WOLFGANG PETRY
Das große Exklusiv-Interview mit Wolfgang Petry!

Auf Wunsch des Künstlers fand das Gespräch in der “Duz”-Form statt …: 

In diesem Jahr feiert WOLFGANG PETRY sein 40-Jähriges Jubiläum im Musikgeschäft. Wolfgang „Wolle“ Petry startete 1976 seine einzigartige Karriere – vor genau 40 Jahren! 2006 beendete Wolfgang Petry dann quasi ohne Vorwarnung von heute auf morgen seine Karriere. Neun Jahre nach seinem Abschied von der Bühne, brachte er 2014 mit „Einmal noch“ ein Remix-Album seiner großen Hits heraus. Das Album ging direkt von Null auf 1 und erreichte Gold. Ein Jahr später 2015 überraschte Wolfgang Petry mit einem rockigen Studio-Album „Brandneu“, das ebenfalls von Null auf 1 chartete und sich zurzeit ebenfalls auf Goldkurs befindet und ihm eine aktuelle Echo Nominierung bescherte.

Mit „40 Jahre – 40 Hits“ folgt nun der dritte Streich mit allen Hits von 1976 bis 2016 auf einem Doppel-Album. Das Best Of-Album stieg sehr gut auf Rang 7 in die Charts ein und kletterte diese Woche sensationell auf Platz 2. Auch beim Echo ist Wolfgang Petry in der Kategorie Schlager nominiert.

DAS GROßE INTERVIEW MIT WOLFGANG PETRY

 

Wie fing es eigentlich bei Dir an? Was war Dein erstes Instrument?

Ich hab mit der Blockflöte angefangen und dann hab ich gemerkt….ich hatte einen Untermieter gehabt der spielte Querflöte und auf einmal der spielte so schön, da bin ich da mal hingegangen und hab gefragt wollen wir mal zusammen spielen. Ja sagt der ich hab auch Noten dafür da für so was. Da haben wir zweistimmig gespielt. Da habe ich eine Gänsehaut gekriegt. Das erste Mal in meinem Leben die Begegnung mit einer zweiten und dritten Stimme. Wahnsinn. So kam ich zur Musik und dann nahm das andere seinen Lauf. Ich wollte ‘ne Gitarre haben, Beatmusik war angesagt. Sagt Papa: Klavierunterricht. Ich sag, da hab ich keinen Bock für, ich will ‘ne Gitarre haben. Sagt er, nur wenn du Klavierunterricht nimmst, kriegst du von mir ‘ne Gitarre. Ich Klavierunterricht genommen und zwei Jahre später bekam ich die Gitarre und dann hat das Elend seinen Lauf genommen mit der ersten Beat Kapelle. Jeder konnte sein Instrument gerade so festhalten wie so gerade ging halt. Ja und dann kamen die ersten Töne, die ersten Auftritte im Jungendheim und ich weiß nicht wo. So haben wir angefangen.

Papa ist ein schönes Stichwort. Auf Deinem Album „Brandneu“ gibt es einen Titel namens „Mio Padre“. Hat Dein Vater auch mit Dir zusammen musiziert?

Mein Vater war selber Musikant gewesen. Der war zwar Kfz-Meister, aber der hat Klavier richtig studiert. Der konnte nur nicht mehr die Tasten greifen, der hatte solche dicken Finger vom Arbeiten. Immer wenn der….da hat er immer zwei Tasten mit dem Finger gehabt, aber der konnte vom Blatt die schwierigsten Sachen spielen. Also großartig und er hat mich natürlich gefördert. Er hat sich gefreut, dass sein Sohn auf den kleinen Bühnen stand und sagte dann „Boh, komm ich fahre dich da überall hin, wenn da Not am Mann ist. Ich bin da, ich fahre dich da hin.“ Dann hat er das gemacht.

03. Dein Vater soll aber drauf bestanden haben, dass Du erst eine Ausbildung machst, bevor du Musiker wirst. War das so?

Es war so. Nur ein Vater ist drüber gestorben. Er hat dafür gesorgt, dass ich als Feinmechaniker ‘ne Lehre anfange. Und dann hab ich ihm das versprochen, ja, Papa das mach ich denn. Und er ist da drüber verstorben. Und ich hab’s trotzdem gemacht. Und ich hab immer in meinem Leben, ich dachte mir, du machst die Nummer, du willst Musikant werden, aber Feinmechaniker, du zeihst das bis zum Ende durch. Und ich hab die Lehr auch bestanden und habe nie in dem Job gearbeitet.

