ANDY BORG
Das neue Album 2017 "Cara mia" im Test von Holger Stürenburg!

Der Mann kann es einfach …! 

Es herrschte der sagenhafte ‚Summer of Pop‘ anno 1982. In Großbritannien sprossen New Romantic- und Synthipop-Klänge aus allen Ecken, in den USA genoss der Musikfreund knackigen Softrock von „Foreigner“ über „TOTO“ bis „Asia“ – und in unseren Breitengraden schien die Neue Deutsche Welle (NDW) nahezu das gesamte musikalische Denken und Fühlen in jenen Tagen für sich vereinnahmt zu haben.

Doch urplötzlich, im Hochsommer 1982, befand sich von heute auf morgen ein ganz anderes Lied hierzulande auf Rang Eins der „Media Control“-Charts, welches mit genannten Stilrichtungen so gut wie nichts gemein hatte. Dabei handelte es sich wahrhaftig um einen realen Schlager – komponiert von Tex Schultzieg, betextet von 50er/60er-Lyriklegende Kurt Feltz -, der aber nicht mehr die zuletzt oft dröge und nervenaufwühlende Mitklatsch- und Partystimmung verbreitete, wie es in diesem Genre in den 70er Jahren nicht selten noch der Fall war, sondern vielmehr auf der Basis zeitnaher Synthi- und Computerklänge arrangiert worden war.

Das Lied: „ADIOS AMOR“ – Der Interpret: ANDY BORG, gebürtiger Wiener, der anlässlich der ORF-Talentshow „Die große Chance“ von Kurt Feltz entdeckt worden war und nun, mitten zur Hochphase der NDW, den sog. Neuen Deutschen Romantikschlager begründete und etablierte.

Ganze fünf Wochen lang, hielt sich „Adios Amor“ auf dem Spitzenrang der hiesigen Singlecharts und legte somit den Grundstein für den zeitgemäßen, romantischen, latent 50er-Jahre beeinflussten Schlager voller Romantik, Sehnsucht und Gefühl. Weitere Interpreten tauchten mit stilähnlichen Lieder auf – z.B. Christian Franke, Nino de Angelo, G.G. Anderson, Peter Sebastian, Florian Haidt, Günter Stern, Tommy Steiner und viele andere, die sich dieses tönenden Markenzeichens annahmen –, aber Andy Borg kann es in der musikgeschichtlichen Betrachtung jederzeit für sich in Anspruch nehmen, ebenjenes Genre begründet zu haben.

Zwar sah sein weißlicher V-Ausschnitt-Pulli, mit dem er seine erste Aufwartung bei Dieter Thomas Hecks legendärer „ZDF-Hitparade“ absolvierte, 80er-Jahre-typisch grauslich aus, aber es gelang ihm davon abgesehen, mittels der hohen Qualität des Liedes und seiner immer wieder aus tausenden herauszuhörenden Stimme, sogleich von Null auf Zwei in der Monatsendauswertung am 06. September 1982 zu gelangen.

Es folgten daraufhin Hit auf Hit: „Arrividerci Claire“ (1982), „Weil wir uns lieben“ (1983), „Ich will nicht wissen, wie Du heißt“ (1984), „Barcarole vom Abschied“ (1985), „An Anfang war die Liebe“ (1986), „Angelo Mio“ (1987) und soweiter und sofort. Auch in den 90ern und 2000ern präsentierte der gelernte Mechaniker fröhlich-freundliche Ohrwürmer der Sorte „Bleib‘ bei mir heut‘ Nacht“ (1992), „Ich brauch‘ ein bisschen Glück“ (1994), „Schenk mir eine Sommerliebe“ (1995), „Zum Teufel mit der Einsamkeit“ (1998), „Tausche Alltagsgrau gegen Himmelblau“ (2002) oder „Zärtliche Augen (Träumen erlaubt)“ (2004).

