FRANK FARIAN
Frank Farian ist tot!

Er wurde 82 Jahre alt!

FRANK FARIAN ist tot. Er starb in seinem Apartment in Miami. Er wurde 82 Jahre alt.

Am 18. Juli 1941 wurde Franz Reuther in Kirn an der Nahe (Rheinland-Pfalz) geboren. Aufgewachsen ist er in Saarbrücken-Altenkessel bei seiner Mutter Cilli– gemeinsam mit seinen beiden älteren Geschwistern Hertha und Heinz. Sein Vater, ein Feinkürschner, der u. a. Portemonnaies herstellte, starb in Franz‘ Geburtsjahr als Soldat im Zweiten Weltkrieg und lernte seinen Sohn nie kennen.

Schon früh fiel Franz‘ Mutter, einer Lehrerin, dessen gute Stimme auf, so dass sie ihn schon in jungen Jahren im Kirchenchor anmeldete, wo er Lieder wie „Der Mond ist aufgegangen“ kennenlernte. Nachdem seine Musikalität immer mehr zum Vorschein kam, bekam er mit zwölf Jahren eine Gitarre geschenkt. Das Gitarrenspiel brachte Franz sich selber bei.

Nach seinem Hauptschulabschluss entschied er sich für eine Lehre als Koch. Als solcher war er in mehreren Orten tätig – in Saarbrücken, Lindau, Splungen (Schweiz) und in Ettelbrück (Luxemburg). Im Laufe seiner „Wanderjahre“ lernte Franz die Stationierten „GI“-Soldaten kennen und fing an, sich für die Rock’n’Roll-Musik der Amerikaner zu begeistern – zunächst für Elvis Presley, später auch für Bill Haley und „Konsorten“.

Anlässlich einer „D-Day“-Feier in Ettelbrück hörte Franz eine Rock-Band spielen in klassischer Besetzung (zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug), die ihn so begeisterte, dass er beschloss, sein bürgerliches Leben als Koch aufzugeben und sich voll der Musik zu widmen. Sämtliche Ersparnisse wurden dafür aufgewendet, ein komplettes Band-Equipment aufzukaufen für eine neu zu gründende Band. In einem Interview aus dem Jahre 2015 mit „Die Presse“ sagte der Sänger im Rückblick: „1959 und 1960 habe ich in Luxemburg als Koch in einem Hotel gearbeitet. Eines Tages war draußen ein großes Zelt aufgebaut, aus dem Rock’n’Roll-Musik zu hören war. Ich bin dort hingelaufen, und dann hat es in meinem Kopf regelrecht so etwas wie eine Explosion gegeben.“

1961 wurden dann „Frankie Farian und die Schatten“ gegründet – Franz, der sich inzwischen „Frankie“ nannte, zog von Ettelbrück nach Elversberg, wo er im „Gasthaus Gräber“ mit seiner Band erste Erfolge bei Tanzabenden feiern konnte. Man spielte Soulnummern und coverte die gängigen US-Hits.

In einem alten Kuhhaus produzierte Farian 1963 mit seinen „Schatten“ seine erste Single im Eigenvertrieb (Label „Bauer“): „Shouting Ghost“, eine Rock’n’Roll-Nummer, wurde bestenfalls regional im Saarbrücker Raum ein kleiner Insider-Erfolg. Im Dezember 1963 gab es beim Saarländischen Rundfunk sogar einen ersten Radio-Auftritt in der Sendung des damals sehr populären Moderators Clay Sherman.

Ein Jahr später hatte die Band ihren ersten großen Erfolg – sie durfte im August 1964  als eine von nur drei deutschen Bands (weiterhin waren immerhin u. a. die Rattles am Start) bei einem Rock-Festival im berühmten Hamburger Star-Club auftreten.  Bereits einen Monat später, am 13. September 1964, traten die Jungs dann sogar beim größten belgisch-französischen Teenagerfestival, dem dritten „Festival international Teenagers“ in Chatelet auf.

