VANESSA MAI
smago! exklusiv: Ein Fan, der bereits in Rostock vor Ort war, berichtet!
Die Ausführungen sind hochinteressant …:
Die heutigen Bilder der Regenbogen-Tournee von VANESSA MAI sehen etwas anders aus. Statt einer aufregenden Bühnenshow sieht man eine vierstellige Menschenzahl wartend vor der Rostocker Stadthalle, dann sieht man, wie diese Menschen widerwillig und verärgert nach Hause gehen. Dass ihnen nicht auch ein bisschen Mitleid ins Gesicht geschrieben steht, hängt mit der Informationspolitik und dem Krisenmanagement der Verantwortlichen zusammen.
Der Reihe nach: Das heutige Konzert sollte um 20 Uhr beginnen und etwa eine Stunde vorher waren fast alle Besucher vollzählig erschienen. Die Sonne schien, aber es wehte ein empfindlich kühler Wind von der Ostsee her; alle Hallentore waren verschlossen. Es wurde 19:15 Uhr, es wurde 19:30 Uhr, die Halle blieb zu. Es wurde 19:45 Uhr, die vielen Kinder quengelten oder rannten umher, vor einem Eingang bildeten sich Sprechchöre: „Wir wollen rein!“ Niemand öffnete, niemand erschien, niemand erteilte Auskunft. Es wurde 19:50, die Kinder jubelten, weil sie Ordner durchs Foyer laufen sahen. Diese zweitausend Menschen sollen in den nächsten zehn Minuten geordnet in die Halle gehen, eventuell noch zur Toilette und dann um 20 Uhr an ihrem Platz sitzen? Punkt zwanzig Uhr öffnete sich eine einzige Tür, in der ein Bediensteter erschien und den in den vorderen Reihen Anstehenden etwas sagte; der Inhalt der Botschaft musste sich dann per Mundpropaganda verbreiten. Kern der Botschaft war: Das Konzert fällt aus!
Langsam und ungläubig wandten sich die Menschenmassen den Parkplätzen zu. Ich habe dann in einem Seiteneingang einen uniformierten Menschen entdeckt und habe ihn mit ein paar weiteren Besuchern, die ihn auch gesehen hatten, angesprochen. Der Hallenbedienstete konkretisierte die Aussage des Kollegen dahingehend, Vanessa habe während der abendlichen Proben mit einem Tänzer einen Unfall erlitten und der herbeigerufene Arzt habe Vanessa gegen deren Willen Auftrittsverbot erteilt. Vanessa habe versuchen wollen, dem wartenden Publikum ein abgespecktes Programm zu bieten, das sei jedoch vom behandelnden Arzt verhindert worden. Auskünfte zum Wiederholungstermin, zur eventuellen Rückgabe der Tickets und zum Befinden Vanessas würden kurzfristig über die sozialen Medien verbreitet.
Zwei Stunden danach sind nun die ersten Presseberichte in Umlauf, in denen von einer Wirbelsäulenverletzung, einer Ohnmacht und einer künstlichen Beatmung die Rede ist.
In dieser Situation sollte man als Fan persönliche Befindlichkeiten in den Hintergrund drängen (in meinem Fall zwei Reisetage, 850 Kilometer weite Anreise, Hotelkosten etc.) und einfach nur wünschen und hoffen, dass es Vanessa schnell wieder gut geht.
Mit etwas Abstand darf man auch darüber nachdenken, warum Gesangsdarbietungen der besseren Art heutzutage nicht einfach darin bestehen, dass jemand – ohne jede Verletzungsgefahr – singend auf der Bühne steht, sondern prinzipiell Akrobatik und Hochleistungssport bieten muss. Am Donnerstag in Dresden kam Vanessa mit Verspätung aus einer Umzugspause und begründete es damit, dass sie beim vorherigen Lied den Ellenbogen eines Tänzers im linken Auge hatte. Gestern in Hamburg hatte sie eine frische Schürfwunde am eigenen rechten Ellenbogen, und heute in Rostock gab es nun schon vor Konzertbeginn den Super-GAU. Mehrere Tanzszenen, das war für jeden Zuschauer in den ersten Shows ersichtlich, sind in ihren Bewegungsabläufen so komplex, dass Verletzungen geradezu programmiert sind; hinzu kommt ein „Dive“ in die Arme ihrer Tänzer aus solcher Höhe, dass man sich gar nicht ausmalen mag, welche Folgen ein Aufprall auf dem Bühnenboden hätte. Die erste, vielbejammerte Konsequenz aus der hohen körperlichen Beanspruchung war die Absage der bisher üblichen Autogrammstunden nach den Konzerten. Wenn nun aber schon die Durchführung der Konzerte selbst in Frage steht, sollte man sich über die Konzeption moderner Schlager-Bühnenshows Gedanken machen. Gute Besserung, Vanessa!
Ein kleiner Nachtrag noch zu meinem gestrigen Beitrag zur Konzertabsage von Vanessa Mai in Rostock: Der Parkplatzbetreiber hatte sein Geschäft trotz des Konzertausfalls gemacht und von jedem motorisiert anreisenden Besucher 3 EUR kassiert. Warum durften die Getränkestände im Inneren der Halle und der Merchandising-Stand keinen Umsatz machen? Warum konnte man bei unsicherer Sachlage die Leute nicht ins Foyer lassen, den Zugang zur Haupthalle dabei gesperrt lassen und die Zuschauer über Lautsprecher über den Unfall in Kenntnis setzen?
Dann hätten die Leute Gelegenheit gehabt, sich mit der Möglichkeit einer Absage vertraut zu machen und sich darüber auszutauschen, sie hätten ihre Toilettengänge verrichten können und dann ein paar daumendrückende Gedanken Richtung Vanessa fliegen lassen. Stattdessen standen sie frierend bei 10 Grad in Shirts im Wind (denn viele hatten aus dem Sonnenschein und den Vortagstemperaturen auf Sommerwetter geschlossen und deshalb die falsche Kleidung an),und im Laufe des unendlichen unwissenden Wartens richteten sich die steigenden Aggressionen zunächst auf den Hallenbetreiber ("Der Service war schon immer schlecht, ich komme nie wieder nach Rostock!"), später dann auch auf Vanessa selbst ("Der sind die Fans egal, es wäre ja nicht das erste Konzert, das sie ohne Grund absagt!"). All das hätte vermieden werden können, wenn es eine vernünftige Kommunikation und ein angemessenes Krisenmanagement gegeben hätte. Dies allerdings hat am wenigsten die irgendwo in diesem von außen schönen, frisch renovierten Gebäude um ihre Gesundheit ringende Vanessa zu verantworten.
21.04.2018
Foto-Credit: Sandra Ludewig
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