UDO LINDENBERG
Wissenswertes über sein drittes Nr. 1-Album "Stärker als die Zeit"!

Der “heimatlose Desperado” über sein persönliches Eldorado …: 

Dödödöödödüp. In Udos heutiger Singstimme schwingen alle bereits zurückgelegten Wege und auch die noch vor ihm liegenden mit, die Siege und Niederlagen, Glücksgipfeljuchhee und Verlusttrauer, die ozeantiefe Melancholie eines zwar geglückten Lebens, das sich aber weiterhin nicht selbst genügt. Der akustische SUBTEXT der heutigen Udo-Stimme ist sein durch so viele Formen geschrittenes Ich; da ist ALLES DRIN. Udos Stimme ist sein größter, ist der ultimative Text: Wer genau hinhört, wird besonders im vermeintlich textlosen Singen Udos, seinem berühmten Dödöööödööödüp- dööödödödödüüüüüp, das in fast jedem seiner Lieder kurz anklingt, ALLES hören, die gesamte menschliche Existenz.

Das Sehnende, das Ewigsuchende, der beständige Aufbruch, der freie und deshalb haltlose Weg ins Ungewisse – formuliert ist es eine Klischeefalle. Doch wenn man diese Idee zum eigenen Lebensprinzip erhebt und gegen alle Widrigkeiten durchsetzt, ist es das beste Lied der Welt. (aus “Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre)

Vor acht Jahren veröffentlichte UDO LINDENBERG sein letztes Album „Stark wie zwei“ – ein Werk, das ihm nicht nur seine erste Nr. 1 in seiner über 40-jährigen Karriere einbrachte, etliche Ehrungen wie den ECHO, die Goldene Kamera und den Bambi, das noch erfolgreichere Live-Album „MTV Unplugged – live aus dem Hotel Atlantic“ und ausverkaufte Stadion-Tourneen, sondern das nicht weniger als seine künstlerische Neuerfindung war.

Wie also steigert man „stark“? Klarer Fall: mit „stärker“. „Stärker als die Zeit“ lautet der Titel des neuen Albums von Udo Lindenberg, das am 29. April erscheint. Wenn man immer so jung ist, wie man sich fühlt, dann ist Udo seit dem letzten Album nicht um acht Jahre gealtert, sondern acht Jahre jünger geworden. In den letzten Jahren ging es ihm so gut wie selten in seinem reichen, bewegten Leben und das hört man den Songs an. Ging es bei „Stark wie zwei“ um sein eigenes (Über-)leben, kümmert er sich nun auch verstärkt um unseres. Geben und Nehmen, so läuft es doch in guten Freundschaften, oder?

Bis Udo nach den unfassbaren Erfolgen der letzten Jahre bereit für ein neues Album war, brauchte es jedoch zunächst seine Zeit. „Die Messlatte lag natürlich sehr hoch nach ‚Stark wie zwei’, ein bisschen Bammel war auch dabei“, gibt er unumwunden zu. Doch der Auftrag war klar: „Ich spürte irgendwann, nach den vielen Live-Shows im Stadion: bevor man langsam zu einer Art Jukebox wird, muss jetzt wieder neuer Stoff kommen. Dann bin ich wieder losgestreunt, wie ein Detektiv, auf der Suche nach neuen Themen und Texten.“

Anderthalb Jahre streunte Detektiv Lindenberg, durch die Straßen, die Kneipen, seinen eigenen Erfahrungsschatz. Tat sich dann wieder mit den „Stark für zwei“-Produzenten Andreas Herbig, Henrik Menzel & Peter "Jem" Seifert zusammen, um in Los Angeles, Berlin, London, Hamburg und New York das aufzunehmen, was nun in Form von „Stärker als die Zeit“ vor uns liegt: 15 augenblicklich großartige, lupenreine Lindenberg-Songs. Mit Themen, die uns alle umtreiben, Botschaften, die jeden erreichen. Für die guten Zeiten, für die schlechten Zeiten, für alle Zeiten. Oder mindestens für die nächsten acht Jahre.

