HOFF, HERWIG MITTEREGGER u.a.
Deutschsprachige Neuerscheinungen per 3. Februar 2017!

Stephan Imming stellt die Neuheiten der Woche – auch die aktuellen Schlager-Singles – vor …: 

Broilers – Sic!

 

Bereits 1992 wurde die Düsseldorfer Punkrockband „Broilers“ gegründet. Gut Ding wollte Weile haben – es dauerte bis 2014, bis der ganz große Durchbruch kam – der war dann aber imposant: Im Februar 2014 schafften es die Broilers bis auf Platz 1 der deutschen Albumcharts mit ihrem Album „Noir“.  Nachdem die „Antilopen Gang“ es aktuell auf die Charts-Spitze geschafft haben, könnte sein, dass die ebenfalls aus dem „Hosenstall“ (Die Toten Hosen) stammenden Broilers weit nach vorne schaffen mit ihrem in verschiedenen Konfigurationen erhältlichen Album „Sic!“, das es in einer „De Luxe“ und in einer Vinyl-Edition zu kaufen gibt. Es spricht vieles dafür, dass die Broilers mit „Sic!“ erneut die Spitze der Albumcharts erkommen werden – zum Leidwesen der „harten“ Punkszene, die sich dem Mainstream im Normalfall ja nicht so verbunden fühlt. Mit diesem Luxusproblem konnten aber auch schon Bands wie die Ärzte und Die Toten Hosen leben…

 

Herwig Mitteregger – Sol Mayor

 

Erstmals seit 2009 erscheint ein neues Album des Ex-Spliff-Schlagzeugers Herwig Mitteregger. In alter Tradition hat Mitteregger auch sein neuntes Album wieder komplett selber eingespielt. Geheimnisvoll ist die Auswahl des Titelsongs – unter anderem geht es um Mittereggers Lieblingstonart auf der Gitarre (G-Dur) – in dieser Tonart wurden die meisten Stücke seines neuen Albums aufgenommen. Vor einigen Jahren kritisierte Mitteregger die Umsonst-Mentalität in Bezug auf Musik („Die verschenken die Musik“) – nun probiert er es dennoch wieder mit einem neuen Album, obwohl er dazu laut damaliger Aussage „keine Lust mehr“ hatte – der denkende Mensch ändert offensichtlich bisweilen seine Meinung.

 

Hoff – Alien und Ewiglein

 

In den 1980er Jahren war Dieter Hoff Schlagzeuger bei Purple Schulz und war dort auch für die Texte der Erfolgshits „Kleine Seen“ und „Verliebte Jungs“ zuständig. 1987 stieg er aus der Erfolgstruppe aus und betätigte sich als Solist (z. B. mit dem Song „Fahr ich in die Stadt“) und Autor für Künstlerkollegen wie die Bläck Fööss, Anne Haigis und sogar Peter Maffay. Unter dem Namen „Hoff“ führt der Kölner Musiker nun seine beiden favorisierten Musikstile, Pop und Electro, zusammen und veröffentlicht nach längerer Zeit ein neues Album namens „Alien und Ewiglein“. Die Plattenfirma zieht einen interessanten Vergleich: „das männliche Pendant zu Hildegard Knef“ – man muss aber konstatieren, dass Hoff quietschlebendig ist. Texte wie „Rosa ist kaputtes Rot, eine Farbe aus Versehen –irgendwie halb tot“ sind in der Tat originell.  Dass mit Dieter Hoff und Herwig Mitteregger gleich zwei Schlagzeuger von überaus erfolgreichen Bands, die im Fahrwasser der Neuen deutschen Welle bekannt wurden, zeitgleich neue Soloalben herausbringen, ist ein interessanter Zufall…

 

Sampler – Manfred Krug – Seine Lieder

 

Ein viel beachtetes Jazzalbum namens „Auserwählt“ brachte Manfred Krug im Jahr 2014 heraus. Anlässlich seines 80. Geburtstags war geplant, eine neue Produktion zu veröffentlichen – dazu wählte Krug bestimmte Lieder aus, das Filmorchester Babelsberg war auch schon verpflichtet. Leider verstarb der beliebte Schauspieler und Sänger, so dass er selbst das Album nicht mehr fertig stellen konnte. Stars, Freunde und Weggefährten wie Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Heinz Rudolf Kunze, Gunter Gabriel und auch Krugs Tochter Fanny Krug haben das Projekt nun unter dem Titel „Manfred Krug – seine Lieder“ fertig gestellt. Pünktlich zum bevorstehenden runden Geburtstag wird der Tonträger nun veröffentlicht, außerdem wird am 5. Februar im MDR die Sendung „Legenden: Ein Abend für Manfred Krug“ ausgestrahlt. Eventuell wird es passend zum Album auch eine Hommage-Tournee geben, die Planungen dazu sind aber noch nicht abgeschlossen.

