PEGGY MARCH
CD-Besprechung von Stephan Imming: "Costa Brava" / "Fly Away Pretty Flamingo"!

Im Rahmen der „Originale“ Reihe hat Universal die beiden Peggy-March-Alben auf einer CD neu veröffentlicht! 

Zur großen Freude von Schlager- und Oldiefreunden hat das „Originale“-Team weitere Alben aus dem Archiv restauriert und zu einem günstigen Preis auf den Markt gebracht.

Im Laufe ihrer jahrzehntelangen internationalen Karriere hat Peggy March öfter mal die Plattenfirma gewechselt. Mitte der 1970er Jahre erschienen bei EMI Electrola drei Alben, deren Rechte nun bei Universal liegen. Zwei davon wurden im Rahmen der „Originale“-Reihe nun wieder auf einer CD auf den Markt gebracht, nämlich die von John Möring produzierte Hörzu-LP „Costa Brava“ und die von Ralph Siegel produzierte LP „Fly Away Pretty Flamingo“. Zu John Möring kam Peggy übrigens, weil der für EMI tätig war, wo bis ca. 1975 Gitte Haenning unter Vertrag war, von Möring produziert. Da Gitte damals zur RCA wechselte, hatte Möring die Kapazität, fortan mit Peggy zu produzieren. Damals, ihre Tochter Sande Ann war gerade geboren, verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland.

Ein kleiner Hinweis zu den „offiziellen“ Produzentenangaben – auf der Original LP „Costa Brava“ ist zwar John Möring als Produzent angegeben, in der damaligen Produktinfo („Electrola Information Service“) zur gleichnamigen Single sprach die EMI allerdings von einer „Moslener/Möring“-Produktion, alle anderen Quellen geben allerdings in der Tat John Möring als Produzent an. Auf der „Flamingo“-LP ist nur die Seite 1 komplett von Ralph Siegel produziert. Seite 2 mit internationalen (englischsprachigen) Songs wurde von unterschiedlichen, teils internationalen Produzenten produziert; nähere Angaben finden sich bei den jeweils angesprochenen Tracks.

 

Zu den Liedern im Einzelnen:

 

Eröffnet wird die LP „Costa Brava“ mit dem buchstäblich „braven“ von Produzent John Möring komponierten und George Moslener getexteten Titelsong der LP – ein typischer Urlaubsschlager, wie er quasi im Bilderbuch steht. Vom gleichen Team wurde der erstmals auf Silberling erschienene Schlager „Wo ist der Mann?“ geschrieben.

Einer von Peggys größten Erfolgen war der „Doppel-Korn“ (Text und Musik: Heinz Korn) „Mit 17 hat man noch Träume“. Als Teenager gewann sie damit 1965 die deutschen Schlagerfestspiele. Gut zehn Jahre später hat die EMI davon eine von Peggy gesungene Neuaufnahme produziert und auf das Album gepackt. Damals, als junge Frau, nahm man ihr das noch ab – heutzutage mutet es schon etwas merkwürdig an, wenn eine Dame im gesetzteren Alter von Teenager-Träumen singt.

Ein ganz typischer banaler Schlager der 1970er Jahre ist „Die fromme Helene“, ein bei Fans eher unbeliebtes Stück, das allerdings auch wohl erstmals auf digitalem Tonträger veröffentlicht wurde, während der ebenfalls typische Schlager „Wenn Du eine Rose siehst“ bereits auf CD erschienen ist. Den Abschluss von Seite A der damaligen LP bildete der 1975 als Single-B-Seite veröffentlichte Titel „Das ist Jägerlatein“.

