RICKY KING
smago! Serie "Schlager-Rückblick" "Vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 67: "Le Rêve"!
Neuzugang 29.11.1976!
Am 12. März 1946 wurde der Gitarrist Hans Lingenfelder in Rastatt (in der Nähe von Baden Baden) geboren.
Schon früh entdeckte Hans seine Leidenschaft für die Musik und nervte seine Eltern, eine Gitarre geschenkt zu bekommen. Im Alter von ca. zehn Jahren wurde ihm der Wunsch erfüllt, es reichte allerdings nur für eine Sperrholzgitarre mit Stahlsaiten im Wert von DM 49,-. Er begann zunächst, sich das Spielen des Instruments autodidaktisch beizubringen. Hans war in der katholischen Jugend aktiv. Dort gründete er seine erste Band gemeinsam mit einem Pianisten, einem Schlagzeuger und einem zweiten Gitarristen – damals war kein Bassist verfügbar.
Die musikalische Leidenschaft packte ihn immer mehr – seine Eltern hatten ein Einsehen und schenkten ihm eine zweite Gitarre, allerdings erneut eine Konzertgitarre. Gleichzeitig erhielt der Junge Gitarrenunterricht von einem Lehrer aus Offenburg, mit dem er aber nicht weiterkam. Er merkte, dass es noch nicht für ein professionelles Musikstudium reichte und begann aufgrund seines Interesses an Elektronik eine Ausbildung zum Radiotechniker.
Parallel schloss er sich 1962 einer Band namens „The Fellows“ an. Zusammen mit dieser Band erspielte er sich das Geld, um sich für ca. 300,- DM eine elektrische Gitarre kaufen zu können, eine Höfner-Gitarre, die der Stratocaster von der Firma Fender nachempfunden war. Zwei Jahre später wechselte Hans zur Band „The Twenties“.
Nachdem er seine Berufsausbildung bei Schaub Lorenz als Radio- und Fernsehtechniker abgeschlossen hatte und somit dem Wunsch seiner Eltern entsprach, etwas „Anständiges“ gelernt zu haben, beschloss er, an der Karlsruher Musikhochschule ein Musikstudium zu beginnen, das er als staatlich geprüfter Musiklehrer abschließen konnte. Dort begegnete er dem Saxofonisten Gerd Köthe und trat der regional bekannten Karlsruher Band „Moonlights“ als Gitarrist bei, mit der er viele Auftritte absolvieren würde. Im Jahr 1965 kam dann auch die erste Single des aufstrebenden Musikers heraus – gemeinsam mit Gerd Köthe schrieb Hans Lingenfelder für seine Moonlights den Song „Night-Works“, der auf Metronome-Schallplatten erschien. Nach einigen Jahren erfolgreichen Spielens lösten sich die Moonlights auf, um 1982 ein viel beachtetes Comeback zu feiern und seitdem wieder musikalisch aktiv zu sein (, allerdings ohne Hans Lingenfelder).
Nach der Auflösung der Band konzentrierte sich der Musiker auf den eher klassischen Gitarrenstil und begann, als Musiklehrer zu arbeiten. Die populäre Musik ließ den Badener aber nicht los, so dass er 1973 in die damals recht bekannte Band „Hit Kids“ (, die man von Auftritten mit Joy Fleming im „Talentschuppen“ kannte,) einstieg, die sich später in „Joy Unlimited“ umbenannte. Neben seinem Studienkollegen und –freund Gerd Köthe war auch Roland Heck, Leiter und Organist der Band, Mitglied dieser Musikgruppe. Mitglieder der Gruppe veröffentlichten unter dem Pseudonym „Moby Dick“ (bereits mit Hans Lingenfelder, der auch Coautor des Songs war) bereits 1970 bei BASF die Single „Sie ist oh-la-la“.
Durch seine Kontakte und sein Können wurde er als Studiomusiker angeheuert und spielte bei professionellen Schlagerproduktionen und auf Tourneen Gitarre. Viele namhafte Interpreten, die damals bei CBS unter Vertrag standen, wurden von Lingenfelder an der Gitarre begleitet, zum Beispiel Costa Cordalis (u. a. bei dessen „Costa-Cordalis-Show“-Tour), Paola und Mary Roos. Selbst bei einer Albert-Hammond-Produktion in Berlin wurde Lingenfelder als Gitarrist gebucht. Lange Jahre war er auch als Gitarrist in Cordalis‘ Begleitband „Hit Kids“, die ihrerseits auch einige Singles veröffentlichten (z. B. „Gloria“, „Uh-la-le“, „Don Quichotte“ und „Mariana“).
