NINO DE ANGELO
“Der Sinn des Lebens ist zu leben” – Das große Interview mit Nino de Angelo …

… zu seiner neuen CD “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” (VÖ: 12.05.2023)!

 

 

 

Zuerst eine spirituelle Frage: Glaubst du an Schicksal? Dein Leben scheint sich kontinuierlich auf dieses Album hin entwickelt zu haben …

Ich glaube fest an eine Art Vorbestimmung. Wer so viele schöne, aber auch schmerzhafte Dinge wie ich erlebt hat und daran nicht kaputt geht, für den muss es fast zwangsläufig so etwas wie Schicksal geben. Auf jeden Fall.

Das große Thema von „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ ist Ihr Überlebenswille …

Definitiv. Ich habe mir schon viele Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht und herausgefunden, dass ich von einer Ewigkeit zur anderen lebe. Eine andere Sichtweise ist, dass ich glaube, dass die Seele sowieso ewig weiterlebt und vielleicht in einer anderen Form irgendwann wieder zurückkommt. Alles ist ein ständiger Kreislauf aus Höhen und Tiefen.

Hast du den Sinn des Lebens für sich gefunden?

Der Sinn des Lebens ist zu leben. Davon handelt auch der Song „Memento Mori“. Es gibt kein Leben ohne den Tod und keinen Tod ohne das Leben. Der Sinn ist, zu leben, bis es zu Ende ist und man wiedergeboren wird und eine neueEwigkeit beginnt. Man sollte sich immer darüber im Klaren sein, dass man sterblich ist.

Du wirst demnächst 60 Jahre alt. Stellt dieses Album auch eine Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit und eine Form der Retrospektive dar?

Auch. Ein Song wie „Ich glaube an dich“ klingt fast so, als hätte ich ihn auf meinem Sterbebett geschrieben. Eine Auseinandersetzung mit dem Gedanken, wie es wohl sein wird, wenn ich irgendwann vor meinem Schöpfer stehe. Ich habe ständig Bilder und Visionen im Kopf, wie das wohl vonstatten geht.

Werden deine Songs auch aus diesen Visionen und Träumen gespeist?

Definitiv aus Träumen. Es gibt so einige Songs, die von meinen Träumen inspiriert wurden, wie zum Beispiel das Lied „Angel“, das von einem Traum von meinem Schutzengel beeinflusst wurde. Irgend jemand muss mich ja beschützt und weiter getragen haben, wenn ich nicht weiter konnte. Ich bin davon überzeugt, dass es irgendwo eine höhere Macht gibt, die über uns wacht und die uns den Weg weist. Wie auch immer man sie nennen möchte. Ich bin jetzt im letzten Drittel meines Lebens. Jetzt geht es langsam wieder talwärts.

Ist das Album auch ein Versuch, deiner eigenen Vergänglichkeit zu trotzen?

Richtig. Ich stemme mich gegen den Lauf der Zeit. Besonders, was die geplanten Live-Konzerte angeht. Eigentlich hätte ich schon viel früher auf Tour gehen sollen und nicht erst im Alter von fast 60. Aber ich habe es schlicht und einfach versäumt. Doch wahrscheinlich war ich einfach zu doof, um esdurchzuziehen. Vielleicht mussten erstmal alle Leute von mir ablassen, damit ich in Ruhe mein Ding durchziehen kann. Wenn es nach anderen Leuten gegangen wäre, hätte ich das vorherige und das neue Album nie gemacht. Manbwar der Meinung, Schlagerfans würden diese Art von Musik nicht verstehen und nicht mögen. Doch ich will nicht immer das Gleiche machen, was alle anderen auch tun.

Ihr Weg hat bisher durch unzählige Höhen und Tiefen geführt. Was treibt DICH heute an?

Manchmal muss man erst alles verlieren, um mit leeren Händen neu anfangen zu können. Ich habe aber zu jeder Zeit an mich geglaubt. Das treibt mich bis heute an. Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich an allem zweifele. Am meisten an mir selbst. In denen ich mir sage, dass ich lieber eine Pizzeria aufmachen sollte. Doch das sind nur Phasen. „Jenseits von Eden“ war nicht zu toppen. Ich führe diesen Erfolgskampf nun schon vier Jahrzehnte, in denen ich immer wiederbeliebt war und dann wieder auch nicht. Ein ständiges Rauf und Runter. Viele wollten mit mir arbeiten. Aber sie wollten mich verbiegen.

Diese Ehrlichkeit findet sich auf „Gesegnet und Verflucht“ genauso, wie auf „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“.Eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit sich selbst?

Die Aufnahmen haben mich sehr viel Kraft gekostet. Als würde man den ganzen bisherigen Schmerz noch einmal ingeballter Form durchleben – eine gefährliche Sache, bei der auch sehr viel Alkohol geflossen ist. Ansonsten hätte iches nicht ausgehalten. Ich wäre gar nicht so tief in mich selbst hineingekommen, um all das wieder auszugraben, wasich verdrängt hatte. Es hat tatsächlich an Selbstzerstörung gegrenzt, andererseits war es wie eine Selbstbefreiung.

