WOLFGANG PETRY
smago! Serie "Schlager-Rückblick "Vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 63: "Sommer in der Stadt" (7/7 – "Comeback mit Tonträgern, Ruhestand als Showkünstler")!

Heute (22.09.2016) feiert “Wolle” im Übrigen seinen 65. Geburtstag! smago! gratuliert auf das Herzlichste! 

Bei anderen Interpreten ist es bei Rückzügen dieser Art üblich, dass sie sich ein Jahr später phänomenal zurückmelden – neuerdings reichen ein paar Wochen US-Aufenthalt aus, um ein Comeback zu feiern. Bei Petry war das anders – unkonventionell präsentierte er seinen Sohn Achim als seinen legitimen Nachfolger – O-Ton „wie in einem ordentlichen Familienbetrieb üblich“. Unter dem Motto „Der Wahnsinn geht weiter“ wurde für die Saison 2007/08 die erste ACHIM Petry-Tour angekündigt.

Aber auch in Sachen Tonträger blieb man am Ball. „Wolles“ Plattenfirma „Na klar!“ entschied sich zu einem ungewöhnlichen Schritt und veröffentlichte im September 2007 die Song-Zusammenstellung „Seine schönsten Balladen“ mit 20 eher langsamen, besinnlichen Petry-Stücken aus den „Comeback-Jahren“ 1992 bis 2004. Darauf enthalten waren auch zwei bis dato unveröffentlichte Titel. Einer davon wurde als Single ausgekoppelt: „Träum weiter“, ein Lied des Hessen Erich Virch, der 1991 mit seiner Virch-Band selbst mit der Goldenen Stimmgabel ausgezeichnet wurde.

Zum Weihnachtsgeschäft 2007 erschien eine weitere imposante CD (parallel auch als DVD): „Das letzte Konzert – Live – Einfach geil“, das es bis auf Platz 54 der Album-Charts brachte – 3 Wochen hielt sich Petry damit in den Top 100. Neben sieben Songs seiner damals aktuellen „Einfach geil“-CD und neben seinen großen Hits präsentierte „Wolle“ seinerzeit (anno 1999) auch das eine oder andere Schmankerl.

Im Frühjahr 2008 hatte „Wolles“ Plattenfirma eine neue Idee für einen Sampler – diesmal nahm man sich der Maxi-Versionen an und veröffentlichte „Alles Maxi – seine größten Erfolge“ mit 14 Maxiversionen.

 

Anlässlich des 60. Geburtstags Wolfgang Petrys hatte die Plattenfirma eine weitere sehr „originelle“ Idee – man ließ die Fans des Meisters über ihre Lieblingslieder abstimmen – aus 100 vorgegebenen Songs wurden 36 ausgewählt und auf der Best-Of-CD „Unschlagbar – die größten Hits“ veröffentlicht. Für Fans ist die „Fan Edition“ besonders interessant gewesen – bei ihr lag eine DVD mit vielen TV-Auftritten als Anlage bei. Es reichte immerhin, um erneut in die Top-75 der Album-Charts einzusteigen.

Im Jahr 2014 gab es dann großen Grund zu jubeln für die vielen Petry-Fans – der Meister kündigte an, seine großen Erfolge noch einmal neu einzusingen und unter dem Albumtitel „Einmal noch!“ auf den Markt zu bringen. Petrys langjähriger Weggefährte und Produzent Helmuth Rüssmann übernahm die Produktion dieses als „Dankeschön für die Fans“ entstandenen Albums. Oben drauf gab es seinen vermeintlich „neuen“ Song, der gar nicht so neu war wie man tat, denn die ausgekoppelte Single „Einmal noch“ war ein Remake des Songs aus dem 1995er-„Egal“-Album. Trotzdem reichte es nach langer Zeit mal wieder für eine Notiz in den Single-Top-100. Geschrieben wurde der Song von Irene M. Paul, die ja auch schon für den Klassiker „Sehnsucht nach Dir“ zuständig war.

Die Hit-Kollektion mit den „Remixes“ wurde ein bombiger Erfolg und enterte nach vielen Jahren wieder Platz 1 der Albumcharts – hilfreich dabei war vermutlich, dass auf dem Cover ein von Otto Waalkes gezeichnetes Petry-Portrait zu sehen war. Dennoch wurde der Erfolg als geradezu sensationell angesehen, weil Petry den Spitzenreiter-Platz erklimmen konnte, ohne dafür selber medial Werbung zu machen bzw. präsent zu sein.

Auch die nächste „neue“ Single aus Petrys Comeback-Album war etwas wie eine Mogelpackung, denn auch „Da sind diese Augen“ war nicht wirklich ein neuer Song, sondern lediglich die Neuaufnahme eines Liedes aus dem Jahre 1992 – erstmals erschien der Petry-Song auf dem Album „Verlieben, verloren….“.

