MODERN TALKING
Das 3-DVD-Set "Modern Talking – 30" im Test von Holger Stürenburg (1/2)!
Der Hamburger Musikjournalist hat diesmal gleich eine doppelt und dreifache “Doktorarbeit” verfasst! Der Text ist SO LANG, dass wir ihn in zwei Teilen bringen müssen…:
Es war Mittwoch, der 02. Januar 1985 – also, fast auf den Tag genau, vor 30 Jahren. Das vieldiskutierte „Orwell-Jahr“ war, trotz nicht selten geradezu hysterisch ausgeuferter Politdebatten über Totalüberwachung und Übertechnisierung, (man mag es in Anbetracht der oft brachial ausgelebten Weltuntergangsstimmung nach der Stationierung US-amerikanischer Mittelstreckenraketen im bundesdeutschen Mutlangen und des sich immer deutlicher ankündigenden, maschinenlesbaren Personalausweises im Sinne von CSU-Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann kaum glauben!!!) tatsächlich soweit schadlos an uns vorüber gegangen. Wie ich mich erinnere, hatten sich die Weihnachstage 1984 ebenfalls in sehr milder, oft sogar sonniger Ausprägung gezeigt – der große Schneeeinbruch bei uns in Hamburg folgte erst ein paar Tage später, am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien, Montag, 07. Januar 1985. Da mein Vater wenige Tage zuvor verstorben war, herrschte bei uns zu Hause reges Treiben, die Beerdigung musste organisiert werden. Wie ich immer so schön sarkastisch formuliere, der erste Event meines Lebens, mit dessen Durchführung ich jemals beauftragt war. Tatsächlich hatte meine Mutter meinem Patenonkel Fritz und mir die öffentliche Realisation des Projektes weitgehend überlassen, während sie im Stillen Trauerarbeit leistete. Im Eifer des Gefechts verpasste ich somit leider auch die erste offizielle Präsentation eines brandaktuellen Pop-Duos im deutschen Fernsehen, welches anfangs noch vollkommen unbeachtet geblieben war – aber ab einem gewissen Zeitpunkt über mehrere Jahre das europäische Popgeschehen fundamental mitbestimmen sollte.
In der in mancher meiner Rezensionen über 80er-Jahre-Künstler immer wieder mal erwähnten, seinerzeitigen ZDF-Vorabendsendung „Die Tele-Illustrierte“, die seit dem 1. April 1982 Werktag für Werktag, nach den 17.00 Uhr-„Heute“-Nachrichten, bis ca. 17.50 Uhr ausgestrahlt wurde, wenn die allseits geliebten (später zu realen „Kultserien“ ausgerufenen) Fernsehschinken „Ein Colt für Fälle“, „SOKO 5113“, „Tom & Jerry“, „Männer ohne Nerven“ oder auch familienfreundlich-heitere Gewinnshows der Sorte „Rate mal Rosenthal“ begannen, kam zum Ausklang derselben regelmäßig ein angesagter Musik-Act, immerfort aus einer anderen Stilrichtung, zum Zuge, um dort im Playbackverfahren seinen jeweils neuesten Titel darzubieten. Und an jenem Mittwoch, dem 02. Januar 1985, hatten die Verantwortlichen des Sendekonzepts zwei schüchterne junge Männer in den die karge Gemütlichkeit eines Krankenhausgangs verbreitenden Kulissen platziert, daneben ein weißes, hölzernes Klavier aufgefahren. Das ganze sah recht kahl und unpersönlich aus. Heute wissen wir, die Plattenfirma der beiden Jungspunde, die Berliner HANSA, war von weitergehenden Erfolgsaussichten der Zwei nicht besonders überzeugt, weshalb in die öffentlichkeitswirksame Aufbietung der beiden Nachwuchsmusiker kaum Budget investiert wurde, so dass alles – zumindest in den Anfangstagen – sehr improvisiert, man mag beinahe sagen: mager aussah.
Bei diesem Duo, dessen ehrenvolle Aufgabe es nun war, die Zuschauer der eher betulichen Sendereihe „Tele-Illustrierte“ in begeisterte Wallung zu transfrieren, handelte es sich um den gebürtigen Ostfriesen Dieter Bohlen, einen aufstrebenden Musikproduzenten, der zuvor mit einigen Solo- („Steve Benson“) oder Bandprojekten („Monza, „Sunday“) keine nachhaltigen Meriten hatte einfahren können, sowie um den damals gerade mal 21jährigen Sänger Thomas Anders, der nahe Koblenz zur Welt gekommen war. Dieter hatte mit Thomas nach 1982 einige sehr gelungene, aber niemals so recht bekanntgewordene, deutschgesungenen Singles, gehalten in einem zeittypischen, new-romantischen Schlagersound, aufgenommen. Zwar erwuchsen aus dieser Kooperation überaus ausgeruhte Synthipop-Schlager a la „Was macht das schon“ („Pick up the Phone“, 1983), „Endstation Sehnsucht“ (1983) oder „Heißkalter Engel“ („Send me an Angel“, 1984), die flink zu bis heute sehr gefragten und äußerst angesehenen Geheimtipps avancierten – die aber allesamt zu ihrem Entstehungsdatum an den Verkaufshitparaden schnurstracks vorbeigeschossen waren. Thomas‘ Produzent Dieter hingegen hatte im Spätsommer 1984 die damaligen Kurzzeit-Radioohrwürmer „Precious little Diamonds“ und „Showing and Flirting“ der niederländischen Disco-Formation „Fox the Fox“ mit Wohlgefallen vernommen und daraufhin beschlossen, sein neues Projekt hinsichtlich stilistischer Merkmale und vor allem bezüglich des hohen, fast falsettartigen Gesangs, an ebenjener Combo um Sänger Bert Tamaela zu orientieren.