Ein Jahr darauf wechselte Andy von KOCH/Universal zur österreichischen Firma MCP/VM und nur wenig später wurde er zum Nachfolger Karl Moiks als Moderator des ARD-„Musikantenstadls“ auserkoren. Hier zeichnete er für viele tolle Shows zwischen Schlager und Volkstümlichem verantwortlich, bis – dies ist den meisten von uns bekannt – die sich für zuständig und kompetent haltenden TV-Macher bei ARD und ORF den beliebten Musik-Conférencier AUS ALTERSGRÜNDEN – der gute Mann war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 54 Jahre jung!!! – seiner Moderatorentätigkeit entbanden… seine Nachfolger haben dieses überall angesehene Format inzwischen vollständig gegen die Wand gefahren. Nichtsdestotrotz ist Andy Borg auch weiterhin als Frohsinn verbreitender Sänger und Entertainer unterwegs – und dies natürlich wie gewohnt enorm erfolgreich.

So erschien dieser Tage, eben bei MCP/VM, seine aktuelle Studioscheibe „CARA MIA“. Diese sollte eigentlich erst kurz vor Ostern veröffentlicht werden, aber ob seines gefeierten Auftritts am vorvergangenen Samstag, dem 25. März 2016, bei Florian Silbereisens „Schlagercountdown – Das große Premierenfest“ entschied man sich, die Öffentlichmachung von „CARA MIA“ auf den 31. März 2017 vorzuverlegen.

Andy Borgs neueste Scheibe beinhaltet 14 brandneue Titel in gewohnter Qualität. Augenzwinkernd und dennoch voller Ernst für die Sache, nimmt uns das Multitalent aus der Donaumetropole mit auf eine betörende Reise in alle nur erdenklichen Ausformungen von Enthusiasmus und Überschwang.

Das hochmelodische und sich umgehend in den Gehörgängen festsetzende Titellied „Cara Mia“ beginnt mit zirpenden Akustikgitarren und fernwehsüchtigem Wellenrauschen. Es besingt liebevolle Urlaubserlebnisse mit einer mutmaßlich wunderschönen Italienerin, woraufhin „Christine und ich“ im gezügelten Balladenkontext die außerordentlich berührende und in punktgenauen, gewählten Worten ausformulierte Geschichte einer kindlichen Freundschaft zwischen einem Siebenjährigen und einer Vierjährigen erzählt, die sich jedoch zu Pubertätszeiten nach und nach auseinanderlebte.

Volkstümlich-zünftige Muttertagsstimmung verbreitet die liebliche, aufmunternde Up-Tempo-Nummer „Das hast Du jetzt davon (Es geht nur mitanond)“; die treibend-eingängige Melodie „Himmelsmärchen“ berichtet zutiefst emotional von genau einem solchen, im Rahmen dessen sich zwei Menschen irgendwann in den Abendstunden treffen und das Schicksal es gut mit den beiden meinte, so dass sie sich bald wiedersehen und gemeinsam in die Nacht hineinfliegen.

Dralle Lebensfreude und Zweisamkeit in Reinkultur versprüht der verhalten rockige Romantikschlager-Ohrwurm „Immer, wenn ich bei Dir bin“, während der walzerdurchtränkte Edelschlager „In San Marino geht die Sonne auf“ den flehenden Wunsch eines Mannes beschreibt, mit seiner Liebsten schnellstmöglich ein paar gefühlvolle Ferienwochen in ebenjener sommerlich-sonnigen, italienischen Enklave verleben zu können.

Stilistisch ähnlich geprägt, zugleich abermals vom Urlaubsschlager der Wirtschaftswunder-Ära beseelt – wenn auch einwenig bluesig und Doo-Wop-angehaucht -, erweist sich die frohgemute, heißverliebte Aufforderung „Komm‘, wir tanzen“.

Ja, und nun erklingt DER fundamentale Kulttitel aus „Cara Mia“: „SARAH“, ein konsequentes Liebesgeständnis an den personifizierten ‚Sonnenschein“, der ‚so süß ist, wie Sommerwein‘ – und garantiert, nicht nur in meinem Freundeskreis, wo dieser Radikalgehörgangbesatzer bereits als absoluter Tophit des Jahres 2017 gilt, sondern auch allgemein ganz flink zum neuen, großen Andy-Borg-Klassiker mit Ewigkeitswert ausgerufen werden dürfte!