Nachdem Du die Lehre bestanden hattest, hast Du also beschlossen „Jetzt werde ich Profi Musiker“?

Du kannst ja nicht Profi Musiker werden. Das sind ja Zufälle, das weiß kein Mensch wie das funktioniert, ne. Und ich hab dann gedacht, Mensch wie kommst du da dran? Und dann haben wir irgendwie, und dann hab ich überlegt. Dann sind wir zu einer Künstleragentur gegangen, mit der Band, sag ich können wir irgendwie rumreisen, irgendwie im Amateurbereich. Ja, sag der, es gibt so Monats Engagements, gibt es da. Ja, und dann haben wir da angefangen, ja so, Ball der einsamen Herzen und solche Sachen haben wir gemacht. Aber wir konnten spielen was wir wollten, das haben wir dann auch gemacht so. So hat das angefangen, ja.

Und dann kamen die ersten Auftritte im legendären „Whiskey Bill“?

Ja, das war der Whiskey Bill gewesen. Und wir waren die „Whiskey Boys“. Liegt im Namen schon irgendwie begraben. Ja und dann kam der berühmte Produzent vorbei. Karin Hartmann und Tony Hendrik. Ich kannte die, ich kannte das ja alles gar nicht. Und die haben das gehört und dann haben sie gesagt „Finden wir gut, kommen sie mal vorbei junger Mann.“ Also bin ich vorbei gefahren, hab das nicht gefunden. Das war auch schon drei Monate danach. Ich habe es nicht gefunden. Dann bin ich wieder nach Hause gefahren, hatte natürlich keine Telefonnummer dabei gehabt. So wie ich das so unprofessionell in meinem Leben immer so gestaltet habe. Und hab dann angerufen, sage, ich hab das nicht gefunden wo ihr seid. Wo ist das denn? Irgendwie ‘ne Ortsverdrehung hatte ich da, ich war ganz woanders irgendwo. „Ja, dann kommen Sie vorbei.“ Dann hatte dann noch mal zwei Monate gedauert, ich bin vorbeigefahren und ja sagt er „Singen Sie hier mal. Wir haben ein Lied geschrieben. Hören Sie mal rein.“ Und dann hab ich da reingehört und das war dann das erste Lied, was er mir vorspielte war „Sommer in der Stadt“. Allerdings nicht mit diesem Text. Das hieß „Der Mond von Malibu“ – „er allein sah zu, in der kalifornischen Sommernacht hat sie mir das Glück gebracht“. Da hatte ich ein bisschen Schweiß im Nacken und dachte mir „Fahr nach Hause“. Ja, ich bin nach Haus gefahren, ich komme zu Hause an, meine Mutter, ich hab  bei meiner Mutter gewohnt da und da sagt sie „Du siehst nicht gut aus“. „Ja“ sag ich „Mama, ich fühle mich auch nicht so gut, ich glaube ich werde nie Sänger“. „Was ist denn?“ „Ja, die haben mir da ein Lied angeboten. „Der Mond von Malibu“, ich sage, ich kann’s nicht machen. Hab ich da angerufen und ich sage „Es tut mir leid, ich werde glaube ich kein Sänger. Das war’s für mich gewesen“. Da sagt er „Ja halt, wir wollten ja nur mal hören, was Sie davon halten. Wir kommen ja noch dahin, dann schreiben wir andere Texte“ Irgendwann kam ein weiterer Text, der hieß „Sommer in der Stadt, ich hab es so satt“. Sag ich, hier können wir anfangen. Hier ist der Beginn von der Arbeit, bitte, ich bin dabei.

Kannst Du Dich noch an deinen ersten Hitparaden Auftritt 1976 erinnern? Wir war das für Dich in dieser neuen Welt?

