NINO DE ANGELO
Comeback eines Ausnahmesängers: Nino de Angelo mit "Liebe für immer" zurück in der Erfolgsspur!
Stephan Imming bespricht die Anfang März 2017 erschienene CD des Schlager-Urgesteins Nino de Angelo!
Im Jahr 1981 war Domenico Gerhard Gorgoglione siebzehn Jahre alt. Unter dem Namen Nino erschien genau unter dem Titel – „Siebzehn“ – vor nunmehr 36 Jahren seine erste Single. Das heißt, dass Nino etwa zwei Drittel seiner gesamten bisherigen Lebenszeit im Musikgeschäft verbracht hat – nur wenigen Interpreten ist es vergönnt, so lange im Geschäft zu bleiben.
Der Erfolg schlich sich recht früh ein, nachdem er den Künstlernamen NINO DE ANGELO angenommen hatte. Erste Achtungserfolge waren Lieder wie „Engel und Teufel Luisa“. Den Hit seines Lebens hat ihm Drafi Deutscher geschrieben – mit „Jenseits von Eden“ wird Nino wohl stets in Verbindung gebracht werden, wobei es schon ein Ritterschlag ist, dass Drafi Deutscher ihn für einen (stimmlich!) großen Sänger hielt.
Weitere Erfolge schlossen sich an, und Ende der der 1980er Jahre nahm Dieter Bohlen sich Ninos an und komponierte ihm u. a. den Eurovisionsklassiker „Flieger“ sowie „Samuraj“, einen Titel aus der TV-Serie „Rivalen der Rennbahn“.
In den 1990er Jahren warf Nino eine schwere Krankheit (Lymphdrüsenkrebs) aus der Bahn, doch er kämpfte sich in sein Leben zurück und machte weiter Musik. Während sein letztes reguläres Album 2012 („Das Leben ist schön“) gerade mal eine Woche in den Top-75 präsent war, fand seine 2014 erschienene CD „Meisterwerke – Lieder meines Lebens“ mit Coverversionen recht viel Beachtung und schaffte es, in die Top-30 der Charts zu kommen.
Nachdem Nino in den letzten Monaten eher mit privaten Schlagzeilen im Zusammenhang mit seiner (Ex?)Ehefrau auf sich aufmerksam machte, führte sein brandneues Album „Liebe für immer“ ihn wieder in die Erfolgsspur zurück und sorgte für Schlagzeilen anderer Art – erstmals seit 33 Jahren gelang Nino wieder der Sprung in die Top-25 der Albumcharts. Vielleicht haben die Fans das honoriert, was Nino im Booklet zur CD quasi als Vorwort geschrieben hat: „…mit diesem Album hältst Du ein Stück meiner Lebensgeschichte in Deinen Händen..“. – Vermutlich ist das auch ein Hinweis darauf, dass tatsächlich alle Lieder der CD von Nino (teils mit-) getextet wurden. (Übrigens beinhaltet das Booklet alle Texte der CD und viele schöne Fotos von Nino – dafür gibt es einen Extra-Pluspunkt!).
Sehr pathetisch beginnt das Album mit der autobiografischen, von Nino höchstselbst getexteten Ballade „So lange mein Herz noch schlägt“. Man merkt, dass Nino leidet („Ich bin oft tief gefallen und hab meine Wunden vor Dir versteckt“). Bei ihrer letzten Tournee hat Michelle einen mehr als beeindruckenden Beweis geliefert, dass man – wie sie selber sagte – hinfallen darf und sich erst mal Zeit nehmen darf, dann aber wieder aufstehen muss. Ganz offensichtlich ist nun auch Nino bemüht, diesen schweren Weg zu gehen, wie er bei Michelle mehr als gelungen ist: „So lange mein Herz noch schlägt, werde ich niemals untergehen!“ –und: „Ich hab mich befreit von all diesen Ketten“.