Dessen A-Seite, „Du, mach mich nicht an!“ war sogar ein Single-Hit, der es in die Verkaufshitparade schaffte, was umso bemerkenswerter ist, als Peggy zuvor fast vier Jahre lang keinen Hit mehr hatte. Aufgrund des Erfolges des ziert ein kleiner Aufkleber mit dem Single-Titel das LP-Cover. Schon 40 Jahre vor der heutigen „Nein heißt nein“-Diskussion waren die Schlagersängerinnen emanzipiert, denn neben Peggy forderte ein paar Jahre später auch Wencke Myhre konsequent: „Lass mein Knie, Joe!“. Die genannte Single gab übrigens auch den Anlass für einen ausführlichen Peggy March-Schlagerrückblick, der HIER nachgelesen werden kann: https://smago.de/d/artikel/73868/ und https://smago.de/d/artikel/73867/.

Die nächsten Schlager, „Eine schöne Bescherung“ und  „Man träumt seine Träume nie zu Ende“ (Text: Heinz Korn), werden insbesondere Raritäten-Freunde erfreuen, wobei der erstgenannte Schlager erstmals auf CD erschienen ist.

Geh nicht vorbei an einer kleinen Liebelei“ ist die Coverversion eines internationalen Hits, während „Es wär‘ zum Lachen“ wieder ein Moslener/Möring-Schlager ist. Den Abschluss der LP „Costa Brava“ bildet der von Paul Kuhn komponierte und arrangierte Schlager „Adam, wo bist Du“, der auch die B-Seite der titelgebenden Single war.

In jener Zeit erschien noch die von John Möring produzierte Single „Keiner kann es besser als Du / Schnee schneeweiß“, die den Weg auf die Originale-CD leider nicht geschafft hat.

1977 übernahm Ralph Siegel die Produktion von Peggy March und hatte gleich den richtigen „Hit-Riecher“: Er produzierte mit Peggy die von Drafi Deutscher komponierte Nummer, gleichzeitig Opener des gleichnamigen Albums, „Fly Away Pretty Flamingo“. Die englische Version dieses Hits sang Tina Rainford, die seinerzeit mit „Silver Bird“ sehr erfolgreich war. Die „Flamingo“-Nummer erinnerte recht stark an diesen Hit, mit dem Peggy in deutscher Sprache sehr erfolgreich war und ihren letzten Single-Hit in Deutschland hatte (der Titel kam im Herbst 1977 bis auf Platz 15 der Charts), sie stellte den Song u. a. in Rainer Holbes „Starparade“ vor.

Die nächsten Schlager haben zwar alle englischsprachige Titel, sind aber dennoch deutschsprachige Schlager, z. B. das von Ralph Siegel und Dr. Bernd Meinunger geschriebene „Come Get On Board“. Ebenfalls eine Siegel-Nummer, diesmal aber eher Disco-angehaucht ist der Song „Music And Love“ (Text: Kurt Hertha).

Der Titel „Oklahoma Boy“ erinnert etwas an den „Flamingo“-Hit. Die von Detlef Reshöft komponierte Nummer wurde daher als Single ausgekoppelt und ein kleiner Radiohit, kam allerdings nicht in die Verkaufs-Bestenliste. (Besser lief es für Reshöft Jahre später mit den Flippers – er arrangierte deren Megahit „Die rote Sonne von Barbados“).

Die beiden letzten Songs der A-Seite sind „Mr. Music Man“ (Text: Werner Schüler) und die Siegel/Meinunger-Nummer „Sail Along, Sail Away“.

Im Frühsommer 1977 nahm Peggy als Gaststar beim 3. Festival „Musical Mallorca“ teil und trug die Les Reed-Komposition „You And I“ vor und gewann damit den Wettbewerb. Der weltbekannte Komponist (z. B. „Delilah“) produzierte die Nummer, die auch als Single auf den Markt kam (das Cover wurde leider im Inlay nicht abgebildet) und floppte. Auch die B-Seite dieser Single, der Les-Reed-Klassiker „There’s A Kind Of Husch“, wurde von Reed 1977 produziert – der Song ist als letzter Track auf der CD zu finden.

