ROLAND KAISER
Das 5-CD-Set "Original Album Classics" im Test von Holger Stürenburg!

Eine echte Fleißarbeit, wie Sie gleich sehen werden…: 

Seit ein paar Jahren ist es Usus, dass einige Schallplattenfirmen einst bei Ihnen erschienene Alben nicht mehr gesondert als Einzel-CDs, sondern, aus Gründen der Platz- und Kostenersparnis, sowie der ökologischen Unverträglichkeit zu vieler kursierender Plastik-CD-Hüllen, vielmehr in mit Pappe umhüllten Dreier- oder gar Fünfer-CD-Boxen neu auflegen, um dem Fan, nicht selten zu äußerst verlockendem Niedrigpreis, ein paar Perlen seines Lieblingsinterpreten gesammelt in digitaler Klangqualität zu offerieren. So werden bei diesem Verfahren die entsprechenden Einzelalben eines Künstlers jeweils in dünnen Pappschubern eingetütet, auf denen das Original-Vor- und Rückcover im Kleinformat abgebildet ist, und dann – je nach Firma – drei oder fünf solcher meist betagter Originalwerke in einer kleinen Box, ebenfalls aus Pappe, verwahrt und im Handel kostengünstig angeboten.

Inzwischen sind bestimmt über 100 solcher CD-Boxen, nicht selten angefüllt mit raren, lange gesuchten, weil seit Ewigkeiten vergriffenen Aufnahmen, erschienen. Wurden zunächst nur internationale Themen aus Rock, Pop, Jazz, New Wave oder sonstigen Stilrichtungen in dieser wahrlich für Fan und dessen Portemonnaie äußerst erfreulichen Form aufbereitet, so sind seit einigen Monaten zunehmend mehr deutsche bzw. deutschsprachige Künstler berücksichtigt worden, deren frühere Scheiben in solchen z.B. „Original Album Series“ oder „Original Album Classics“ betitelten Pappboxen nach und nach erneut auf den Markt kommen. Zum Herbst 2014 sind somit nun z.B. Roger Whittaker mit fünf Hitalben aus den 80ern, Juliane Werdings fünf Hansa-LPs aus der Vorgängerdekade oder Peter Alexander mit fünf LPs unter dem Motto „Schlager-Rendezvous mit…“ an der Reihe.

An dieser Stelle möchte ich nun, auch um mich den Leserinnen und Lesern bei Smago.de, immerhin nach über zweijähriger Pause, möglichst positiv in Erinnerung zu rufen, mich dem am 12.09.2014 zu veröffentlichenden CD-Set „ORIGINAL ALBUM CLASSICS“ von ROLAND KAISER würdigend annehmen, für dessen Gelingen Hansa/SONY Music fünf wichtige, teils tatsächlich vielgesuchte LPs des sprichwörtlichen Kaisers des gehobenen deutschen Popschlagers herausgesucht und für eine Box zu einem  Preis von um die 13, 14 Euro zusammengestellt hat

Den Anfang macht der ultrarare LP-Einstand von ROLAND KAISER. Dieser präsentierte, nach einigen bereits appetitmachenden Versuchen im Singleformat, im Herbst 1976 sein allererstes eigenes Album. Es trug denselben Titel, wie Rolands damals überaus erfolgreiche 45er. „Frei – das heißt allein“ beinhaltete zwölf Titel, darunter natürlich auch die seit 1974 erschienen vier Singles, die aber in den Hitparaden noch nicht die starke Wirkung hinterlassen konnten, die ab „Frei – Das heißt allein“ zur schönen Regelmäßigkeit für ihren Interpreten werden sollte. Bei genanntem Aufhängertitel handelte es sich um eine so sanft, wie überzeugend gesungene Fassung des seinerzeit von Gitarrist Ricky King eingespielten Instrumentalhits „Verde“, der ursprünglich als Erkennungsmelodie für eine italienische Historiendokumentation genutzt wurde, von Guido und Maurizio de Angelis, besser bekannt als Popduo „Oliver Onions“ verfasst worden war, und den Rastatter Pop-Gitarrero bis auf Rang 3 der deutschen „Top 50“ geführt hatte. Rolands sehr liebenswerte Auslegung von „Verde“ gelangte in den Media-Control-Listen bald darauf bis auf Rang 14 und stellte somit dessen fulminanten Einstieg in die Welt der Verkaufscharts dar.

Neben dieser brillanten, sehnsuchtsvollen Edelschnulze, hören wir auf der neu aufgelegten CD – übrigens findet sich dieses Album im Rahmen von „Original Album Classics“ zum ersten Mal überhaupt auf Silberscheibe – z.B. Rolands allererste Single „Was ist wohl aus ihr geworden?“, einen schnittigen Ohrwurm mit latenten Country- und Blues-Einsprengseln, deren Nachfolger, die stille Ballade „Bevor die nächste Träne fällt“, eine deutsche Version des US-Countryhits „Before the Next Teardrop falls“ des mexikanisch-amerikanischen Sängers Freddy Fender, und die weitere kleine Schwarze „Eine Nacht, die man nicht vergessen kann“, eine flotte, von luftigen Reggae-Rhythmen getragene deutsche Version des traditionellen englischen Kirchenliedes „Amazing Grace“. Auch der freundliche Country-Pop-Schlager „Jane, oh Jane“ diente 1976 als letzte Single vor dem ersten großen kommerziellen Höhepunkt mit „Frei – das heißt allein“.