A propos Michelle – deren musikalischer Direktor ist Christoph Papendieck, der auch als Komponist tätig ist. Für Nino komponierte Papendieck einen anspruchsvollen Titel. Das Thema „Engel“ beschäftigt Nino fast von Beginn an: „ENGEL und Teufel Luisa“, Und ein ENGEL fliegt in die Nacht“ „Guardian ANGEL“ – nun widmet sich Nino mit verträumt seinem „Angel“ – vielleicht ist diese Ballade ja auch dem Künstlernamen „de Angelo“ geschuldet. Keine Angst, auch dieser Titel ist in deutscher Sprache gesungen…
„Bis ans Ende der Zeit“ ist wiederum ein Popschlager, wie er im Bilderbuch steht – das Gitarrenarrangement ist gefällig und regelrecht „sommerlich“. Komponiert wurde der Song übrigens (wie die meisten auf dem Album) von Vladimir „Lalo“ Titenkov, der eng mit Dieter Bohlen zusammen gearbeitet hat und u. a. Coproduzent von „Für Dich“ von Yvonne Catterfeld war. Titenkov komponierte auch den lässigen Song „Das ist der Augenblick“.
Der nächste Titel dürfte wieder besonders direkt aus Ninos „echtem Leben“ stammen – der Seufzer „Zur Hölle mit der Liebe“ klingt authentisch. Während Nino früher die Meinung vertrat „Vielleicht muss man erst mal durch die Hölle“, scheint sein Kampfgeist inzwischen fast gebrochen zu sein – allerdings nur fast, wenn man auf die anderen Lieder des Albums schaut. Versöhnlich stimmen in diesem Uptempo-Song die Worte „… denn am Ende kriegt man davon nie genug“. – Wieder in der Spur ist Nino mit seinem Bekenntnis zur „Liebe für immer“, dem Titelsong seines Erfolgsalbums. Balladenhaft ist auch der Anspieltipp „Mon Amour Chérie (, es gibt Dinge, die man nie vergisst)“.
Bereits im Jahr 2000 veröffentlichte Nino einen Song namens „Herz an Herz“ auf dem Album „Schwindelfrei“. Das Thema scheint ihn nicht loszulassen – interessant an dem Song ist das Arrangement, das mit der Leichtigkeit des Pianos und der Wucht des Schlagzeugs spielt und perfekt darin Ninos Stimme inszeniert.
Mit „Immer im Grenzbereich“ kehrt Nino wieder den Rocker aus sich raus – passend zum Text wurde der Song gitarrenlastig gehalten, und mit „Unendlich weit“ unterstreicht Nino seine rockige Seite, die auch bei „Mach das noch mal“ zum Vorschein kommt, einem Song, in dem Nino entgegen zuvor getätigter Aussage dafür plädiert, um die Liebe zu kämpfen – wer wüsste es besser, als der Interpret höchstselbst?
2014 veröffentlichte Michelle auf ihrem Album „Die ultimative Best Of“ u. a. den Song „Tattoo in meinem Herzen“ – der Titel gefiel Nino offensichtlich so gut, dass er ihn als „Tattoo“ mit auf sein aktuelles Album packte, wobei auch er inzwischen großflächig tätowiert ist, wie man dem CD-Cover entnehmen kann. Für diejenigen, denen diese Körperbemalung nicht geheuer ist, stellt der nicht verbiegbare Nino klar fest: „Du musst mich nehmen wie ich bin“ („sonst macht das alles keinen Sinn“)– man ist fast geneigt zu sagen: „Du darfst!“… Schon Drafi Deutscher bat ja in ähnlicher Form „Nimm mich so wie ich bin“ und auch Udo Lindenberg besteht darauf, sein „Ding“ machen zu dürfen.
Ein guter alter Bekannter hat den bei einigen Fans euphorisch angenommenen Song komponiert – Nino schrieb „Nicht alle Wege führen nach Rom“ mit Alexander Seidl, der inzwischen eher mit seiner auf DVD-Vermarktung spezialisierten Firma Aviator für Schlagzeilen sorgt als als Komponist – für Nino aber offensichtlich wieder tätig geworden ist, sofern es „der“ Alexander Seidl ist, der früher mit Nino zusammengearbeitet hat (im Booklet schreibt sich der Name „Seidel“).
Mit seiner aktuellen Produktion beweist Nino, dass er noch immer ein exorbitant guter Sänger ist. Seine Texte zeugen von großer Authentizität – kein Wunder, weil er ja nun auch seine eigenen Texte singt. Der Chartserfolg zeigt dem charismatischen Sänger, dass er auf dem richtigen Weg ist. Sein anstehender Auftritt in der von Florian Silbereisen moderierten TV-Show „Schlagercountdown“ am kommenden Samstag dürfte einen weiteren Impuls für die imposant produzierte CD geben…
Stephan Imming, 22.03.2017
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