So war bereits Ende Oktober 1984 die Single „You‘re my Heart – You‘re my Soul“ von Dieter und Thomas unter dem Namen „Modern Talking“ bei HANSA veröffentlicht worden – und blieb zunächst, kaum anders, als zuvor Thomas’ Solosingles, wie Blei in den Regalen liegen. Auch eine als Unterstützung gedachte Verkoppelung auf der damals sehr beliebten Compilation-Reihe „Ariola – Super 20“ im Spätherbst 1984 blieb wirkungslos, weshalb die HANSA ja auch verfügt hatte, keine größeren Promotion-Kampagnen für „Modern Talking“ zu finanzieren. So wirkte das Duo bei seiner TV-Prämiere an eingangs erwähntem 02. Januar 1985 ziemlich orientierungslos bis gar desinteressiert. Der großgewachsenen, blonde Dieter, dem man eine (auf der Single gar nicht hörbare, womöglich gar nicht erst eingesetzte) E-Gitarre umgehangen hatte, schaute einwenig bedeppert in die Fernsehkameras und fragte sich sicherlich, weshalb man ihn denn überhaupt dazu genötigt habe, sich mit einer gar nicht an den Strom angeschlossenen E-Klampfe um den Hals, genau dort zu positionieren. Neben dem weißen, gleichsam nicht elektronisch verstärkten Piano, kauerte der kaum weniger zweifelnd, sehr zurückhaltend, beinahe ängstlich dreinblickende Thomas Anders. Zum Vollplayback vor schlohweißer Wand, „performten“ die beiden (obschon es dieses schaurige, neudeutsche Wort damals zum Glück noch nicht gab) ihre erste gemeinsame, englischgesungene Single „You’re my Heart – You’re my Soul“ – und konnten an jenem zweiten Januar 1985 beileibe nicht erahnen, dass es eben dieser süffige Titel sein sollte, der „Modern Talking“ in den folgenden drei, vier Jahren zu fast weltweit so heiß begehrten, wie in den Feuilletons und Kulturmagazinen harsch debattierten, nicht selten polemisch ‚niedergemachten‘ Exponenten des jederzeit konstruktiven Gebrauchs-Mainstream-Pop Made in Germany werden lassen sollte!
Über die gesamte Geschichte von „Modern Talking“ (und auch der Folgeprojekte der beiden Protagonisten Dieter Bohlen und Thomas Anders) vermittelt nun die vorzüglich zusammengestellte, über 455 Minuten lange Drei-DVD-Box (sowie die gleichnamige, aber kürzere Doppel-CD) „Modern Talking – 30“ ein so liebenswertes, spannendes, wie hoch informatives und zeitgeschichtlich sehr aufschlussreiches Resümee. Auf drei proppevollen DVDs kompilierten die Kollegen bei SONY Music fast alles das, was sich seit dem berühmten 02. Januar 1985 – also seit letztlich genau 30 Jahren – so alles in den firmeneigenen Archiven, wie in den Dokumentensammlungen des ZDF und des WDR, in Sachen Dieter & Thomas angesammelt hat.
„Modern Talking – 30“, dies sei vorab gesagt, ist eine außerordentlich aufregende, mit vielen Déjà-Vu- und „Das waren noch Zeiten“-Gedanken und -Gefühlen ausstaffierte Reise durch die Höhen und Untiefen zweier sehr talentierter Musiker, die unaufhörlich extrem polarisierten, zu gehässigen Schreiarien ebenso aufstachelten, wie zu alles in den Schatten stellenden Schwärmereien und Liebesbekundungen rund um den Globus. Das DVD-Set zeigt die schöpferische Entwicklung zweier harmloser Jungs, die mit schlichter, aber ultraeingängiger Popmusik, der – und gerade dies machte ihren betörenden Charme aus – alle Ecken und Kanten, jeglicher Anspruch auf tiefergehende kulturelle Bedeutung, abgingen, so schlichte, wie zeitlos schöne, sympathische und unvergessliche Pop-Perlen geschaffen haben. Lieder, deren Besitz im Plattenschranken man sich vor drei Dekaden, so mit 13, 14, 15 Jahren, zwar hoch offiziell über alle Maßen schämte, sich davon lautstark distanzierte – aber, insgeheim doch jede einzelne „Modern Talking“-Klangkaskade aufsog, zutiefst genoss, vergötterte und – wenn auch wirklich kein einziger Altersgenosse, kein Klassenkamerad zuhörte – auch gerne mit voller Kraft und Stimme mitsang, mitfeierte, für sich selbst nachempfand.