Ich kann mich noch genau erinnern. Ich kannte erst mal die Sendung gar nicht, ich hab das nie gesehen, weil wir haben am Wochenende immer Musik gemacht und da hast du keine Chance irgendwie Fernsehen zu gucken. Die Hitparade war samstags damals. Und ich fragte meine Mutter „Ich hab die Hitparade“, das sagt meine Mutter „Was hast du? Junge“, sag ich „Ist das was?“ „Ja, das ist Dieter Thomas Heck, Dieter Thomas Heck, das ist ja großartig, da gehen sie alle hin, alle die erfolg haben.“ Bin ich dann da eingeflogen worden, zum ersten Mal in meinem Leben bin ich geflogen. In einem fünf Sterne Hotel waren wir alle untergebracht. Hab ich alles noch nie in meinem Leben gesehen. Ich hab noch nie eine Minibar auf dem Zimmer gesehen, ich sag „Was ist das dann hier? Das geht ja gar nicht“ Ja, und ich an die Minibar gegangen, ein kleines Wasser geholt und dann kam dann die Probe. Der erste Probentag, da schlotterten mir die Knie, das kannst du die nicht vorstellen. Ich stand da und ich konnte meine Gitarre, ich hatte eine Gitarre um, ich konnte sie gar nicht festhalten. Ich war vollkommen am Arsch. Und dann kommt dann irgendwann der Truck Branss und dann sagt der, „Können Sie, da ist so ‘ne Gitarre drin“, ja, ich sag, ich spiel ja auch Gitarre, sagt er „ja nee, da spielt immer „Dong, Dong Dong…“ Sag ich „Das ist manchmal schwer, die geht in den Gesang rein, ich muss mich drauf konzentrieren was ich singe, also mach ich nur so.“. „Ja, aber das ist scheiße“ sagt er „Das müssen wir anders machen“. Ich mir über Nacht das noch eintrainiert, das mit dem Gitarrenriff und dem Singen. Mein erster Fernsehauftritt, schwierige Nummer, nee. Ja, hab ich dann gemacht und ich komme am Tag der Sendung dahin und da sagt der Truck Branss „Brauchste nicht machen, reicht auch, wenn de so machst“. Hab ich die ganze Nacht da umsonst da gesessen. Ich dachte das gibt’s ja alles gar nicht, nee.

1997 hat irgendwann dann jemand beschlossen „So, wir gehen jetzt mal mit einem Schlager Sänger in die großen Fußball-Stadien.

Das ist ein Märchen alles, das gibt’s ja alles gar nicht. Das was ich da gemacht hab, ist ein Märchen, das gibt’s nicht. Ich hab ja die 50 Tage gemacht und das Parkstadion, das haben wir eine Woche nach der Tour gemacht. Da sagt doch jeder Veranstalter, du kannst nicht 50 Tage machen und gehst danach auf die grünen Wiesen. Das geht überhaupt nicht. Das musst du vorbereiten, da kannst du erst mal ein Jahr nichts machen – Vakuum – und danach dann ins Stadion. Das hat uns überhaupt nicht interessiert. Wir waren im Gruga Park da waren auch 50.000 oder so was. War überhaupt kein Problem. Die gingen alle, das ging ja von vorn herein schon so. Und dann kam die zweite Tour und die war auch ausverkauft gewesen. Ich wusste nicht mehr wie ich auftreten sollte. Ich musste schon die Hallen zweimal machen. Dann kam die dritte Tour uns jetzt kommen viele Dinge, die gar keiner mehr weiß. Die gar keiner weiß. Ich rede mit meiner Agentur. Du kannst nicht von mit verlangen, dass ich in Freiburg anfange und mache jede Halle drei, vier und fünf Mal und komme nach drei Jahren in Berlin an. Da bin ich zu alt für. Das ist unmöglich. Dann hat der überlegt und der rief dann irgendwann an und sagt, ich hab’s. Wir kommen drum rum, du brauchst keine 500 Auftritte machen, wir machen alle Bundesliga Stadien, also alle die wir kriegen, die machen wir. Dann brauchst du nur einmal. Boh denk ich, was will der machen? Alle  Bundesliga Stadien? Kann ja gar nicht sein ne? Doch sagt der, machen wir. Wir machen dat. Ok, sag ich, dann brauch ich nur einmal dahin gehen „Mach mal“. Kriegen wir die denn überhaupt ausverkauft? Kriegen wir überhaupt die Hälfte voll?“ Ja sagt er das weiß ich auch nicht so. Müssen wir sehen, aber du hast ja schon mal im Stadion gestanden, das geht ja anscheinend, geht das ja, ne. Ja, dann hab ich die ganzen Bundesliga Stadien, alles was nicht geht vom Veranstalter, z.B. Dreieck: Hamburg, Bremen, Hannover, darf man nicht machen. Du kannst immer nur einen von den dreien machen. Ich hab alle drei gemacht. Alle drei und alle waren voll. Ja, und ich hab mich auch immer ein bisschen befreit von der Presse und so was, ich hab ja kaum Interviews gegeben, da war ich meisten auf Kriegsfuß mit denen. Das war nicht meine Abteilung. Ja so kam es denn zu dem Stadion. Aber wir haben immer aus dem Bauchladen so ein Stadion gemacht. Ich stand mit meinem Manager und wir haben alles im Griff gehabt. Ich wusste alles, was was kostet, ob das ‘ne Abdeckung auf dem Boden, wie viel Mann ich angestellt hab. Ich hatte 120 Leute da rumlaufen gehabt. Ich wusste was jeder tut, ob er gute Laune hat, wir haben uns um alles gekümmert.   