Gleich der erste Song „Durch die schweren Zeiten“, zugleich die erste Single, setzt den Ton für das restliche Album: Udo summt sich lässig in den Groove, signalisiert: alles gut, entspannt euch, ich hab das Ding hier im Griff. So einen braucht man an Tagen, an denen es nicht so gut läuft. Und um die geht es in „Durch die schweren Zeiten“. Tage, an denen schon morgens als Erstes die Kaffeetasse runterfällt. Halb so wild, nach Regen kommt Sonne, „es ist nie zu spät, um noch mal durchzustarten, weil hinter all den schwarzen Wolken wieder gute Zeiten warten“ – und wer sollte das besser wissen als Udo, dessen Biografie jeder seiner Textzeilen Glaubwürdigkeit und Gewicht verleiht.

Und das sogar dann, wenn sich der Panikrocker Gedanken über das ganz große Bild macht – den Zustand unserer Welt. „Ey wie lange man sich diesen Wahnsinn noch reinziehen kann“, fragt er sich in „Der einsamste Moment“, als ihn beim spätabendlichen Fernsehschauen tiefste Melancholie befällt: „Auf dem Highway to hell, der uns langsam in den Abgrund lenkt. Und wieder tausend Seelen sinnlos in die Luft gesprengt“, geht es ihm durch den Kopf, während er einsam im Hotelzimmer sitzt. „Und er fragt sich, ob er mit seinen Liedern überhaupt was erreichen kann. Wir wollten doch die Welt verändern, irgendwann.“

Doch diese Momente von Resignation und Selbstzweifeln bleiben die Ausnahme auf diesem Album, denn wie gesagt: eigentlich fühlt sich das Leben für Udo derzeit verdammt gut an. Es ist, wie er es im Song „Plan B“ auf den Punkt bringt, „wirklich ganz schön geil, einfach nur ich zu sein“. Udo ist, das hätte er selbst wohl am wenigsten je vermutet, angekommen: „Hey baby, ich sag good-bye zur Lebensänderungs-Schneiderei“. Statt ihm hinterherzujagen, lädt Udo den Moment lieber zum Verweilen ein. Genehmigt sich noch einen Drink und eine Zigarre, statt sich in den Schleudergang des Lebens zu stürzen. Davon handelt auch „Eldorado“, eine wunderschöne Liebeserklärung an seine Fans, die Panikfamilie. „Eldorado, gelobtes Land, das ich endlich in euren Augen fand“, heißt es darin, und: „Eldorado und ich schwör, dass ich für immer unserm Rock ‘n‘ Roll und euch gehör’“.

Udo dazu: „Ein heimatloser Desperado zieht durch die Welt, auf der Suche nach neuen Kicks, und mir wurde immer klarer: die großen Konzerte, die Bühne – das ist mein echtes Zuhause. Das ist mein persönliches Eldorado. Eine Liebeserklärung an meine Fans – an meine Panikfamilie“, so der Sänger, der anfügt: “Der Song ist ganz ergreifend… als ich den gesungen habe, hab ich auch nasse Augen gekriegt.” Wer in den vergangenen Jahren auch nur eines der Stadion-Konzerte von Udo Lindenberg erleben durfte, diese fast schon heiligen Messen der Rockmusik, weiß um den Echtheitsgehalt einer solchen Aussage. Seinen Fans ist er treu verbunden, verdankt er alles. Beziehungsweise: fast alles. Denn da ist ja noch sein treuer alter Freund – sein Körper.

„Ich hab' geraucht so wie ein Schlot und gesoffen wie ein Loch, ich hab' Dich superhart geschunden, trotzdem leben wir immer noch“, erweist Udo Lindenberg in „Mein Body und ich“ seinem Körper die Referenz – und wem der Text bekannt vorkommt, der irrt nicht: Udo covert Udo aus dem Jahr 2003 – und liefert damit seine ganz eigenes, schlitzohriges Statement zu den neun Leben des Udo L. aus G. Damals hätte ihm manch einer nicht mehr viel mehr als einen tragischen Rock ‘n’ Roll-Tod im Hotel zugetraut, heute lebt er nicht nur immer noch, sondern hat die bekannten Konzepte von Zeit und Raum längst hinter sich gelassen. „Es gibt ja zwei Zeitzonen“, weiß Udo, „die der Aliens, und es gibt die irdische Zeitzählung, und nach dieser ist man ja bald 70. Aber man steht immer noch da, knallefit auf der Bühne, nach all den Experimenten und Exzessen, so ein Meister im Überleben. Da sag ich doch: Danke, mein Body“.