Ebenfalls 1964 erschien die erste reguläre Single von Frankie Farian und seinen Schatten: „Yakety Yak“ im Vertrieb von „EMP Schallplatten“ war eine Coverversion des Coasters-Hits – lt. Plattenfirma „ein Stück, ganz nach dem Beat-Geschmack unserer Zeit, das sich sicherlich seinen Weg bahnt.“ Neben „Frankie Farian“ wirkten an der Produktion übrigens Hans Gotthöfer (Sologitarre), Albert Kleber (Rhythmusgitarre), Wolfgang Hektor (Schlagzeug) und Norbert Feibel (Orgel und Bass) mit. Auf der B-Seite der Single wurde „Ein Herz aus Stein“ veröffentlicht, eine von Franz Reuther (Frankie Farian) selbst getextete deutsche Version des Rolling-Stones-Hits „Heart Of Stone“.

Mit „Under the Boardwalk“, einem Cover des Drifters-Hits, erschien bei Elite Special 1965 die letzte Single unter der Firmierung „Frankie Farian und die Schatten“.  Ein weiteres Highlight des Jahres war der Auftritt im bekannten Züricher Beatschuppen „Ponny“.

Im April 1967 wurde unter dem Namen „Frankie Farian“ bei der Frankfurter Bellaphon (ohne Erwähnung der weiterhin existenten Band „Schatten“) der Song „Mr. Pitful“ veröffentlicht – dabei handelt es sich um Franks Version des Otis-Reddings-Hits.

Mit dem damaligen Plattenboss der Ariola, Egmont „Monti“ Lüftner, schloss Farian 1967 einen Plattenvertrag. Die erste Single erschien im März 1968 unter dem Namen „Frank Farian“. Der von ihm selbst komponierte und Fred Jay getextete Schlager „Gipsy“ wurde noch kein großer Erfolg. Er verschrieb sich fortan bis auf Weiteres dem Schlager, um – lt. eigener Aussage – „ein bisschen Kohle zu machen“.

Die zweite Single bei der Ariola war ein guter Achtungserfolg. Den selbst komponierten und von Ralf Arnie, der schon 1956 für Freddy Quinn „Heimweh (Dort, wo die Blumen blüh’n)“ schrieb, getexteten Schlager „Dana My Love“ präsentierte Farian am 5. April 1969 in der ZDF-Hitparade und platzierte sich dort sogar mehrfach. Knapp zehn Jahre später produzierte Farian den Song noch mal neu mit der niederländischen Band „Telephone“ und einem englischen Text von Fred Jay im Country-Stil. Daraufhin wurde auch die deutsche Version noch mal von einem Sänger namens Christian Sander als Single veröffentlicht – Erfolge ergaben sich mit den Neuproduktionen allerdings keine.

Ende 1969 erschien die nächste Single dann auf dem Decca-Label: „Ein Kissen voller Träume“, erneut von Farian komponiert und getextet von Ralf Arnie und Klaus Munro. Mit Klaus Munro schrieb Farian auch die zweite und letzte Decca-Single namens „Speedy Jack“. Auch von der Nummer produzierte Farian kurz darauf eine internationale Version von der internationalen Band „The Falcons“. Deren Aufnahmen erschienen bei der Hansa.

Mit dieser Plattenfirma, der Berliner Hansa, und deren Chef Hans Blume schloss Farian 1971 einen Produktionsvertrag, der über Jahrzehnte bis ins neue Jahrtausend hielt – ein sehr ungewöhnlicher Vorgang in der ansonsten schnelllebigen Popmusik-Welt.

Die erste von ihm selbst interpretierte Produktion war das mit dem saarländischen Jazz-Pianisten Fritz Maldener komponierte Lied „Du bist wunderbar“ (Text: Norbert Hitzelberger).