Unter den reinen Albumtiteln stechen vor allem der spürbar 50er-Jahre-selig geprägte, romantisch-liebliche Pop’n’Roll-Song „Sha-la-la“ hervor, der als B-Seite von Rolands „Amazing Grace“-Sichtweise herhielt, aber durchaus auch einen perfekten A-Titel hätte abgeben können, wie gleichsam das liebenswerte, zaghaft Swing-, Musical- und Cabaret-Elemente vereinende, großspurige Beinahe-Chanson „Karneval“. „Wenn Du gehst“ ist eine erst sachte, dann immer intensivere Mid-Tempo-Komposition, angereichert mit treibenden, fast kreischenden Gospel-Chören im Sinne des Anfang der 70er Jahre sehr reputierlichen ‚Jesus-Pop‘ von Les Humpheries oder Bruce Low, während „Adios Amigos“ erneut die deutsche Version eines US-Country-Hits darstellt, diesmal eine von Jim Reeves‘ gleichnamigem Titel aus dem Jahr 1961, der, von Lyriklegende Kurz Feltz muttersprachlich betextet, in unseren Breitengraden auch von Gunter Gabriel oder Johnny Hill aufgenommen wurde. Im klassischen Schlagerkontext verbleiben dagegen die eher konventionellen Balladen „Wenn das alles nicht mehr zählt“, „Wenn Du immer noch nicht weißt, dass ich Dich liebe“ und „Die Geschichte unserer Liebe“.

Als im Frühjahr 1977 eine weitere, nicht auf der LP vorhandene Single von Roland mit dem Titel „Zieh mit dem Wind“ auf den Markt kam, folgte schnurstracks eine LP-Zweitauflage von „Frei – das heißt allein“. Der – zugegebenermaßen ungewöhnliche, aber alles andere als unsympathische – Albumtrack „Karneval“ musste hierfür „Zieh mit dem Wind“ weichen; für die CD-Erstauflage innerhalb hier vorgestellter CD-Box aber wurde die erste LP-Version aus dem Herbst 1976 berücksichtigt, so dass das ursprünglich von Joachim Heider und Christian Heilburg für Marianne Rosenberg geschriebene (und von dieser auch bereits 1974 als Single vorgelegte) Schlagerchanson „Karneval“ in der Fassung von Roland Kaiser nun zum allerersten Mal überhaupt zu CD-Ehren kommt.

Die LP „Frei – das heißt allein“ – nun eben in wohlklingendem CD-Format endlich wieder erhältlich – ist noch kein wegweisendes Meisterwerk, stellt aber auch nicht weniger dar, als ein sehr respektables Debüt eines überaus talentierten und vielseitigen Künstlers. Roland Kaiser, der damals – im Gegensatz zu späteren Jahren – noch für keinen einzigen Liedbeitrag selbst als Verfasser, Texter oder Produzent verantwortlich zeichnete, wusste offenbar noch nicht so ganz genau, in welche musikalische Richtung er gehen wollte; er schien noch zu sehr auf seine Produzenten – i.D. Falle Thomas Meisel und Entdecker Gerd Kämpfe – und deren Ideen angewiesen. Später kaum noch angewandte Country-Anklänge überwogen, eine unverkennbare Eigenständigkeit des Künstlers war noch nicht allenthalben vorhanden.

Ein Jahr nach dieser, wie beschrieben, bereits recht vielversprechenden Debüt-LP, folgte Album Numero Zwei aus dem Hause Kaiser namens „Nicht eine Stunde tut mir leid“, mitsamt des ultimativen Singlekrachers „Sieben Fässer Wein“, sowie, diesmal zwei Jahre darauf, die stilistisch äußerst abwechslungsreiche (und zudem sehr rare, ergo geradezu nach CD-Wiederveröffentlichung schreiende) Scheibe „Etwas von mir“ – Ja, und im Herbst 1980 gelang Roland Kaiser, wie die meisten von uns wissen, der große Durchbruch, kommerziell, wie künstlerisch, mittels des unschlagbaren Nummer-Eins-Hits „Santa Maria“, der ihm zweifellos schnurstracks den Weg ganz nach oben in einheimische Schlager/Pop-Sphären zu ebnen vermochte.

Im Spätsommer 1982, zeitgeschichtlich irgendwo zwischen Neuer Deutscher Welle und Neuer Deutscher Wende, veröffentlichte Roland Kaiser, allem Trubel und Hype rund um Hubert K. wie Helmut Kah zum Trotz, eine erneut überaus ambitionierte LP, die da hieß „In Gedanken bei Dir“. Mittels einer CD-Neuauflage dieser bei Roland-Fans ebenfalls äußerst beliebten 12-Lied-Kollektion, in deren Repertoire übrigens überwiegend auf poppige Up-Tempo-Nummern und weniger als zuvor auf Balladen und reine (wenn auch meist fraglos edle) ‚Schnulzen‘ gesetzt wurde, findet vorliegende Box „Original Album Classics“ eine treffliche Fortsetzung. Bereits im März 1982 war die regentrüb-romantische Vorabsingle „Wohin gehst Du?“ erschienen, die Rang 23 in den „Media Control“-Charts erzielte, sich aber in der sich langsam mittels schrillen NDW-Gehüpfes (nicht immer zu ihrem Vorteil) modernisierenden „ZDF-Hitparade“ im Mai 1982 zwar selbstverständlich bewerben, aber leider nicht plazieren konnte. Der sacht, aber spürbar am britischen New Romantic-Sound jener Tage orientierte Edelschlager über einen verlassenen Mann, der seine bisherige Partnerin mit ihrem neuen Lover spazieren gehen sieht und sie fragen möchte, ob sie sich nun zu ihm selbst oder womöglich doch zu dem neuen Mann an ihrer Seite bekennen wolle, zählt noch heute zu den atmosphärischsten und intensivsten Roland-Kaiser-Titeln der 80er Jahre und kommt immer wieder bei Live-Konzerten des heute 62jährigen Entertainers zum gefeierten Einsatz.

