“EUROVISION SONG CONTEST”
Alle Jahre wieder … – der Fach-Kommentar von Frank Ehrlacher!
smago! stimmt ihm – Wort für Wort – zu:
Wen es interessiert:
Der NDR hat Samstagmorgen um 10 Uhr per Pressemitteilung – so macht man das, wenn man so richtig viel multimediale Öffentlichkeit erreichen und jemanden für ein Thema begeistern will – bekannt gegeben, wer Deutschland… pardon, wer den NDR beim Eurovision Song Contest in Rotterdam vertritt: Jendrik Sigwart aus Hamburg.
Der NDR hat versprochen, er habe aus den Fehlern der vergangenen Jahre gelernt und Wort gehalten. “Wir haben verstanden, dass es beim #ESC darauf ankommt, dass es ein starker Song ist”. Deshalb präsentiert man… den Namen eines weitgehend Unbekannten zusammen mit ein paar ultracoolen Pressefotos. In der Hoffnung, dass die Community davon schon ganz hin und weg ist. Wen interessiert da noch ein Song oder überhaupt die Musik?
Und der NDR hat verstanden, dass sich nach den großen Erfolgen der vergangenen Jahre nichts am Auswahlmodus ändern darf. Deshalb vertraut man weiterhin dem eigenen Gespür für gute Songs und Talente, das ihm in den vergangenen Jahren mühelos historische Erfolge mit letzten Plätzen in Serie eingebracht hat. Einen Beitrag vom Publikum wählen zu lassen wie es andere Länder seit Jahrzehnten erfolgreich machen und was Sinn macht, denn auch am ESC-Abend entscheidet ja das Fernsehpublikum, erscheint dem NDR absurd. Er setzt lieber auf mathematische Formeln und eine “Fach-Jury”, die sein Votum absegnet – nach den Vorschlägen, die man ihm gemacht hat. Das ist dann ungefähr so volksnah wie eine Wahl in Russland, wenn man dem Wähler die Wahl zwischen Putin, Wladimir und dem bisherigen Amtsinhaber lässt. Denn natürlich darf die “Fachjury” auch nur das hören, was vorher der Inner Circle des NDR für gut befunden hat. Schließlich weiß der seit Jahren, wie ein Song klingen muss, der spielend leicht… verkackt.
Last but not least hat der NDR auch in puncto Promotion und Öffentlichkeitsarbeit enorm dazu gelernt. Früher veranstaltete man große Vorentscheidungs-Shows, bei dem das Publikum selbst entscheiden durfte und dann den Beitrag auch für “seine” Wahl hielt. Oder präsentierte den Beitrag in Eurovisions-Sendungen am Samstagabend. Im vergangenen Jahr gab es viel Kritik, dass alles schon im stillen Kämmerlein feststand und man es nur in einer kurzen vorproduzierten Sendung auf “One” präsentierte. Das ist dieses Jahr viel glamouröser und steigert das Interesse und die Neugier des Publikums ins Unermessliche. Denn nach dieser spitzenmäßig inszenierten Pressemitteilung heute morgen um 10 Uhr (sekundengenau! Mein “Fax” hätte fast nen Countdown angezeigt…) gibt es “unser” Lied für Rotterdam … als Video-Clip am 25.02. um 19:56 Uhr. Kurz vor der Tagesschau. Wo all die hippen Hühner vor dem Fernseher sitzen und nur drauf warten, für den ESC begeistert zu werden … ok, außer den 4 oder 5 … Millionen, die noch gerade pullern gehen oder die Reste vom Abendessen wegräumen, damit sie pünktlich zum Tagesschau-Beginn um 20 Uhr fertig sind.
Textquelle: Facebook-Seite von Frank Ehrlacher (Textvorlage)