party-Nächte zuverlässig mit dem Kater danach in Verbindung. So führt er Isolation und Ausbruch zusammen und sich selbst an einen neuen, bislang unbekannten Ort –an dem er sich trefflich einrichtet: Dieser Mann hat eine so starke Signatur, eine so unverkennbare Stimme und eine Art, die Dinge zu betrachten und Melodien zu gestalten, dass er überall hinpasst.
Zur Not auch auf die Tanzfläche, denn natürlich kann man auch ganz wunderbar tanzen zu „Tanzen“.