"OFFIZIELLE DEUTSCHE CHARTS" (Gfk Entertainment)
Charts-Analyse: GfK-Charts per 22. Juli 2016!
smago!-exklusiv vorab: Stephan Immings Charts-Besprechung zu den GfK-Charts per 22.07.2016 +++ Laith Al-Deen neuer Spitzenreiter +++ Überraschungs-Einstieg der Berliner “Olaf und Hans”
In der Vorschau hatten wir es ja bereits geahnt – tatsächlich hat der Pop/Soul-Sänger Laith Al-Deen in dieser Woche den Spitzenreiter-Platz übernehmen können mit seiner aktuellen Produktion „Bleib unterwegs“ und damit sogar noch eine bessere Charts-Notiz erreicht als das Vorgängeralbum („Was wenn alles gut geht“). Die 11 Lieder der aktuellen Produktion zeigen das ganze Spektrum des vielseitigen Sängers auf, sowohl Balladen als auch „Mid-Tempo“ Songs sind zu hören. Auch thematisch scheut der gebürtige Karlsruher kein Thema wie etwa homosexuelle Liebe. Auch die erste Single, „Geheimnis“, widmet sich dem interessanten Thema, dass auch in der heutigen Zeit des „gläsernen Menschen“ doch und gerade noch jeder Geheimnisse mit sich herumträgt.
Udo Lindenberg nimmt klar Kurs auf den Echo für das „Album des Jahres“ – auch in der 12. Woche ist er mit seinem Dauerbrenner „Stärker als die Zeit“ in den Top-5 platziert.
Ebenfalls bereits in der Vorschau der vergangenen Woche prognostiziert war ein Erfolg des Berliners Teesy, der mit seinem zweiten Album „Wünschdirwas“ einen tollen Top-10-Platz der aktuellen Liste erobern konnte. Der Sänger, der laut Plattenfirma „seine eigene Version des Neo-RnB durch eine Synthese von Blues und Urban Funk elektrisiert und erneuert“ hat, hat nun den größten Erfolg seiner Karriere erreichen können. Die Teilnahme bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest scheint nachhaltig zu sein – hoffentlich wird man den Wettbewerb auch ohne Raab fortsetzen – das Beispiel „Teesy“ zeigt, dass dort durchaus interessante deutschsprachige Interpreten ich etablieren konnten.
Deutschsprachiger Indie-Pop ist angesagt. Nach „AnnenMayKantereit“ hat nun auch die Berliner Band „Von Wegen Lisbeth“ mit dem Album „Grande“ den Sprung in die Top-30 mit diesem Genre geschafft. Den Durchbruch schaffte die Gruppe damit, sich über Leute lustig zu machen, die bei Facebook ihr Essen zur Schau stellen („Sushi“).
Etwas überraschend hat es auch die Leipziger Rockband „Saitenfeuer“ erstmals in die Top-40 der aktuellen Hitliste geschafft. Der Name der Jungs ist Programm, die Musik ist klar gitarrenlastig. Der Name des Albums, „Ein wenig Farbe“, ist angesichts der etwas düsteren Töne, die zu hören sind, eher augenzwinkernd zu verstehen. Das dritte Album von „Saitenfeuer“ ist aber klar das bislang kommerziell erfolgreichste – man kann es ach als „Fan-Box“ (Auflage 555 Stück) erwerben.
