LINDA FELLER
Die CD "Frischer Wind" im Test von Holger Stürenburg!

Und siehe da: Auch in SEIN Leben hat das Album von Linda Feller ´frischen Wind´ gebracht …: 

Es gibt, wie schon öfters geschildert, immer wieder Themen, die – trotz aller intensiver Beschäftigung mit Musik und hier insbesondere mit deutscher Pop- und Schlagermusik – bislang einfach an einem vorbeigezogen sind. Warum auch immer. Und dann bekommt man plötzlich seitens der SMAGO!-Chefredaktion einen Auftrag, sich dieses oder jenen, zuvor sträflich missachteten Themas anzunehmen. Man hört eiligst per YouTube oder Amazon o.ä. kurz in ein paar der Titel, mit denen man sich nun auseinandersetzen soll, hinein – und siehe da, man bedauert es in vielen Fällen sehr schnell, die Künstlerin, den Künstler, die Band, bis dato, eigentlich ja ohne irgendeinen rationalen Grund, übersehen zu haben.

So geschah es mir aktuell bezüglich LINDA FELLER und ihrer neuen CD „FRISCHER WIND“, die dieser Tage bei MANIA Music, dem Label von Produzent, Mixer und Sänger Stefan Pössnicker, erschienen ist.

Linda Feller wurde vor einem halben Jahrhundert in der Nähe von Gotha/Thüringen geboren und macht seit über 30 Jahren, anfangs stark gefördert von Ost-Moderatorenlegende Hartmut Schulze-Gerlach, Musik. Früh entdeckte sie Country-Klänge US-amerikanischer Prägung für sich, sang erst bekannte Melodien dieser Stilistik auf Englisch nach, konzentrierte sich aber, nachdem sie 1988 nach einem Auftritt in der Schweiz nicht wieder in die „DDR“ zurückgekehrt war, sondern sich in Mainz niederließ, bald auf die deutsche Sprache und veröffentlichte 1990 ihre erste eigene LP mit schlagerhaften Country-Klängen.

Über 35 Tonträger sind seitdem von der Wahl-Dresdnerin auf den Markt gekommen. Auf ihrem neuen Album „Frischer Wind“ gedachte sie nun allerdings, den zuletzt ihrerseits mehrheitlich ausgelebten, traditionellen Deutschen Schlager vorerst einwenig beiseite zu schieben und sich wiederum urwüchsigeren, echteren Country-Sounds zu widmen. Als musikalische Partner für diese interessante, aussichtsreiche und ohneweiters erfolgversprechende Idee, gewann sie rechtzeitig eben den bereits erwähnten Stefan Pössnicker und den Münchener Produzenten Armin Pertl, der in den letzten Jahren in erster Linie gemeinsam mit Sängerin Nicole deren Post-Ralph-Siegel-Ära nach 2005 höchst reputierlich beschritt.

Die beiden Profis schneiderten der blonden Lady elf knackige Titel auf den Leib, nur „Was glaubst Du, wer Du wohl bist?“ stammt kompositorisch aus dem Umfeld der volkstümlichen Truppe „Hartmut Kroiss & die Wadlbeißer“.

Als ich mir die ersten Takte von vorliegender CD so zu Gemüte führte, war ich – obwohl ich von Linda Feller, wie beschrieben, zuvor, von einigen TV-Auftritten oder Sampler-Beiträgen abgesehen, kaum etwas gehört hatte – sofort enorm angetan davon. ‚Dies klingt ja so, als sängen „Creedence Clearwater Revival“ deutschen Schlager‘, schoss es mir durch den Kopf – und ungelogen, die sachte, aber dafür bei nicht wenigen Liedbeiträgen gewollt strikte Hinwendung „Back to the Roots“, zu mehr Country und dafür weniger zu Pop und Schlager, steht „Frischer Wind“ außerordentlich gut zu Gesicht. 

