ALEXANDER M. HELMER
Seine neue CD "Bel Ami" im Test von Holger Stürenburg!

Lange mussten die Fans von Alexander M. Helmer auf das neue Album warten! Ab heute (06.03.2015) ist es nun endlich erhältlich! 

„Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“ – wer kennt es nicht, dieses frivol-neckische Couplet aus der Feder des preußisch-berlinerischen Komponisten Theo Mackeben? Mit diesen Worten beginnt der Refrain des so unverfrorenen, wie eleganten, erst auf den zweiten Blick beißend ironischen – je nach Sichtweise – Lob- oder Spottgesangs auf den sprichwörtlichen ‚Mann von Welt‘, den exzessiven Lebemann, den selbstverliebten Playboy, der jede Frau auf diesem Planeten im Handumdrehen zu verführen, in erotische Rage zu versetzen vermag, der von nichts anderem, als von seiner ureigenen „Chronique Scandaleuse“ zehrt. Und doch schafft es dieser Schelm, dieser Bohemien, dieser gnadenlose Selbstdarsteller, erst dann eine Frau so richtig glücklich zu machen, wenn diese nicht nur vor seinem ihm vorauseilenden Ruf als Casanova, als unabänderlicher Charmeur und Mädchenheld, voller Respekt herniederfällt, sondern eben den Mann, der hinter all dieser grellen, oberflächlichen Fassade steckt, erkundet hat und der Persönlichkeit, die sich hinter diesem schnöden Schnösel „Bel Ami“ verbirgt, all ihre Liebe und Zuneigung schenken mag.

Seitdem dieser Standard deutscher Populärkultur 1939 von der österreichischen Chanteuse Lizzi Waldmüller, die 1904 im sagenumwobenen steierischen Örtchen Knittelfeld zur Welt kam und 1945 mit knapp 41 Jahren durch einen Bombenangriff in Wien starb, erstmals in dem von ihrem Landsmann Willi Forst in Sachen Regieführung verantworteten, gleichnamigen Liebesfilm „Bel Ami“ gesungen wurde, gab es auch und gerade nach dem II. Weltkrieg bis heute, unzählige, verschiedenartigste Auslegungen dieses liebgewonnenen Schmachtgesangs auf großstädtische Dekadenz und männlichen Sexappeal. Alleine in meinem gut sortierten Tonträgerarchiv befinden sich „Bel Ami“-Betrachtungen von z.B. Panikrocker Udo Lindenberg oder Max Raabes „Palast Orchester“, von ‚Lebefrau‘ Hildegard Knef, gar von der schrillen NDW-Combo „Lilli Berlin“, dem Wiener Chansonnier Michael Heltau, der Schlagerlegende Bully Buhlan und natürlich von „Mr. Gute Laune“ Peter Sebastian.

Nun  gesellt sich eine weitere Facette zu diesem langen Index von „Bel Ami“-Interpretationen hinzu: Der Wiener Schauspieler, Musicaldarsteller, Regisseur und Sänger ALEXANDER MARIA HELMER hat diesem unverbrüchlichen Schlagerklassiker nicht nur für seine aktuelle – insgesamt siebte – CD neues, spritziges Leben eingehaucht, sondern dieses Opus, das dieser Tage bei MMG/Müller Music Group erscheint, auch gleich danach benannt: Insgesamt 14 in ihrer Mehrzahl zweifellos überzeugende, sehr ergreifende und spannungsgeladene Lieder – neben dem titelgebenden Evergreen, 13 Eigenkompositionen – hat das lebenserfahrene Multitalent aus der Donaumetropole für „BEL AMI“, diesen in Töne gefassten Ausflug in Richtung Pop, Schlager und Chanson, aufgenommen. Diese trägt der sympathische Absolvent der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien kraftvoll, ehrlich und ab und an sogar mal – was sich übrigens als sehr lobenswert und als in konstruktiver Manier musikalische Grenzen brechend erweist – mit trotzig-rockiger Attitude, enormer Willensstärke und ausufernder Dynamik vor.