Obacht an alle Flippers-Fans! Der gleich erwähnte „Olaf“ ist trotz erstaunlicher Ähnlichkeit nicht der „Flipper“, sondern der Betreiber eines der schönsten Berliner Strandbäder. – Schon 1993 haben die Berliner Originale „Olaf und Hans“ ihre ersten Lieder veröffentlicht und es später sogar bis zu Oli Kalkofe gebracht, wie man hier sehen kann: https://www.youtube.com/watch?v=fjtDhl0U5tI. Nicht nur die „Amigos“ zeigen also, dass sich Beharrlichkeit in der Schlagerszene auszahlt, wenn man auf anspruchsvolle Lieder setzt und ein Aussehen hat, dass die Frauen einfach nur dahinschmelzen… – Auf der Titelseite der CD ist eine Krankenschwester abgebildet – was uns die Künstler damit sagen wollen, ist nicht ganz klar. Der Name der Produktion ist Programm: „Schmerzfrei“ – genau in diesem Sinne wird nicht nur der Klassiker „Kreuzberger Nächte“ neu aufgelegt, nein, man hat auch poetische Texte wie „Nach dem Feiern geh’n wir heiern“ erdacht (ich selbst hätte eher auf „reihern“ getippt, da habe ich die Herren wohl falsch eingeschätzt) oder „Scheisse tut das weh“ ersonnen. Warum „Scheisse“ nicht korrekt geschrieben wurde („Scheiße“), müsste man die Herren wohl selber fragen. Jedenfalls ist es spannend, dass fast vierzig Jahre nach der von den Gebrüdern Blattschuss, Gottlieb Wendehals, Didi Hallervorden und Konsorten begründeten Blödelwelle nun endlich wieder Sänger dieses interessante Genre bedienen – auf der Plattenfirma von Frank Zander, der sich in dem Gebiet ja auch einige Sporen verdient hat. Schon jetzt hat es „Schmerzfrei“ in die Top-60 geschafft, dabei steht ein sehr großer Auftritt erst noch an – am 13. August sind die Jungs beim „Berliner Schlagerolymp“ zu Gast.
Überhaupt ist das Schlager-Genre auch in dieser Woche sehr angesagt, Künstler wie die Calimeros, Andrea Berg, Vanessa Mai, Matthias Reim, Helene Fischer, Beatrice Egli, Linda Hesse, Klubbb3 und Ronny, Claudia Jung, Slavko Asvenik und Prince Damien belegen das mit ihren Platzierungen eindrucksvoll.
In der Single-Hitparade gibt es wenig Neuigkeiten zu berichten, allerdings haben die 257ers aus ihrem Album „Mikrokosmos“ die originelle Single „Holz“ auf den Markt gebracht – mit der Nummer setzt sich die Gruppe lästernd mit „Shoppingkanälen“ des Fernsehens auseinander.
Vorschau: Wo wir gerade bei den „Amigos“ waren – das (laut smago!) „erfolgreichste Schlager-Duo Europas“ hat – wie üblich im Sommer – eine neue CD herausgebracht. Ob „Wie ein Feuerwerk“ wie die beiden Vorgängeralben erneut sowohl in Deutschland als auch in Österreich wie auch in der Schweiz ein Nummer-1-Album wird, bleibt abzuwarten – sicher kann davon ausgegangen werden, dass die Jungs sich erneut sehr gut platzieren werden. Das Duo ist übrigens beim sechsten smago!-Award zum sechsten mal dabei – da passt das Motto meines Lieblingstitels des Albums: „Für Dich geh ich noch mal durch’s Feuer“ –da muss man wirklich erst mal drauf kommen… Ob sich die Amigos übrigens vom Schlagerduo „Bella Vista“ bei der Wahl des Titels hat „inspirieren“ lassen – die haben jedenfalls vor gut einem Jahr das Lied „Feuerwerk“ veröffentlicht…
Die sehr attraktive Nachwuchssängerin Franziska Wiese veröffentlicht an diesem Wochenende ihre Debut-CD „Sinfonie der Träume“. Momentan ist es wohl „in“, Sängerinnen mit einem Instrument unverwechselbar zu machen. Während Sarah Jane Scott schon mehrfach live mit ihrer Ukulele ihr Können zeigte, könnte dies demnächst Franziska mit ihrer Violine tun. Die Lausitzerin ist übrigens auch hinter den Kulissen aktiv, so war sie Co-Autorin des recht aktuellen und erfolgreichen Roland-Kaiser-Schlagers „Das Beste am Leben“. Auch in „eigener Sache“ ist die hübsche Sängerin als Komponistin bzw. Textdichterin aktiv. – Ganz nebenbei erklärt die Plattenfirma übrigens auch den Namen der Hitparadenstürmer Saitenfeuer – Zitat: „’Deine Saiten klingen so vertraut’ heißt es da und der Jahrhunderte alte Zusammenhang von Musik, Liebe und Erotik erklärt sich wie von selbst.“
In Sachen „Kindermusik“ ist – wie wir mehrfach berichtet haben – „eigentlich“ aktuell kaum ein Kraut gegen die überaus erfolgreichen Simone Sommerland und Karsten Glück gewachsen. „Eigentlich“ deshalb, weil es neben dem Dauerbrenner Rolf Zuckowski auch das Konzept „Giraffenaffen“ gibt, bei dem prominente Popsänger kindgerechte Lieder interpretieren – mehrfach wurden diese Alben zu kommerziellen Erfolgen. Nun hat man sich offensichtlich entschieden, einen Ableger zu erschaffen: Die „Giraffenaffen-Gang“. Ob die Kinder dazu ja sagen oder (Name des Albums: ) „No mit Ö“ – die kommende Top-100-Liste wird es zeigen.