Nahezu zeitgleich mit „In Gedanken bei Dir“, gab es die zweite Single daraus zu hören: „Manchmal möchte ich schon mit Dir“ erzählte die erotisch hochgradig knisternde, konstruktiv schwüle Story eines Mannes, der manchmal darüber sinniert, doch mit der Frau seines besten Freunds „einen Abend lang das Wort B-E-G-E-H-R-E-N (zu) buchstabieren“ und alles das zu tun, was auf eine solche sprachliche/logopädische Übung schnell folgen kann… Dies war nicht mehr und nicht weniger, als eine von sanften, flirrenden Akustikgitarren getragene, keck französisch anmutende, mit prickelndem Akkordeon-Flair vermengte Chanson-trifft-Pop-Mixtur, gehalten im mittleren, Geborgenheit und Wollust gleichermaßen vermittelnden Tempo, versehen mit einer Klasse Melodie, die nicht nur einen fulminanten Rang 7 im Herbst 1982 bei „Media Control“, sondern auch einen mehr als nur einwandfrei verdienten Platz Drei in der November-Ausgabe der „ZDF-Hitparade“ zu erzielen vermochte. Dass das gesungene ‚buchstabierte Begehren“ heutzutage längst generationenübergreifend Kultstatus besitzt, steht ohnehin außer Frage.

Obwohl keine weitere Single aus „In Gedanken bei Dir“ ausgekoppelt wurde, sind auch nahezu alle anderen Beiträge darauf alles andere als von schlechten Eltern. Rein persönlich hatte mir schon damals, mit elf Jahren, sehr imponiert, dass Roland, wie erwähnt, sehr viele temporeiche Lieder auf der Titelliste seines 82er-Werkes untergebracht hatte. Da wäre z.B. die lustvoll wehende, wohltuend mit strikten, rockigen Elementen, treibenden E-Gitarren und hämmerndem Schlagzeug (besonders im hymnischen Refrain) ausgestattete Bitte eines total verliebten Mannes „Leih mir die Flügel, Engel“, oder der von niemand geringerem als Kollege G.G. Anderson und seinem Team komponierte Romantikpopper „Irgendwo in dieser Stadt“: Ebenfalls eine fulminante, hintergründig rockende Up-Tempo-Melodie voller Sehnsucht und Melancholie, die aufmerksame Fans des 80er-Jahre-Schlagers gleichsam vom Komponisten Gerd G. interpretiert kennen, mit einem anderen Text als „1000 Stunden hat die Nacht“, auf dessen zweiter deutschsprachiger Solo-LP  „Was ich Dir sagen möchte“, erschienen im September 1985, ergo drei Jahre nach „In Gedanken bei Dir“. Ebenso im vorantreibenden, poppig-rockigen Kontext hält sich das gleichsam streng hymnische “Die Frau, die ich liebe“ auf, sowie der aufreibende, mit feinstem Saxophon ausstaffierte Albumausklang „Dann bist Du da“.

Eine elitäre Popballade mittleren Tempos stellt das hochmelodiöse und ebenso kraftvolle Synthichanson „Das Fenster zum Hof“ dar, in dem der Künstler über eine unerreichte Jugendliebe liebevoll rückblickend erzählt, die im Haus gegenüber wohnte, weitaus älter war als der Protagonist selbst, daher von dessen Gefühlen nicht viel mitbekommen hat, aber dennoch von ihm über viele Jahre lang zutiefst verehrt wurde.

Als monumentaler, stiller, mit zig Streichern aus dem Synthesizer freundlich verzierter Schleicher zeigt sich „Weit vor der Zeit“; ebenfalls im balladesken Kontext verbleibt das mit einem zackigen, konstruktiv trotzig wirkenden Synthipop-Refrain versehene „Vorbei ist nicht vorbei“. Getragen, dunkel, blueslastig, stets einwenig hoffnungsvoll und doch realistisch abgeklärt, erklingt das wiegende Schlagerkleinod „Und doch spüre ich Angst in mir“, in dem ein Vater der Sorge Ausdruck verleiht, seine kleine Tochter, die nach der Scheidung seiner Ex-Frau zugesprochen wurde, könne ihn im Laufe der Jahre der Trennung vergessen oder gar aus ihrem Leben streichen. Die romantische, gitarrenbetonte Mid-Tempo-Popballade „Wenn ich träume“, wurde ebenfalls von G.G. Anderson und Freunden komponiert und stellt ein Kuriosum auf „In Gedanken bei Dir“ dar. Denn diese schwülstig, latent mediterran verträumte Melodie fand innerhalb von kaum einem Jahr gleich vierfache Verwendung: Komponist G.G. veröffentlichte sein Werk auf Englisch gesungen, als „Jim and Andy“ und zog im Sommer 1982 damit bis auf Rang 36 der einheimischen Singlecharts. Nur wenig später legte Stimmungsmogul Tony Marshall eine deutschsprachige Auslegung dessen mit dem Titel „Jim UND Andy“ vor, die eine Woche lang auf Rang 63 derselben Hitparade Station machte und im Oktober 1982 bei Dieter Thomas Heck auf den dritten Rang gewählt wurde. Zugleich interpretierte die damalige Nachwuchshoffnung von Rolands Plattenfirma HANSA, eine junge Dame namens Melanie Sanders, nochmals dasselbe Lied als „Wenn ich träume“ – und ebenjene Textversion, geschrieben von Roland persönlich in Kooperation mit Hansa-Haustexter Norbert Hammerschmidt, fand sich in etwa zeitgleich auch auf „In Gedanken bei Dir“.

