SARAH BRIGHTMAN
Interview mit Sarah Brightman zum neuen Album “Dreamchaser”!

“Dreamchaser” erscheint am 05.04.2013 bei Koch Universal! 

"Dreamchaser" scheint das persönlichste Album Ihrer Karriere zu sein. Warum haben Sie es "Traumjäger" genannt?

Ich war unendlich glücklich, dieses Album zu machen. Es spiegelt, wie alle anderen Alben zuvor, aktuelle Themen meines Lebens wider. Vor fünf oder sechs Jahren nahm ich "Symphony" auf – das war sehr düster, weil ich da selbst gerade durch eine dunkle Zeit ging. Diesmal hatte ich schon drei Viertel des Albums aufgenommen, bis ich entschied, es "Dreamchaser" zu nennen. Traumjäger! Seit ich ein kleines Kind war und in den 60er Jahren die Mondlandung im Fernsehen beobachtet habe, jagte ich dem Traum nach, einmal selbst ins All zu fliegen.

Wie sehr wurde Ihr Album durch Ihr Vorhaben beeinflusst?

Es wurde beeinflusst durch meine Neugier für alles, was mit dem All zu tun hat. Die Idee, das Universum in Verbindung zu bringen mit Kunst und Musik, existiert ja schon sehr lange. Es gibt so viele Gedichte über den Mond und den Mars, Musik über die Planeten.
Es war mir eine große Freude, mit diesem Album den Menschen alle Aspekte des Universums näher zu bringen. Wenn sie in die Sterne blicken, beeinflusst das ihre Emotionen. Für die einen ist es romantisch, andere fühlen sich beschützt…

Gibt es Songs, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Ich liebe " One Day Like This " und "Glosoli". Glosoli kreiert eine wundervolle Landschaft und gegen Ende des Songs wird eine enorme Energie freigesetzt. Geradezu ballistisch! Als ich die isländische Band um Erlaubnis bat, den Song in Englisch zu singen, fragten sie mich, warum ich nicht einen mehr solo orientierten Song machen wolle. Aber dieses große Bild, das sie geschaffen hatten mit dem Song, interessierte mich. Da wird jede Form von Emotion freigesetzt und ich fühle mich Island sehr nah, denn davon erzählt ja der Song. Island ist für mich ein Land, das dem Universum am nächsten ist. Dieser klare Himmel löst unglaubliche Gefühle in mir aus, und deshalb war mir Glosoli wichtig. In "One Day Like This", einem eher ungewöhnlichen Song für eine Sängerin wie mich, spürte ich gleich die Botschaft. Ein sehr erhebender Titel darüber, dass kleine Erlebnisse dein ganzes Leben begleiten, und ich spüre, dass sich heutzutage jeder gierig sehnt nach neuen Erfahrungen. Uns fehlen die kleinen Erlebnisse, die uns mehr geben können. Wir aber streben immer nach Größerem. Dieser Song ist unglaublich positiv und er hat wie alle anderen Songs einen Bezug zu meinen eigenen Gefühlen und meiner großen Reise, die ich vorhabe…

Der erste Song auf Ihrem Album heißt "Angel". Glauben Sie an Engel?

Ich glaube, dass wir umgeben sind von wundervollen Mächten, die uns jederzeit beschützen. In vielerlei Hinsicht bestimmen wir unser Schicksal selbst und das macht aus uns die Persönlichkeit, die wir sind. Es gibt gute wie böse Mächte – wir allein entscheiden, welche uns begegnen.

Sind Sie dankbar für Ihre außergewöhnliche Stimme?

Ich bin sehr dankbar für dieses Geschenk! Es war manchmal schwierig, damit umzugehen. Wenn man gesegnet ist mit einer solchen Stimme, die bei anderen Emotionen weckt, dann ist das für ein Kind gar nicht so leicht, den Erwartungen immer gerecht zu werden, diesen magischen Standard weiter zu perfektionieren.