A propos hübsche Schlagersängerin: Nadine Fabielle meldet sich mit ihrem dritten Album bei der dritten Plattenfirma (nach Gloriella und Telamo ging es nun zu DA Music) zurück. Bei Linda Hesse hat das gut funktioniert (- deren Album ist allerdings auch von außergewöhnlich hoher Qualität) – mal sehen, ob auch Nadine der erneute Wechsel Glück bringt. Jedenfalls hat die junge Dame erneut ein erfahrenes und professionelles Umfeld um sich geschart – wurde sie von Jack White einst entdeckt, hat sie nun u. a. den Erfolgsproduzenten Werner Schüler an ihrer Seite. Außerdem war sie kürzlich auf „Alpha-Autogrammstunden“-Tour. Am 30. Juli können sich Fans übrigens auf das „Nadine Fabielle Sommer Open Air 2016“ freuen – die „Location“ ist bemerkenswert: „Kaufpark Göttingen“…
Die renommierte Countrysängerin Linda Feller ist schon lange im Geschäft. Aktuell hat sie mit „Frischer Wind“ ihr 18. Album vorgelegt (, wenn ich richtig gezählt habe). Besonders originell auf dem Album ist sicher (in Anlehnung an ihren Namen) der Schlager „Ich bin nicht RockeFELLER“… – ob ihr erstmals der Einstig in die offizielle Hitparade gelingt, ist nicht sicher – aber die Dame setzt offensichtlich ohnehin eher auf Nachhaltigkeit als auf kurzfristigen Erfolg, immerhin ist sie seit Jahrzehnten „im Geschäft“.
Ein ähnliches Konzept verfolgt Andreas Fulterer. Der Südtiroler veröffentlicht seit Mitter der 1990er Jahre Tonträger und gewann 1998 sogar die ZDF-Hitparade. Der Sänger ist sehr „originell“: Er nennt sein aktuelles Album „Farbenleer“ (Helene Fischers Jahrhundert-Album trägt den Namen „Farbenspiel“) und packt auf das Album gleich noch die italienische Version von „Atemlos“ drauf – „Anche tu“ – ob das erfolgversprechend ist, bleibt abzuwarten.
In der aktuellen Veröffentlichungswoche kommen auch Freunde der volkstümlichen Musik auf ihre Kosten – die „Zellberg Buam“ haben „Auf der Höhenstraße“ herausgebracht – darauf ist „das Beste“ der Jungs zu hören sowie sechs neue volkstümliche Titel.
Die „Jungen Zillertaler“ haben mit „Hammer“ ein neues Album auf den Markt gebracht. Ob deren Titelsong („Ob im Dirndl oder in Jeans – Ob in Bergschuh oder High Heels – Du bist so … oh oh oh … Hammer!) etwas mit der neuen Single von Oliver Thomas zu tun hat – man weiß es nicht, jedenfalls ist das „Timing“, zeitgleich einen Titel gleichen Namens auf den Markt zu bringen, schon bemerkenswert…
Ihren Hut in den Ring um den Hit des Sommerhits 2016 werfen die Jungs von Neon. Tom und Andi haben einen südafrikanischen Hit namens „Loslappi“ entdeckt und gemeinsam mit dem Produzenten Denny Fabian darauf einen deutschen Text verfasst. Der Südafrikaner Kurt Darren, Originalinterpret des Liedes, hat sofort begeistert seine Einwilligung gegeben für die deutsche Version, die das Duo bereits bei „Mönchengladbach Olé“ den begeisterten Fans vorgestellt hat. Auch wenn es weitgehend ohne mediale Präsenz schwierig wird – auf Dauer wird sich Qualität durchsetzen – vielleicht bereits mit dem neuen Titel des Gute-Laune-Duos aus dem Ruhrgebiet.
Stephan Imming, 22.07.2016 (für www.deutschesmusikradio.de)
http://www.gfk-entertainment.com/
http://www.officialcharts.de