Und falls er wider alle Wahrscheinlichkeit doch einmal das Zeitliche segnen sollte? Keine Sorge, auch für diesen Fall hat Udo bereits vorgesorgt: In „Wenn die Nachtigall verstummt“ stellt er sich zu einem stimmungsvoll getragenen und zugleich ungemein in die Beine gehenden Beat den Tag X vor: „Ich seh’ die Flaggen schon überall auf Halbmast hängen. Die Kanzlerin kniet nieder und fängt an zu flennen. In der Tagesschau, ganz eilig, sprechen sie ihn sofort heilig. Und die Plattenfirma in solchen Zeiten, kriegt derbe Lieferschwierigkeiten“.

Lange hat niemand mehr so herrlich zurückgelehnt und humorvoll sein eigenes Ableben kommentiert, und nicht nur das – wo Udo schon einmal dabei ist, widmet er sich in „Einer muss den Job ja machen“ auch gleich noch dem Alltag eines Rockstars, biografische Ähnlichkeiten ebenfalls nicht völlig auszuschließen: „20 Jahre Suff und weg, dann war er ready für sein Comeback“. Nicht zuletzt erfahren wir in dem Song den wahren Grund, weshalb Udo auch im Jahr 45 nach seinem Debütalbum schlicht keine andere Wahl bleibt, als weiter Alben aufzunehmen: „Wenn kein anderer da ist, stellt sich hier die Frage: muss er wirklich nochmal ran auf seine alten Tage? Nützt ja alles nix, einer muss den Job ja machen. Bitte keine halben Sachen.“

Halbe Sachen sucht man auf „Stärker als die Zeit“ in der Tat vergebens. Vielmehr ist es ein Album voller wahrer Momente, poetischer Tiefe und genial schräger Wortschöpfungen, wie sie so nur von Udo Lindenberg kommen können, eines, für das gute Laune und Zuversicht ebenso selbstverständlich zum Leben dazugehören wie Unmut und Melancholie. Gibt solche und solche Tage, ne? Ein blaues Auge hat noch niemanden umgebracht. Hauptsache, man lässt sich nicht unterkriegen. Und wenn doch: Udo Lindenberg, der „Spezialist für Udologie“ („Dr. Feeel Good“) haut uns da raus. Normal!

Und dann, mit dem allerletzten Song des Albums, erfüllt sich Udo Lindenberg sogar noch einen langgehegten Traum: Das titelgebende „Stärker als die Zeit“ ist unterlegt mit der Titelmelodie von Francis Ford Coppolas Mafia-Epos „Der Pate“, von dem Lindenberg ein großer Fan ist. Seine grandiose Version, eingespielt mit großem Orchester in den Londoner Abbey Road Studios, wurde von den Erben des Komponisten Nino Rota und den Verlagen für gut befunden und genehmigt – zum ersten Mal überhaupt. Die Botschaft des Songs fasst vielleicht am besten zusammen, worum es Udo Lindenberg mit dem gesamten Album geht:

„Das ist für mich die Hymne für Zusammenhalt, Family-Power und totale Verbundenheit: Wir sind das eingeschworene Team und kriegen alles hin. Wir sind stärker als die Zeit, auch stärker als irgendeine Zahl. Wir sind für die Ewigkeit gemacht. Und auch, wenn das dann in anderen Etagen irgendwo weitergeht, in anderen Sphären, in anderer Form, ja? Dann geht das da auch weiter. Dann bleibt die Verbindung mit den Panikern, die ist immer da. Stärker als die Zeit. Und auch jede geile Erfindung, jedes große Ding, alles stärker als die Zeit. Das gibt's noch in 300 Jahren, ne? Goethe gibt’s auch noch in 300 Jahren. Und das Panik-Orchester gibt es auch noch in 300 Jahren.“

Warner Music International (Textvorlage)
http://www.warnermusic.de
http://www.udo-lindenberg.de/countdown.php

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