In jenem Jahr, 2014, gab es aber nicht nur die Neuveröffentlichung eines Wolfgang-Petry-Albums – nein, auch Filius Achim brachte unter der Regie von René Lipps ein neues Album heraus unter dem Titel „Mittendrin“. Darauf enthalten waren zwei Duette mit Papa Wolfgang Petry – trotz dieser Tatsache und trotz großen Werbeaufwands schaffte die CD es gerade mal knapp in die Top-100 der Album-Hitliste. Die Duett-Songs („Tinte“ und „Rettungsboot“) kamen in Fachkreisen teilweise zwar an, waren aber anscheinend nicht „massenkompatibel“ – vielleicht wollte das Publikum doch den „puren“ Wolfgang Petry haben? –

Der große Erfolg spornte „Wolle“ offensichtlich an. Es „juckte“ ihn wohl wieder – das, wonach sich viele Fans sehnten, trat ein – er hat tatsächlich ein neues Album produziert namens „Brandneu“, wobei es dabei blieb, dass er für TV- und ähnliche Promo-Aktivitäten nicht zur Verfügung stand. Das Album erschien auch als „limitiertes Fanbox-Set“ mit einer Bonus-DVD- einer Remix-CD, einem T-Shirt und weiteren Fan-Devotionalien. Die DVD „Hinter den Kulissen“ wurde übrigens am Erscheinugs-Wochenende in diversen Kinos vorab als Kino-Premiere gezeigt in den UCI-Kinos (z. B. im Ruhrpark in Bochum). – Als Single veröffentlicht wurde der Titelsong, der von René Lipps komponiert und (wie das ganze Album) produziert wurde. Lipps tat sich zuvor als Gitarrist und Produzent Achim Petrys hervor. Co-Autor des Songs ist der Rheinländer Tom Albrecht. Das Album war ein Riesenerfolg und erklomm erneut die Spitzenposition der offiziellen Album-Charts, die Single hingegen schaffte es nicht einmal in die Top-100-Liste. Über seinen gigantischen Erfolg hat sich Petry wahnsinnig gefreut und sich in einem offenen, sehr langen, intensiven Brief ausschweifend bei seinen Fans bedankt. Er schrieb nämlich: „Danke Freunde! Euer Wolle“. – Damit dürfte wohl alles gesagt sein… – Als weitere Auskopplungen aus dem „brandneuen“ Album entschied man sich für den ironischen Song „Spielerfrau“ den Partysong „Ich heb‘ das Glas“. – Petrys Comeback-Album war so erfolgreich, dass er damit sogar für den Echo 2016 nominiert wurde.

Nach diesen unfassbaren Erfolgen fiel „Wolles“ Umfeld ein, dass in diesem Jahr ja das 40-jährige Petry-Jubiläum und der 65. Geburtstag anstehen. Was liegt da an? Richtig: „Wieder mal“ wurde eine „Best Of“ auf den Markt gebracht. Zum 30. Jubiläum hieß die Kollektion „30“. Wie nannte man nun die neue Hits-Zusammenstellung? Richtig: „40 Jahre – 40 Hits“. Als erste Single wurde vorab die neue Version eines Klassikers veröffentlicht: „Wahnsinn 2016“ – in einem Remix von Jonny Nevs.

Zwei neue Titel wurden für die „neue“ Best Of produziert – als erste Single entschied man sich für „Der letzte seiner Art“, einem Song von Tobias Röger, der quasi prädestiniert ist, für Petry zu schreiben, von ihm ist immerhin der Hit „Millionen Lichter“ von Christina Stürmer. Und aur solche „Reime“(!?) muss man erst mal kommen: „Die Straßen sind leer – und du bist es AUCH – als wär das Leben, das hier einmal war, verbrAUCHT. – Da sind Millionen Lichter in der WELT  – Milliarden Farben die leuchten so HELL“ etc. – in einem einzigen Song derart viele „merkwürdige“ Reime unterzubringen (in dem Stürmer-Hit gibt’s diverse weitere Beispiele dieser Art), das muss man erst mal schaffen – Röger ist es gelungen. Sein Petry-Song hat die „Message“, mehr auf das Herz zu hören im Haifischbecken des Zeitgeists.

Der TV-Sender RTL II durfte mit Petry ein exklusives Interview führen, das im Rahmen des Künstlerportraits „Pop-Giganten: 40 Jahre Wolfgang Petry – Wahnsinn“ am 12. März 2016 ausgestrahlt wurde. „Hochkarätige“ Weggefährten wie Jürgen Milski, Daniela Katzenberger, Natascha Ochsenknecht, Silvia Wollny und andere kamen in der Doku zu Wort…

Auch „40 Jahre – 40 Hits“ war wieder ein großer Erfolg, allerdings gelang diesmal „nur“ ein zweiter Platz der Top-100-Charts. Immer den Spitzenreiter-Platz einzunehmen ist auch keine „Pflicht“ – und genau so heißt die aktuelle Single Wolfgang Petrys. Dabei handelt es sich um einen René Lipps-Song, indem Wolle sich dagegen verwehrt, sein Handeln stets nur am reinen Pflichtbewusstsein zu orientieren.

Wie beliebt Wolfgang Petry noch immer ist, zeigt eine aktuelle Auszeichnung – im Mai wurde er von der Frauenzeitschrift „Neue Post“ zum „besten männlichen Schlagerstar“ gewählt – Sohn Achim hat die Auszeichnung gerne entgegengenommen.

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die einen Abschied ankündigen und dann doch den „Rückzug vom Rückzug“ machen, ist Petry seit vielen Jahren quasi „Schlager-Rentner“, der nur hin und wieder Tonträger veröffentlicht, so dass bei „Wolle“ der Grundsatz „Ganz oder gar nicht“ schon einigermaßen zutreffend ist (im Gegensatz zum „Grafen“ von Unehilig, der wohl die nächsten 10 Jahre noch damit verbringen wird, Tonträger und Tourneen als „Abschieds-Touren“ zu titulieren).

Trotzdem freuen sich die Fans, wenn sie auch mal das „Original“ hier und da zu Gehör bekommen und wünschen Wolfgang im Schlager-Ruhestand alles Gute – das „Rentenalter“ hat er ja nun mit 65 Jahren auch offiziell erreicht.

Stephan Imming, 01.09.2016
http://www.na-klar.de/
http://www.wolfgangpetry.de/

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