In zwei Jahren werden Sie zur Internationalen Raumstation ISS fliegen, als Teil einer dreiköpfigen Crew, an Bord einer Sojus-Rakete. Das muss unglaublich aufregend sein …

Es ist aufregend, aber ich halte mich in meiner Begeisterung ein wenig zurück, weil noch so viel geschehen kann bis dahin. Es ist dennoch eine Befreiung, denn unterbewusst beeinflussten mich die 60er Jahre mit der Mondlandung enorm. Und als ich erstmalig ernsthaft daran dachte, eine solche Reise anzutreten, spürte ich, dass ich diesen Wunsch schon immer in mir trug.

Im Juli 2012 haben Sie in Moskau die medizinische Beurteilung durchlaufen. Wie haben Sie diese erlebt?

Das war vor allem eine psychische Herausforderung! Du wirst in Situationen versetzt, in denen du klaustrophobisch wirst und dir ist ununterbrochen übel. Das muss man erst einmal verarbeiten, von einem Planeten zu springen. Du musst es wirklich wollen! Und zulassen, dass dann die Welt auf dich schauen wird. Ein enorm großer Druck lastet auf einem, von allen Seiten. Es war wundervoll und gleichzeitig herausfordernd, aber ich habe es gut überstanden. Und offensichtlich war ich eine der Topteilnehmer, das hat mich beruhigt.

Was war Ihre härteste Erfahrung bei dem Eignungstest in Moskaus Star City?

Dieser rotierende Sessel, der testet, wie lange man die Übelkeit aufgrund der Bewegung ertragen kann. Es ist zunächst eine sanfte Bewegung, dann wird man von rechts nach links gerüttelt, Runde für Runde. Du musst deine Augen schließen und dich dabei bewegen. Nach einer Minute ist dir unglaublich schlecht. Es ist schlimmer als der größte Alptraum aus deiner Kindheit, als dir im Auto übel wurde. Nur viel viel schrecklicher. So geht es weiter, und es wird immer härter, damit sie sehen, wie viel du ertragen kannst. Ich bin sehr glücklich, dass ich Topwerte erzielen konnte, denn als Kind litt ich sehr unter Übelkeit. Schließlich waren die Autos in den 60er Jahren sehr klapprig und ich habe gelernt, mich auf bestimmte Dinge zu konzentrieren, um mich von der Übelkeit abzulenken. Als ich dann in diesem Stuhl saß, kamen die Erinnerungen wieder hoch – ich konnte gut mit der Situation umgehen. Und physisch war das alles gar kein Problem. Als ehemalige Balletttänzerin konnte ich Schritthalten…

Sie waren erst neun Jahre alt, als Neil Armstrong auf dem Mond landete. Haben Sie heute noch die Faszination von damals?

Es ist seitdem nichts annähernd so Erstaunliches, Überwältigendes geschehen. Das war wirklich außergewöhnlich, nach einer Zeit, die für viele Menschen nicht gerade leicht gewesen ist. Und plötzlich fliegt einer zum Mond. Viele Wissenschaftler und Piloten haben stillschweigend an diesem Projekt gearbeitet und unfassbares geleistet. Mich hat das überwältigt, dass jemand auf einen anderen Planeten marschierte. Ich fühle mich sehr privilegiert, diese Ära miterlebt zu haben, denn 1960 wurde ich geboren.

Würden Sie sagen, dass Sie Ihre Karriere diesem Ereignis, der Mondlandung 1969, verdanken?

Dieser Moment war die größte Erleuchtung meines Lebens. Er half mir, mich auszurichten, zu konzentrieren und die meisten Dinge zu schaffen. Die Tatsache, dass Wissenschaftlern, Ingenieuren und Astronauten so etwas gelungen war, ließ mich spüren, dass auch ich alles schaffen kann. Dieses Ereignis eröffnete meinem Gehirn ganz neue Möglichkeiten. Ich begann sehr hart zu arbeiten, blieb fokussiert und bin heute unglaublich dankbar für diese Zeit, weil sie meine Karriere erst ermöglicht hat. Ich glaube, ohne dieses Erlebnis wäre ich nicht so Energie geladen wie ich bin.