Aber immer der Reihe nach. Auf DVD-01 von „Modern Talking – 30“ finden sich insgesamt 30 farbenfrohe TV-Mitschnitte von zumeist triumphalen Playback-Auftritten des Duos, sei es aus „Wetten, dass…“, „Formel Eins“, „Rock Pop Music Hall“ oder Hape Kerkelings Jux-trifft-Musik-Show „Känguru“. Die chancenreichsten Titel der beiden zeitweiligen Weltstars gibt es teilweise sogar in mehrfacher Ausführung zu hören und zu sehen. So vernehmen wir z.B. den legendenumwobenen Erstling „You’re my Heart…“ nicht nur mittels seines „kahlweißen“ TV-Debüts in der „Tele-Illustrierte“; sondern zugleich aus dem zwei Tage später ausgestrahlten „WWF-Club“ des WDR, sowie, als sich der Dauerohrwurm endlich in den einheimischen Singlecharts plazieren konnte, in der wöchentlichen ARD-Hitparade „Formel Eins. „You’re my Heart…“ vereinte furios all das in sich, was in jenen Tagen erfolgreiche Popklänge im europäischen Kontext ausmachte. Der geschichteschreibende Mega-Hit der 80er spielte mit den letzten Ausläufern der 1981/82 von Großbritannien aus aufs Festland herübergeschwappten New-Romantic-Bewegung, integrierte klassischen deutschen Romantikschlager jener Ära, der seinerzeit von teutonischen Barden a la G.G. Anderson, Andreas Martin oder Tommy Steiner als bürgerlich-gediegene Antwort auf die grell-bunte Neue Deutsche Welle ins Leben gerufen worden war, schaute mit großen Augen auf die cool-yuppiehaften Italo-Disco-Spielereien, die Mitte der 80er Jahre Dank reizvoller, wenn auch austauschbarer No-Name-Sangespüppchen, wie Gazebo, Valerie Dore oder Silver Pozzoli, für manchen unschlagbaren Diskotheken-Renner verantwortlich zeichneten – und ließ diese fein ausgewürfelte Melange auf der Basis einer simplen, leicht zu merkenden Melodie und deutlicher, aber niemals übertrieben hämmernder Disco-Rhythmen, zu keinesfalls revolutionären, weltbewegenden oder gar den Pop -Modus neu erfindenden klingenden Schätzen voller Emotionen und Urwüchsigkeit auswachsen. Dass dabei Innovation und Phantasie oft zu kurz kamen, manche Melodie-Fragmente häufig wie Eins zu Eins von ausgewiesenen Hits anderer Interpreten, fast Note für Note übernommen schienen, sich die lyrischen Inhalte in kaum realschultauglichem Siebte-Klasse-Englisch immer und ausnahmslos um Liebe, Liebe und nochmals Liebe drehten, störte in Anbetracht der unübertrefflichen und fast brutalen Ohrwurm-Tauglichkeit von You’re my Heart…“ und seinen Epigonen höchstens die ewigen Berufs-Besserwisser in den Elfenbeinturm-Redaktionen vorgeblich ach so anspruchsvoller Magazine. Die Massen aber, ob jung, ob betagter, fuhren radikal und mit voller Wucht auf die synthetischen, und doch ein ums andere Mal voller schierer kreativer Perfektion ausgestalteten Pop-Klänge von „Modern Talking“ ab – auch, wenn die meisten Generationsgenossen des Verfassers (wie derselbe übrigens auch!) beharrlich abstritten, in irgendeiner Form Zuneigung oder gar Begeisterung für diese gemeinhin als ‚schrecklichen Wegwerf-Pop‘ bezeichneten Hitparadenüberflieger von Dieter und Thomas zu hegen – obwohl selbstverständlich (!) jeder (!!) von uns still und heimlich zu Hause, jenseits von Schulklasse, Jugendgruppe oder Teenagerdisco, kraftvoll und hin und weg zu den sanften, einschmeichelnden Romantic-Pop-Variationen von „Modern Talking“ regelrecht dahinschmolz.