Alexander M. Helmer, der bereits in vielen, allseits geläufigen Operetten oder Musicals, wie „Die Fledermaus“, „Die Lustige Witwe“, „Gräfin Mariza“, „Im weißen Rössel“, aber auch in „Kiss me Kate“, „Can-Can“ bzw. „Hello Dolly“, die verschiedensten Rollen gesungen bzw. deren Charaktere dargestellt hat, präsentiert auf „Bel Ami“ zuvorderst nachdenkliche, eher sanft-bedächtig umgesetzte, in sich gekehrte Chansonperlen mit autobiographischen Zügen („Einfach nur Gefühl“, „So sehen Sieger aus“) oder heißverliebte Geständnisse als explosive, poppige Gitarrenorgie inszeniert („Liebe meines Lebens“). Daneben hat der Träger des Fred-Jay-Textdichterpreises 1998 einige kontrollierte, selbstbeherrschte, schonende, kaum dramatische Abgesänge auf die große Liebe („Schick sie zu mir zurück“, „Die Manege braucht auch ihren Clown“) oder auch latent sozialkritische, bei allem Mitgefühl und Wohlwollen jedoch schon etwas zu weinerlich ausgefallene, womöglich aufgesetzt wirkende Betroffenheit ausstrahlende Gedanken im energetischen Pop/Rock-Gewand („Wie Du und ich“) in seinem aktuellen Programm. Der ebenfalls in gezügelter Geschwindigkeit gehaltene, verregnet-abgeklärte Schleicher „Regen fällt auf Eden“, der soeben als neueste Radiosingle aus „Bel Ami“ ausgekoppelt wurde, ist ein fulminantes, beinahe andächtiges Abschiedsszenario, dargeboten aus der Sicht eines Mannes, dem erst nach der soeben vonstattengegangenen Trennung von seiner Liebsten, zwischen einem letzten Kaffee in St. Georg und der nächtlichen Zugfahrt ab Hamburg-Hauptbahnhof, in letzter Konsequenz vor Augen geführt wird, dass – so heißt es im filigranen, (natürlich) selbstverfassten Text – das Beste erst dann so richtig unbezahlbar wird, wenn man es verliert.

Pure Sommerfreude, Frische, Tatkraft, eine unbändige Lust auf einen notwendigen Neustart im Leben, auf den unerforschten Aufbruch hinein bzw. zurück in dasselbe, vermittelt demgegenüber der gediegen jazzige Synthi-Schlager „Das Leben ist schön“, dem jedoch ein echteres, weniger computerprogrammiertes Arrangement mit originärem Bass, Schlagzeug und gerne auch ein paar naturbelassenen Bläsern zur Verdeutlichung seiner aufstrebenden Authentizität und seines fidel-frohsinnigen Flairs außerordentlich gut zu Gesicht gestanden hätte. Das von seiner Grundtendenz her ebenso positive, lebenslustige Schmankerl „Lachen“ ertönt als sonnig-fröhliches Reggae-Chanson, dem gleichsam eine akustische Instrumentierung, jenseits aller allzu synthetisch wirkender Soundmaschinen, deutlich hörbar fehlt, das nach unverfälschter, urwüchsiger Realisierung geradezu schreit.

Mit unverkennbarer ironischer Distanz in seiner per se einschmeichelnden, weichen und doch stets von hohem Wiedererkennungswert gekennzeichneten Stimme, schleicht sich Alexander M. Helmer schwülstig, apart und schnittig gleichermaßen durch seine gelinde swingende, auf cool-akzentuierter Synthesizer-Basis aufgebaute, schlussendlich konstruktiv überzeichnete, überkandidelte Neuversion von „Bel Ami“ – und transferiert den süffisanten Edelschmachtfetzen aus den 30er Jahren gekonnt, trefflich, humorvoll, gleichwohl niemals durch womöglich parodistische oder gar entstellende Elemente seiner Ursprungsintention beraubend, unisono zeitgenössisch und traditionsbewusst ins Jahr 2015.