Ein bekannter Name – Peter Moesser – schrieb den deutschen Text zur Coverversion des Laurent & Mardi Gras‘ Schweizer Top-10-Hits „Sing Sing Barbara“, aus dem MoesserMorgens – mittags – abends Barbara“ machte.

Gemeinsam mit Fritz Maldener schrieb Farian seine letzte 1971er Single „So ein Tag“, zu der auch eine gleichnamige LP bei der Hansa veröffentlicht wurde, die lt. Werbung auf einer Single zum empfohlenen Verkaufspreis, dem Sonderpreis von DM 10,00, im Handel erhältlich war.

Die nächste Single, „Gold in Acapulco“, erneut mit Fritz Maldener komponiert, ist insofern bemerkenswert, als dass erstmals bei einer Farian-A-Seite Textdichter Hans Ulrich Weigel in Erscheinung trat. Der Song wurde am 10. Juni 1972 auch in der ZDF-Hitparade vorgestellt. Mit gleichem Team wurde auch die zweite 1972er Single, „Leg den Kopf an meine Schulter“, geschrieben.

In etwa in dieser Zeit veröffentlichte Farian unter dem Pseudonym „Les Copains“ gemeinsam mit dem Studiosänger Karl-Heinz Lehmann, der selber als (von Farian produzierter) Sänger unter dem Pseudonym „Charly Marks“ in Erscheinung trat, eine neue Version des Oldies „Hello Mary Lou“ – erschienen bei BASF.

Um neue Produktionen „antesten“ zu können, beschloss Farian, gemeinsam mit seiner Frau Brigitte, die er 1967  heiratete (- allerdings angeblich gemäß Berichterstattung der Zeitschrift „Die Aktuelle“ auf Brigittes Betreiben hin mit Gütertrennungsvertrag, weil Frank damals verschuldet war… -), selbst eine Discothek aufzumachen. Im saarländischen St. Ingbert eröffnete man 1967 die Disco „Hoch Trepp“ in der Josefstalerstraße, später dann die Disco „Rendezvous“.

1973 schwenkte Farian wieder auf Cover-Songs um. Fred Jay schrieb den deutschen Text zur Solomon-King-Nummer „When You’re Gotta Go“ – heraus kam dabei „Was kann schöner sein?“.

Am 4. August 1973 war Frank wieder in Berlin – diesmal stellte er in der ZDF-Hitparade seinen Schlager „So muss Liebe sein“, die von Loraine Hillmann getextete deutsche Version des Evergreens „Smoke Gets In Your Eyes“. Im Oktober des Jahres stieg er damit erstmals in die deutschen Single-Verkauscharts sein.

Diese Schiene sollte wohl weiter verfolgt werden, so wurde mit „Wunderbar“ eine deutsche Version eines Cole-Porter-Songs aus dem Musical „Kiss Me Kate“ geschaffen – die Rechnung ging aber nicht auf, der Song wurde kein Erfolg, obwohl der deutsche Text vom arrivierten Textdichter Walter Brandin verfasst wurde, der ja für Udo Jürgens einige große Hits getextet hatte.

Am 1. Juni 1974 seufzte Farians Plattenfirma: „Was lange währt, wird endlich gut: Vado via in deutsch“. Gemeint war der Drupi-Song, zu dem Farian eine deutsche Version aufnahm. „Bleib bei mir“ stellt er auch am 7. September des Jahres in der ZDF-Hitparade vor.

Abgeschlossen wurde das Jahr 1974 mit einer Cover-Version der besonderen Art – unter Verwendung einer Volksweise von Johannes Brahms gab Frank quasi den Freddy Breck, der seinerzeit ja große Erfolge mit der „Verschlagerung“ klassischer Melodien hatte. Bei Frank Farian funktionierte das allerdings nicht so gut – „An mir soll es nicht liegen“, getextet von Fred Jay, wurde kein Erfolg, allerdings tauchte schon hier Herlinde Grobe als Hintergrundsängerin auf, die später noch eine große Rolle spielen würde – später mehr dazu. Als Arrangeur ist Stefan Klinkhammer genannt – auch der würde noch eine große Rolle in Farians Vita spielen, war er doch maßgeblich am Sound von Boney M. beteiligt.

