FRANK DOSTAL
Frank Dostal ist tot!

Der Textdichter von Superhits wie “Yes Sir, I Can Boogie” und “Das Lied der Schlümpfe” enagierte sich bis zu seinem Tode für die GEMA und den Deutschen Textdichter Verband! Lesen Sie HIER einen Nachruf von Stephan Imming …: 

Der am 16. Dezember 1945 in Flensburg geborene FRANK DOSTALS ist trotz seines Geburtsortes ein Hamburger Urgestein, weil er (bzw. seine Eltern) bereits im Alter von drei Monaten in die Hansestadt gezogen ist. Wieder waren es „drei Monate“, die bei seinem Schulabschluss eine Rolle spielten – ein Vierteljahr vor dem Abschluss des Abiturs schmiss er die Schule, weil er lieber Rocksänger werden wollte, nachdem er mit seiner Band Faces im Februar 1966 den Star Club Bandwettbewerb gewann. Als Preis gewann er eine (angeblich, das stellte sich später als Fehlinformation heraus) von allen vier Beatles signierte Höfner-Gitarre George Harrisons und einen Plattendeal mit dem Label des legendären Hamburger Star Clubs. Interessanterweise bedankte sich Dostal bei den vier Pilzköpfen für seinen Preis, indem er den Beatles im Rahmen derer Bravo-Blitztournee einen Vorläufer der Syntehsizer vorstellte, ein Keyboard namens „Tubon“. Schon damals, 1966, schaffte es Dostal ins Fernsehen, indem er in der Wochenschau beim Hamburger Nachmittagskonzert der Beatles in Hamburg gefilmt wurde.

Kurz darauf wechselte Dostal im Sommer 1966 von den Faces zu den legendären Rattles. Hintergrund ist, dass der eigentliche Sänger, niemand geringerer als Achim Reichel, die Band wegen seiner Einberufung zur Bundeswehr verlassen musste. Die Rattles waren übrigens damals die Vorgruppe bei der gerade zitierten „Blitztournee“ der Beatles.

Nur ein Jahr später, im Herbst 1967, stieg er wieder bei den Rattles aus, um gemeinsam mit Dickiee Tarrach, Achim Reichel, Helmut Franke und – Achtung! – Les Humphries die psychedelisch angehauchte Gruppe „The Wonderland“ zu gründen. Auf der Debutsingle „Moscow“, die es im Sommer 1968 bis in die Top-15 der deutschen Charts schaffte, wurde Dostal als „Ideologe und Denker der Gruppe“ bezeichnet. Wie es zu der Gruppe kam, darüber berichtet der damalige Promotext: „Diese Gruppe wurde durch die Bravo zusammengestellt. Diese Gruppe erhielt ihren wunderbaren Namen durch eine Aktion in der „Bild“. – Auch der Name des Produzenten, ist mehr als imposant: James Last. Mit „Boomerang“ hatte man anno 1968 noch einen zweiten Hit. Songautoren der Stücke waren Achim Reichel und eben Frank Dostal – da die beiden klar federführend bei „Wonderland“ waren, zerbrach die Band nach einigen Jahren, weil den anderen Bandmitgliedern die Dominanz des Duos nicht wirklich in den Kram passte.

Nachdem der legendäre Hamburger Starclub 1969 ins Schlingern geriet, übernahm Dostal mit seinem Kumpel Achim Reichel den sehr angesehenen Club in der Hoffnung, dessen Rettung bewirken zu können. Trotz sehr engagierter Bemühungen gelang es nicht – 6.400 DM Miete im Monat plus weitere Kosten waren einfach zu viel, um die Kosten zu decken, so dass am 31. Dezember 1969 der bis heute unvergessene Laden sein Abschiedsgastspiel erleben musste. Seine Tätigkeit als Star-Club-Retter blieb trotz allem nicht ohne Folgen – seinerzeit lernte er seine Ehefrau Mary McGlory, die Bassistin der erfolgreichen Band „Liverbirds“, kennen und lieben, mit der er zwei Kinder bekam, die – wie er später augenzwinkernd feststellte, „leider erwachsen“ (also keine Kinder mehr) geworden sind.

Im Jahr 1970 gab es nach einigen Umbesetzungen ein weiteres Highlight für die Wonderland-Truppe – man gab im Berliner Sportpalast zu Ostern 1970 gemeinsam mit Deep Purple ein Konzert – also genau mit der Band, die top-aktuell auf Platz 1 der deutschen Albumcharts steht. 1971 gab es mit „No. 1“ noch ein Album von Wonderland, bei dem Achim Reichel als Komponist und Frank Dostal als Textdichter aktiv waren – gemeinsam mit gut zwei Dutzend weiteren musikalischen Mitstreitern. Nachdem der Erfolg ausblieb, war das Wonderland-Projekt dann endgültig gestorben.

