NINO DE ANGELO
Konzert-Kritik “Von Ewigkeit zu Ewigkeit”: Es gab fürwahr noch nie einen besseren de Angelo!
Im gut besuchten Mozartsaal (Rosengarten, Mannheim) ließ er es – mit seiner Band und Gaststar Sotiria – zwei Stunden ohne Pause so richtig krachen!
Kleiner Kurzhinweis vorab: Da die Tour “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” von NINO DE ANGELO gerade erst begonnen hat, verzichtet www.smago.de für den Moment noch darauf, die komplette Titelliste zu verraten. (Im Grunde genommen spielen Nino und seine Band die beiden Erfolgsalben “Gesegnet & Verflucht” und “Von Ewigkeit zu Ewigkeit”, wie Sie gleich erfahren werden …)
Gleich vorweg: Wer ein klassisches Schlagerkonzert sehen möchte und erwartet, der / die / das könnte mit dem Tournee-Programm “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” ein wenig überfordert sein. Wer dagegen einmal ein richtig gutes Rockkonzert erleben möchte, wird auf das Positivste überrascht sein.
Wenn man Nino de Angelo eins nicht vorwerfen kann, ist das mangelndes Selbstbewusstsein. Wobei: Wenn er sagt, “es gab noch nie einen besseren de Angelo”, ist das ganz und gar nicht übertrieben.
Man sollte eben nur darauf vorbereitet sein, dass Nino den Großteil seiner ersten richtigen Live-Tournee (– die “Mr. Jenseits Von Eden 2017” Tour kann man nur äußerst bedingt mitzählen … –) zu annähernd 100 Prozent aus seinen Erfolgsalbum “Gesegnet & Verflucht” und “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” speist. (Ninos einziger Kompromiss ist “Jenseits und Eden”.) Und Nino weiß weiß sehr wohl, dass ein Teil seiner Fans am liebsten 20-mal hintereinander “Jenseits von Eden” hören würden. Aber das interessiert ihn eben nur äußerst bedingt. Er macht sein Ding. Und der Erfolg gibt ihm irgendwie ja auch Recht.
Nach einem fulminanten Tour-Auftakt in Fulda am 3o.09.2023, machte Nino mit seiner Band (und Gaststar Sotiria) am gestrigen Sonntagabend (01.10.2023) im gut besuchten Mozartssal (Rosengarten, Mannheim) Station. Überhaupt ist es erstaunlich, wie viele Termine im Süden (heute, 02.10.2023, Stuttgart; morgen, 03.10.2023, Karlsruhe, und auch München – Circus Krone Bau, am 06.10.2023) auf dem Tour-Plan stehen.
Die Show begann absolut überpünktlich, sogar noch einige Sekunden vor 19:00 Uhr mit dem “Gesegnet & Verflucht” Intro. Der Tourneeveranstalter Manfred Hertlein hat Nino für seine Tournee eine richtige Rock’n’Roll Bühne (mit zwei Laufstegen auf der Bühne) hingezaubert. Als erstes Lied sang Nino jedoch den Titelsong seines aktuellen Albums “Von Ewigkeit zu Ewigkeit”.
Wie gesagt, seine Schlager-Vergangenheit hat Nino für den Moment abgestreift. Ohne diese jedoch explizit zu leugnen. Nino hat eine musikalische Häutung vollzogen. Und die sei ihm auch zugestanden. Neben Joachim Witt haben wir jetzt also einen zweiten “Fürsten der Finsternis”. Zumindest musikalisch gesehen.
“Liebe Brüder und Schwestern, wir sind am Start”, begrüßte Nino de Angelo seine Fangemeinde. Und wunderte sich ein bisschen über sich selbst (“Wie kann man 43 Jahre im Showbusiness sein und erst jetzt auf Tournee gehen?”).