Im Frühjahr 1975 ging der Produzent neue Wege – er nahm ein Instrumental namens „Atlantica“ auf, das er rund 10 Jahre später noch mal neu für sein Projekt „FAR Corporation“ nutzte. Genau in diese Zeit fallen auch die ersten Produktions-Tätigkeiten für den späteren Welterfolg „Boney M.“, dessen Konzept er damals entwarf.-

Danach begab er sich wieder auf Schlagerpfade und nahm sich des Evergreens „Cara Mia“ an – Fred Jaymachte daraus „Cara Mia bleib“. Farian produzierte mit seinem Projekt „Les Copains“ den Song auch in englischer Sprache.

Während über einen längeren Zeitraum der Erfolg von Frank Farians Produktionen „in eigener Angelegenheit“ eher überschaubar war, begann er, mit seiner Arbeit für andere Interpreten Erfolg zu haben. Beispielsweise wurden die Songs „Willst Du mit mir schlafen geh’n“ und „Tu es!“ von Gilla (siehe Teil 45 dieser Serie) recht große Erfolge, auch mit dem Nachwuchssänger Benny (Portrait folgt) kam Farian in die Charts.

In seiner Tätigkeit als Produzent stieß er auf einen Country-Song des Sängers Dickey Lee, der in den US-Country-Charts einen Hit hatte und der in der Version von Austin Roberts ein Top-10-Hit in Großbritannien wurde: „Rocky“. Farian nahm dazu ein Demo auf, als Studiosängerin holte er sich wieder Herlinde Grobe dazu, die einige Jahre später als volkstümliche Sängerin „Bianca“ recht erfolgreich wurde. Wie es dazu kam, erzählt der Textdichter der deutschen Version, Hans-Ulrich Weigel, in der Chronik des Meisel-Verlages wie folgt:

Für Peter Orloff, der damals Bernd Clüver produzierte, schrieb ich den Text ‚Rocky‘. Sie kamen ergebnislos aus dem Studio, und Orloff schimpfte: ‚Dieser Sch…Text lässt sich nicht singen.‘  Frank Farian, dem ich ein Demo davon vorspielte, flippte sofort aus. ‚Das sing ich doch selber.‘ Er spielte das Tonband mit ‚Rocky‘ morgens um fünf in seiner Diskothek, und die Putzfrauen weinten. Da wussten wir: Es wird ein Hit!“

Weigel, so etwas wie ein Spezialist für „Todes-Themen“ (auch die Texte von „Conny Kramer“ und „Jeder Weg hat mal ein Ende“ stammen von ihm), traf offensichtlich genau den Nerv der damaligen Zeit. Autor Martin Junghat in einem Buch über deutsche Schlagertexte dessen Spezialität beschrieben: „Hier ist es Hans-Ulrich Weigel, der sich immer wieder mit Vehemenz gegen die Verdrängung unserer Vergänglichkeit stemmt. Allen seinen erfolgreichen Texten ist gemeinsam, dass sie erstens zum Zwecke der Eindeutschung US-amerikanischer Folk-Titel geschrieben sind und zweitens vom unerwarteten, allzu frühen Hinscheiden junger Menschen handeln…. Der Interpret nimmt jeweils die Rolle des/der Geliebten der/des Verblichenen ein, da sich bei dieser Thematik die Ich-Erzähler-Perspektive nicht anbietet, ‚denn hinderlich wie überall ist hier der eigne Todesfall‘ (Wilhelm Busch)“.