Mitglied der Hit Kids war wie erwähnt der Produzent und Organist Roland Heck (unter Pseudonym „Denny Blue“). Gemeinsam mit ihm und seinem Kumpel Gerd Köthe (, der auch unter dem Namen „Cisco Silver“ Schallplatten veröffentlichte,) produzierte Lingenfelder unter dem Namen „Cliff King“ seine erste eigene Langspielplatte mit Gitarren-Instrumentals: „Cliff King Plays Fantastic Guitar Hits“, die unter dem Label BASF im Februar 1976 herauskam. Die Plattenfirma schrieb damals: „Zu diesem Erstlingswerk kann man Cliff King nur gratulieren. Seine ‚Fantastic Guitar Hits‘ begeistern zwei abwechslungsreiche LP-Seiten lang. So ein Gitarrenwerk war schon längst mal wieder fällig. Den Instrumentalhit aus Italien, Verde, gibt es auch auf Single.“
Gleich mehrere Probleme gab es mit der LP-Veröffentlichung – zunächst stellte sich der Name „Cliff King“ als problematisch heraus, weil unter dem Namen schon jemand bei der GEMA angemeldet war – man sattelte folglich auf „RICKY KING“ um. Schwieriger zu lösen war ein vertragliches Problem – eigentlich war Ricky King wegen seines Hit-Kids-Engagements an die CBS gebunden. Man vereinbarte, dass die folgenden Tonträger über die CBS vertrieben werden sollten.
Gleich die erste Produktion wurde ein Volltreffer, womit man nicht unbedingt rechnen konnte. Bei der Single „Verde“ handelt es sich um die Erkennungsmelodie einer italienischen TV-Dokumentation über die Partisanenrepublik Ossola („Quaranta giorni di libertà“), die die schon damals als Oliver Onions bekannten Gebrüder de Angelis 1974 unter dem Namen „M & G Orchestra“ eher erfolglos veröffentlichten. Auch Rickys Version brauchte etwa ein halbes Jahr, bis sie am 30. August 1976 die deutschen Verkaufscharts enterte – erst der Einsatz insbesondere in den Radiosendern SFB und NDR und damit verbundene Aufmerksamkeit spülte den Titel in die Hitparaden. Der Instrumental-Song schaffte es in die Top-3 der deutschen Single-Charts und hielt sich 32 Wochen in der Verkaufshitparade. Auch der junge Roland Kaiser landete mit seiner Vokalversion des Hits „Frei, das heißt allein“ einen Hit – seinen ersten übrigens. – Im Oktober gelang auch mit der LP der Sprung in die Hitlisten, auch sie war überaus erfolgreich (Top-10). Mit 300.000 verkauften Alben erreichte man Gold-Status.