Es gibt eine legendäre Geschichte im Zusammenhang mit den Stadionkonzerten. Du sollst mal höchstpersönlich die Dixi-Klos für die Konzertbesucher kontrolliert haben. Musste das denn wirklich sein?

Das musste sein. Kann ich auch erzählen. Wir waren in der Rheinaue und da waren, keine Ahnung, 50.000 Leute gewesen. Es war tierisch heiß an dem Tag. Und das war ein Rock’n’Roll Veranstalter. Und ich dachte mir, machen wir wie immer, Ordnungskräfte, alles wunderbar. Und nachher kamen die Leute sich bei mir beschweren, die am Eingang ihre Brote, die Cola wegschmeißen mussten. Das war bei meinen normalen Veranstaltern, war das nicht so. Die konnten alle das tun was sie wollten. Ich brauchte auch keine Bodyguards, das hab ich ja alles gar nicht gehabt. Und die „Wolfgang, wir konnten noch nicht mal auf Toilette gehen“. Da war diese Blausäure, die war nicht da, schweige denn Toilettenpapier. Und ich hatte ja die ganzen Wagen alle bezahlt. Ich habe bezahlt, dass hier jeder Mensch auf Toilette gehen kann. Also muss es auch da sein. Und da kam der Tag, da bin ich dann bei jedem Stadionkonzert, nachmittags früher einfach gekommen, habe mir die Wagen angeschaut, ob Toilettenpapier da war und auch die Blausäure drin. So geht man nicht mit Mensch um. Geht ja gar nicht. Und da kam dann irgendwann, sagte die Plattenfirma, ja, die wollen das mal filmen. Ja sag ich „Die können nicht neben mir gehen“, dann sind die da irgendwie hinter mir, so 100 Meter,  gegangen und haben das gefilmt. Ist alles nicht mehr Abteilung. Das sollte auch gar nicht publik gemacht werden. Ich wollte nur, dass die Leute, dass die anständig behandelt werden. Die kamen ja abends immer zu mir nach dem Auftritt. Die kamen ja zu mir, haben mir alles berichtet, was da, wenn irgendeiner ‘nen Furz im Kopf hatte, hab ich erfahren.

Deine Shows damals waren ja eh schon immer lang und ausgedehnt. Du warst aber nie nach den Konzerten verschwunden, sondern hast Dich immer noch um deine „Leute“ gekümmert. Da erzählt man sich, dass Du teilweise noch 1 ½ Stunden nach dem Konzert Autogramme gegeben hast. Hast Du das wirklich immer durchgehalten?