Nur wenige Wochen nach ihren ersten TV-Auftritten in „Tele-Illustrierte“ bzw. „WWF“-Club, gelang es „Modern Talking“ endlich, ihr Singledebüt in den „Top 75“ der „Media Control“ einzubringen. Inzwischen hatte der anarchische Ingolf Lück die Moderation des seit April 1983 ausgestrahlten ARD-Hitreigens „Formel Eins“ übernommen, der sich von jeher nicht gerade als Fan des hier beschriebenen Discoschlager-Duos gezeigt hatte. Eher zum Spaß an der Freude, habe er dieses später in seine Sendung eingeladen. Doch zuvor hatte sich „You’re my Heart…“, das – laut wikipedia.de – zunächst „My Love is gone“ heißen sollte und für gerade mal 1400.- DM von Dieter auf einem zeitgemäßen „Prophet 5“-Synthesizer programmiert worden war, auf Rang 38 in Deutschland eingefunden, weshalb Ingolf das in den Luxemburger RTL-Studio letztlich nur auf der Basis vielfältig eingesetzter Nebelmaschinen entstandene Billig-Video – wie erwähnt, gedachte HANSA nicht, unnötig hohe Beiträge in dieses Vorhaben mit ungewissem Ausgang zu investieren – in der Woche ihres Chartseinstiegs vorführen musste – ob er dies nun wollte oder es seinem persönlichen Geschmack entsprach oder nicht. Kurz darauf, erzielte das so genial einfach, wie einfach genial konzipierte Pop-Kleinod den ersten Rang der einheimischen Singlehitparaden; die Spitzenpositionen in Österreich und der Schweiz wurden sogleich danach eingenommen. In über 35 Ländern der Erde fand „You’re my Heart…“ Eingang in die jeweiligen Hitlisten; acht Millionen mal ging die Kleine Schwarze global über den Ladentisch. Schon Mitte März war es an der Zeit für einen – klanglich und harmonisch nach demselben Muster gestrickten – Nachfolgetitel. Dieser hieß „You can win, if you want“ und vermengte wiederum ebenbürtig schwülstiges Schlagerfeeling mit britischem Synthipop, italienischer Elektro-Disco-Coolness und einer bestechend eingängigen Melodie zum sofortigen Mitpfeifen. So führten Dieter und Thomas ihrer erstaunten Plattenfirma HANSA unwiderruflich vor Augen und Ohren, dass diese sich mit ihrer Einschätzung, Promoaktivitäten für „Modern Talking“ seien eh herausgeworfenes Geld, aufs Schärfste getäuscht hatte. Am 13. März 1985 kam die Single auf den Markt – zwei Monate später zierte sie bereits das Siegertreppchen der nationalen Singlehitparaden, woraufhin sich dieses Treiben in Österreich wiederholte, während in der Schweiz ein ehrenvoller Rang 2 erzielt wurde. Dieter und Thomas waren nun nicht mehr die unschuldig-furchtvoll dreinschauenden Debütanten vom Januar 1985. Bei der großen TV-Prämiere von „You can win, if you want“, am 18. Mai 1985, bei Frank Elstners Quotenrenner „Wetten, dass…“ in Saarbrücken, sahen die beiden Hübschen (wie auf vorliegendem DVD-Set problemlos ersichtlich) urplötzlich ganz chic, feudal und schnieke aus. Dieter im gelb-beigen Edelkostüm und Thomas, nun mit Kajalstift und Lippengloss aufgehübscht, als Paradeyuppie in blütenweißem Hemd und schwarzer Ausgehhose – ja, so liefen wir alle herum, im Sommer 1985. Auf unserem Privatgymnasium damals, wo ohnehin alle etwas besser betucht herumscharwenzelten, wären die beiden Shooting Stars des deutschen Discopop keinesfalls negativ aufgefallen. Nun erschienen die beiden nicht mehr, wie noch nach der Jahreswende 84/85, als postpubertäre Vorortdiscohelden, sondern als prachtvoll ausstaffierte, ehrenwerte Ehrenmänner des yuppifizierten Hochglanzpop.