Das Konzept war einfach passend zur damaligen Zeit – offensichtlich bestand eine Nachfrage nach unaufgeregt eingespielten Gitarren-Standards wie „Apache“, „Walk Don’t Run“ und „Geisterreiter“. Angereichert war die LP mit zwei eigenen Titeln („Jumbo Walk“ und „Go-Kart“). Das Erfolgsrezept der ersten LP ist auf Ricky Kings Homepage gut beschrieben: „Das musikalische Konzept ging auf die alten Hits, die noch so gut wie jeder von früher kannte, neu bearbeitet und mit Sorgfalt eingespielt. Unverstärkte, akustische Gitarren sorgten bei den meisten Songs für einen vollen, breiten Background. Sparsam und unaufdringlich eingesetzte Synthesizer und Keyboards rundeten das Bild ab – und über all dem der vollmundige, saubere, Shadows-orientierte Klang der Stratocaster. Ein weiterer Grund für den großen Erfolg dieser LP mag gewesen sein, dass man hier die meisten großen Hits der Gitarren-Ära auf einer Platte bekam, dezent und doch zeitgemäß arrangiert – gleichermaßen Nostalgie und Gegenwart.“
Auch die Nachfolgenummer, „Le Reve“, die vor gut vierzig Jahren die deutschen Charts enterte, wurde ein großer Erfolg. Inzwischen bei Epic (CBS) angekommen, veröffentlichte man (lt. Werbetext) „Die Traummelodie des Jahres ‘76“. Am 29.11.1976 kam der Song in die deutschen Hitlisten und schaffte es erneut in die Top-10. Im Februar 1977 gelang auch der Sprung mit dem zweiten Album „Ricky King Plays Golden Guitar Hits“ in die LP-Hitparaden – ganze 40 Wochen hielt sich die erneut mit Klassikern wie „Quartermaster Store“ und „House Of the Rising Sun“ gespickte LP in den Charts. Hilfreich dabei waren Fernsehauftritte wie die in der ZDF-Drehscheibe, der SFB-„Umschau“ und der „Aktuellen Schaubude“ des NDR. Bei der Vermarktung der Single passierte übrigens ein amüsanter Fehler – statt „Le Reve“ hieß es auf den ersten Cover-Veröffentlichungen „La Reve“ – also mit falschem Artikel geschrieben. Auch diese Nummer wurde als Vokalstück populär – und zwar in der Version von Bernhard Brink („Liebe auf Zeit“). Auch Rickys zweiter Erfolg basiert auf einer Filmmusik: 1952 wurde die Melodie bereits im Film „Verbotene Spiele“ eingesetzt.
Der Erfolg Ricky Kings war so groß, dass ihm am 2. Mai 1977 vom Saarländischen Rundfunk die Goldene Europa überreicht wurde, und zwar als erstem Instrumentalisten überhaupt. Obwohl die dritte LP und gleichnamige Single „Mare“ nach ähnlichem Strickmuster konzipiert waren wie die Vorläufertitel, stellte sich damit überraschenderweise kein nennenswerter Erfolg mehr ein – lediglich die Single schaffte es für eine Woche in die Top-50, nachdem zuvor der Song „Maria Elena“ von der alten Plattenfirma noch mal auf den Markt gebracht wurde. Dennoch wurde Ricky King von den Lesern des Branchenblattes „Musikmarkt“ 1977 zum beliebtesten Instrumentalisten gewählt. Kurz darauf nahm er auch das „Goldene Label“ der Fachzeitschrift „Musik Informationen“ entgegen.
Im Strudel des Soloerfolgs brachte man 1977 mit der Formation Hit-Kids „aus der Feder der Erfolgsautoren von ‚Mare’ und ‚Le Reve’“ einen Song heraus namens „Mariana“. Logisch, dass auf dem Cover auch die Namen Ricky King und Denny Blue (=Roland Heck) genannt werden.
Guter Rat war buchstäblich teuer – aber effizient: Die CBS beschloss, mit dem damals sehr erfolgreichen TV-Merchandiser Arcade zu kooperieren und für das nächste Album „Die 20 schönsten Welthits im Gitarrensound“ Fernsehwerbung zu buchen. Nachdem man es bislang mit Gitarrenklassikern probiert hatte, spielte Ricky nun „allgemeine“ Evergreens ein. – Außerdem ging Ricky vom 23.10. bis 23.11.1978 erneut gemeinsam mit Costa Cordalis auf Tournee. Die Rechnung ging auf: Das Album schaffte es bis auf Platz 2 der LP-Charts und erreichte Platin-Status (das bedeutete damals 500.000 verkaufte Einheiten) – das erste Mal überhaupt, dass das einem Instrumentalisten in Deutschland gelungen ist.
Auch international lief es gut für Ricky – seine Coverversion des Conquistador-Hits „Argentina“ (wurde anlässlich der Fußball-WM 1978 veröffentlicht und war die Erkennungsmelodie des holländischen Fernsehens für das Großereignis) schaffte es bis in die Top-3 der Benelux-Charts. Die zuvor veröffentlichte Single (Eigenkomposition) „Atlanta“ erhielt hingegen weniger Beachtung. Dennoch trat Ricky King einen Boom los: Allein im Jahr 1978 wanderten über drei Millionen Gitarren über die bundesdeutschen Verkaufstische – mehr als je zuvor.
