BERND CLÜVER
smago! top-exklusiv: “Erinnerungen an meinen Freund Bernd Clüver” – von Peter Orloff!
Zum 75. Geburtstag des 2011 verstorbenen ‘Jungen mit der Mundharmonika’ hat “Der Titan” Peter Orloff eine tolle Festschrift abgefasst …:
Ich war tief erschüttert, als ich in den Nachrichten hörte, dass mein Freund Bernd Clüver in der Nacht des 28. Juli 2011auf Mallorca einen tödlichen Unfall hatte. Er wurde nur 63 Jahre. „Die Besten sterben jung“ – das trifft auf Bernd im Sinne des Wortes zu. Bernd starb nur wenige Tage nachdem ein anderer großer Stern am Musikhimmel erloschen war – Amy Winehouse.
Auch wenn ich ihn als Produzent und Autor „nur“ die ersten zehn Jahre seiner großartigen Karriere betreut habe, sind wir uns doch in den darauffolgenden fast 30 Jahren immer wieder als enge und herzliche Freunde begegnet. So auch 2011 bei unserer gemeinsamen Kreuzfahrt nach Südafrika auf der „MS Westerdam“ mit Dieter Thomas Heck, wo wir gemeinsam mit Kollegen wie Roberto Blanco und Angelika Milster für das Programm an Bord zuständig waren.
In diesen Wochen sind wir uns noch einmal sehr nahe gewesen – in langen und sehr emotionalen Gesprächen, in denen wir über seine damalige schwierige private Situation, die ihm sehr zu schaffen machte, sprachen, aber auch unsere unglaublichen ersten zehn Jahre Revue passieren ließen und in Erinnerungen schwelgten. Bernd sprach davon, dass er sich in absehbarer Zeit ganz ins Privatleben zurückziehen wollte, aber auch, dass er vorher noch einmal etwas Großes aufnehmen wollte und das – was mich ganz besonders rührte – am liebsten mit mir wie in alten Zeiten. Nur zu gern war ich dazu bereit. Natürlich war ich auch dabei, wie er bei seinen beiden Konzerten an Bord – wie schon so oft – die Herzen der Menschen berührte. Wir ahnten nicht, dass es unsere letzte persönliche Begegnung sein sollte.
Unsere erste Begegnung war im Jahre 1971 im sonnendurchfluteten Büro von Peter Meisel, Chef der Schallplattenfirma Hansa in der Wittelsbacher Straße 18 in Berlin. Ich erinnere mich noch genau, dass mir Bernd sofort erzählte, dass seine Mutter Traudel und seine Schwester Ingrid so gern mein Lied „Ein Mädchen für immer“ hörten. Nachdem wir festgestellt hatten, dass wir nicht nur beide Jura studiert hatten und auch altersmäßig nicht allzu weit auseinander waren, legte Bernd seine anfängliche Schüchternheit ab, und ich setzte mich ans Klavier, um seine Stimmlage auszuloten. Ich spürte sofort, dass da ein ganz außergewöhnliches Stimmpotential vorhanden war mit einem absoluten Wiedererkennungseffekt, verbunden mit einer ganz besonders herzlichen, liebenswerten Ausstrahlung und einer Präsenz, die man auch als Charisma bezeichnet.
Dieser Tag, der bis weit in die Nacht ging, war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft.
Bernd brach bald alle Rekorde. „Der kleine Prinz“ toppte, was vorher kaum einer für möglich gehalten hatte, sogar noch den „Jungen mit der Mundharmonika“. Und so gab es gleich mehrfach Gold – für die erste und für die zweite Single und gleichzeitig auch für das erste Album. Mit diesen und zahlreichen weiteren Hits wie „Das Tor zum Garten der Träume“ und „Bevor Du einschläfst“ wurde er zum absoluten Schlager-Idol der 70er Jahre. Kaum ein Teenager-Zimmer, in dem nicht sein Starschnitt hing.
Neben seinen Begabungen hatte Bernd aber auch den totalen Ehrgeiz und Siegeswillen. So kündigte er an, im Falle seiner ersten ZDF-Hitparaden-Platzierung durch den Speisesaal des „Schweizer Hof“, das Hotel, in dem damals alle Künstler wohnten, von einem Ende zum anderen zu robben.
Apropos ZDF-Hitparade. Bernd und ich hatten uns vorgenommen – fast wie später die Klitschko-Brüder – nie gegeneinander anzutreten. Als das durch ein Versehen von Bernds Plattenfirma dann doch einmal passierte und wir dann in der darauffolgenden Sendung am 19.Juli 1975 gemeinsam die ersten zwei Plätze belegten, erlebte die berühmt-berüchtigte „Schweizer Hof-Bar, auch „Todeszelle“ genannt, eine ihrer wohl härtesten Nächte, in der wir unseren Doppelerfolg gebührend feierten.
In jener Zeit drehten wir auch unsern gemeinsamen Spielfilm „Zwei im 7. Himmel“ in München, Salzburg und im legendären „Schloß am Wörthersee“. Trotz der intensiven Dreharbeiten gab es auch dabei immer einen Grund zum Feiern.
Aber man konnte nicht nur unvergesslich mit Bernd feiern, er war auch ein hochprofessioneller, disziplinierter und stets perfekt vorbereiteter Künstler.