An Bismarcks 170. Geburtstag – unser Direktor und Geschichtslehrer Dr. Schulte überschüttete uns damals en Masse mit unzähligen historischen Daten – stand endlich die erste LP von „Modern Talking“ in den Läden. NATÜRLICH hat sich kein einziger Musikfreund aus unserer Klasse, der etwas auf sich hielt, für diese Platte in irgendeiner Weise interessiert, geschweige denn sich womöglich auf deren Erscheinen gefreut… Zu einem solchen mutmaßlichen kulturellen Offenbarungseid, konnte sich auch der damals knapp 14jährige Rezensent keinesfalls hinreißen lassen; dies wäre nicht mehr und nicht weniger gewesen, als selbstverschuldete Rufschädigung. Am Gründonnerstag, dem 04. April 1985, hatten sich jedoch alle aus unserer Klasse, im Anschluss an eine Stunde vorgelesener Satiren von Ephraim Kishon durch Deutschlehrer Klaus von S., hinsichtlich der bevorstehenden Osterpause in alle Windrichtungen zerstreut, so dass es kein Mitschüler merkte, wie ihr als altklug, verschroben und musikalisch vollständig altmodisch geltender Klassenkamerad Holger S. am Nachmittag desselben Tages den längst verblichenen Plattenladen „GOVI“ in der Eimsbütteler Osterstraße hocherhobenen Kopfes mit einer – sicherheitshalber in einer Plastiktüte verstauten – LP „The 1st Album“ von niemand geringerem, als eben „Modern Talking“, im Gepäck verschämt verließ. Dieses „1st Album“ – gerade, weil all das darauf verhackstückte, noch vollkommen neu, einzigartig und zuvor in dieser superben Mischung noch nie im einheimischen Popgeschehen aufgetauchte Liedmaterial so frisch, unverbraucht und daher ungeheuer aufregend aus den Boxen schlich – stieß (nicht nur) bei mir sogleich auf ungeteilte Faszination – tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes, war diese begeisterte Zustimmung „ungeteilt“, da ich sie nach Ostern in der Schule mit niemandem zu teilen wagte, ergo weder berichtete, dass ich mich tatsächlich dazu hatte hinreißen lassen, mir diese zuvor doch so ins Lächerliche gezogene Scheibe zuzulegen, geschweige denn, dass mir diese auch noch so gut gefiel…
Den m.E. prägnantesten Titel daraus, die knisternde Traumballade „There’s too much Blue in Missing you“, diente in Europa zwar niemals als Singleauskoppelung, erwies sich aber schnell als absoluter Fan-Favorit. Der nächtliche Schmachtschleicher wurde auch, im Gegensatz zu den meisten anderen „Modern Talking“-Kreationen, nicht von Thomas Anders gesungen, sondern – so zumindest nach offizieller Lesart – von Produzent, Komponist und Arrangeur Dieter Bohlen. Wer in diesem Zusammenhange noch alles bzw. vielleicht gar anstelle von Großmeister Dieter B. seine Stimmbänder strapaziert hat, war und ist Gegenstand unzähliger Gerüchte, an denen ich mich nicht beteiligen mag. Fest steht, der elegante Edelpopschlager hat bis heute nichts von seinem dekadent-schwülen Enthusiasmus eingebüßt, so dass ein grandioser Playback-Auftritt des – zu diesem Zweck zur realen Band, mit Bass, Keyboard und Schlagzeug. ausgeweiteten – Hit-Duos mit eben diesem Ewigkeits-Geheimtipp einen wahrhaftigen klanglichen Höhepunkt auf der ersten DVD von „Modern Talking – 30“ darstellt. Aus der (zweiten) Ausgabe der zwischen 1984 und 1986 kurzzeitig für Furore sorgenden ZDF-Playback-Festival-Reihe „Rock-Pop Music Hall“, die in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 1985 ausgestrahlt wurde, wählten die SONY-Verantwortlichen für DVD-01 hier vorgestellten Sets in löblicher Manier die Darbietungen von „You can win…“ und eben „There’s too much Blue in Missing you“ aus.
„Modern Talking“ und ihr flirrend-urbaner Sektkelch-Pop untermalten den ungewohnt sonnigen, wenn auch niemals so richtig glühend heißen Sommer des Jahres 1985, bevor am 02. September 1985 die – auf den ersten Blick enttäuschende – nächste Single „Cherie, Cherie Lady“ erschien. Diese klang kaum ein Jota anders, als die Vorgänger-Hits, setzte den Esprit, den Charme, den unabdingbaren Erfolgswillen der beiden ersten Dauerbrenner des Duos zwar soweit nahtlos fort, vermachte dem Hörer aber gleichsam rein gar nichts Unverbrauchtes oder Unerwartetes, was vielleicht ein erneutes Prickeln, einen widerholten wohligen Schauer auf dessen Rücken hätte verursachen können, wie es zu Jahresbeginn 1985, Dank „You’re my Heart…“ und „You can win…“, zweifelsohne der Fall war. Doch, was soll’s? „Cherie, Cherie Lady“ wiederfuhr das gleiche Schicksal, wie seinen höchst reputierlichen Vorläufern, und setzte sich schon bald, nicht nur in unseren Breitengraden, sondern zudem in Österreich, der Schweiz, in Belgien, Finnland, Hongkong, Israel, Norwegen, Spanien und vielen anderen Ländern dieser Erde, wochenlang auf dem ersten Rang der jeweiligen Hitparaden fest. Wir hören und sehen im Repertoire von „Modern Talking – 30“ genau