Über einen gestrauchelten, einstigen Bühnenstar aus vergangenen Zeiten, berichtet die mitfühlende, gar ehrfürchtige Chansonballade „Großer, alter Mann“, die eben jenem klar machen soll, dass zwar sein öffentlicher Ruhm, seine Medienpräsenz, verblasst sein mögen, er aber nachwachsenden, jungen Talenten aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Showbusiness jederzeit als wahrhaft großes Vorbild dienen kann, wenn er sich nur aufraffen und nicht mehr nur der ‚großen, alten‘ Vergangenheit nachtrauern würde.

Ob seiner musikalischen, wie gesanglichen und textlichen Direktheit, seines häufig poppig-rockigen Ambientes mitsamt zeitgemäßer Spielarten der britischen New Romantic, zählte „In Gedanken bei Dir“ von jeher zu meinen absoluten Lieblingsplatten von Roland Kaiser. Lange, lange war das Originalalbum – wie man neudeutsch so schön sagt – „out of Print“, so dass es nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Kindern der 80er Jahre garantiert eine enorme Freude bereitet, dieses Album nun, selbstverständlich in klangvoller CD-Qualität, wiederum in einem Durchgang genießen zu können. „In Gedanken bei Dir“ ist eine propere, in sich geschlossene Liedsammlung, die trotz zahlreicher zeitnaher Momente – sei es der ungewohnt häufige Einsatz von Synthesizern, sei es die durchwegs getragen-melancholische, herbstlich-schummrige Grundstimmung fast aller Beiträge – eine stets frische, mitreißende und niemals auch nur in Nuancen altbacken tönende Songkollektion Roland Kaisers bedeutet, die auch heute noch zu den stilistisch vielseitigsten und offensivsten Produktionen des unschlagbaren Gradwanderers zwischen gehobenem Deutschen Schlager und international jederzeit konkurrenzfähiger Softpop-Klänge gerechnet werden muss.

Das darauffolgende Jahr 1983 stand in Sachen Roland Kaiser ganz im Zeichen der ungewohnt US-amerikanisch glitzernd klingenden New-Wave-Pop-Single „Ich will Dich“, deutsche Version des Wave-Geheimtipps „Temptation“ eines Italo-amerikanischen Sängers namens „De Blanc“, im Mai, sowie der im Spätsommer erschienenen, erneut höchst erfolgreichen LP „Gefühle sind frei“, mitsamt gleichnamiger Popblues-Single. Bald nach Jahresbeginn 1984, folgte zunächst die freche, textlich liebevoll anzügliche 45er „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben“, laut ihres Interpreten eine Art „Märchen für Erwachsene“, daran anschließend die ebenso liebenswerte 70er-Jahre-Werkschau „Erinnerungen“ als Roland Kaisers erste offizielle Best-of-LP, sowie die gefeierte Tournee im März/April 1984 unter dem Motto der Vorjahres-LP „Gefühle sind frei“.

Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren, genau gesagt: ab dem 27. August 1984, gab es eine vollständige neue Scheibe von Roland Kaiser zu hören, die sich wiederum als stilistisch enorm breitgefächert und natürlich auch kommerziell als sehr reputierlich erweisen sollte. „Ich fühl mich wohl in Deinem Leben“, ebenfalls als CD-Neuauflage für „Original Album Classics“ berücksichtigt, präsentierte wiederum zwölf überwiegend sehr gelungene Roland-Kaiser-Lieder und erwies sich zudem als, nach der Nummer-Eins-LP „Dich zu lieben“ (1981), zweites Top-10-Album des in Berlin geborenen Multitalents; einen Status den dieser erst 2014 mit seiner aktuellen CD „Seelenbahnen“ wiederum zu erreichen vermochte.