Nach diesem kleinen interessanten Einblick in die Kunst des Textdichtens (wer hätte gedachte, dass Wilhelm Busch etwas mit dem Text von „Rocky“ zu tun gehabt hatte?) meldet sich auch Schlagerkenner Reiner Moritzzu Wort und fasst den Inhalt des Schlagers in einem Buch wie folgt zusammen: „Es handelt sich dabei um ein bewegendes Lied, das von der Liebe eines Mannes zu einer unerfahrenen 18-Jährigen (‚schmale Schultern, dunkles Haar und Augen voller Scheu‘) berichtet. Allen Annäherungsproblemen zum Trotz werden die beiden sehr glücklich und Eltern eines reizenden Mädchens, was nicht verhindert, dass die Kindsmutter alsbald stirbt und der Vater allein mit seinem immer noch reizenden Mädchen zurechtkommen muss“.

In dem Zusammenhang sei noch mal Martin Jung zitiert, der im Buch „Schlager, die wir nie vergessen“ konstatiert: „Wagner hätte aus demselben Stoff einen ganzen Opernzyklus geformt, Weigel hat ihn in der Melodie eines im Original von Dickey Lee interpretierten Folk-Titels untergebracht“. Offensichtlich hat der Verfasser dieser Zeilen keine Bekanntschaft mit dem Forenschreiber „GoodOld70“ gemacht. Der schafft es nämlich, den Inhalt des Liedes noch pragmatischer zu formulieren: „Mann trifft Frau – Frau wird begattet – Kind wird geboren – Frau stirbt – Mann und Kind trauern“.

Die Berliner Hansa hatte wieder mal ein gutes Näschen und erkannte, dass dieser Text offensichtlich die Menschen in damaliger Zeit bewegen würde und packte den kompletten Text auf das Single-Cover und bewarb die Single auch genau so am 15. Januar 1976 im Branchenblatt „Musikmarkt“. Vor ziemlich genau 40 Jahren ging das Lied in die deutsche Verkaufs-Hitparade – und am 27. März 1976 gab es damit einen legendären Auftritt in Ilja Richters „Disco“. Interessanterweise trat Farian mit dem Titel in der ZDF-Hitparade NICHT auf, der Song soll in einigen Rundfunkanstalten sogar auch nicht gespielt worden zu sein, der Text spaltete die Gemüter.

Die Single kam jedenfalls auf Platz 1 der deutschen Charts und wurde ein sehr großer Hit, so dass Frank Farian am 17. Mai in St. Ingbert eine Goldene Schallplatte von Geschäftsführer Hans Blume überreicht wurde.  In einer Musikmarkt-Anzeige schreibt die Hansa: „Wir sind stolz, dass Du zu uns gehörst“.

Am 1. Juni 1976 berichtete das Fachblatt über sehr ungewöhnliche Maßnahmen im Zusammenhang mit diesem Super-Hit: „Bei ‚Rocky‘ scheiden sich auch bei uns die Geister. Einerseits verkauft sich das Lied von Frank Farian in rauen Mengen, andrerseits spucken die Funk-Jockeys Gift und Galle. Ariola-Label-Manager Bruno Huber hat das Phänomen mit einem Psychiater erörtert, der sich über den Erfolg überhaupt nicht wunderte. Der Text, so meinte der Seelenarzt, gehe vor allem unerfahrenen jungen Mädchen nahe.“ – Wie recht dieser Psychiater hatte, beschreibt Forenschreiber „DJAxel“: „Hab den Titel mal Ende der 70er bei einer Hochzeit gespielt, mit dem Ergebnis, dass die Braut tränenüberströmt in der Ecke saß. Ich musste dann reichlich ackern, um die Stimmung wieder hoch zu bringen.“ – Tja, manchmal hat man’s nicht leicht als DJ. Was mich allerdings interessieren würde, ob auch heutzutage noch Psychiater in die Plattenfirmen kommen bei bestimmten Textveröffentlichungen, wenn Lieder wie z. B. der „Arschfick-Song“ von Sido veröffentlicht werden – man weiß es nicht..