diese erste Single aus dem bald darauf folgenden, zweiten Album „Let’s talk about Love“ als plietsche Playback-Darbietung, sowohl in der von Frank Elstner moderierten Jahresrückschau „Menschen ´85“ vom 04. Januar 1986 – Thomas in so edler, wie dekadenter Lederkluft und Stehkragen-Hemd, mit unvermeidlichem „NORA“-Kettchen um den Hals, und Dieter geschmückt mit einem glitzernden Yuppie-Anzug der Sorte ‚einen halben Tag tragen, dann ab in die Reinigung“ (ich besaß Ende 1985 auch so einen, meine Mutter weiß ein garstig Lied davon zu singen…) -, sowie in der monumentalen 1985er-Ausgabe der nächtlichen „Peter’s Pop Show – Extra“, die, angeleitet von Ex-„Formel-Eins“-Conférencier Peter Illmann, am 30. November 1985 in der Dortmunder Westfalenhalle über die Bühne ging. Nicht als 45er ausgekoppelt, aber trotzdem einer der feinsten Beiträge auf „Let’s talk about Love“, war fraglos „Heaven will know“, das durchaus zurecht auf „Modern Talking – 30“ zum Einsatz kommt und erwähnter 1985er-Ausgabe von „Peter’s Pop-Show – Extra“ entnommen wurde. Die schnittige, erhabene Melodie verströmte zeitgemäß überschwängliche Romantik mit herrlich aufgetakeltem Pathos, kann aber keinesfalls verleugnen, dass die Harmonien des Refrains „Heaven will now / oh, Heaven will now“ fast notengetreu von „So in Love“, dem liebenswert-gefühlvollen 1985er-Sommerhit der britischen New-Romantic-Legende „Orchestral Manoeuvres in the Dark“ (kurz: „O.M.D.“), abgekupfert waren und sogar die von Dieter B. vorgenommene Betextung des Kehrverses gewisse unbestreitbare Ähnlichkeiten mit erwähntem orchestralen Manöver aufwies, in dem es, wie gesagt, zu nahezu identischer Harmonik, hieß „Heaven is cold / without any Soul“… Nachtigall, ick hör‘ Dir trapsen…
Ende Januar 1986 rückte der nächste, äußerst attraktive, buchstäblich entzückende ‚klingende Nervtöter‘ aus dem Hause Bohlen/Anders nach: „Brother Louie“ war Dieters Co-Produzenten Louis Rodriguez gewidmet, fraß sich umgehend nach dem ersten Anhören auf immer und ewig in unsere Gehörgänge ein, toppte ein weiteres Mal die deutschen Hitlisten, erwies sich auch in Österreich und der Schweiz als überaus erfolgreich (jeweils Rang 2) und konnte sich sogar in Großbritannien auf dem vierten Platz der dortigen Chartauswertungen einfinden. Ohne „Bruder Ludwig“ – wie der dicke Willem F. Dincklage, der längst verstorbene Kultmoderator der in jenen Tagen Samstag für Samstag auf NDR I Welle Nord über den Äther gesandten „Norddeutschen Top Fofftein“, den tönenden Gehörgangbesatzer verballhornend getauft hatte – ging im Frühjahr 1986 rein gar nichts. Zwar war der aufmüpfige Disco-Fetzer kaum mehr als eine – wenn auch gewitzte – Variation der drei Vorläuferkracher; aber dies störte den gemeinen Popkonsumenten nicht weiter – „Modern Talking“ waren und blieben auch 1986 (nicht nur) in der jungen Generation nationales Pop-Thema Nummer Eins. „Brother Louie“ gibt es auf „Modern Talking – 30“ als fraglos anspornende Ausschnitte aus der ZDF-Musikparade „Show & Co mit Carlo“ vom 06. Februar 1986, sowie aus einer neuerlichen Folge von „Rock-Pop Music Hall“ vom 17. Mai 1986 zu sehen und zu hören.
Der Verfasser dieser Zeilen hätte „Modern Talking“ spätestens nach den Frühjahrsferien 1986 längst wieder abgeschrieben (und sich, wie es sich gehört, seinen wahren Passionen jener Tage, von „BAP“ über Heinz Rudolf Kunze bis Herbert Grönemeyer und Wolf Maahn hingegeben), hätten Dieter und Thomas nicht bald mittels ihrer nächstfolgenden Single „Atlantis is calling (S.O.S. for Love)“ abermals einen real existierenden, bombastischen Gefühlsexzess bester Güteklasse, einen radikal traumhaften, so eingängigen, wie geradlinigen ‚Perfect Popsong‘ auf der Basis einer wehenden, sacht surreale Emotionen verursachenden Melodie ans Tageslicht entsandt. Dieser strikte, treibende, dabei hochmelodiöse Dance-Pop-Schlager voller Intensität und Explosionsgefahr, der sogar erstmals ein originäres, wieherndes E-Gitarren-Solo enthielt, erschien am 28. April 1986, leitete die dritte „Modern Talking“-LP „Ready for Romance“ ein (an deren Erwerb ich ohne diesen wundervollen Singleaufhänger sicher gar nicht mehr gedacht hätte) und etablierte sich als letzter Nummer-Eins-Hit für „Modern Talking“ in Deutschland – immerhin dem fünften Spitzenreiter in Folge, was die vielen kritischen Geister, die sich in jenen Tagen lauthals über Dieters und Thomas‘ angebliche musikalische Simplizität echauffierten, erst einmal ebenso ertragreich und konsequent nachmachen sollten. Den ‚Liebesnotruf aus der untergegangenen Stadt Atlantis‘ hat es auf hier analysiertes DVD-Set aus „Na sowas“ mit Thomas Gottschalk, vom 17. Mai 1986, sowie aus der am selben Tag gezeigten Sommer-1986-Ausgabe von „Rock-Pop Music Hall“ geschafft.
