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Unsterblich im Internet?
Über den Umgang mit dem Tod in der digitalen Welt berichtet “Exakt – Die Story” am Mittwoch (10.01.2018), 20:45 Uhr im MDR FERNSEHEN!
Nachricht von einem Online Portal: „Morgen ist Herr Müllers Geburtstag. Gratulieren Sie.“ Eigentlich eine ganz normale Meldung, nur ist Herr Müller bereits seit einem Jahr verstorben. Sein digitales Ich ist jedoch immer noch online. Allein auf Facebook sind weltweit mehr als 30 Millionen Profile von Verstorbenen weiterhin aktiv. Das Internet vergisst nicht – über den Tod hinaus.
Ein immer größer werdender Teil des Lebens ist digital organisiert. Fotos werden auf Facebook oder Instagram gepostet, der gut sortierte Aktenordner befindet sich in der Cloud, Post kommt per Email und Rechnungen sind auf Online-Accounts abrufbar.
Wenn ein Familienmitglied stirbt, müssen sich die Hinterbliebenen auch um diesen digitalen Nachlass kümmern. Doch ohne Passwort ist es selbst für die Erben kaum möglich, Zugang zu den Internet-Portalen zu erhalten. Das hat auch Heike Müller (Name geändert) erfahren. Eineinhalb Jahre lang hat sie versucht, die digitale Identität ihres plötzlich verstorbenen Ex-Mannes und Vaters ihres gemeinsamen Kindes zu löschen. „Ich hätte nicht gedacht, was ich da alles finde, das wollte ich gar nicht wissen. Aber es hilft ja nix, wenn Sie kein Passwort haben … Sie können auch nicht hinschreiben und sagen, so bitte löschen, ihr Kunde ist gestorben. Irgendwann hab ich einfach kapituliert.“
Die Unsicherheit darüber, wie mit dem digitalen Nachlass umzugehen ist, bringt eine ganz neue Branche hervor. Junge Start-Ups werben für neue Vorsorge-Produkte. Daten-Forensiker suchen die digitalen Spuren von Verstorbenen, Bestattungsinstitute bieten Hilfe an. Dabei ist rechtlich nicht einmal eindeutig geklärt, ob digitale Kommunikationsdaten sich überhaupt vererben lassen.
Darüber hinaus verändert das Internet unsere Trauerkultur. Digitale Friedhöfe oder Kondolenzseiten erweitern die analogen Trauerstätten. Hinterbliebene pflegen Webseiten als Erinnerungsort an die Geliebten. Und auf Blogs und in Foren machen todkranke Menschen ihr Sterben öffentlich. So wie Yvonne Bauer aus Jena. Die junge Mutter ist an Darmkrebs erkrankt, unheilbar. Im Netz, sagt sie, könne sie über das eigene Leben hinaus lebendig bleiben. „Ich weiß, dass mein Blog mich am Leben erhält, er wird halt immer da sein, und damit bin auch ich immer lebendig und alle, die mich lieben, können da auch immer drauf zurückgreifen."
Wie also für den digitalen Nachlass vorsorgen? Haben Erben das Recht auf Zugang zu den Online-Daten? Was kann gelöscht und was sollte erhalten werden? Antworten auf diese Fragen sucht „Exakt – Die Story: Unsterblich im Internet?
MDR (Textvorlage)
http://www.mdr.de/