Jedenfalls erhielt Farian nicht nur die „Goldene Schallplatte“, sondern später auch die „Goldene Europa“ der Europawelle Saar (wurde ihm als Produzent 1979 übrigens erneut verliehen) und das Goldene Label der Zeitschrift „Automatenmarkt“. Außerdem gab es noch den Silbernen Löwen von Radio Luxemburg.

Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums 1994 gab Farian dem Musikmarkt ein Interview, indem er beschrieb, wie wichtig „Rocky“ auch und gerade für seine weitere Karriere als Produzent war: „Durch das mit ‚Rocky‘ verdiente Geld wurde ich unabhängig und konnte produzieren, wie und was ich wollte, konnte meinen Partnern bei den Schallplattenfirmen sagen, wo es meiner Meinung nach langgehen sollte. Sie sind mir gefolgt, und ich habe mit ihnen seither immer gut zusammengearbeitet. Dafür möchte ich Monti Lüftner, Thomas Meisel und Hans Blume danken. Sie haben mir den Weg geebnet“. – Gemeint waren hier vermutlich insbesondere die internationalen Produktionen von Eruption (mit Precious Wilson) und vor allem der spätere Welterfolg Boney M., deren Produzent und sogar männliche Stimme Frank Farian über viele Jahre hinweg ja war. Auch als Produzent war der Erfolg ab 1976 ja gigantisch, Boney M. ging mit „Daddy Cool“ durch die Decke, „Seventy-Five Music“ war ein großer Erfolg in Brasilien, Gilla war mit „Ich brenne“ Top-10 in Österreich und Benny hatte mit „Amigo Charly Brown“ einen großen Erfolg.

Die Plattenfirma hat genau nachgezählt und vermeldete anlässlich der nächsten Single: „676.983 Rocky-Käufer warten auf diese neue Single von Frank Farian!“. Gemeint war „Spring über Deinen Schatten, Tommy!“. Imposant: Auf der B-Seite findet sich „Rocky Teil II: Was wird aus Jenny?“. Von der Dramatik könnte man meinen, bei diesen Themen hätte Christian Anders die Hände im Spiel, dem ist aber nicht so. Farian schildert in seinem Nachfolge-Hit einen jungen Mann, der seine Frau verlässt, weil sie schwanger ist. Die Nummer ist sehr ähnlich gestrickt wie „Rocky“ – überraschenderweise aber kein Cover, sondern ein Original, und zwar eins, das – wer hätte das gedacht? – von Ralph Siegel und Günther Loose geschrieben wurde. Wenngleich das nicht so ein Riesen-Erfolg wie „Rocky“ war, reichte es doch immerhin für einen 12. Platz in den Charts, wo Farian sich immerhin 20 Wochen tummelte mit der Nummer, die er am 23. Oktober 1976 in der ZDF-Hitparade vorstellte. Den weiblichen Teil der Nummer sang erneut Herlinde Grobe ((“Bianca”)).

1977 ersann Farian die Nummer „Sie war erst 17 (und neu in der Stadt)“ – dabei handelt es sich um die von Fred Jay getextete deutsche Version der Eagles-Nummer „New Kid In Town“. Hier mal eine Kostprobe des Textes: „Ich sah sie nur an – und war wie gebannt von ihr, und ich dachte nur, Du musst sie haben. – Ich hatte so tief noch niemals empfunden, dabei waren es verbotene Stunden, denn ich war gebunden“ – tja, da war die Wortwahl schon eher eindeutig als zweideutig. Auch damals war man mit 17 nicht volljährig – wie dem auch sei, am 14. Mai 1977 ging es damit noch einmal zu Dieter Thomas Heck in die ZDF-Hitparade, dann hörte Farian damit auf, von ihm ungeliebte Schlager zu singen – vermutlich, weil er es einfach nicht mehr „nötig hatte“ (also, das Schlager singen – andere Dinge seinem letzten Schlager zu urteilen wohl schon) und sich erst mal voll aufs Produzieren konzentrierte.