Überhaupt, die Ansagen von Nino – einfach herrlich! Zu seinem Titel “Io respiro” merkte er (unter kurzer Bezugnahme auf sein Hit-Duett mit Chris Norman) an: “Ich hab’ keinen der Top-Sänger als Duett-Partner gewinnen können. Die hatten alle keine Zeit … oder keinen Bock.”. Sich selbst bezeichnet er als “ein lebenslustiges Kerlchen – nett ausgedrückt”. “Ich habe schon viel, viel erlebt” (im Sinne von durchgemacht), “Aber das hält mich nicht davon ab, für das Leben zu brenne”. Sprach’s und sang seinen Titel “Ich brenne fürs Leben”. “Hat jemand einen Feuerlöscher?”, wollte er nach dem Song-Ende wissen.
Über seine erste richtige Live-Tournee sagt er: “Ich bin selber sehr, sehr begeistert” – “, obwohl das Ganze auch sehr, sehr anstrengend ist”. Aber: “Im Moment geht’s noch.” Nicht zuletzt, da er sich bisweilen selbst motiviert (“Komm’ Nino, lass dich nicht hängen!”).
Über sein Sakko, das er bis zu diesem Zeitpunkt getragen hat, merkt er an: “Das hat wirklich mal gepasst”. Es stamme aus der Zeit, als er sein Album “Meisterstücke” veröffentlicht hat (2015) hat. “Wie schön – und alles umsonst”, frotzelte er.
Den nächsten Titel sagte er mit den Worten an: “Bei diesem Lied muss ich sitzen. Sonst haut’s mich um. Es ist so schön, aber auch so traurig. Eine wahre Geschichte aus meinem Leben.” Die Rede ist von “Mein Kryptonit”.
“Ein Mensch kann so viel ertragen”, fuhr Nino weiter fort. “Man muss einfach nur durchhalten.” Das gelte auch und im Besonderen für ihn: “ALLE haben mich abgeschrieben.”. Passend dazu hatte er den richtigen ‘Soundtrack’ parat – “Helden”.
Irgendwann verabschiedet sich Nino kurz von der Bühne (“Ich zieh mir kurz ein anderes T-Shirt an”). Diesen Moment “überbrückt” – äußerst gekonnt! – Ex-“Eisblume” Sotiria mit ihren Songs “Schwarzer Diamant” und “Weiß wie Schnee. “Das Allerwichtigste ist: Verbundenheit”, lässt sie das Publikum wissen.
Nino de Angelo kommt mit einem knallgelben T-Shirt auf die Bühne zurück und zollt seinem Stargast Sotiria großes Lob (“richtig klasse und sehr, sehr rockig”). “Ich weiß nicht, warum alte Männer immer schwitzen”, wunderte er sich erneut über sich selbst. Er schob es auf die Wechseljahre. (“Ich dachte immer, ‘Wechseljahre’ bedeutet, den Partnern zu wechseln”, witzelte er.) “Wichtig ist, dass man den Moment lebt! Denn: Es gibt kein Leben ohne Tod!”. Dazu passte “Memento mori ” – im Duett mit Sotiria. “Wenn die einen halben Meter größer wärst, wär’ sie was für mich”, meinte Nino. (Seine Simone misst einen Meter achtzig.) “Mit den Frauen hatte ich ja nicht immer Glück gehabt”, buhlte er um ein wenig Mitleid. “Viele hatte ich, aber nicht das Glück.” Auch habe er “viel zu früh geheiratet”. Über das Scheitern seiner ersten Ehe sagt er: “Irgendwann ging’s halt nicht mehr, weil ich so doof war!”. Und die Wechseljahr habe er so aufgepasst, dass man “den Partner wechseln” sollte.
Seit nunmehr sechs Jahren ist er jedoch überglücklich mit seiner Simone. “Zu meinem (60.) Geburtstag wünsche ich mir, dass ich sie heirate!”.