Einen ihrer ersten Texte schrieb Peggy im Jahr 1978: „A Song And A Dance“, komponiert und produziert von Ralph Siegel. Später war sie ja sehr erfolgreich als Textdichterin unterwegs und schrieb u. a. den Text zum Nummer-1-Hit „When the Rain Begins To Fall“. Für die Sammler ist die Aufnahme besonders interessant, weil sie erstmals auf CD erschienen ist. (Im Booklet ist als Textdichter „Güther Loose“ vermerkt, der schrieb aber die deutsche Version, „Ein Sommer mit Klaus“ (B-Seite von „Fly Away Pretty Flamingo“), nicht auf dem Album erschienen).

Der nächste internationale Song, „Needing And Loving You“, wurde vom US-Songschreiber  Clyde Otis produziert – ebenso die Nummer „Average People“, Lied 5 auf der LP.

Aber auch die nationale Elite war damals für Peggy tätig. 1977 produzierte Christian Bruhn mit ihr den Song „Play A Sad Song On Your Guitar“,  die englische Version des Liedes „Und die Gitarre weint wie ich“, bei der Peggy den Text selber schrieb. Sowohl die englische als auch die deutsche Version erschienen übrigens jeweils als B-Seite einer Single, deren A-Seite „Wenn schon – denn schon“ bzw. „Now It’s your Turn“ war – das wären noch ganz schöne Bonus-Tracks gewesen – wobei die CD ja schon recht voll ist und das den Rahmen dann wohl leider gesprengt hätte – vielleicht kann man diese Titel ja bei einer weiteren CD verkoppeln.

Im Branchenblatt „Musikmarkt“ war damals zu diesem (Guitar-) Titel zu lesen: „Discjockeys und andere Branchenkenner meinen, dass eigentlich die B-Seite die A-Seite sein müsste: ‚Und die Gitarre weint wie ich’. Eine Tatsache, die mich sehr freut, weil ich in diesem Song wirklich eine kleine Geschichte erzählen kann. Die Geschichte eines Mädchens, das ein Konzert besucht, das ihr Lieblingsstar gibt. Dabei identifiziert sie sich mit seiner Gitarre.“

Den vorübergehenden Wechsel zur englischen Sprache erklärte Peggy damals wie folgt: „Als die Disco-Welle so richtig zu blühen begann, hielten wir den Wechsel zum Englisch für am günstigsten. Es kommt so viel aus Deutschland, was mit Erfolg in englischer Sprache gesungen wird. Und unser Konzept scheint aufzugehen, der Durchbruch scheint zu kommen.“ Wie wir heute wissen, ging das Konzept nicht auf; zu offensichtlich schielte man auf deutsche Gruppen wie Silver Convention. Leider verfolgt Peggy es dennoch anscheinend auch im Jahr 2016 – erst kürzlich trat sie im ZDF-Fernsehgarten auf und interpretierte mit ihren Kolleginnen Lena Valaitis und Ireen Sheer ein englischsprachiges Oldiemedley.

 

 

Fazit:

 

Ähnlich wie bei Renate Kern, lernen wir auf der vorliegenden „Originale“-CD zwei Facetten einer Künstlerin kennen – auf der einen Seite die Sängerin traditioneller Hit-Schlager – auf der anderen Seite eine Künstlerin, die sich weiterentwickeln wollte und sich deshalb der damals modernen Sounds (Disco) bediente.

Einige der Titel sind zuvor nie auf CD erschienen, die Klangqualität ist wie bei der „Originale“-Serie gewohnt sehr gut.

Aus dem EMI-Repertoire sind nun nur noch einige Singles unveröffentlicht (neben den genannten Titeln sind hier die Titel „Dreh die Uhr zurück zum Anfang“ und „Dann ist es Liebe“ zu nennen) sowie die 1979 erschienene englischsprachige Disco-LP „Electrifying“.

Erneut kann man dem „Originale“-Team nur ein Kompliment machen und sich als Freund deutscher Schlager nur wünschen, dass die Reihe weiterhin mit so schönen Wiederveröffentlichungen fortgesetzt werden möge.

Stephan Imming, 28.08.2016

http://www.littlepeggymarch.com/contact.htm

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