„Ich fühl mich wohl in Deinem Leben“ wartete mit insgesamt drei unvergesslichen Singlehits auf, von denen zumindest einer heutzutage längst als gefeiertes Kultobjekt gilt und nicht nur 80er-affinen Musikfreunden ein positiver Begriff ist, sondern auch und gerade vielen Nachgeborenen und Tanzwütigen. Dies wäre Rolands herzzerreißender Lobgesang auf die alles in den Schatten stellende Großstadt-Traumfrau „Joana“, die wohl nur deshalb das Licht der Welt erblickte, um einsamen Männern in der City „Liebe zu geben“, und mit ihrer verführerischen Art den Protagonisten in diesem romantisch-urbanen Edelpop-Ohrwurm zusehends aus seiner gentleman-like Contenance zu bringen. Die Jahre später von Mallorca-Sternchen Peter Wackel betörend offenherzig (und klanglich schier scheußlich!) als „geile Sau“ apostrophierte „Joana“ ist zwar heute ein von keiner Schlagerparty wegzudenkender Tanzflächenfüller erster Güteklasse, konnte aber im Herbst 1984, zum Zeitpunkt des Ersterscheinens ihrer Urfassung, komischerweise nur den bescheidenen Rang 35 bei „Media Control“ einnehmen, sich dafür aber zumindest in der Novemberausgabe der „ZDF-Hitparade“ einen guten dritten Platz mit dem schöngeistigen Songpoeten und Schriftsteller Tommie Bayer („Alles geregelt“) teilen. In Anbetracht der hohen Qualität, der Ohrwurmtauglichkeit und des Ewigkeitswerts von „Joana“ etwas schade, dass diese Aspekte nicht frühzeitig erkannt wurden, stattdessen aber hat sich die „zum Liebe geben geborene“ Großstadtschönheit längst zu einer Art Markenzeichen ihres Interpreten gemausert, das bis heute bei keinem seiner Konzerte fehlen darf. Die zweite Single aus hier analysierter CD erschien im Februar 1985, hieß „Flieg mit mir zu den Sternen“ und verband ein weiteres Mal urban-weltmännische Gepflogenheiten mit kraftvoller, drastischer Romantik: Ein weiterer Klassiker von Roland Kaiser, der zwar auch „nur“ Rang 50 in den offiziellen Hitparaden erreichte, bei den Fans aber von jeher sehr gefragt war (und zumindest in der ewigen Roland-Kaiser-Bestenliste des Verfassers dieser Zeilen weit, weit oben zu finden ist!). Schlussendlich fand natürlich auch Rolands bereits erwähntes „Märchen für Erwachsene“, der freche Popohrwurm „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben“, im April 1984 Rang 50 in den Singlecharts und ein äußerst ehrbarer zweiter Platz in der „ZDF-Hitparade“ vom 28.04.1984, einen verdienten Raum auf „Ich fühl‘ mich wohl in Deinem Leben“.

Der symphonisch anmutende, hymnisch großorchestrale und dennoch luftig-leichte, durchwegs positiv-offensives Ambiente verstrahlende Titelsong wurde zwar zu keinem Zeitpunkt als Single ausgekoppelt (nur als B-Seite von „Joana“ genutzt), gilt aber bis heute als Fanfavorit per Excellance und kam auch viele Jahre nach Erstveröffentlichung in zig Liveshows von Roland Kaiser zum umjubelten Einsatz. Es folgt sogleich der wiederum trefflich rockig-poppig inszenierte Up-Tempo-Ohrwurm „Nur Du und ich“, leider auch keine Single, aber trotzdem ein kompaktes Stück großartiger deutscher Popmusik. Auch „Wie weit ist zu weit?“ stellt so eine famose Komposition internationaler Reputierlichkeit dar; getragen von zackigen Rhythmen und zeittypischen Synthesizern, verbreitet dieser hervorragende Titel Eleganz und Sehnsucht perfekt austariert und miteinander kongenial verbunden. Gleiches gilt für den edlen, enorm stimmungsvollen Popsong „Liebe gibt es nicht“.

Pure romantische Verliebtheit, gefühlsvolles, frühlingsfrisches, konsequent idyllisches Flair voller Glück und Zufriedenheit vermittelt das wieder mal opulent und großspurig angelegte, mit großartigen Streicherfrequenzen verfeinerte Schlagerchanson „In diesem Teil des Himmels lebe ich“. Von zärtlichem, nachdenklichem Sprechgesang, der von einem zufälligen Wiedersehen mit der legendären Ersten Liebe nach fast 14 Jahren erzählt, über einem ebenso zurückhaltenden, fast akustischen Piano-plus-Akustikgitarre-Arrangement, lebt das hoffnungsvolle Emotionsepos „…Wie das erste Mal“. Ebenfalls balladesk, getragen und ruhig ausgestaltet ist das erneute „Scheidungsdrama“ „Tina weint“, das m.E. aber neben den meisten anderen Beiträgen von „Ich fühl‘ mich wohl in Deinem Leben“ qualitativ abfällt und keinen spezifischen, unverkennbaren Charme ausstrahlt. Kein geringerer, als Dieter Bohlen ad Personam, zeichnete kompositorisch für die schier aufregend, schwülstige Dramatik ausstrahlende Synthiballade „Und in dieser Nacht bin ich gestorben“ verantwortlich, die von der energetischen Interpretation durch Roland ebenso lebt, wie von punktgenau eingesetzten E-Gitarren-Spielereien und einem feisten Saxophon. Mit einer – m.E. klanglich und lyrisch ziemlich madigen – kinderliedartigen Möchtegern-Zukunftshoffnung namens „Freiheit liegt im Land der Träume“, der zurecht keine größere Bedeutung zugemessen wurde, endet eine wieder mal weitgehend klar überzeugende, mitreißende und zum Tanzen, Träumen, Mitsingen und Mitfühlen gleichermaßen anregende Songkollektion eines Künstlers, der sich in jenen Tagen längst zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten deutschen Popstars entwickelt hatte, aus TV und Radio ebenso wenig wegzudenken war, wie von Konzertbühnen und Showveranstaltungen in ganz Mitteleuropa.