Ich habe oft mit außergewöhnlich guten Sängern zusammengearbeitet. Bernd war dabei einer der absolut besten, dazu total ehrlich und absolut zuverlässig. Auf sein Wort konnte man sich immer verlassen. Natürlich waren wir nicht immer einer Meinung, aber das wurde dann immer fair und offen ausdiskutiert.
Bei dem Lied „Mike und sein Freund“ aus dem Jahr 1976 waren Bernd und ich uns einig, dass das zu heißen Diskussionen führen würde und so kam es auch. Es ist für mich bis heute eine unserer absolut besten Produktionen. Bernd war mit diesem Lied seiner Zeit – aus heutiger Warte gesehen – weit voraus.
Später wurde er einer der Topstars bei meiner eigenen Schallplattenfirma „Aladin“ und war wieder erfolgreich mit Hits wie „Mexican Girl“ und „Schau mal herein“ im Duett mit Marion Maerz. Nach über zehn Jahren, in denen wir als absolutes Dreamteam galten und es auch waren, trennten sich unsere beruflichen Wege. Aber unsere herzliche Freundschaft bestand fort.
10 Jahre später, im Oktober 1991 bekamen wir noch einmal gemeinsam Gold für unseren Mallorca-Megahit „Königin der Nacht“. Bernd hatte zu meiner Musik einen tollen Text geschaffen und sich eindrucksvoll für die vielen Hits, die ich ihm zuvor geschrieben hatte, revanchiert. Es war einer von vielen wunderbaren Songs, die wir von Anfang an gemeinsam geschrieben haben.
Seitdem sind wir uns immer wieder begegnet. Und auch, wenn oft Jahre dazwischen lagen, war es für uns jedes Mal, als ob wir uns gerade gestern noch gesehen hätten. Bernd hat in all den Jahren nie vergessen, mir zum Geburtstag zu gratulieren und wir haben uns noch bis zuletzt E-Mails geschickt.
Am Tag nach seinem Tod habe ich dann in einer kleinen Kapelle in Österreich eine Kerze für meinen Freund Bernd angezündet, die ihn da, wo er jetzt ist, ganz sicherlich erreicht hat. Das Licht in den Herzen der Menschen, das er mit seinen Liedern entzündet hat, aber wird weiter hell leuchten.
Und jetzt, zwölf Jahre danach, ist der Wunsch nach einem gemeinsamen Projekt doch noch wahr geworden. Ich habe in unserm Archiv ein tolles Demo von Bernd gefunden und daraus ist eine wunderbare Produktion entstanden, die Bernd noch einmal von seiner besten Seite zeigt. Pünktlich zu seinem 75. Geburtstag erscheint „Sylvias Mutter“ in einer berührenden Interpretation von meinem unvergessenen Freund Bernd Clüver. Ein großer Song von einem der Allzeit-Großen des Deutschen Schlagers!
Peter Orloff
Zum 75. Geburtstag von Bernd Clüver am 10. April 2023
Am 21.04.2023 erscheint bei VM Records / MCP das 3-CD Box-Set “In Erinnerung – Das Beste”.
TITELLISTE
CD 1
01 | Das Tor zum Garten der Träume * (Neuaufnahme) |
02 | Sylvias Mutter (Long Version) |
03 | Mexican Girl |
04 | Jeder tut, was er kann |
05 | Seit du nicht mehr da bist |
06 | Schau mal herein – BERND CLÜVER im Duett mit MARION MAERZ |
07 | Königin der Nacht |
08 | Eine zweite Chance |
09 | Hinter deinem Fenster |
10 | Bist du jetzt frei |
11 | Wenn ich dich berühr’ |
12 | Besser ich, als der Kerl von nebenan |
13 | Ich kann den anderen in deinen Augen sehn |
14 | Der Stärkere gewinnt |
15 | Mein Auto kennt schon den Heimweg |
16 | Kleine Sonja |
17 | Zwei im siebten Himmel – BERND CLÜVER im Duett mit PETER ORLOFF |
CD 2
01 | Sechs Jahre später |
02 | Wenn du mir außer dem nichts geben kannst |
03 | Denkst du vielleicht, ich bin aus Stein |
04 | Ich bin verrückt nach ihr |
05 | Eine Frau für den Abend |
06 | Geh’ den Weg |
07 | Sie war zu schön für mich allein |
08 | Sag mir, was er hat |
09 | Janine |
10 | Später muss nicht zu spät sein (Better Love Next Time) |
11 | Lass uns heute nicht zu lange bleiben |
12 | Das Tagebuch |
13 | Alter Freund – Bernd Clüver |
14 | Angela |
15 | Bleib’ heut’ Nacht bei mir |
16 | Das Leben kann auch manchmal schwierig sein |
17 | Königin der Nacht – BERND CLÜVER im Duett mit PETER ORLOFF |
CD 3
01 | Ich war auch in San Francisco |
02 | Für die Männer (Die Traumfrau) |
03 | Unbekannt verzogen |
04 | Hör auf dein Herz |
05 | Einmal mit dir |
06 | Es gibt so viel |
07 | Wir fliegen weit |
08 | Mehr von dir |
09 | Immerhin, irgendwie, irgendwas |
10 | Der Größte (Superstar) |
Textquelle: Peter Orloff