HELENE FISCHER u.a.
Radio-Beitrag "Atemlos durch die Charts" – "Warum Schlager plötzlich wieder hip ist"!
HIER in voller Länge zu hören…:
Der Hype um HELENE FISCHER & Co. kennt kein Limit, Schlager ist jetzt Pop. Doch woher kommt die Begeisterung für ein Genre, das vor kurzem noch als alt und uncool galt?
Juli 2014: Das Brandenburger Tor in Berlin. Deutschland ist Fußball-Weltmeister! Fast eine halbe Million Fans feiern auf der Fanmeile die Helden der WM. Der Höhepunkt der Party: Schlagerqueen Helene Fischer performt mit der deutschen Nationalmannschaft auf der Bühne eine WM-Version ihres Überhits "Atemlos durch die Nacht".
Der Helene-Fischer-Hype
Es ist der Moment, in dem der Hype um Helene Fischer seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Hunderttausende junge Menschen singen ironiefrei den Weichspül-Schlager der "Fischerin". Aber nicht nur das: Zeitgleich füllen Stars wie Andreas Gabalier, Beatrice Egli und Anna-Maria Zimmermann Konzerthallen im gesamten deutschsprachigen Raum. Die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" lässt Teilnehmer deutsche Schlager performen und setzt Branchen-Ikone Marianne Rosenberg (und bald wohl auch noch Heino) in die Jury. Der DJ von Cro, Psaiko Dino, veröffentlicht ein Projekt, bei dem er den 50er-Jahre-Schlager der Sängerin Marla Blumenblatt auf Trap treffen lässt.
Raus aus dem Musikantenstadl-Ghetto
Schlager ist von den Scheintoten auferstanden – und hat seinen Weg raus aus dem Musikantenstadl-Ghetto in den Pop gefunden. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa hört heute jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 25 Jahren Schlager. Und das Angebot ist breit gefächert: Auf Mallorca knallen neben Sangria auch Partyschlager von den Atzen oder Alexander Marcus rein. In Bierzelten leben die Klassiker von Rex Gildo, Jürgen Drews und Costa Cordalis jedes Jahr wieder hoch. Mit Künstlern wie dem selbsternannten Indie-Schlagerkünstler Dagobert aus der Schweiz findet das Genre sogar seinen Weg in die anspruchsvolle Musikpresse. Auch Jan Delay durfte sich kürzlich in den Medien den Vorwurf gefallen lassen, dass seine neuen Songs, zum Beispiel "St. Pauli", doch eigentlich verkappter Schlager seien.
So simpel wie eingängig – ursprünglich geht der Schlager auf die Operetten zurück. In den 1920er-Jahren nimmt er Fahrt auf, dank Radio, Schallplatte und legendären Stars wie Marlene Dietrich und den Comedian Harmonists. Schlager ist neu und mit wilden Tänzen und derben Texten sogar richtig skandalträchtig.
Gefährliche Oberflächlichkeit oder berechtigter Eskapismus?
Der Begriff "Schlager" unterliegt einem ständigen Wandel, bezeichnet jedoch meist oberflächliche und einfach gestrickte Musik mit deutschen Texten, die Sehnsucht, Liebe und Banalitäten behandeln. Die Popularität des Genres schwankt über die Zeit. Lange galt Schlager als uncool, alt und heimattümelnd. Warum erlebt die seichte deutsche Mainstream-Musik gerade jetzt ein solches Revival?
Sind wir in einer Zeit, in der Schule, Studium und Beruf uns mehr fordern als je zuvor, hungrig auf leicht verdauliche Ablenkung, in die wir uns vor der komplizierten Welt flüchten können? Führt der neue Patriotismus, der seit der WM 2006 wieder salonfähig ist, dazu, dass auch eine Sehnsucht nach Liedern wie denen von Andreas Gabalier besteht?
Also nach Liedern, die ein romantisches Bild der Heimat zeichnen und dem selbsternannten Volks-Rock'n'Roller schon Nazi- und Sexismusvorwürfe eingebracht haben? Liefern die Helenes und Andreasse am Ende gar den konsequenten Soundtrack für eine Schland-Kultur, in der es en vogue ist, sich im Status Quo einzukuscheln?
Von Carpendale bis Gabalier: Onkel Jürgen hat sie alle kommen und gehen sehen. Der König von Mallorca über Hedonismus, Helene Fischer – und darüber, was das Internet mit dem neuen Schlager-Hype zu tun hat.
Wir werfen uns auf der Suche nach Antworten in die Epizentren der Schlagerrenaissance und wollen von Protagonisten, Fans und Forschern wissen: Warum ist Schlager plötzlich wieder hip?
Hören Sie HIER den Beitrag "Atemlos durch die Charts" – "Warum Schlager wieder hip ist" in voller Länge!
BR, David Würtemberger (Textvorlage)