Im Herbst 1985 folgte das – ebenfalls längst vergriffene, gleichsam mehr als nur ansprechende und daher auch hoffentlich baldiger CD-Neuauflage harrende – Großstadtpopalbum „Herz über Kopf“, ein Jahr darauf im Frühsommer die knisternde Hitsingle „Midnight Lady – Einsam so wie ich“, deutsche Sichtweise des von Dieter Bohlen zuvorderst für Ex-„Smokie“-Frontmann Chris Norman ersonnenen „TATORT“-Soundtrack-Beitrages „Midnight Lady“, gefolgt im November 1986 von der von vielen Fans ebenso ausgeprägt goutierten LP „Ich will Dich“. 1987 glänzte Roland mit der gewohnt sehr gelungenen Scheibe „Auf dem Weg zu Dir“, die u.a. die romantische Hitsingle „Haut an Haut“ beinhaltete.

Im Oktober 1988, in einer Ära, in der der Deutsche Schlager keine besondere öffentliche und mediale Aufmerksamkeit genoss, veröffentlichte Roland Kaiser das hochprofessionelle Werk „Seitenblicke“, das sich zunehmend von womöglich schnellvergänglicher Schlagerhaftigkeit verabschiedete und eindeutige (keinesfalls nicht nur seitliche) Blicke in die Richtung US-amerikanischer Soft-Rock-Kultur warf, nicht nur auf geradlinige, rockige Melodieführungen setzte, sondern sogar auch vor dem Einsatz dröhnender E-Gitarren-Soli nicht zurückschreckte.

„Seitenblicke“ wurde nun ebenfalls für „Original Album Classics“ ausgewählt. Das Ersterscheinen dieser über weite Strecken schier phantastischen Songkollektion war bereits im Spätsommer 1988 mittels der wiegend-poppigen, ultraeingängigen Single „Ich glaub es geht schon wieder los“, überaus ansprechend vorbereitet worden, die zumindest Rang 54 in den Singlehitparaden erzielte, heutzutage aber längst als Partyklassiker und Fetenaufmischer erster Güteklasse gilt – wofür vermutlich in erster Linie der leicht zu merkende, liebevoll augenzwinkernde Refrain „Ich glaub es geht schon wieder los / das darf doch gar nicht wahr sein“ die gnadenvolle Verantwortung trägt.

Schon der strikte, rockige, nahezu brachial auf den Hörer hereinbrechende Titelsong – keyboardtechnisch und vom harmonischen Aufbau her, lassen Giorgio Moroders 84er-Synthirocker „Reach out“ bzw. „American Dream“ unüberhörbar grüßen – präsentiert einen offensiven, wachen und zukunftsträchtigen einheimischen Popentertainer von Weltklasse, der sich stilistisch eindeutig auf dem prachtvollen Weg zu neuen klanglichen Ufern begeben hatte – wovon der dralle Eröffnungsrocker „Seitenblicke“ fraglos Zeugnis ablegt. Auch mit radikal kosmopolitischem Flair beseelt, rockt später der treibende Powerohrwurm „Wir sind der Tag“ seinen Interpreten in ungeahnte musikalische Sphären, während bei stimmungsvoll verliebten, wehend schwärmerischen Popballaden der Sorte „So lieb‘ ich Dich“ unzweifelhaft vernehmbar global angesehene Pianospezialisten a la Elton John oder Billy Joel Pate standen. Der krosse, fast monumental zu nennende Mid-Tempo-Poprock „Noch ist Licht in Deinen Augen“ zeigt sich dagegen von den US-Softrock-Heroen „Chicago“ beeinflusst. Im ebenso höflich feudal eingekleideten Hochspanungsschleicher „17 Jahre lang“ schwärmt der (damals) 36jährige Ronald K. von einer erst 17jährigen frühreifen Teenieschönheit. Schier elektrisierende, von vom Synthesizer manövrierter Kühle und starkem Schlagzeug geprägte, positive Erregung, verbreitet das keyboardlastige Klangdrama „Nachgefühl“, Ende 1988  eine zweite Singleauskoppelung aus „Seitenblicke“.

Gleichfalls als hochgradig melodramatisch und zutiefst emotional, erwies sich der als Duett aufgenommene Bluesschleicher „Liebe ist Krieg“, während der vertrackte gesungene „Flotte Dreier“ „Hier ist einer zu viel“ im elektrisierenden Gewand eines poppigen, mediterran-frankophil angehauchten, nächtlich lustvollen Synthichansons daherkommt. Eher konventionell und uninspiriert erklingt hingegen der nicht besonders hervorstechende Popschlager „Was willst Du von mir?“ – und wenn Roland zu allem Überfluss auch noch versucht, wie es im eher lauen Popschlager „Es ging uns niemals so gut wie heut‘“ geschieht, politisch, womöglich kritisch oder gar belehrend aufzutreten, wird es bestenfalls unpassend bis peinlich. Denn gesellschaftskritische Betroffenheitslieder sind bei Liedermachern, Deutschrockern und Alternativkünstlern meist besser aufgehoben, weil diese auf den Fan, den Zuhörer, glaubwürdiger, ehrlicher und bodenständiger wirken in ihrer kritischen Haltung, als ein ansonsten stets großbürgerlich, klassisch und edelmännisch auftretender Popkavalier, als der sich Roland Kaiser stets präsentiert hat. Mit dem gemächlichen Konzertrausschmeißer „Bis zum nächsten Mal“, keinem besonderen tönenden Highlight, endet Rolands 1988er-LP, die per se als eine gute, von teilweise äußerst spannenden Neuerungen lebende Liedsammlung, aber niemals als phänomenales Topalbum von bleibender Wirkung des dauererfolgreichen, bienenfleißigen Künstlers prokamiert werden kann. Mit „Ich glaub, es geht schon wieder los“ war auch nur eine einzige – wenn auch bis heute nachhaltig gefragte – Hitsingle dabei. Trotzdem ist es durchaus als erfreulich zu bezeichnen, dass nun auch „Seitenblicke“, ebenfalls lange vergriffen, endlich wieder, Dank „Original Album Classics“, im CD-Format jedem Interessierten zugänglich ist!