Am besten und bodenständigsten ist Helmer immer dann, wenn er die zur Genüge ausgetretenen Schlagerklischees weit hinter sich lässt und sich nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern nachgerade zugleich in seinem lyrischen Bestreben und Bemühen rockigeren, lauteren, ja fraglos aggressiveren, grimmiger tönenden Umsetzungen seiner Eigenkompositionen öffnet. Dies geschieht beispielsweise auf vorzügliche Weise gitarrenlastig-treibend und entsprechend seiner Entschiedenheit den Zuhörer förmlich umgehend in die Zukunft mitreißend, mitnehmend, im krossen Rockepos „Immer weiter“, das sich von einem erst ruhigen, dabei fürwahr von Anfang an vielversprechend brodelnden Intro ausgehend, zu einer Art (wenn auch klanglich leider weiterhin (viel zu) sacht wattierten, aber in Nuancen durchaus US-amerikanisch geprägten) Helmer’schen Antwort auf Springsteens brachialen Überlebenshymnus „Born to run“ auswächst. Gleichsam knallig, voranstrebend, radikal und rasant, nahezu gehetzt, hysterisch im aufwühlenden Gefühlschaos gefangen, erklingt der sich übermütig und ungestüm entladende Up-Tempo-Rocker „Nichts zu verzeihen“, ein weiterer qualitativer Höhepunkt auf „Bel Ami“.

Der zwar rhythmisch tanzbare, gerne darüber hinaus jederzeit partytaugliche und trotzdem (oder gerade deshalb?) vor lyrischen Allgemeinplätzen und Stereotypen nur so strotzende Disco-Fox-Versuch „Der König im Revier“ wirkt allerdings inmitten der überwiegend textintensiven, auf Feinsinn und Besonnenheit ausgerichteten inhaltlichen Gefilden vorliegender CD eher deplatziert; auch das in punkto stilistischer Auskleidung, Melodieführung und Klangfarbe einwandfrei an Andy Borg und andere Fröhlichmacher gemahnende Schnaderhüpfel „Ich fang noch mal von vorne an“ würde im Repertoire des (Ex-)“Musikantenstadl“-Conférenciers keinesfalls negativ auffallen, mag indessen zu den zumeist subtanzhaltigen, tiefgründigen und aussagekräftigen Chanson-Pop-Melangen von Alexander M. Helmer nicht so recht passen.

Als Fazit ist festzuhalten, dass ALEXANDER M. HELMER seine größten Chancen haben wird (und hierin entsprechend auch fast ausschließlich seine vielschichtigen Begabungen aufweist), wenn er als so ernstzunehmender, wie ernsthafter Sänger und Präsentator anspruchsvoller, ausdrucksstarker, vulgo: gehobener deutschsprachiger Pop- und Rocksongs, Balladen und Chansons mit Tiefgang, Gehalt und Gedankenreichtum auftritt. Im Sinne eines bierseligen Partysängers, wild-grellen Fox-Königs oder trällernden Animateurs, ist der begehrte Mitstreiter in der deutsch–österreichischen TV-Serie „Schlosshotel Orth“ oder der österreichischen Filmbiografie „Die Strauß-Dynastie“ nicht zu gebrauchen. Derartige dauergrinsende, schenkelklopfende Liedexperimente, unglaubhaft dargereicht aus dem Munde des erhabenen Alexander M. Helmer, klingen wie drittklassige Kopien von ähnlichen Liedbeiträgen solcher Musiker, die grelle Fetenkracher, wilde Apres-Ski- oder Mallorca-Glückseligkeiten nicht nur einfach so singen, sondern diese auch ideell in ausgiebigster Form leben, ausleben und selbst genießen. Helmer hingegen ist ein introvertierter Intellektueller mit Spürsinn für dichterische Essenz, der sich nicht zugunsten des schnellen kommerziellen Erfolges verbiegen (lassen) sollte, sondern vielmehr – dies belegen einige der von mir besonders hervorgehobenen Albumtitel von „BEL AMI“ ja in perfektester Darbietungskunst – noch offener als bisher für Variationen, Einflüsse, Gefühle und musikalische Motive aus Pop, Rock, vielleicht gleichsam Blues, Jazz und Swing, sein sollte, die seinen wichtigen und poetisch gekonnt ausformulierten Textthemen weitaus gerechter werden, als dahingeschluderter seichter Schlagerpop oder gar pseudo-jugendlich Discotaugliches!

Holger Stürenburg, 04./05. März 2015
http://www.muellermusicgroup.com/
http://www.alexandermhelmer.de/startseit_neue.htm

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