RODGAU MONOTONES
Neues Album "Genial" ab 25.09.2015 im Handel!
RODGAU MONOTONES? Da war doch was… Vor gefühlten hundert Jahren. Ihr „Erbarmen, zu spät, die Hesse komme“ wurde 1984 die inoffizielle hessische Hymne, Heinz Schenk darin selbstbewusst zum heimischen David Bowie und Lia Wöhrs schnelles Gebabbel zur echten Konkurrenz für Kurtis Blow erklärt. Die Bembelkultur mit Handkäs, Äppelwoi, Rippchen und Kraut im Angriffsmodus, um den Bayern, Schwaben, Friesen gründlich jeden Spaß zu vermiesen. Denn die „Pampa-Power“ wurde nicht nur mit befreundeten lokalen Bands im Frankfurter FSV-Stadion zelebriert. Die Monotones rockten schon vorher neben Joan Baez, Santana und Bob Dylan auf Einladung des legendären Konzert-Impressarios Fritz Rau den Bieberer Berg, protestierten beim Anti-WAAhnsinns-Festival auf Augenhöhe mit BAP, den Toten Hosen, Udo Lindenberg, Rio Reiser und Herbert Grönemeyer gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf, waren zu Gast bei der Kult-TV-Sendung „Rockpalast“ und nahmen schließlich für das Majorlabel wea im Münchener Musicland Studio (zum Klientel gehörten da auch The Rolling Stones, Deep Purple und Queen) das Album „Sportsmänner“ auf. Ein Teil der deutschen Rockgeschichte also, die dennoch oft verkannt nur als ein regionales Phänomen gewertet wurde. Zudem sehen sich die Musiker seit Jahren immer wieder mit der erstaunten Aussage konfrontiert: Euch gibt es noch? Klar. Die Monotones sind ein Marke mit einem Vermittlungsproblem. Marketing und Selbstvermarktung sind nicht ihr Ding.
Dabei erleben wir die Rodgau Monotones nach 38 Jahren mit allen Gründungsmitgliedern, Peter Osterwold (Gesang), Ali Neander, Raimund Salg (beide Gitarre), Joky Becker (Bass) und Mob Böttcher (Schlagzeug), als einen unzerstörbaren Anachronismus. Auch wenn sie nicht mehr regelmäßig bundesweit touren (aber wenn sie dann mal wieder in der Fabrik in Hamburg spielen, ist die Hütte voll), sind sie nach wie vor eine der besten Liveacts hierzulande und zudem die letzte Rockband Deutschlands. „Unsere erste Probe war geil und laut, wir ham Bier getrunken, ZZ Top geklaut …“ singen sie nicht nur, sondern bleiben den alten Idealen auch treu. Sieben Jahre haben sich die fünf Ur-Rodgaus, komplettiert durch Sängerin Kerstin Pfau und Saxophonist Matthias Dörsam, Zeit gelassen, ihrem Katalog aus elf Studioalben, drei Live-CDs und diversen Compilations eine weitere Produktion hinzuzufügen. Ganz offensichtlich wollen sie nicht zum eigenen Museum verkommen. Ihr unbestrittener Vorteil dabei: Nichts und niemand zwingt sie, ins Studio zu gehen. Sie wollen es einfach. Denn sie haben nach wie vor viel Spaß dabei. Weil sie immer weniger darüber nachdenken müssen, ob man etwas macht was anderen gefallen könnte. Welch ein Luxus. Einfach genial. Genau so heißt auch die neue Platte. „Genial“. „Wir wollten etwas Kurzes, Großkotzige. Angeberisches“, kommentiert Ali Neander augenzwinkernd die Namenswahl. „Klar ist die CD wieder voll mit Hessizismen (dazu später mehr), aber wenn du die schon in den Titel nimmst, dann machst du dich klein, das wirkt dann zu putzig.“ Und putzig sein passt nicht zu den Rodgaus.
Die neuen Songs heißen viel versprechend „Vollgas“, „Mama Lauda“ (womit nicht die Mutter von Niki gemeint ist, sondern Mach` mal lauter), „Wie geil is das denn …“, „Das macht uns keiner nach“ (mit dem Credo: Lieber laut als tot …) – das ist der „Rodgau Style“. Ein treibendes Schlagzeug, ein stoischer Bass, jede Menge fette Gitarren, ekstatische Gesänge und scharfes Gebläse als Bonus. Da feiern Blues, Boogie und harte Rockriffs fröhliche Urstände. Aber diese offensichtlichen Vorlieben werden immer mit unerwarteten musikalischen Eskapaden kontrastiert. Die glorreichen Sieben präsentieren auch Stücke, die Rockabilly-Gitarrist Brian Setzer gerne geschrieben hätte, erweisen den Chartgaranten Mark Ronson und Bruno Mars („Uptown Funk") mit echten „Landdiscokrachern“ ihre Referenz und warten überraschend mit einem Seefahrerlied namens „Hundert Fässer grüne Soße“ auf – hessische Piraten zwischen viel „Hey ho“, Akkordeon und einer – hier sind eben auch Besserwisser am Werk – klaren Botschaft. Wer hätte das gedacht: Die Hauptstadt von Chile heißt nicht Santiano. Die Parodie steckt im Detail. So manches Zeitphänomen bekommt charmant sein Fett weg. Der Manager der 25-Stunden-Gesellschaft zwischen Ironman Hawaii und Burn Out-Beratungsbuch, die „Warmlufthülle“ Bono, das depressive Underground-Folk-Geflenne, die „Schobbepetzer-Philosophen“, Mossad und NSA. „Gerade in Zeiten, in denen Rockmusik immer ironiefreier und humorloser zu werden scheint, müssen bewährte Kräfte wie wir für Abhilfe sorgen“, erklärt Neander. „Aber zwischen all dieser Partylaune verstecken sich auch zahlreiche kleine textliche Gemeinheiten und, hört, hört, auch so etwas wie ein politischer Anspruch.“ Aber kein Austeilen ohne die Bereitschaft, auch einstecken zu können. Denn zum verstrahlten Rogdau-Kosmos gehört eine gehörige Portion Selbstironie wenn die Tischtennis-Kumpels von früher auf den Plan treten und vor allem die eigene Folklore aufs Korn genommen wird. Dafür nahm sich sogar Ex-Frontmann Nr. 2, Henni Nachtsheim, eine kurze Auszeit von Badesalz, um in „Das macht uns keiner nach“ mit einem Selbstzitat den „geilen Krach“ von „Erbarme …“ upzudaten. „Wenn durchgeknallte Hessen die Contenance vergessen …“ Apropos Hessen. „An den Monotones ist fast nichts authentisch“, deckt Neander auf. „Der Henni ist aus Wuppertal, der Osti aus Wolfenbüttel, ich aus Hamburg und Gerd von Badesalz aus dem Sauerland.“ Sei’s drum. Das hat bis heute noch nie jemanden gestört (so er’s überhaupt wusste). Hesse sein ist eh eine Geisteshaltung und unabhängig von der Herkunft.
Rodgau Mafia Records
http://www.indigo.de/unser_programm/labels/1099/
http://www.rodgau-monotones.de/