1989 sah es für alles, was auf irgendeine Weise in der Rubrik „Schlager“ einzuordnen war, weiterhin äußerst mies aus. So floppte auch Rolands damaliger LP-Beitrag „Frauen“ gehörig, zog, im September genannten Jahres veröffentlicht, gar nicht erst in die deutschen Albumcharts ein. Der als erste Single vorab ausgekoppelte Titelsong wurde „unter ferner liefen“ abgehandelt; ich habe eigentlich schon damals nur drei Lieder auf der CD gefunden, die bei mir bis heute Eindruck hinterlassen haben. Dies sind die schwüle Sehnsuchtsballade „Blutjunges Blut“, der luftige Edelpop „Einmal ist keinmal“  und der wahrhaft starke, powervolle Rock(!)song „Im fünften Element“, der zwar niemals ein spürbarer Hitparadenerfolg war, aber seit einigen Jahren enorm an Reputation und Kultstatus zugelegt hat. Der Rest plätscherte überwiegend lustlos und unausgegoren vor sich hin – bewies aber somit unfreiwillig, dass Roland Kaiser nun, zur Dekadenwende 80er/90er, endgültig eine stilistische Öffnung, gar vollständige Wendung, weg vom klassischen Schlager, auch Popschlager herkömmlicher Machart, vollführen musste, hin zu elitärem, höchst anspruchsvollem deutschen Pop, mal mit rockigem, mal mit mediterranem, südamerikanischem oder urbanem, kosmopolitischem Stimmungsbild ausstaffiert, um auch in der Folgezeit diejenige hohe Position im einheimischen Popgeschäft einnehmen zu können, die er sich vor allem in den 80ern erfolgreich erobert hatte.

Den unumkehrbaren Einstieg in diese künstlerischen Gefilde verdeutlichte das zum Weihnachtsgeschäft 1990 veröffentlichte Spitzenalbum „HerzZeit“, von dem ich unumwunden zugeben muss, dass es bis heute fraglos meine persönliche Lieblingsscheibe von Roland Kaiser darstellt. Hierauf finden sich elf qualitativ überaus hochwertige Popkleinode voller Brillanz, Intensität, und Energie, versehen mit durchwegs so offenherziger und lasziver, wie stets stilvoller, niemals vulgärer Lyrik. Über die hinzugekoppelten, unnötig disco-/dancefloor-lastig aufgepeppten Remixe der Früh-80er-Hits „Santa Maria“ und „Dich zu lieben“, mag man geteilter Meinung ein, aber die elf neuen Titel haben es tatsächlich Lied für Lied absolut in sich, und überzeugen vollends bis zum Schluss.

Im mittleren Tempo gehaltene, glanzvolle, lüstern rhythmische Popperlen, wie der sommerlich-luftig-locker vor sich hin flirrende, klingende Samstagnachmittagsspaziergang „Viva l’amor“ (im Herbst 1991 dritte Singleauskoppelung aus „HerzZeit“), das ähnlich heißblütig arrangierte „Halb im Himmel“, oder yuppifizierter, so cooler, wie einschmeichelnder und zugleich radikal aufstrebender Großstadtpop a la „Sag das noch mal“ oder „Du gehst mir unter die Haut“, belegen diese wuchtige Neuausrichtung Roland Kaisers in die Richtung großer angloamerikanischer Entertainer der Sorte Tony Christie, Engelbert, Neil Diamond oder gar Frank Sinatra. Im feurigen, mitternächtlichen Rhythmusgebräu „Lieb‘ mich heut‘ Nacht“ finden sogar gänzlich schlageruntypische, weil exotische, fremdartige, daher aber eben zugleich enorm faszinierende Ethno-Pop-Elemente Eingang. Dunkel, düster, traurig und nachdenklich wird es hingegen in der feinen, sanften, nur ganz zaghaft rhythmisierten Synthiballade „Es war noch nie so schwer zu gehen“, die zusätzlich durch ein sich langsam hereinschleichendes Saxophon im Outro verstärkt wird. Ebenso getragen, gemächlich und doch voller Kraft und Liebe, zeigt sich die opulente, wenn auch ein bisschen selbstverliebte Poporgie „Was für ein Gefühl“. Fetzigen, rasanten, weitflächigen Pop/Rock erster Güteklasse bietet der perlende Edelohrwurm „Je länger, je lieber“; bluesig-großstädtische E-Gitarren, die nicht nur von ferne an „Dire Straits“-Virtuose Mark Knopfler erinnern, zackige, schnelle Rhythmen und knisternd schwülstige Bläser verzieren den verregnet-abgeklärten, superb funkig-jazzigen Fast-Rock-Kracher „Du bist die andere Frau“.

