"OFFIZIELLE DEUTSCHE CHARTS"
Charts-Analyse: GfK-Charts 20. KW (13.05. – 19.05.2016)!
smago!-exklusiv vorab: Stephan Immings Charts-Besprechung zu den GfK-Charts per 20.05.2016 – erneut Top 5 für deutsche Alben, ESC-Siegerin nicht in Top 100!
Das, was Andrea Berg vorgemacht hat, hat Udo Lindenberg nun wiederholen können – das Nummer-1-„Triple“. Auch zum Start seiner Deutschland-Tour in der Gelsenkirchener Veltins-Arena holt sich „Lindi“ den Spitzenreiter-Titel und kann mit seinen Fans ein Extraglas Eierlikör trinken. Man muss sich das mal vorstellen: Der Mann, der 1992(!!!) mit dem „Echo“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, hat gute Chancen, diese Auszeichnung genau 25 Jahre später für ein aktuelles Produkt zu bekommen, wenn nicht wieder irgendwelche willkürliche Regeländerungen vorgenommen werden – das ist wirklich aller Ehren wert.
Drei mal 1. Platz ist auf jeden Fall eine gute Bewerbung für diesen Titel – das gilt natürlich auch und erst recht für Andrea Berg, die auch in der 6. Notierungswoche einen großartigen 4. Platz innehat – ihr „Seelenbeben“ kann man schon jetzt als gigantischen Erfolg bezeichnen.
Der Berliner „Battle-Rapper“ „Karate-Andi“ hat es auf einen beeindruckenden Silber-Platz gebracht. Sein Album „Turbo“ hat selbigen eingelegt und sich hervorragend verkauft – offensichtlich kommt der vom Magazin „Noisey“ so bezeichnete „Battlerap mit viel Bier“ gut an – da sagen wir doch einfach mal „prost!“.
Erneut „auf dem Treppchen“ befindet sich Xavier Naidoos „Sing meinen Song – das Tauschkonzert Vol. 3“. Die letzte Folge der gleichnamigen TV-Show wurde ja in dieser Woche ausgestrahlt. Zu Gast war Annett Louisan, die eine sehr gute Einschaltquote einfuhr – nur knapp ist sie mit ihrem Cover-Album „Berlin, Kapstadt, Prag“ (u. a. mit dem Udo Jürgens Klassiker „Merci Cherie“) an den Top-10 gescheitert – aber auch der 11. Platz ist ein bemerkenswerter Erfolg.
Mit seinem Album „Mr. Lee“ komplettiert Reinhard Mey die Top-5 der deutschen Hitparade, die damit erneut fest in deutschsprachiger Hand ist.
Weitere deutsche Top-10-Alben sind die von Neueinsteiger Nazar (Rap-Album „Irreversibel“) und von Silly („Wutfänger“).
Bei den Hit-Zusammenstellungen gibt es zwar kein Vorbei an den „Bravo Hits 93“, allerdings schob sich „aus aktuellem Anlass“ die CD „Eurovision Song Contest 2016 Stockholm“ auf einen zweiten Platz.
Auch ansonsten hatte der ESC Auswirkungen in den Charts. Wie angesichts des in diesem Jahr schwachen Teilnehmerfelds erwartet, konnte nicht etwa ein Titel des Wettbewerbs die Charts-Spitze stürmen, sondern der Pausen-Beitrag. Justin Timberlake findet sich oben in der Single-Hitliste mit seinem Song „Can’t Stop The Feeling“. Weitere Top-10-Notizen aus dem ESC-Bereich sind nicht zu finden, allerdings schaffte es der schwedische Beitrag (Platz 5 im Wettbewerb) immerhin auf Rang 12 – „If I Were Sorry“ von Frans ist somit in Deutschland von den Wettbewerbsbeiträgen am kommerziell besten angekommen.
Trotz einer sensationellen Einschaltquote von weit über 9 Mio. Zuschauern in Deutschland hat es auch in dieser Woche nicht mit einem Top-10-Einzug für die deutsche Teilnehmerin Jamie-Lee gereicht – immerhin ist sie noch mal auf Platz 23 gekommen und damit immerhin 3 Plätze besser als beim ESC – kleiner Scherz.. – noch unfassbarer: ESC-Siegerin Jamala hat es tatsächlich nicht in die Top-100 der deutschen Charts geschafft. Das gleiche gilt für den russischen Publikumsliebling Sergey Lazarev. Wenn man mal die deutschen Charts als Maßstab nimmt – immerhin ist der deutsche Tonträgermarkt immer noch einer der größten weltweit -, ist da ein echter Europa-Hit ganz offensichtlich auch in diesem Jahr nicht gefunden worden – schade um die verpasste Chance. Der erfolgreichste „europäische“ ESC-Lied der ersten 3 Plätze ist ausgerechnet der Beitrag aus Australien – „Sound Of Silence“ von Dami Im schaffte es auf Platz 57.
Ein bisschen traurig dürfte Prince Damien sein, dessen letztwöchiger Nummer-1-Hit „Glücksmoment“ sich in dieser Woche mit Platz 6 begnügen muss.
Vorschau: Aber schon bald ist ein weiterer Erfolg abzusehen, Prince Damians Album „Glücksmomente“ kommt in dieser Woche in den Handel – und es wäre schon verwunderlich, wenn damit nicht mindestens eine Top-10-Notiz in den Longplay-Charts möglich gemacht werden würde.
Auch Schlagerurgestein Andreas Martin hat aktuell seine neue CD „Träumer, Tänzer, Spinner“ auf den Markt gebracht, zu dessen Sonderauflage (mit Schal und anderen Utensilien) er ein sehr originelles Promo-Video gedreht hat. Die Hörproben aus seinem neuen Album sind vielversprechend – dem sympathischen Sänger wäre zu wünschen, einen guten Erfolg in der kommenden Liste zu erreichen – obwohl er von den öffentlich-rechtlichen Medien ja schon seit längerer Zeit sehr stiefmütterlich behandelt wird. Freunde seiner Musik gibt es mehr als genug, wie man ja z. B. bei den „Schlagernächten“ immer wieder beobachten kann.
Mit „Mano Grande“ legt der Singer / Songwriter „Georg auf Lieder“ sein zweites Album vor. Auch Jasmin Tabatabeis neues Jazz-Album, auf dem sie Coverversionen vorstellt, namens „Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist“, steht in den Startlöchern – beides sicher nicht die TOP-Anwärter für die Top-100, zu wünschen wäre es aber den Künstlern.
Stephan Imming, 20.05.2016 (für www.deutschesmusikradio.de)
http://www.gfk-entertainment.com/
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