Seit er zwölf, dreizehn Jahre alt sei, verspüre er “den Drang, Leute zu unterhalten”. “Ich hab’ echt die Schule geschmissen!”, berichtete er “stolz”. Stolz zeigte er auch seinen “Spezialgürtel”, den er vor 35 Jahren in Miami gekauft hat, als Frank Farian ihn zu sich eingeladen hatte. “Den müsst ihr mir in meinen Scheiß-Sarg schmeißen!”. (Also nicht Frank Farian, sondern den Gürtel. “Geiler Gürtel!”, so Nino.)
“Ich bin der Balladen-Mann. Eigentlich”, bekannte er. “Ich fang’ selbst an zu flennen, wenn ich meine Texte schreibe. Wenn ich diese Gänsehaut nicht kriege, lasse ich es auch liegen!”. Mit “Die Zeit heilt alle Wunden” ließ er prompt einen seiner Lieblingssongs folgen, wenn nicht sogar DEN Lieblingssong.
“Könnt ihr euch noch erinnern, als ich schwarze Locken hatte? Also … auf dem Kopf, meine ich?”. “Ende ’83” sei dies der Fall gewesen. “Ende 1983 bin ich geboren. Musikalisch. Als Nr. 1 Geburt. Dieses Lied hat mich über Nacht zum Superstar gemacht. Alter Verwalter! Da kommt so ein kleiner Italiener mit einer großen Stimme, ohne Schulabschluss daher und hat eine Nr. 1 …”. Und DA solle man nicht ausflippen … ?!! Und so schloss sich mit “Jenseits von Eden” die Quadratur des Kreises.
Als Zugabe gab es noch den Titel “Ich bin dein Vampir” (für www.smago.de bis heute eine absolute Todsünde, warum dieser Song nie als Single veröffentlicht wurde!). “Was für ein Abend! Vielen herzlichen Dank! Ein Traum! Endlich !!!”. Allerdings: “Alleine kann auch der beste Sänger nicht auf der Bühne stehen!”. Und so war es nun an der Zeit, seine grandiose Live-Band vorzustellen, darunter auch “der Mann, der hier den Teppich legt, auf dem ich fliegen kann” – sein musikalischer Leiter.
Ein ganz besonderes Dankeschön gilt “einem, der an mich geglaubt hat”, nämlich der Konzertveranstalter Manfred Hertlein. “Manfred – danke dir! Es hat geklappt !!!”. “Es gab nie noch nie einen besseren de Angelo. Die anderen (Veranstalter) haben leider jetzt das Nachsehen!”.
Und natürlich bedankte sich Nino auch bei seinen Fans: “Ohne euch läuft nämlich gar nichts! Und ich komme zurück – glaubt mir!”.
Als letzten Song präsentierte er “Tornerò”, zu dem sich auch Sotiria nochmals zu seiner Band und ihm gesellte. “Dankeschön von ganzem Herzen! Es war mega. Ich hoffe, wir seh’n uns bald wieder. Es war mir eine Ehre.”
Mit diesen Worten und einem “… muss in die Badewanne!” verabschiedete sich Nino de Angelo nach zwei Stunden Live-Konzert nonstop von der Bühne.
Allerdings seien dem fürwahr besten de Angelo, den es je gab, vielleicht noch die Worte mit auf den Weg gegeben, dass ihm sicherlich kein Zacken aus der Krone fallen würde, wenn er zumindest den Titel “Flieger” und wenigstens ein Hit-Medley mit in sein Programm aufnehmen könnte. Denn für Songs wie “Ich sterbe nicht nochmal” muss man sich wahrlich nicht schämen. Und vor allem: Im Rahmen der U104-“Schlagerreise” von Klaus Densow hatte Nino de Angelo ein exklusives Medley mit den größten Erfolgen von einst in seinem neuen “Rock(er)-Sound” präsentiert. Ein ganz, ganz kleines bisschen mehr Kompromissbereitschaft wäre also durchaus wünschenswert, schmälert jedoch nicht den hervorragenden Gesamteindruck, den Nino mit dem Tournee-Programm “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” abgibt.
Textquelle: Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de