Nach den wenig erfolgreichen Singles „Destino“ und „Manolita“ wurde 1979 ein Album mit bewährtem Konzept veröffentlicht – Ricky interpretierte Klassiker wie das „Harry-Lime-Thema“ und damals aktuelle Hits wie „Dschinghis Khan“ auf dem Erfolgsalbum „Zauber der Gitarre“ und schaffte es erneut in die Top-5 der deutschen LP-Charts. Erneut gab es Gold für über 350.000 verkaufte Alben.
Die letzte Single der 1970er Jahre war „Aria“, eine Adaption eines klassischen Themas Johann Sebastian Bachs. Sie wurde aus dem Album „Weihnachten im Gitarrenklang – die 20 schönsten Weihnachtslieder“ ausgekoppelt. Imposant: Genau (ausgerechnet) im Jahr des Erscheinens dieser LP, 1979, wurde Ricky King Mitglied der Zeugen Jehovas, die ja bekanntlich kein Weihnachten feiern. Trotzdem gab es immer wieder Neuauflagen dieses Weihnachtsalbums. Live möchte der Gitarrist aber keine Weihnachtslieder mehr spielen und legt bei vermeintlich weihnachtlichen Tourneen Wert auf die Bezeichnung „Winterkonzert“. – Die LP war insbesondere für Heimmusikanten interessant, weil dem Album Texte zum Mitsingen und Noten für Blockflöte und Gitarre beilagen.
„Back To the Roots“ hieß es 1980, als Ricky King wieder eine LP mit Gitarrenklassikern „im Sound der 60er Jahre“ (so der Sticker auf dem Album) veröffentlichte: „Electric Guitar Hits“ – es reichte für einen 22. Platz in den Albumcharts, die Singleauskopplungen „Venise“ und „Moonshot“ wurden allerdings keine Hits. Interessant: Mehr als die Hälfte der damals verkauften Tonträger der „Electric Guitar Hits“ wurden im MC-Format verkauft.
Ein neues Konzept wurde 1981 mit dem TV-beworbenen Album „Golden Guitar Symphonies“ verfolgt, auf dem Ricky klassische Melodien spielte – Motto: „Das Schönste aus dem Traumland der Klassik“. Als Single wurde der „Liebestraum“ von Franz Liszt ausgekoppelt.
Im Winter 1981 wurde es wieder Zeit für einen Partysong, der eine interessante Geschichte hinter sich hat. Der junge Dieter Bohlen hat im Jahr 1980 unter dem Pseudonym „Mac Mono Crew“ eine Single veröffentlicht, die er als „Steve Benson“ gemeinsam mit „Eric Styx“ geschrieben hatte. „Eric Styx“ war niemand anders als Bohlens damalige Lebensgefährtin Erika Sauerland, die er kurz darauf auch ehelichte. Name der Single: „Halé, Hey Louis“. Ricky King „kaufte ein e“ und machte daraus „Halé, Hey Louise“ – und fertig war nicht nur der erste King-Hit seit Jahren (Top-15), sondern auch der erste Charts-Erfolg überhaupt von Dieter Bohlen. Großen Anteil am Erfolg dürfte Rickys Auftritt am 4. September 1981 im deutschen Musikladen damals gehabt haben. Später nahm Bohlen den Song als Sänger in der Gruppe „Sunday“ noch mal auf und trat damit sogar in Dieter Thomas Hecks Hitparade auf. Weiterhin gibt es eine Juxversion von Helga Feddersen („‘ne Schönheit, Cherie, die werd ich nie“) und eine Fußballversion („Halé, HSV“).
Am 6. März 1982 strahlte das ZDF eine von Paola und Kurt Felix moderierte Show namens „Lieder gehen um die Welt“ vor. Die dort zu hörenden Lieder wurden von Ricky King interpretiert, es erschien eine gleichnamige LP, die im Frühjahr 1982 die Albumcharts eroberte (Platz 23). Auszüge der LP stellte Ricky in den TV-Shows „Dalli Dalli“ (11. März 1982) und „Show Express“ (25. März 1982) vor.