Immer. Einmal konnte ich es nicht, da war ich so krank gewesen, da konnte ich es nicht. Aber normalerweise hab ich das nach jedem Auftritt immer gemacht, ob ich jetzt in der Diskothek gestanden habe oder nachher in der Halle oder im Stadion. Da kommen die gleichen Leute, ist ja kein Unterschied. Also habe ich Autogramme geschrieben. Ich glaube das mit den Autogrammen, das war glaub ich gar nicht der springende Punkt gewesen. Jeder hat sein kleines Wehwehchen mir mitgeteilt. Ich war „Pfarrer Wolle“. Ja, und ich will das jetzt gar nicht witzig nennen, das ist einfach eine sehr berührende Sache gewesen, die mich dann sehr geprägt hat. Dass die Menschen auch gemerkt haben, da steht irgendeiner oben, der macht nicht den dicken Willi, der ist nicht mehr wie wir auch. Und so ist das rübergekommen, so hab ich mit den Leuten vorne geredet über Gott und die Welt und Probleme und ich weiß nicht was alles. Ich will auch nicht sagen was ich gemacht hab und alles, das gehört alles nicht dahin. Es war einfach eine schöne Sache, dadurch hat es auch manchmal 3 Stunden gedauert. Ein Stadion dauert lange bis es leer ist. Da hab ich allerhand geschrieben, aber wie gesagt, es ging gar nicht um das Schreiben, es ging schon um das Schreiben, aber das Wort, das war wichtiger.

1999 hast Du – für viele unerwartet – Dein letztes Konzert gespielt. Es wusste niemand und es wurde auch nicht als Abschiedskonzert verkauft, wie oft üblich. Wie kam es damals zu diesem Entschluss?

Die Idee war praktisch, in davor dem Jahr, vor dieser großen Tournee, war mein Gedankengang, und das wussten wirklich nur Rosie und ich, ich sag „Pass‘ auf ich kann die Hallen machen, dann die großen Stadien alle hintereinander, ich glaub das war’s dann auch gewesen für mich.“ Parallel hatte ich aber einen neuen Vertrag gemacht, in dem Jahr noch bei BMG, einen riesen Vertrag, das läuft ja alles parallel, das kannst du ja nicht steuern, dass da irgendwas jetzt nicht sein sollte, es war so, ich wollte nach dem letzten Konzert in Essen nicht mehr singen. Und Rosie, wir wussten das ein paar Monate vorher, und ich wusste, das war mein allerletzter Auftritt gewesen. Und wir sind auch so nach Hause gefahren, das vergesse ich auch nie, wir sind im Königsforst bei uns in die Raststätte gegangen, da war eine ältere Frau, die hat mir immer die Currywurst mit den Fritten und Mayonnaise gemacht und nachts um 4.00 Uhr, das ungesunde Essen, aber es hat mit geschmeckt. Wir haben praktisch meinen letzten Auftritt gefeiert, aber nicht, weil es der letzte Auftritt war, sondern ich brauche keine Autobahn mehr sehen, keine Hotels mehr, keine Staus, diese ganze…boh das ist, wenn du das ein Leben lang gemacht hast, ist das nicht so lustig, nee. Da hab ich dann zu Rosie gesagt, wir probieren das einfach, wir genießen unser Leben, was hier kommt.

In Deiner erfolgreichen Zeit hast du ja einige Echos bekommen, und zwar in Folge Echo 1997, 1998, 1999, 2000, 2001. Man soll dich da nie auf der After Show Party gesehen haben. Kann das wirklich stimmen, dass dich da hast nicht feiern lassen?

Christian Wolff hat mich immer dahin geführt. Ich sagte „Du sagst mir wo es zur Bühne geht und von der Bühne wieder raus“ damit ich damit überhaupt nichts zu tun habe. Und dann direkt aufs Zimmer, das was meine Echoverleihung. Eine Aftershow Party, ich glaube eher sterbe ich. Geht gar nicht, kann ich nicht, geht überhaupt nicht. Nur Wichtigtuer und ich weiß nicht was alles. Ich wollte das nicht machen und habe es auch nicht gemacht.

1998 hat Dich dann aber einer überredet einmal bei der Echo-Verleihung auch aufzutreten …

Ich war ja im guten Gefühl dorthin, die Jahre waren ja toll. Ich hatte tolle Auftritte gehabt, die Menschen waren sehr pro eingestellt. Alles super, lief alles gut und auch in Fernsehsendungen war auch alles super. Und bei der Echoverleihung hat man mich überredet „sing da dein Lied“, da hab ich dann „Weiß‘ der Geier“ oder so gesungen und dann merkte ich da so diese Abneigung, wie diese Köpfe da unten, diese miese Abneigung, wie sie sich umgedreht haben oder auch rausgegangen sind. Da war mir klar, das machst du in deinem ganzen Leben nicht mehr. Habe ich auch ganz klar gesagt: „Ich singe hier nie mehr einen Ton und ich will auch gar nicht mehr hier hin.“ Das war ja dann irgendwie auch vorbei, dann haben sie irgendeinen anderen gefunden. Sag ich, sucht euch irgendeinen, mich kannst du da nicht mehr hinstellen.