Wobei der Kampf mit deinen Dämonen wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit gehen wird – oder?

Dieser Kampf wird nie vorbei sein. Das habe ich mir abgeschminkt. Da bin ich Realist.

Was war der härteste Moment während der Aufnahmen?

Alles war sehr anstrengend aber effektiv, wobei auch der Spaß nicht zu kurz kam. Es kann auch mal vorkommen,dass ich anfange, einen Song im bayerischen Dialekt zu singen. Wenn man ernste Arbeit leistet, ist es wichtig, sichselber nicht zu ernst zu nehmen und zwischendurch immer ein wenig Blödsinn zu machen. Bei dem Song „BellaCiao“ saß ich morgens um 4 im Studio mit einem letzten Schluck Scotch im Glas. Ich fühlte mich extrem alleine undverloren. Ich fing an das Gefühl zu beschreiben, wenn man sich den Rest gibt. Es geht darum, sich selbst aus seinemschwarzen  Loch zu befreien. Dein Spiegelbild wird nie den ersten Schritt machen; man muss es selbst in die Handnehmen und etwas im Leben ändern. Auch wenn es weh tut.

Der Albumtitel „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ spiegelt auch eine gewisse Rastlosigkeit wider …

Ich bin eher ein Suchender, als ein Findender. Ich denke nicht, dass ich jemals irgendwo angekommen oder finden werde, wonach ich suche. Mein Weg führt mich buchstäblich von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ein bisschen wie Connor MacLeod aus„Highlander“. Aber selbst, wenn ich irgendwann mal nicht mehr bin, wird immer die Musik von mir bleiben. Und die Erinnerung an den durchgeknallten de Angelo, der ganz anders als alle anderen und gegen alle Regeln lebte. Und das finde ich auch gut so.

Nino der „Unbequeme“?

Die meisten sehr guten Künstler sind alle nicht einfach und lassen sich nicht formen oder verbiegen. Ein guterKünstler, der nicht schwierig ist, ist kein guter Künstler. Der Begriff „Künstler“ ist heute so abgenutzt. Es nennensich heute viele Leute Künstler, die nichts mit echter Kunst zu tun haben.

Kunst soll heute gefällig und zahm sein ohne zu provozieren oder zu polarisieren. Wenn ich mein Schaffen ansehe, istes absolut konträr zu dieser Auffassung.

Hast du schon mal einen Fernseher aus einem Hotelzimmer geworfen?

Nein. Auf die Idee bin ich noch nie gekommen. Weil ich den Sinn dahinter nicht sehe. Ich habe schon viele Dinge ausHotelzimmern geschmissen, aber keinen Fernseher. Vielleicht hat man früher andere Drogen genommen oder esliefen grade Stefan Mross oder Florian Silbereisen (lacht). Ich habe schon Armbanduhren und Eheringe ausHotelzimmern geschmissen. Teure Dinge, schöne Dinge. Der Vorteil ist, dass diese kleinen Teile niemand erschlagenkönnen.

Das Sotiria-Duett „Memento Mori“ fasst die Botschaft des ganzen Albums zusammen: Sei dir bewusst, sterblich zu sein.

Richtig. Ich rechne immer mit dem Tod. Manchmal spüre ich ihn ganz stark. Ich bin ein sehr intuitiver und empfänglicher Mensch, der gewisse Schwingungen wahrnimmt. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich ein Flugzeug nicht bestiegen habe, weil ich das Gefühl hatte, dort fliegt jemand mit, dessen letzte Stunden geschlagen hätte. Auch Aberglaube spielt in meinem Leben eine große Rolle. Wenn ich Räume betrete, nehme ich gute und negative Schwingungen wahr. Man weiß nie, was an gewissen Orten schon passiert ist. Aber man spürt es manchmal.

Du coverst auf der neuen Platte Till Lindemann und seinen Song „Wer weiß das schon“. Wie kam es dazu?

Ich habe den Song im Auto eines gemeinsamen Bekannten gehört und war sofort begeistert. Ich bin kein Rammstein-Fan, war aber neugierig auf sein Soloprojekt. Dieser Song hat mir aus der Seele gesprochen; ich bin komplett ausgerastet beim ersten Hören. Ich kann diese Gefühle sehr gut nachvollziehen. Ich habe versucht, diesen Lindemannschen Wahnsinn etwas rauszunehmen und dafür mehr Leidenschaft reinzubringen. Nach diesem Stück will man sich entweder erschießen oder aufstehen und neu anfangen. Ich kenne Till nicht persönlich, aber ich nehme an, dass er genau wie ich mit vielen Dämonen zu kämpfen hat. Und dass wir vielleicht die eine oder andere Gemeinsamkeit haben.

 

 

Foto-Credit: Tom Wagner
Textquelle: franel (Textvorlage)

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