Noch im gleichen Jahr hat man unter dem Pseudonym „A. R. & the Machines“ (A. R. stand für Achim Reichel) ein deutschsprachiges Produkt auf den Markt gebracht, bei dem sich Dostal 1971 erstmals als Textdichter deutschsprachiger Texte etablieren konnte. Kurz darauf probierte man es auch mit Kinderliedern (u. a. LP „Die große Kinderparty“) – ohne nennenswerten Erfolg.

Ebenfalls 1971 war Dostal erstmals als Textdichter eines deutschen Schlagers aktiv – er schrieb den deutschen Text für Daliah Lavis Single „Ich glaub’ an die Liebe“, der deutschen Version von Mac Davis’ Hits „I Believe in Music“. Seinen ersten richtigen Durchbruch als Textdichter hatte Dostal mit dem 1972er Superhit von Mouth & McNeal – er schrieb den deutschen Text zu deren „Hello-A“ – eine absolute Nummer 1 in Deutschland.

Einige Jahre später, 1975, war er für den Weltstar Nana Mouskouri erfolgreich, indem er ihr die Songs „Adios“ und „Komm, komm – sag uns Deinen Traum textete. Ein Jahr später war Dostal Textdichter eines Nummer-1-Hits der ZDF-Hitparade: Er textete und produzierte(!)  die deutsche Version des Hits „Bye Bye Fräulein“, gesungen von Roberto Blanco. Das ist insofern bemerkenswert, als damals der 8-jährige Stephan Imming den Titel auf seiner Stimmkarte der Heck-Show gewählt hatte und somit eine seiner ersten Berührungen mit der Schlagerwelt hatte…

Ein weiteres Jahr später, 1977, besann sich Dostal seiner imposanten Englisch-Kenntnisse und schrieb dem erotischen Duo Baccara den Song „Yes Sir, I Can Boogie“ auf den Leib. Dieser Titel – und auch „Sorry, I’m A Lady“ wurden riesengroße Hits, mit denen Dostal weiteres großes Ansehen genießen konnte. Im gleichen Jahr textete er ein Lied, das bis heute ein Evergreen ist und vielleicht sein größter Erfolg überhaupt als Textdichter: „Das Lied der Schlümpfe“ von Vader Abraham.

Weitere Erfolge der späten 1970er Jahre waren u. a. der Nico Haak-Song „Unter dem Schottenrock ist gar nichts“ und das beliebte Lied „Ute, Schnute, Kasimir“ der gleichnamigen WDR-Werbetrickfilmfiguren. Sehr beliebt war auch seine Juxversion des Disco-Hits „You’re the One, that I Want“, aus dem er für Dieter Hallervorden und Helga Feddersen „Du die Wanne ist voll“ machte. Als er sich 1980 um den Fußballer Jimmy Hartwig und sein „Mama Calypso“ kümmerte, war das allerdings nicht sonderlich von Erfolg gekrönt.

Auch die Neue deutsche Welle kam nicht ganz ohne Frank Dostal aus – er kümmerte sich um die Band Crackers, die 1981 mit „Phonhaus“ (nicht zuletzt dank der WDR-Radioshow „Mal Sondocks Hitparade“) einen kleinen Hit hatte.

Mitte der 1990er Jahre begann Frank Dostal seine Tätigkeit als Aufsichtsart der GEMA, deren stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates er bis zu seinem Lebensende er über viele Jahre hinweg bleiben würde. Im Januar 2015 wurde ihm dafür der Ehrenring der GEMA verliehen.

Frank Dostal war seit Juli 2007 auch Präsident des Deutschen Textdichter Verbandes, dessen Geschicke er bis zu seinem Lebensende ebenfalls leitete.

Der beliebte Textdichter ist leider verstorben – sein Lebenswerk hingegen wird bleiben. Man kann der GEMA und dem Deutschen Textdichter Verband nur wünschen, engagierte Nachfolger zu finden, die dem Vorbild Frank Dostals folgen werden.

Stephan Imming, 19.04.2017

https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Dostal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen.

52 − 48 =

Diese Webseite benutzt Cookies. Aktuell sind Cookies, die nicht essentiell für den Betrieb dieser Seite nötig sind, blockiert. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind nur auf essentielle Cookies eingestellt. Um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. essentielle Cookies: PHP Session - Dieses Cookie ist nötig für die Funktion der Seite um wichtige Informationen an folgende Seiten weiterzugeben. nicht essentielle Cookies - Der Seitenbetreiber hat diese Cookies genehmigt, Sie sind sie jedoch deaktiviert: YOUTUBE-Videos - Beim Einblenden der Youtube-Videos werden Cookies von Youtube/Google als auch deren Partner eingebunden. Youtube und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Videos und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf https://policies.google.com/privacy?hl=de näher beschrieben wird. Spotify-Playlist - Beim Einblenden der Spotify Playliste werden Cookies von Spotify als auch deren Partner eingebunden. Spotify und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Playlist und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf spotify.de näher beschrieben wird.

Schließen