 

Musical – Stella, das blonde Gespenst vom Kurfürstendamm

 

Angesichts des Titels des Musicals „Stella, das blonde Gespenst…“ könnte man meinen, es handle sich um ein unbeschwertes, für Kinder geeignetes Stück. Wolfgang Böhmer und Peter Lund thematisieren in ihrem „deutschen Singspiel“, wie sie es selber nennen, aber harte Kost – es geht nämlich um die Lebensgeschichte von Stella Goldschlag, eine Jüdin, die – ursprünglich, um ihre Eltern zu retten – zur Gestapo übergelaufen war, um andere Juden zu denunzieren. Einwirklich spannendes Thema… – Für ihre schwere Kost haben die Autoren in mehreren Rubriken den „Deutschen Musical Theater Preis 2016“ gewonnen. Die Darstellerin der Stella, Frederike Haas, ist neben den anderen Originaldarstellern nun auf der CD zum Musical zu hören.

 

Alidaxo – Retro war gestern

 

Die Gebrüder Seppo und Erdi und Schulkumpel Mischa aus dem Ruhrpott (Herne / Bochum)  haben sich bereits 2009 zusammengetan, um gemeinsam Musik zu machen. Nach vielen Jahren wurde es nun Zeit für eine Debut-CD mit Musik, die das Trio als „Mischung von Cro und K.I.Z.“ bezeichnet. Im Herner „Brockenhaus“ haben die Jungs ihr erstes Video der Single „Anders“ über eine unglückliche Liebesbeziehung gedreht. Bei einer kleinen Tour stellten sie nun ihr Debutalbum „Retro war gestern“ vor.

 

B-Tight – Wer hat das Gras weggeraucht?

 

So ganz falsch liegen „Alidaxo“ mit „Retro war gestern“ nicht. Der Rapper B-Tight hatte mit seinem 2015 erschienenen Album „Retro“ nämlich einen Top-10-Erfolg, den er 2016 mit seiner Scheibe „Born 2 B-Tight“ toppen konnte. Nun meldet sich Robert Edward Davis, wie „B-Tight“ bürgerlich heißt, mit „Wer hat das Gras weggeraucht“ zurück. Dass der Berliner Rapper sich mit dem Kiffen auskennt, zeigt die limitierte Auflage seiner aktuellen CD, der eine „handgefertigte Rolling Tray Box aus Naturholz mit Coverprint, diversen Fächern, Paperhalter und Magnetverschluss“ beiliegt… Ein erneuter Top-20-Erfolg scheint bei dieser Promotion vorprogrammiert zu sein – ob das nun gefällt oder nicht…

 

Capital Bra – Marakov Komplex

 

Der aus Berlin stammende sibirische Rapper Capital Bra hat es im vergangenen Jahr mit seinem Debutalbum „Kuku Bra“ bis auf Platz 32 der Charts geschafft. Insbesondere in Berlin ist Capital Bra bekannt. Eine besondere Vorliebe hat Capital Bra für Wladimir Putin und den FC Bayern München. Prominente Genre-Mitstreiter wie Kontra K. und Bonez MC unterstützen den Rapper bei seinem zweiten Album, das vermutlich erneut die Charts stürmen wird.

 

Manu Frauenfelder – Ich bin am Zug

 

Themenwechsel – aus der Schweiz stammt die Schlagersängerin Manu Frauenfelder, die mit „Ich bin am Zug“ ihre neue Produktion vorstellt. Zwölf Titel beinhaltet das Debutalbum der Schlagersängerin in den „besten Jahren“. In ihren Liedern verarbeitet sie u. a. die Erlebnisse im Zusammenhang mit ihrer Nervenerkrankung, die vor vier Jahren entdeckt wurde.