Was passierte nach 2006. Hast Du wirklich gar keine Musik mehr gemacht?

Ich hab also wirklich erst mal alles beiseitegelegt, und hab nichts gemacht. Im Gegenteil wir sind dann in Länder, wir sind nach Neuseeland, Hong Kong, wir haben uns alles Mögliche angekuckt. So hat es angefangen, sind wir Wochen lang rumgereist. Bin ich irgendwann wiedergekommen. Und ich hab mir schon immer vorgenommen, wenn du aufhörst mit dem Singen, hörst du auf zu rauchen. Und da bin ich ja beinhart drin. Wir sind wiedergekommen, bin hierhin gekommen, mittags hab ich dann, montags, und rauche hier und rauche noch eine und habe nach 20 Minuten die dritte an, hab ich gesagt, so das war‘s, ich rauche nie mehr in meinem Leben. Das sind die Änderungen in meinem Leben gewesen. So hab ich dat gemacht, ne? Ich habe natürlich noch andere Änderungen vorgenommen. Irgendwann hatte ich einen langen Pferdeschwanz ja gehabt, dann hab ich mir den abgeschnitten, weil das war mir dann zu blöd irgendwie. Mit kurzen Haaren morgens aufstehen, so machen, super. Hat ‘nen weiteren Vorteil. Ich kann mittlerweile hingehen wo ich will, kann essen gehen, ohne ein Problem. Ich kann nur sagen, das ist erstrebenswert für jeden Menschen, der das so kann. Und jetzt kann ich das. 

Irgendwann hast Du dann wieder zur Musik gefunden. Lag das an Achim, weil Du dann ja ein Album mit ihm produziert hast?

Ich hatte mit ‘m Achim ein Album gemacht, das war sehr, sehr rocklastig gewesen. War anscheinend nicht angesagt. War nicht angesagt, war nicht die Musik die da…ich hab's einfach so gemacht. Ich hab da auch meinen Kopf durchgesetzt mit dem Achim. Ich sag „Komm wir zeigen mal wo et langgeht“, so, das war es nicht gewesen. Ich sag „Achim, kennst du irgendwelche Leute?“, „Ja“ sagt es „Ich kenne hier den René, René Lipps, der schreibt gute Nummern.“ „Ja, biste sicher?“ „Ja“ sagt er „Bin ich gar sicher“. Da spielt er mir nur einen Vers vor von ‘nem Lied. Von „Tinte“ spielt der mir den Vers vor, war noch kein Refrain da. Ich sage ist ja großartig, was schreibt der? Was ist das für ein Geist? Ein Geist, was für ein Text. Das…können wir da mal hinfahren? „Ja“ sagt er „können wir hin“. Da hat er da beim René angerufen: „Ja“ sagt der „Ich hab aber nur ein kleines Haus, da kommt der, da kommt der…“ Ich denke, was um Gottes Willen erzählt der da für ‘ne Scheiße? Ich komme dahin weil du gute Musik machst und nicht weil du ein kleines Haus hast oder wat. Interessiert mich doch ‘nen Scheiß. Und dann bin ich da zu ihm hingefahren und er hat noch mehr Sachen vorgespielt. Der spielt Gitarre wie ‘ne Sau. Ist Großartig, ganz neue Elemente. Und ich sag „Achim, das sollten wir machen. Wir sollten das machen. Ich rufe den Christian an, dann kucken wir, ich spiele ihm ein paar Sachen vor. Lass uns das mal machen“ Und so bin ich praktisch wieder da dran gekommen. Ich kriegte wieder neu, wir hatten ja alles gesungen in den 10 Jahren vorher. Ich hab alle Themen, man wiederholte sich, irgendwann wiederholst du dich ja auch irgendwo, ne? Und René kam da und hat mich auf einen ganz anderen Fuß gebracht. Praktisch mir wieder die Lust gegeben. Allerdings, ich trete nicht mehr ganz nach vorne, aber Musik kann man nicht abstellen. Du kannst nicht sagen, Zack macht nichts, nein, das geht nicht. Musiktöne sind da, auch in den ganzen Jahren waren die Töne irgendwie denn da. Aber nicht mehr mit diesem Blick der Branche, sondern einfach nur, das hab ich gut gefunden, das hab ich schlecht gefunden, das habe ich gerne gehört und so weiter.