Zwar entsprach es nicht ganz der Wahrheit, als Andy im Zuge seiner Darbietung beim „Schlagercountdown“ eben dieses pfundigen Titels die kühne These aufwarf, es sei in der Popmusik noch niemals zuvor ein Mädel namens „Sarah“ hymnisiert worden – ich denke etwa an „Sara“ von den US-Softrockern „Starship“, „Sarah – You Take My Breath Away“ von Ex-„Smokie“-Frontmann Chris Norman oder „Grüße an Sarah“ von Vicky Leandros, „When Sarah Smiles“ von Dieter Bohlen/“Blue System“, oder „Sarah“ von Ray Wilsons Spät-90er-Truppe „CUT“, aus deren ewig unterschätzter Top-CD „Millionairehead“ – aber, mittels einer solchen Lebensfreude, Herzensgüte, Herzlichkeit und Heiterkeit bekam wahrhaftig noch niemals zuvor eine „Sarah“ ihr persönliches Liebeslied gewidmet. „Sarah" dürfte ab sofort die Radiostationen und Rundfunkhitparaden im gesamten deutschen Sprachraum gehörig aufwirbeln.

Nun träumt das Lied-Ich in schwärmerischer, feinfühliger, sanft schmachtender Manier, gehalten im mittleren Tempo: „Schick‘ mir einen Engel her“, für Kundige des Italienischen unter uns auch (im Untertitel) „Un Angelo per me“ genannt; gemeinsam mit Olaf Malolepski, dem einstigen Frontsänger der „Flippers“, duettiert sich Andy daraufhin im strikt voranstrebenden, dabei zugleich ironisch-überkandidelten Popschlager „Sie will einen Italiener“, der bereits auf Olafs 2016er-Jubiläumsalbum zu seinem 70. Geburtstag, „Du bist wie Champagner“ berücksichtigt worden war.

Der gemächlich vor sich hin schleichende, abschiedsdurchzogene „Sommertraum“ macht klanglich und in Sachen Atmosphäre und Flair seiner Betitelung fraglos alle Ehre, danach tanzen zwei glückliche Menschen während ihrer Ferien „Über den Dächern von Florenz“ und geben sich mitten in der Sommerhitze vor dem Traualtar das Ja-Wort, bevor die Geschichte eine tieftraurige Wende nimmt.

Der so angenehme, wie gesellige Muntermacher „Wenn Du einsam bist“ – übrigens für Andy geschrieben von Kollege Roland Eberhart, dem Frontsänger der ‚Brüder im Geiste‘ „Calimeros“ – und die intensive Liebeserklärung eines italienischen Auswanderer an eine höchst attraktive Frau namens ‚Maria‘, „Wenn in Rom schon die Rosen blühen“, beenden mit Schwung und Elan die aktuelle, erneut kurzweilige, unterhaltsame und ausgeruhte Songkollektion des unverwüstlichen ANDY BORG im Jahre 2017.

Andy Borg vermag es immer wieder, Dank regelmäßig kompakter, trefflicher, schnell zu merkender Melodien/Kompositionen, garniert mit simplen, aber stets punktgenau und mit viel Liebe zum sprachlichen Detail ausgewählten Textworten, eine ein ums andere Mal schier geniale Mixtur aus romantischem und volkstümlichem Schlager zusammen zu zaubern. Auf gleichbleibend hohem Niveau, beschert er uns seit 35 Jahren liebenswerte Romantikschlager mit Widerhaken. „CARA MARIA“ stellt hier keine Ausnahme dar, die CD bedeutet eine ansprechende, mitreißende zum Tanzen und Träumen unisono geeignete Liedsammlung von dauerhaftem Wert!

Holger Stürenburg, 03./04. April 2017
http://www.mcpsound.at
http://andy-borg.de/

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