Nachdem es im Single-Sektor mit einer flotten Nummer gut lief, wurde nochmals Dieter Bohlen beauftragt, einen Song zu komponieren. Der ließ sich nicht zweimal bitten und lieferte den Song „Ay Ay Ay Capt’n“ ab – erneut schaffte Ricky King es damit in die Top-50 der Single-Charts, so dass 1982 eine zweite LP auf den Markt gebracht wurde: „Happy Guitar Dancing“. Die LP schaffte es in die Top-3 der Albumcharts und erreichte Gold-Status – es war die 10. Goldene für Ricky King, und die allererste(!!!) Gold-LP für Dieter Bohlen. Ausgekoppelt wurde Bohlen-Song Nummer 3, „Fly With Me To Malibu“, den Ricky am 21. August 1982 im Deutschen Musikladen vorstellte – Ergebnis war erneut ein Top-40-Erfolg. Die romantische Nachfolgenummer „Teresa (Una Stella Ti Darei)“ zog hingegen nicht beim Publikum.
Im Jahr 1983 wurde wieder eine TV-beworbene LP veröffentlicht, diesmal in Kooperation mit dem TV-Merchandising-Riesen K-Tel. Diesmal ging es um „Südseeträume“. Dieter Bohlen steuerte die Eigenkomposition „Duwaiyana“ bei, die allerdings kein Erfolg wurde – im Gegensatz zum Album, das es bis auf Platz 11 der deutschen LP-Charts schaffte. Bevor das nächste Album veröffentlicht wurde, versuchte man es mit einer Ricky-Eigenkomposition namens „The Jolly Song“, die beim Publikum allerdings nicht ankam. Der mit einem Dudelsackpfeifer eingespielte Titel wurde am 27. März 1984 in der Tele-Illustrierten des ZDF vorgestellt.
1984 setzte Ricky wieder auf ein neues Pferd – diesmal ging es um die gute alte Zeit, die 1950er Jahre. Die zugehörige LP hieß „Rock’n’Roll Party“, als Singles wurden „Rock’n’Roll Is Back (Medley)“ und „Donna“ ausgekoppelt. Anlass war seinerzeit das Jubiläum „30 Jahre Rock’n’Roll“.
Die langsame Nummer „Avalon“ wurde als 1985er Single veröffentlicht. Die Plattenfirma warb damals: „Eine traumhafte Melodie, fantastische Gitarrenklänge und die bezaubernde Stimme der jungen Melanie.“ Am 8. August 1985 wurde der Titel in der ARD-Sendung „Lieder der vier Jahreszeiten“ vorgestellt. In jenem Jahr gab es erstmals seit Beginn von Rickys Karriere keine neue LP-Produktion. Ein Jahr später durfte noch einmal Dieter Bohlen ran – inzwischen mit Modern Talking sehr erfolgreich, schrieb er noch mal einen Song für Ricky King namens „Agadir“, der auch Bestandteil der letzten Epic(CBS)-LP Ricky Kings war, auf der noch mal seine Erfolge versammelt waren. Titel des Tonträgers: „Traumreise (eine Weltreise im Gitarrensound)“. Auch dazu gab es einen Jubiläumsanlass: „10 Jahre Ricky King – 10 Jahre große Gitarrenerfolge.“ Am 17. Mai 1986 war der Song in der „Aktuellen Schaubude“ des NDR zu hören.
Die neue Plattenfirma war Polyphon (PolyGram GmbH), wo Ricky zunächst zwei CDs mit Neuaufnahmen seiner Hits unter dem Label Karussell vorlegte („Verde“ und „Guitar Holiday“) und dann die Single, zu der ein gleichnamiges Album auf den Markt kam namens „La Rose Noire“, die am 4. Februar 1988 in Wim Thoelkes ZDF-Show „Der Große Preis“ vorgestellt wurde. Mit dem Album schaffte Ricky es im Frühjahr 1988 letztmals, die Top-50 der Longplay-Charts zu erklimmen. Abgesehen von der Plattenfirma hielt Ricky King seinem aus Gerd Köthe und Roland Heck bestehenden Produzententeam weiterhin die Treue. Mit der Single „Hello, Hello-A“ und der CD „Happy Guitar Dancing“ verabschiedete sich Ricky King 1989 wieder von der Polyphon und heuerte 1990 bei der Firma Eurostar für eine CD namens „Traumland“ an, auf der er klassische Gitarrenmelodien interpretierte. Der Titelsong wurde auch als Single ausgekoppelt.