Von nun an aber ging es sachte, aber nachgerade spürbar bergab mit „Modern Talking“. Das Konzept des alles in den Schatten stellenden Ohrwurms, der stets und ständig auf dem gleichen harmonischen Level, im selben tanzsaaltauglichen Rhythmus, verblieb, hatte zwei Jahre lang einige bedeutsame, gelungene Evergreens zwischen Pop, Dance, Schlager und New Romantic hervorgebracht, entpuppte sich aber in kürzester Zeit auf Dauer nicht konstant wiederholbar. „Geronimo’s Cadillac“, am 08. Oktober 1986 als Single aufgetischt, wirkte nicht nur, wie eilig aus den vertrauten Vorlagen zusammengeschustert, sondern schien zugleich von einem hölzernen, gemeinhin schwerfälligen, keinesfalls mehr gewinnenden, eventuell gar atemberaubenden Touch in seiner Überzeugungskraft gehemmt. Der gesamtgesellschaftliche Eifer für „Modern Talking“ sank, der Straßenkreuzer des Herrn Geronimo parkte nur noch auf dem dritten Platz der „Top 75“ (auch, wenn die dazugehörige LP „In the Middle of Nowhere“ ein letztes Mal zum Tabellenführer der Albumhitparaden aufsteigen konnte). Die zum Weihnachtsgeschäft 1986 ausgekoppelte, auf feierlich-festlich getrimmte Schmuseballade „Give me Peace on Earth“ – der erste und einzige Slow Song, den Dieter und Thomas jemals als Single herausfilterten – floppte sogar vollends und versandete Ende desselben Jahres auf Rang 29. Beide Titel aus „In the Middle of Nowhere“ wurden aus „Peter’s Pop-Show – Extra“ vom 06. Dezember 1986 für „Modern Talking – 30“ ausgesucht, sowie zusätzlich der ZDF-Benefizshow „…weil wir leben wollen“ vom 26.10.1986 bzw. dem Weihnachtsspecial von Hape Kerkelings „Känguru“ vom 22.12.1986 entliehen. 1987 gab es zwischen den beiden „Modern Talking“-Exponenten zunehmend Streit über die Ausrichtung der weiteren Zusammenarbeit und des musikalischen Konzepts; wie Dieter, auf DVD-02 nachzuhören, bestätigte, waren er und Thomas längst keine Freunde mehr. Folglich beschlossen beide, nach der völlig unbedeutenden LP „In the Garden of Venus“, bis auf weiteres getrennter Wege zu gehen und sich auf ihre jeweiligen – noch auszuwertenden – Soloeinfälle zu konzentrieren.
Es sollte bis 1998 dauern, als Dieters Plattenfirma SONY auf die Idee kam, endlich eine hauseigene Best-of-Koppelung der bis dato größten Erfolge des 80er-Duos zu kompilieren und durch dieses Tun ebenfalls finanziell vom zu jenem Zeitpunkt ausgeprägt grassierenden Revival des coolen Dezenniums zu profitieren. Doch statt nur eine Neuauflage betagter „Modern Talking“-Werke in der Klangtechnik der ausgehenden 90er Jahre aufzubieten, beschloss Dieter nun, seinen alten Kumpel Thomas zu kontaktieren, Streitereien früherer Jahre vorerst ad acta zu legen und erneut unter dem global prominenten Label „Modern Talking“ erst einmal ein paar alte Hits im neuen Gewand und später brandaktuelle Tondichtungen, die den bewährten „Modern Talking“-Sound der 80er mit den technischen Raffinessen und den Hörgewohnheiten der Jahrtausendwende konstruktiv verschweißen sollten, dem Popmusikfreund feilzubieten. Heraus kamen dabei nochmals sechs Langspiel-CDs, die sich insgesamt über 60 Millionen Mal verkauften. Darunter befanden sich drei Nummer-Eins-Alben, zweimal wurde Rang 2 und einmal Rang 3 erreicht. Acht Lieder aus dieser Etappe sind als TV-Ausschnitte aus z.B. „Wetten, dass…“, der „Lotto Show“ von Ulla Kock am Brink oder der von Thomas Gottschalk präsentierten Gala zur Hannoveraner „EXPO 2000“ vom 01. Juni 2000 auf DVD-01 von „Modern Talking – 30“ vorhanden, eine Nummer-Eins-Single vermochten Dieter und Thomas diesmal aber nicht zu erringen.