„Un Amore Grande“ hieß eine aufgedonnerte, theatralische Pop/Rock-Ballade des bekannten Italo-Barden Pupo, den wir hierzulande überwiegend von seinen legendären Evergreens „Forse“ (1979) und „Su Di Noi“ (1980) kennen, die wiederum beide zeitnah von Howard Carpendale mit deutscher Betextung zu veritablen Hits wurden. Roland Kaiser bearbeitete die orchestral anmutende Klangorgie lyrisch zu „Un Amore Grande – Eine große Liebe“ und schuf somit ein wahrhaft großes/großspuriges deutsches Abschiedschanson, das im Spätsommer 1990 als Vorabauskoppelung aus „HerzZeit“ diente, zwar nicht die Singlehitlisten zu erstürmen vermochte, aber dafür unverrückbar und unwiderruflich auf den kommenden neuen Roland Kaiser, jenseits aller gewohnter Schlagerklischees, hinwies und somit bei nicht wenigen Fans eine enorme Vorfreude auf die stilistische Neuorientierung ihres langjährigen Helden auslöste.

Ebenfalls auf der Basis eines internationalen Popklassikers basierte die frühlingshaft liebevolle Liebesgeschichte „Wind auf der Haut und Lisa“, vielleicht DER persönliche, dauerhafte Topfavorit des Verfassers dieser Zeilen in der ellenlangen Songliste von Roland Kaiser. Das Original hieß „Fool (If you think it’s over)“, stammte von dem sympathischen italienisch-irischen Sänger, Liederschreiber und Bluesgitarristen Chris Rea und hatte für diesen bereits 1979 einen guten Hiterfolg in den USA bedeutet. Für seine 1988 erschienene Best-of-LP „New Light through old Windows“, hatte der gemütliche Gitarrenexperte mit Vorliebe für Teigwaren und Formel-Eins-Rennen seinen 1979er-Erstlingshit im sphärischen Sound der mittleren 80er Jahre neu eingespielt – und in genau jenem feinsinnig-elitären Arrangement erklang Chris Reas Gitarrenpop-Ode nun mit äußerst stimmungs- und phantasievoller muttersprachlicher Lyrik versehen, gesungen von Roland Kaiser, als „Wind auf der Haut und Lisa“. Das schier göttliche Liebeslied wurde Frühsommer 1991, nach einer erfolgreichen Tournee im Februar/März gleichen Jahres, etwas verspätet als Single aus „HerzZeit“ ausgekoppelt, und dennoch, nach rund dreijähriger Unterbrechung, eine nette, kleine Rückkehr ihres Interpreten in die einheimischen „Media Control“-Listen und dort auf Rang 53.

Bereits erwähnte, für Alt-Fans nicht gerade ansprechend, mit neumodischen, bumsenden Dancefloor-Rhythmen unterlegte Remixe von „Dich zu lieben“ und „Santa Maria“, die leider das atmosphärische Flair der legendären Originale mittels überbordender, technisch erzeugter Nervosität und Unruhe unfreundlich konterkarieren, sowie eine auf über fünf Minuten ausgedehnte Maxiversion von „Viva l’amor“, beschließen eine hochkarätige, äußerst niveauvolle Pop- (nicht Schlager!)-Produktion eines bis heute, trotz persönlicher Rückschläge, schwerer Krankheit und ein paar wenigen kommerziellen Misserfolgen in den ausgehenden 90er Jahren, weiterhin unangefochten auf dem goldenen Thron des nationalen „Pop-Kaisers“ verharrenden großen Multitalents. Diese nun als CD vorliegende LP bedeutete einen qualitativ immens hochwertigen und musikgeschichtlich bedeutsamen Wendepunkt in der langjährigen Karriere des Roland Kaiser, der auch 2014 noch, ohne jegliche Ermüdungserscheinungen, Routine oder gar Unlust, immer noch und weiterhin in den höchsten Sphären des teutonischen Poplebens zu finden ist.

Mit vorliegender CD-Box „Original Album Classics“ und den hierfür berücksichtigten fünf Alben hat seine Plattenfirma SONY Music schon einmal einen tiefergehenden und v.a. extrem vielschichtigen Einblick in die nun schon 40 Jahre währende künstlerische Laufbahn Roland Kaisers, noch dazu zu äußerst günstigen Konditionen, ermöglicht. Da davon auszugehen ist, dass diese Wiederveröffentlichungsmethode alter Poptrümpfe weiterhin erfolgreich Schule machen wird, wird es sicherlich zum gegebenen Zeitpunkt auch von Roland Kaiser ein „Volume II“ der „Original Album Classics“ geben. Wir Fans haben keinerlei Einfluss auf die Auswahl an Kaiser-Alben für eine solche mögliche Fortsetzung dieser ersten CD-Box. Wünsche aber sind bestimmt erlaubt, so dass ich ganz persönlich mich über eine zweite „Original Album Classics – Roland Kaiser“ freuen würde, die da beinhalten könnte die Alben: „Etwas von mir“ (1979), „Gefühle sind frei“ (1983), „Herz über Kopf“ (1985), „Live ´88“ (1988) und „Südlich von mir“ (1992)!

Holger Stürenburg 28. bis 31. August 2014 (Textvorlage)
http.//www.ariola.de
http://www.roland-kaiser.de

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