Dem Zeitgeist folgend, widmete sich Ricky King fortan der volkstümlichen Musik und heuerte wieder beim CBS-Nachfolger Sony-Music an, wo er beim Label Herzklang unterzeichnete und 1992 die CD „Von Herz zu Herz“ veröffentlichte, auf der die Single „Glocken der Heimat“ enthalten war, die u. a. bei der damals von Eva Hermann moderierten „Schlagerparade der Volksmusik“ vorgestellt wurde. Am 16. November 1992 präsentierte Ricky seinen neuen Titel in der SAT-1-Show „Die goldene Schlagerparade“; direkt darauf ging es auf Tournee „Lieder, die von Herzen kommen“.
Zwei Jahre später wurde die LP „Romantica“ veröffentlicht mit dem Zugpferd „Laguna Romantica“. Mit der Single „Halé Olé“ verabschiedete er sich wieder vom Herzklang-Label, nicht ohne sich von Dieter Thomas Heck 1994 in dessen gleichnamiger Show eine „Goldene Stimmgabel“ abzuholen.
Mitte der 1990er Jahre war es wieder Zeit für einen Labelwechsel; Ricky wechselte zur Plattenfirma Koch und veröffentlichte 1996 die CD „Romantic Guitar Hits“ (mit zwei Duetten mit dem bekannten Klarinettisten Henry Arland, seines Zeichens Vater des Moderators und Musikers Maxi Arland) und 1997 das Album „Zeit für Gefühle“, bei dem er mit dem Panflötenspieler Ulrich Herkenhoff im Duett kollaborierte. Ebenfalls bei Koch wurde – ganz dem damaligen (Guildo-Horn-)Zeitgeist folgend, 1998 das Album „Kult Schlagerparty“ veröffentlicht.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends wechselte Ricky King erneut die Plattenfirma und veröffentlichte bei DA Records 2001 die CD „Happy Guitar“ und 2004 „Die großen Jahrhunderthits“. Zwei Jahre später, am 2. Oktober 2006, gab Ricky King ein viel umjubeltes Jubiläumskonzert „30 Jahre“ in der Weinheimer Stadthalle.
Ein neues Konzept verfolgte Ricky King mit seinem 2007er Wechsel zu Rubin Records, indem er zu seinen Wurzeln zurückkehrte und auf dem Album „Sternenstaub“ vornehmlich selbst komponierte Lieder veröffentlichte. Zwei Singles wurden daraus ausgekoppelt: „Sternenstaub“ und „Rosenmond“.
Im Jahr 2009 ging es dann zu EMI Electrola. Das dortige Motto hieß „Bis an alle Sterne“. Dort findet sich u. a. der Helene-Fischer-Song „Du hast mein Herz berührt“ und das Thema der „Miss Marple“-Filme. Inzwischen fungierte Hans Lingenfelder selbst als Produzent für seine neuen Tonträger, nachdem er über Jahrzehnte hinweg mit Gerd Köthe und Roland Heck zusammengearbeitet hatte. Tragisch: Am 12. Januar 2014 ist Gerd Köthe überraschend verstorben.
Auch 2011 gab es wieder eine Veröffentlichung des fleißigen Gitarristen – „Für Dich“ enthielt neben Eigenkompositionen Cover des „Aschenbrödel“-Songs und des Klassikers „FBI“.
Dass Ricky King noch immer auf der Höhe der Zeit ist, beweist seine jüngste, 2015 bei Telamo erschienene CD „Zeitlos“, auf der er u. a. den Adele-Song „Rolling In the Deep“ interpretiert. Am 10. September 2016 gab Ricky King in seiner Heimatstadt Rastatt ein viel umjubeltes weiteres Jubiläumskonzert mit Band – diesmal lautete das Motto: „Der KING lebt – 40 Jahre“. Mit Blick auf die Termine seiner Homepage lässt sich sagen: Auch 2017 lebt der King und wird wohl noch für viele unterhaltsame Momente auf seinem Instrument sorgen, dem er viel zu verdanken hat – andrerseits hat aber auch er sicher insbesondere in seiner Anfangszeit viel für das Image der Gitarre getan…
Stephan Imming, 17.01.2017
http://www.telamo.de
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