 

Rainer von Vielen – „Überall Chaos“

 

Der Sänger Rainer Hartmann gründete 2003 – entstanden aus einem Soloprojekt – die Band „Rainer von Vielen“. Im Jahr 2005 gewann man einen „Protestsongcontest“ – was es nicht alles so gibt… – vielleicht liegt es am Jahr 1977 – in genau jenem Jahr sind alle vier Bandmitglieder von „Rainer von Vielen“ geboren. Mit Falsett- und Sprechgesang steht der Sänger Rainer im Vordergrund der Band. Das sechste Studioalbum der Band ist laut Plattenfirma ein „nachdenklicher Rundumschlag in elf Akten“.

 

Stephan Zinner – Relativ simpel

 

Der Kabarettist und Schauspieler Stephan Zinner aus Oberbayern. Regelmäßig betätigt er sich auch als Musiker und veröffentlicht Musik-CDs. Der Titel von Zinners neuem Programm, das er im süddeutschen Raum auch live präsentiert, ist nicht unbedingt Programm, denn „relativ simpel“ ist sehr oft nicht das, was man dafür hält. Als Beispiel dient der Aufbau eines Regals oder Wegbeschreibungen – das, was „relativ simpel“ erscheint, muss es nicht unbedingt sein. Mike Krüger erkannte schon 1980: „Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen“ – dieser Gedanke scheint auch im aktuellen Jahrtausend noch Bestand zu haben.

 

SINGLES

 

Sarah Jane Scott – Hallo hallo (Partymix)

 

Im vergangenen Jahr startete Sarah Jane Scott, die Lebensgefährtin des Stephan Remmler-Sohns Cecil, ihre Karriere in der Florian-Silbereisen-Show. Seitdem wurde der Erfolg immer größer. Ihre Debutsingle „Hallo hallo“ wurde pünktlich zum Karneval und pünktlich zur ersten großen Deutschland-Tour „Das große Schlagerfest“, die sie gemeinsam mit u. a. Florian Silbereisen bestreitet, „aufgepimpt“ und ist nun im gitarrelastigen Partymix erhältlich.

 

Peter Sebastian – Verbrannte Erde (Marco Kloss RMX)

 

Mit dem Christian Lais-Bensdoff-Song „Verbrannte Erde“ landete Peter Sebastian im vergangenen Jahr einen passablen Erfolg – insbesondere in Henry Gross’ NDR1-„Top 15“-Hitparade konnte sich der Titel exzellent platzieren. Nun hat Marco Kloss sich des Songs angenommen – auch dieser Schlager des vergangenen Jahres kommt nun also in einer aktualisierten Version im Sound von 2017 daher.

 

Gaby Baginsky – Alles, was recht ist

 

Ungewohnte Töne gibt es von Gaby Baginsky zu hören – die fünfte Single ihres aktuellen Albums „Auf den Punkt“ greift das Thema Mobbing auf. Gaby rät ihren Fans, auch in schwierigen Situationen stark zu bleiben und gegen den Mobber (bzw. die Mobberin – wie in ihrem Lied, in dem sie eine ehemalige (fiktive) Freundin besingt), vorzugehen. D

 

Jennifer Sturm – Du hast den geilsten Arsch der Erde

 

Der Einfallsreichtum deutscher Schlagerschaffender scheint momentan recht übersichtlich zu sein. Erst kürzlich bin ich über „Mein Herz pumpt(!) Schlager“ gestolpert – und nun das: „Du hast den geilsten Arsch der …. Erde(!)“… – Jennifer Sturm ist engagiert, das Beatrice Egli-Open Air zu eröffnen. Ob ihr aktueller Song die Antwort auf Beatrice’ „Wo sind all die Romeos“ ist, kann man nur mutmaßen..

 

 

PS:

 

Wendja – Poet und Prolet

 

Laut Plattenfirma erscheint die o. g. CD an diesem Wochenende – siehe hier: http://www.universal-music.de/wendja/diskografie/detail/product:347230/poet-prolet . Die Internethändler wissen es besser – demnach erscheint das Album erst am 17. Februar – mal sehen, wie lange es dauert, dass die Plattenfirma auch Wind davon bekommt, wann die von ihr veröffentlichte CD erscheint – ohne Worte…

Stephan Imming, 02.02.2017

http://www.herwig-mitteregger.de/

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