FRANK ZANDER
Neue smago! Serie "Schlager-Rückblick 'vor 40 Jahren'" von Stephan Imming: Teil 1 – Frank Zander!
Neuerscheinung 13.01.1975: Frank Zander – “Ich trink auf Dein Wohl, Marie” / “Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein”!
Frank Zander, der kürzlich den smago! Award für sein „vorläufiges(!) künstlerisches Lebenswerk und soziales Engagement“ erhielt, stand Anfang 1975 am Anfang seiner Karriere. Und gleich seine erste Erfolgs-Single, „Ich trink‘ auf Dein Wohl Marie“, weist eine Besonderheit in der Charts-Historie auf, die nur selten zu finden ist. Wurde am 13. und 20. Januar 1975 noch die B-Seite, „Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“, in den offiziellen Musikmarkt-Charts notiert, findet sich ab dem 27. Januar die andere (A-)Seite der Single namens „Ich trink‘ auf Dein Wohl, Marie“.
Hintergrund könnte sein, dass der „Ur- Ur- Enkel“, von einigen Fans als Vorläufer deutscher Rap-Musik Marke Fantastische Vier bezeichnet, ein veritabler Radio-Hit war – lange Zeit war dieser Song der erfolgreichste deutschsprachige Titel der WDR-Rundfunkthitparade „Schlagerrallye“. Beispielsweise war am 18.01.1975 in dieser Radio-Hitparade Frank Zander auf Platz 2 dieser Radio-Hitparade – er musste sich mit dem "Ur-Ur-Enkel" nur Queen ("Killer Queen") geschlagen geben und notierte sogar noch vor den damals sehr populären Rubettes ("Juke Box Jive"), die sich mit Platz 3 begnügen mussten. – Später interpretierte Zander dann seinen „anderen Song“ (so nannte die Plattenfirma Hansa übrigens die Song-Reihe, innerhalb der die Platte damals veröffentlicht wurde) „Ich trink auf Dein Wohl, Marie“ im Fernsehen – vielleicht wurde in den Charts fortan deshalb dieser Song genannt.
Für den Zeitgeist Mitte der 70er Jahre waren beide Songs recht mutig – so mutig, dass Zander trotz großen kommerziellen Erfolges bis zum 06.03.1978 warten musste, bis er (noch dazu als Berliner Lokal-Matador) erstmals in der ZDF-Hitparade auftreten durfte. Im "Marie"-Song lässt Frank Zander seine gescheiterte Ehe Revue passieren und betrinkt sich dabei zusehends. Autobiografische Züge dürfte die Nummer weniger haben, ist Zander doch seit Ende der 60er Jahre mit seiner Evy verheiratet. Es ist zu vernehmen, dass sie als Frau im Hintergrund (vielleicht vergleichbar mit Hilde bei ihrem Peter Alexander) als Managerin die Zügel in der Hand hält und somit wirtschaftlich die Fäden in der Hand hielt und hält im Hause Zander.
Der als Schüler wohl (vorsichtig formuliert) nur mäßig erfolgreiche Zander konzentrierte sich zunächst auf seine Begabung zu zeichnen und schloss eine Ausbildung in einer Meisterschule für Grafik als Grafiker ab – dieses Talent nutzte er später auch für einige seiner Platten-Covers (z. B. für die als Fred Sonnenschein aufgenommenen Hamster-Schallplatten).
Musikalisch begann das Multitalent, das später auch als Moderator (u. a. "Plattenküche", "Vorsicht Musik") sehr erfolgreich werden sollte, als Gitarrist der Berliner "Gloomy Moon Singers" (später "Gloomys") – neben eigenen Produktionen (z. B. "Day Break") verdingte sich die Band auch als Begleitgruppe von Christian Anders. Im Laufe der Jahre stellte sich aber heraus, dass Zander eher Solo-Musiker ist und sich als Begleitmusiker unwohl fühlte.
So ist nachzulesen, dass Zanders Frau nicht damit einverstanden war, dass der Anfang der 70er Jahre bereits sehr erfolgreiche Christian Anders bei gemeinsamen Auftritten mit den Gloomys eine weit höhere Gage einfuhr als der seinerzeit noch unbekannte Frank Zander. Zwischenzeitlich stieg Zander (vielleicht deshalb??) wohl auch aus dieser Band aus, um später doch dort wieder anzuheuern. Es heißt auch, dass das Verhältnis der beiden Schlagergrößen untereinander bis heute nicht das beste sei – ob das stimmt, können die beiden selber sicher am besten selber beantworten, beim Smago!-Award ist mir in der Hinsicht nichts aufgefallen.
Jedenfalls dürfte Zanders Stimme, deren Unverwechselbarkeit wohl auf einer nicht auskurierten Mandelentzündung Anfang der 70er Jahre basiert, zu einem großen Teil zum Erfolg als Solo-Interpret beigetragen haben.
Nicht nur in Deutschland schlug Zanders Durchbruch-Single ein – in Österreich konnte er aus den Händen des damaligen Ariola-Österreich-Chefs Stephan von Friedberg im Rahmen der von Peter Rapp moderierten Jugendpop-TV-Show "Spotlight" eine Goldene Schallplatte entgegennehmen.
In Deutschland bekam der Berliner von seiner gleichnamigen Plattenfirma die "Hansa-Kogge" als erfolgreichster Interpret der Company des Jahres 1975 überreicht. Vorjahressieger Gunther Gabriel überreichte die Auszeichnung unter den Augen des damaligen Plattenfirmen-Chefs Hans Blume.
"Ich trink auf Dein Wohl, Marie" war erst der Auftakt einer ganzen Reihe von Hits, die Frank Zander erzielen konnte, über die und seine weitere Karriere noch zu berichten sein wird.
Stephan Imming, 16.12.2014
Stephan Imming – exklusiv für www.smago.de
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