Mit René hast Du dann Achims Album „Mittendrin“ produziert, auf dem auch zwei Duette mit Achim zu hören sind. Danach habt Ihr dann an Ideen für Dein eigenes neues Album gearbeitet?

Das lag daran, weil die Arbeit gefiel mir gut. Die Art der Textierung, ich merkte, wie dieser Mensch ganz anderes wie wir alten Säcke damit umgeht. Der geht ganz andere Wege, jüngere Leute, super, sag ich, das ist großartig. Und über die Arbeit vom Achim seinem Album, kam mir so nebenbei denn…ich hab ihn irgendwann gefragt „Jetzt machen wir Achim, das machen wir fertig, sind fast fertig. Kannst du dir vorstellen, dass wir was machen?“ „Bist du bekloppt, na sicher kann ich mir das vorstellen!“ sagt er. Wir sollten es probieren. Wir sollten es probieren. Und er hat mir dann wirklich auf den Lippen gehangen und hat alles gesaugt so. Mein Leben, hat mich auch ausgefragt. Ich hab dann praktisch die Texte hier so im unreinen geschrieben, aber der hat ‘ne Ausdrucksweise diese Mensch. Ich hab mich nur noch rausgehalten. Fand ich einfach großartig, ne. Der kann mit Worten da umgehen. Auch vom Spielen her, das ist schon ‘ne andere Abteilung. Hat mir gut gefallen, darum hab ich‘s gemacht. Nur aus dem Grunde.

Hattest Du Anfang 2015 nicht tierische Angst mit Deinem neuen Album „Brandneu“ total zu floppen? Mit ganz anderer Musik, ganz anderen Texten, Haare ab, Schnäuzer ab? Davon hätte jeder Stratege abgeraten. Das hätte ja auch richtig nach hinten losgehen können...

In meinem Leben gibt es diese Art von Denke überhaupt nicht mehr. Ich musiziere frei nach Schnauze, es muss mir gefallen, ich mache es. Mir war schon klar, das verschiedene Leute sagen „Boa, was singt der denn da für ‘ne scheiße. Das kannst du doch nicht singen. Was macht der denn da?“ Aber du musst das einfach verstehen, ich brauche nicht mehr schielen nach irgendwelchen Erfolgen. Und wenn es  nicht Nummer 1 wird, dann wird es halt Nummer 90. Und? Ja und? Im Höchstfall krieg ich dann mit der Plattenfirma Ärger, die sagen „Du das ist aber scheiße, dass du hier so wenig verkauft hast. Da können wir nichts mit anfangen.“ Gut, ok damit muss ich dann leben. Aber ich brauche nicht mehr das, wo alle nach schielen, brauche ich nicht mehr machen. Habe ich in meinem Leben gehabt, nein.

Wie kam es zu dem Titel „Der Letzte seiner Art“?

Über Lieder sollte man weiniger reden, man sollte sie hören. Ich glaube, dass ist der bessere Teil wie man das machen kann. Aber, es geht um die Menschlichkeit, ein Lied über die Menschlichkeit. Es geht uns alle an, jeden Tag. Wir miteinander, in der Familie, im Betrieb, wo immer man ist. Und sogar auf den ganz großen Bühnen.

Was willst Du mit dem Titel „Pflicht“ sagen?

Ja, da ist eine Menge Information drin. Man kann auch da schwer drüber reden, man braucht nur zuhören. Es handelt auch davon, dass alle erwarten von mir, der muss noch mal auf die Bühne gehen und ich singe natürlich da nicht „Scheiße auf die Pflicht“. Aber, ich scheiße nicht auf meine Mitmenschen, ich scheiße nur auf das was man erwartet von mir. Und, ja, es ist ein Lied was über mein, so wie ich bin, handelt. Nicht mehr und nicht weniger.

Warum machst Du heute andere Musik als damals?