„We take the Chance“, entnommen der „Lotto-Show“ vom 17.10.1998, sowie der „Patrick-Lindner-Show“ vom 01.11.1998, war die erste Neukomposition von „Modern Talking“ Abschnitt Zwo, die als Single das Licht der Welt erblickte. Zuvor hatten im Frühjahr 1998 zunächst zwei (m.E. unnötig und alles Ursprüngliche in Abrede stellend) modernisierte Remixe von „You’re my Heart…“ und „Brother Louie“ die einstigen Zeitgenossen an ihre Jugend in den 80ern erinnert und den Nachgeborenen den unvergleichlichen „Modern Talking“-Kult erst so richtig schmackhaft gemacht. „We take the Chance“ hantierte gekonnt mit den Eingangsakkorden des 1986er-Hardrockkrachers „The Final Countdown“ der schwedischen Rockband „Europe“ und verband darüber hinaus den graziösen Schick der 80er Jahre auf hinreißende Weise mit der oft feist bumsenden Rhythmik und der hastigen Überdrehtheit der ausgehenden Folgedekade. Bei der Anfang 1999, sowohl bei „Wetten, dass“ am 20. Februar genannten Jahres, als auch im „Show-Palast“ zwei Tage zuvor, dargereichten Single „You are not Alone“ (Rang 7) waren der klassischen, wenn auch arg aufgeputschten, Bohlen-gemäßen Popmelodie erstmals – für 80er-geschulte Hörorgane relativ nervenaufreibende – schnatternde Rap-Passagen des gebürtigen New Yorkers Eric Singleton hinzugefügt worden, um auch und gerade bei den dancefloor-gestählten Teenagern des Millenniumszeitalters punkten zu können. Dies wurde im Januar 2000 bis zum Exzess fortgesetzt. Die Single „China in her Eyes“ (Rang 8), erste Auskoppelung aus der CD „2000 – Year of the Dragon“, bestand letztlich aus drei kaum zueinander finden wollenden Teilen: Thomas Anders‘ sanfter, engelsgleicher Gesang im ersten Teil des Refrains verband sich mit den gewohnten Falsett-Passagen von Dieter (und gerüchteumwobenen Begleitern) im zweiten Teil desselben und dem gefühllos hinzugemischt worden war Erics rasendes, nervöses Rap-Gebrabbel in den Strophen – eine für Altfans doch sehr gewöhnungsbedürftige Vorgehensweise, die mit der unwirklich-wundersamen Feingliedrigkeit der von uns geschätzten „Modern Talking“ der mittleren 80er nicht mehr allzu viel am Hut hatte.
Im April 2000 konnte die nächste, mal wieder extrem krasse, aufgebauschte und dabei trotzdem jederzeit sympathische und stilvolle Single „Don’t take away my Heart“ (Rang 41) zumindest im Refrain als Beinahe Eins-zu-Eins-Kopie des weltbekannten 1967er-Popoldies „Everlasting Love“ in die Annalen eingehen, während „No Face – No Name – No Number“, ein nicht als Single auserkorener Albumtrack aus „Year of the Dragon“, spritzig, heißblütig und temperamentvoll mit südamerikanischen Rhythmen und üppigen Flamenco-Gitarren laborierte. „Win the Race“, Vorabsingle aus dem 2001er-Werk „America“, erwies sich als wuchtiger, strammer Pop-Rock-Verschnitt im überdrehten Glitzergewand, diente als Erkennungsmelodie der kommenden Formel-Eins-Rennsaison und feierte seine damalige, gleichermaßen monströs in Szene gesetzte Uraufführung in der über fünfstündigen Jubiläumssendung „20 Jahre Wetten, dass…“, übertragen aus der Vorarlberger Stadtgemeinde Dornbirn. Die Auswahl aus der zweiten „Modern Talking“-Periode schließt mit dem schnellen, aufgewühlten Popkracher „Last Exit to Brooklyn“ (Rang 37, ebenfalls aus „America“) und der filigranen Softrockballade „Don‘t make me Blue“, die auf der 2002er-CD „Victory“ ihren Ursprung hatte und von allen für die DVD ausgesuchten Titeln aus „Modern Talking“-Part II vermutlich am ehesten die bezaubernde, naiv-frische Romantik der mittleren 80er Jahre in die Jetztzeit herüberzuretten vermochte. Die meisten anderen Songkreationen dieser zweiten Zeitspanne blieben dem überzeugten und unbelehrbaren 80er-Jahre-Kind, schon zum Stichtag ihrer Genese, größtenteils verschlossen.
In den Jahren zwischen „Modern Talking“ Folge 01 (1984-1988) und Folge 2 (1998-2003) gingen beide ‚zeitgemäßen Labersäcke‘ jeweils eigenen, solistischen Ambitionen, von mehr oder weniger Erfolg gekrönt, nach, worüber die zweite (Dieter = „Blue System“) und dritte (Thomas – solo) DVD ein weiteres Mal mit viel Liebe und Leidenschaft Zeugnis ablegen, detailgetreu und zeitgeschichtlich höchst relevant zusammengesucht, proper und wohlschmeckend für den Fan, wie den interessierten Beobachter der Musikhistorie, zusammengetragen.
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Holger Stürenburg, 30. Dezember 2014 bis 03. Januar 2015
http://www.sonymusic.de/catalog-and-media-concepts
http://www.modern-talking-online.de