Wie sehr inspiriert Sie der Blick hinauf in die Sterne?

Ich werde ganz ruhig, weil das Universum beständig da ist. Die Sterne zwinkern uns zu und zeigen, dass es immer ein viel größeres Bild gibt, wie klein deine Probleme auch sein mögen. Ich schaue hoch, wenn ich mich verwundbar fühle und bekomme eine große Sicherheit.

"I lost my heart to a Staship Trooper" hieß 1979 Ihr großer Hit. War dies der Startschuss für die Realisierung Ihrer Träume?

Es war auf jeden Fall der Beginn meiner Popkarriere. Ich war noch ein Teenager und hatte die große Chance, bei einer deutschen Plattenfirma zu unterschreiben. Dies führte mich oft nach München, wo ich in Shows wie dem "Musikladen" auftrat. Der Titel wurde weltweit zum Kultsong und zu meinem ersten Hit…vom Weltall inspiriert.

Sie waren die Inspiration für Andrew Lloyd Webbers Musical "Phantom der Oper", das gerade sein 25. Jubiläum feierte. Wie fühlt es sich an, ein Teil des erfolgreichsten Musicals der Welt zu sein?

Ein schönes Gefühl, weil ja jeder sagte, dass ich den Komponisten inspiriert habe. Ich war damals sehr jung. Es hat mich immer sehr gefreut, die nächsten Generationen nachwachsen zu sehen, die meinen Part sangen und jeder etwas anderes hinein interpretierte. Unglaublich. Ich habe diese Rolle initiiert und noch viele Jahre später gibt es Stars und Zuschauer, die mit so viel Freude dabei sind. Ein wirklich gutes Gefühl, weil wir Künstler da sind, um Menschen zu unterhalten. Eigentlich mochte ich Musicals nicht sehr, aber ich liebte die meines Ex-Mannes Andrew Lloyd Webber. Er machte es anders, seine Themen interessierten mich wirklich. Nach unserer Zusammenarbeit wollte ich aber keine weiteren Musicals mehr machen.

2012 wurden Sie zur UNESCO Friedensbotschafterin ernannt. Sie wollen junge Mädchen ermutigen, mit ihrer Bildung zu überzeugen, besonders im "Stem Field" (Wissenschaft, Technology, Ingenieur, Mathematik). Warum ist Ihnen das so wichtig?

Dank meiner langen Reise durch die Weiten des Universums fand ich heraus, dass nur 20% Frauen im StemField arbeiten – in Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik. Es sollten viel mehr sein, wir können das! Diese Branche war immer sehr von Männern dominiert und es ist erstaunlich zu sehen, was manche jungen Mädchen geschafft haben, ohne viel Geld im Hintergrund. Aber sie fanden durch das Internet einen Weg zum Lernen, sie gingen auf Universitäten. Sie brauchten aber eine finanzielle Unterstützung, die sie weiterkommen ließ, um ihre Ausbildung zu beenden, zu perfektionieren. Deshalb haben wir einen Fond gegründet. Diese unglaublichen Mädchen haben so viel Talent – das muss gefördert werden. Oh mein Gott – meine Intelligenz berührt noch nicht einmal ihren kleinen Zeh. Und sie sind noch Teenager…

Wie können Sie junge Menschen ermutigen, an die Erfüllung ihrer Träume zu glauben?

Wenn ihr wirklich eine Leidenschaft für etwas habt, einen tiefen Glauben, dann wird euch das auf eine vielschichtige und interessante Reise mitnehmen. Euer Geist wird sich erweitern, ihr werdet an Orte geführt, die ihr euch niemals erträumt hättet. Es ist ein Befreiungsschlag und ihr werdet vollkommenes Glück erfahren. Ich hatte immer viele Träume in meinem Leben, einige haben sich erfüllt, andere nicht. Aber jedes Mal, wenn sich einer erfüllte, habe ich viel dazu gelernt, vor allem über mich selbst.

Susan Bäthje für Koch Universal (Textvorlage)

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