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Entscheidungen nach Noten treffen: So beeinflusst uns Musik!

„Ohne Musik wär‘ alles nichts“, sagte schon Wolfgang Amadeus Mozart! – Wer könnte ihm da schon widersprechen?

 

 

 

Warum Mozart (und der Großteil der Menschheit) zu diesem Schluss kommen, hat die Wissenschaft seit geraumer Zeit beschäftigt. Das Ergebnis ist eine Fundgrube an Wissen für Künstler, aber auch Therapeuten, Mediziner, Unternehmer und im Grunde den Rest der Menschheit.

Obwohl die Geschmäcker verschieden sind, gibt es nur eine relativ kleine Gruppe von Menschen, die so genannte Anhedonen sind, die von Musik völlig unberührt bleiben. Alle anderen Leute werden emotional angesprochen, wenn auch die Reaktionen individuell sind.

Den ersten und wichtigsten Eindruck hinterlässt Musik im Gehirn. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es um Rock, Pop, klassische Musik oder andere Tonfolgen geht. Sie alle aktivieren Bereiche in der Hirnrinde, dem fürs Verarbeiten von Emotionen zuständigen limbischen System sowie im motorischen Kortex. Letzterer ist unter anderem fürs spontane Mitschunkeln oder Tanzen verantwortlich. Je nach Komplexität der Stücke verschieben sich die Schwerpunkte der Aktivität im Hirn.

Selbst auf die Vernetzungen im Gehirn wirkt sich Musik aus. Musiker besitzen meist eine deutlich kräftiger ausgebildete Verbindung zwischen der für Kreativität zuständigen rechten und der für Logik zuständigen linken Gehirnhälfte. Außerdem besitzen sie häufig mehr graue Substanz in den für Motorik, auditive und räumlich-visuelle Wahrnehmung zuständigen Bereichen des Gehirns.

Doch auch Nichtmusiker werden durch Lieder geprägt und bewegt. Das beste Beispiel ist das so genannte Musikgedächtnis, das unabhängig vom eigentlichen Gedächtnis funktioniert. Die mit bestimmten Liedern verbundenen Emotionen sind sogar in Demenzpatienten wieder hervorrufbar, so dass Lieblingslieder, der Hochzeitswalzer oder ein Wiegenlied verschüttete Gefühle aufleben lassen können.

Weil das Gehirn zuverlässig auf Musik reagiert, können bestimmte Stilrichtungen und Songs sogar als Mindhack eingesetzt werden. Filme machen sich das seit der Stummfilmzeit zunutze, um bestimmte Emotionen zu verstärken.

Noch gezielter wird Musik in Videospielen eingesetzt. Anzeichen von Gefahren, bevorstehende Kämpfe, das Ankündigen von wichtigen Charakteren oder Fanfaren und fröhliche Melodien in Slots – sie alle haben ihre Funktion, um Spaß und Spannung zu erhöhen und das Erlebnis für die Spieler zu verbessern.

Musik kann aber auch vom Hörer selbst bewusst eingesetzt werden, um die eigene Stimmung und die persönlichen Reaktionen zu beeinflussen. Wer an Liebeskummer leidet, wählt häufiger eine melancholische Ballade, die auf die Tränendrüsen drückt und damit den Katharsis-Effekt unterstützt.

Schnelle Beats helfen dabei, schneller Entscheidungen zu treffen und risikofreudiger zu werden.

Aggressive Rocktöne können die Aggressivität steigern.

Sanfte, beruhigende Musik kann beim Stressabbau helfen und etwa Examensängste lindern.

Aufmunternde Töne regen die Konzentrationsfähigkeit an.

Messbar sind die Auswirkungen ebenfalls. Anregende Musik erhöht die Herz- und Atemfrequenz ein bisschen, während langsame, beruhigende Stücke Herzschlag und Atemfrequenz leicht sinken lassen.

Hormone und Neutransmitter werden ebenfalls ausgeschüttet. Besonders stark ist die körperliche Reaktion, wenn wir mit anderen Leuten zusammen sind oder sogar gemeinsam tanzen. In diesen Fällen wird verstärkt das als Bindungshormon identifizierte Oxytocin produziert.

Wer sich selbst Mut machen, sich beruhigen oder auf schwierige Termine vorbereiten will, kann mit der richtigen Musik die entsprechenden Emotionen hervorrufen, ob es nun um ein erstes Date, eine Gehaltsverhandlung oder ein Examen geht.

Im medizinischen Bereich ist Musik nicht nur bei der Betreuung von Demenzkranken ein wichtiges Mittel. Die Wirkung von Musik aufs Unterbewusstsein ist so stark, dass sie zum Teil sogar in der Schmerztherapie eingesetzt wird. Vor allem bei der Behandlung von chronischen Schmerzen und während Operationen werden Lieder benutzt. Bei Depressionspatienten dient Musik oft dazu, die Stimmung aufzuhellen oder überhaupt zu aktivieren.

Weil Musik nicht nur mit dem Gedächtnis und den Emotionen, sondern auch mit der Motorik gekoppelt ist, wird sie gegebenenfalls auch nach Schlaganfällen oder bei Parkinson genutzt, um die gestörte Motorik zu trainieren.

Da Lieder und Kompositionen auf jeden Hörer individuell wirken, ist es allerdings wichtig, die geeigneten Stücke zu wählen. Das Klangmaterial muss den richtigen biografischen Bezug zu der Person haben, die dadurch beeinflusst werden soll. Außerdem kommt es auf den korrekten Kontext an. Wer sein Lieblingslied immer nur allein im stillen Kämmerlein hört, reagiert im Gruppenumfeld meist ganz anders auf die Musik. Ein Song, der einen unter Freunden im lauten Nachtclub auf die Tanzfläche zieht, kann als Hintergrundbeschallung im Büro nerven.

Um Musik gezielt zur Beeinflussung seiner Entscheidungsfreudigkeit oder Stimmung einzusetzen, lohnt es sich, vorab zu experimentieren. Videospielkomponisten setzen häufig auf statistisch belegte Erfahrungswerte in Verbindung mit Live-Tests, um in der größtmöglichen Zahl von Zockern die gewünschte Reaktion erzielen. Eigenversuche können dabei helfen, ähnlich strategisch vorzugehen.

Das gilt sogar dann, wenn nur diverse Playlisten für bestimmte Stimmungen oder Situationen zusammengestellt werden. Oft macht es schon die Wiederholung bestimmter Songs, um dem Unterbewusstsein mitzuteilen, dass jetzt Konzentration gefragt ist oder aber ein toller Abend mit Freunden bevorsteht.

Musik ist nicht alles, aber wie Mozart schon sagte, ohne Musik wär‘ alles nichts.

 

 

Foto-Credit: colourbox.com

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