Eine Ausnahme machte er aber noch – mit seinem „Les Copains“-Version brachte er die englische Aufnahme des Hits „Skateboard“ auf den Markt – die von Farian produzierte und von Benny gesungene Version war aber ungleich erfolgreich.

Der Erfolg mit Boney M. war schon phänomenal, Farian verkaufte zwischen 1975 und 1985 laut Angabe des Musikmarkts mit der Gruppe 40 Millionen Alben und 65 Millionen Singles und hatte Top-10 Hits in England und sogar in den USA. In England ist der Erfolg so groß, dass drei der Boney M.-Hits in den Top-5 der ewigen Bestenliste der UK-Charts sind (lt. Angabe von Frank Farians offizieller Webseite). Boney M. wurde von der Queen empfangen und sang sogar in der damaligen Sowjetunion.

Auch 1983 hatte Farian einen guten Riecher: er profitierte von der damaligen Fitnesswelle (ja, die gab es neben der Neuen Deutschen Welle auch) und produzierte mit Sidney Rome eine Nummer-eins-LP, die 800.000 mal verkauft wurde. In dem Jahr erhielten er und Boney M. von Dieter Thomas Heck die „Goldene Stimmgabel“ überreicht, was insofern „witzig“ ist, weil Heck den Preis u. a. aus Opposition zur „Goldenen Europa“ gründete, die 1979 anfing, auch internationalen (fremdsprachigen) Künstlern den Preis zukommen zu lassen, weswegen er sich vom Preis der Saarländer abgewendet haben soll.

Mit der Gruppe „FAR Corporation“ brachte FARian sich kurz wieder selbst (auch „offiziell“) als Musiker mit ein. 1986 produzierte er Meat Loaf, 1987 Peter Hofmanns Rock-Album „Rock-Classics II“, von dem 300.000 Exemplare verkauft wurden. Ab 1988 gab es weltweiten Erfolg mit „Milli Vanilli“ – Farian war 1989 gar der erfolgreichste Produzent in den USA – das ging so lange gut, bis herauskam, dass die vermeintlichen „Sänger“ nur Tänzer waren und der Gesang Milli Vanillis von Studiosängern aufgenommen wurde.

1994 wurde Frank dann letztmals noch ein mal als Sänger aktiv und coverte anlässlich seines 25-jährigen Plattenjubiläums den „Steely-Dan“ Klassiker „Rikki Don’t Lose That Number“.

Einen “ECHO” für sein Lebenswerk erhielt Frank Farian im Jahr 1997.

Ein weiteres Highlight seines Lebens war 2006 die Uraufführung des Boney-M.-Musicals „Daddy Cool“, das mit großem Erfolg auf die Bühne gebracht wurde und ein Jahr später auch in Deutschland aufgeführt wurde. Aber auch sonst war Farian „produktiv“, er wurde 2007 noch einmal Vater, Mutter ist seine Lebensgefährtin Cynthia.

Zuletzt feierte der umtriebige Saarländer im Jahr 2015 das 40-jährige Jubiläum von Boney M. mit der Veröffentlichung „Diamonds“. Wer am Schlagerschaffen Frank Farians interessiert ist, dem kann die CD „Das Beste aus 40 Jahren Hitparade – Frank Farian“ empfohlen werden, auf der viele seiner Schlager enthalten sind, wobei in einigen Fällen allerdings Vinyl-Überspielungen vorgenommen wurden und keine Originalbänder verwendet wurden. Schön wäre, wenn zum bevorstehenden „runden“ Geburtstag im Sommer eine neue „Best Of“ mit Farians Schlagern auf den Markt käme mit Aufnahmen in guter Klangqualität – viele Fans würden sich darüber sicherlich freuen (- das gilt natürlich auch für die Aufnahmen seiner Schützlinge Gilla und Benny).

Textquelle: Stephan Imming für www.smago.de

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