Ich glaube in jedem Musiker schlummert der Wunsch schon mal andere Musik zu machen als wie die, die er aktuell macht. Wenn die dann auch erfolgreich ist, und ich hatte immer so ein bisschen das Gefühl, ich muss noch mal was anderes machen. Nur, wenn man so funktionierende Dinge macht, wäre es ja bekloppt, wenn man das irgendwie ändern würde. Ich will nicht sagen, dass das schlecht gewesen ist, aber es sind andere Zeiten gekommen. Ich möchte heute andere Lieder singen, andere Themen. Meinetwegen noch unkommerziell, die sich überhaupt nicht verkaufen lassen, es ist mir scheißegal. Die Hauptsache ist ich mache gute Lieder, und das ist mein Beweggrund warum ich überhaupt hier noch sitze.

Das heißt, es wird nach den beiden neuen Titel „Der Letzte seiner Art“ und „Pflicht“ noch weitere Titel von Dir geben?

Ich sag mal: ja, wenn mir was einfällt. Fällt mit nichts ein, kommt auch nichts mehr. Kommt was, singe ich wieder. Aber es muss mich anknipsen, in irgendeiner Form. Ich finde es ok, wie ich es im Moment mache. Ich schreibe schon mal ein Lied, aber ich schreibe keine Lieder mehr oder nehme sie auf, wenn man es von mir verlangt. Ich kann nur noch die Dinge singen, die mir Spaß machen, wo ich denke das hat einen Sinn darüber zu singen. Und wenn ich keins habe, wird es auch keins mehr geben oder es kommen dann doch wieder welche, aber die Ideen müssen da sein, sonst nicht.

Was waren die Highlights Deiner Karriere?

Bin ich auch schon mal gefragt worden. Es gibt nur schöne Begebenheiten, mit hat ja nie einer was getan. Es ist ja nicht so, dass ich aufgehört habe, weil die mich alle beleidigt haben oder irgendwelche Leute böse zu mir waren. Ich hab nur schöne Tage gehabt in meinem Leben und hab mit den Leuten, mit den Menschen gelebt. Das war, jeder Tag war neu schön. Jeder Tag, egal ob in der Disco, früher, ganz früher vor 200 Leuten oder auch vor 70.000, das war für ich immer absolut identisch gewesen und ich hab auch nur die Menschen geachtet die vor mir gestanden haben und das sind die Begebenheiten die ich immer noch in mir habe.

Was hast Du in der Zeit zwischen 2006 und heute gemacht?

Ich hab Briefmarken gesammelt, hört sich komisch an, aber hat mich ‘ne Zeit lang sehr beschäftigt, ist auch sehr interessant so was zu machen, so weltweit Briefmarken. Man lernt sogar Kulturen dadurch kennen. Ja, Musik habe ich weniger gemacht, ich hab eher schon mal was gehört, mich hab‘ die amerikanische Countrymusik immer schon interessiert, das hab ich gehört. Und sonst, hier praktisch gar nichts, was in unserem Land stattgefunden hat, hab ich gar nicht mehr verfolgt. Ich hab viel Sport gemacht in meinem Leben, also in den letzten 10 Jahren, ‘ne Menge Sport. Weil ich hab früher viel Schindluder mit meinem Körper getrieben, ich hab viel Dreck gefressen, nicht bewegt, nicht genug bewegt. Das habe ich auch gemacht, das kostet mich dann auch 2 Stunden am Tag wo ich das mache.

Bist Du auch gereist in der Zeit nach 2006?

Haben wir auch gemacht. Wir hatten große Wünsche und haben dann irgendwann angefangen. Neuseeland, ich singe ja auf meinem letzten Album von Neuseeland, „Kein Ort der Welt“ – ich glaub so hieß die Nummer – die handelt davon. Einer der schönste Flecken der Erde, die ich in meinem Leben gesehen habe, ich konnte nur nicht fressen da. Weil das war, das war irgendwie, ja, englisch. Es ging einfach nicht. Das war dann über Hong Kong, hab ich dann kennengelernt, ja, alles mögliche. Wir sind auch in Deutschland viel rumgereist, die ganzen Inseln, Usedom, da war ich nie gewesen, das wollte ich einfach mal sehen. Und das hab ich dann gemacht. 

Kahé PR & Dialog für Na klar! (Textvorlage)
http://www.na-klar.de/
http://www.wolfgangpetry.de/

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