Das Knattern eines Motorrades leitet den Titelsong und Albumeinstieg „Frischer Wind“ ein, der gleichzeitig als erste Singleauskoppelung dient. Dabei handelt es sich um einen rasanten, ehrlichen und energetischen Countryrocker, der sogleich ins Ohr geht und den geneigten Hörer tatsächlich umgehend von einer wilden Harley-Fahrt auf der sagenumwobenen Route 66 träumen lässt. Temporeich, üppig und mitreißend geht’s weiter in der Hommage auf eine typisch texanische Saloon-Kneipe namens „Billy Bob’s Texas“, die übrigens in der ca. 50 km von der Metropole Dallas entfernt liegenden Stadt Fort Worth real existiert und in Fachkreisen als größter Honky-Tonk-Nachtclub der Welt gilt. „Wir müssen damit aufhör’n“ ist dagegen ein vornehmer, gleichermaßen treibender, im mittleren Tempo gehaltener, überwiegend von vertrackten E-Gitarren und wehenden Streicherwällen lebender, erneut spürbar amerikanisch arrangierter Softrock-Verschnitt, der jedoch stilistisch nur wenig mit Country zu tun hat. Diese Schublade bedient daraufhin nochmalig die so rasende, wie optimistische und anspornende, glanzvoll mit „Beach-Boys“-Chören verfeinerte Country-Pop-Rock-Melange „So schnell geht die Welt nicht unter“.

„Jackpot“ ist im gemächlich-nachdenklichen, hierbei aber entschieden geschmackvollen Balladen-Kontext einzuordnen, „Unser Glück“ zeigt sich abermals als edler, gitarrengeführter Popschlager per Excellance; in einem kessen, wenn auch zu synthetisch rhythmisierten Boogie-Popgewand umgesetzt, karikiert die hellblonde Powerfrau mittels „Was glaubst Du, wer Du wohl bist?“ den personifizierten Macho, Hedonisten und Draufgänger.

„Tausend bittersüße Tränen“ weint Linda in einem so benamten, eher konventionell ausgefallenen Countryschlager, der neben all den genannten, prachtvollen Country-Pop-Rock-Experimenten leider wie eilig zusammengeschustertes Füllmaterial wirkt. Ruhig, entspannt, streicherverziert und eindringlich, perlt der gefühlvolle Fernweh-Schleicher „Über uns nur der Himmel“ vor sich hin und verbreitet wohlige, romantische Urlaubsträume. Die beschauliche und gedankenvolle Attitüde setzt sich fort in der weiteren – mal wieder mit sphärischen Chören ausstaffierten – Feudalballade „Morgenrot“; als originärer Country-Folk-Blues, unterstützt von Mundharmonika, Steel Guitar und zig Fiedeln, kommt aufmunternd, ausgelassen und partyselig „Heute feiern wir das Leben“ daher. Aufmüpfig, wild, flink, keck und selbstironisch, schließt „Ich bin nicht RockeFeller“ ein über weite Strecken überaus ansprechendes, einladendes und reizvolles Album ab.

„Frischer Wind“ von Linda Feller sorgt beim Hörgenuss wahrhaftig für einen solchen. Gerade die frech-offensiven Country-Nummern, mehr Rock, denn Schlager, machen Appetit auf mehr; Durchhänger und allzu Alltägliches bleiben im Rahmen dieser 12-Lied-Kollektion gottlob die Ausnahme. Allgemein glänzt Linda Feller genau dann ganz besonders, wenn in musikalischer Hinsicht authentische Country-Expertisen im Vordergrund stehen, und, wie im Zuge des Songprogramms von „Frischer Wind“ ja ein paar Mal mit voller Wucht geschehen, lyrisch der Versuch gestartet wird, uriges Country-Feeling, Highway-Romantik und Honky-Tonk-Glückseligkeit wirklichkeitsnah zu vermitteln.

Mit Stefan Pössnicker und Armin Pertl hat Linda Feller, deren mal burschikose, mal sanfte, oft zudem fröhlich-mitreißende Stimme den einzelnen Liedern ein ums andere Mal eine explizit frische, fesche, jugendliche Note verleiht, fraglos zwei musikalisch extrem versierte Top-Arbeitspartner gefunden, die ohne Zweifel Meister im Komponieren und Arrangieren sind. Wenn die Dresdner Sängerin weiterhin auf die Kooperation mit diesen beiden Könnern setzt, dürfte sich der „Frische Wind“ in Zukunft zu einem dauerhaften, brausenden Sturm an schöpferischer Kreativität auswachsen und manifestieren. Auf jeden Fall hat es sich für mich persönlich einwandfrei gelohnt, mich erstmals in meinem Leben eingehender auf das künstlerische Tun von Linda Feller eingelassen zu haben. „Frischer Wind“ wird mit einiger Sicherheit künftig häufiger auch beim „privaten Musikhören“, jenseits meiner journalistischen Tätigkeiten, meinen CD-Spieler bevölkern!

Holger Stürenburg, 11. August 2016
http://www.maniamusic.de
http://www.lindafeller.de/

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