MICHY REINCKE
Interview mit Micky Reincke über seine neue CD "Hatte ich dich nicht gebeten im Auto zu warten"!

Das Album ist ab Freitag (24.01.2014) im Handel erhältlich! 

Die Titel Ihrer Alben und Lieder haben bisweilen auffallend ungewöhnliche Namen. Gibt es dafür einen Grund?

Michy Reincke: Auch wenn viele Begegnungen, Gefühle und Umstände – zum Beispiel sich verlieben oder trennen – vielen Menschen auf ähnliche Weise passieren, ist doch jede Situation für jeden so einmalig wie die Struktur einer Schneeflocke und sollte so unverwechselbar wie möglich geschildert werden. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Wort- oder Satzkombinationen um die Dinge auszuleuchten.

Nach meiner Beobachtung lässt sich die implizite Ordnung eines Songs mit seinen destillierten Informationen, Eindrücken und Erkenntnissen beim Hören besser durch eine interessante und unkonventionelle Refrain-Zeile entfalten als mit einer bei der man glaubt schon alles zu wissen. Sätze zu singen wie zum Beispiel „Ich will die Sache nicht unnötig in die Länge ziehen“ oder „Sie begegnete mir auf die gleiche Art wie der Blitz in einen Baum einschlägt“ sind gleichzeitig musikalische Herausforderung wie auch Freude am Musikmachen. Für mich ist das so als würde ich durch frischgefallenen Schnee wandern.

Auf Ihrem Cover sitzen Sie auf einem Ufo, welche Bewandtnis hat es damit?

Michy Reincke: Warum die Kapsel nicht dann und wann verlassen? Wir sind doch alle mehr oder weniger von Automatismen, Normen und Gedankenmumien umschlossen. Daher taugen unsere großen Freiheiten in jeder Erscheinung ebenso gut dazu Gefängnisse zu sein. Es ist doch so, dass man auf dem Zirkusdach häufiger den umfassenderen Blick hat. Wenn man am Ende nur weiß was sich in der Enge des Zeltes abgespielt hat wird man nicht viel gesehen haben. Möglichkeiten, die Einkapselung durch eigenständiges Denken und Handeln zu sprengen, hat doch eigentlich jeder.

Was mich irritiert, ist eine Jugend die seit einigen Jahren aufgehört hat zu rebellieren und die versucht ihr Heil in Konsum und Posen zu finden und es sich im Automaten gemütlich macht. Es ist immer ein schmaler Grat zwischen Coolness und Trägheit.

Wie empfinden Sie das was Sie tun, wie sehen Sie Ihre Musik selbst?

Michy Reincke: Als eine Rose auf einem Misthaufen. Eine Kerze in einem Bergwerk. Ein kühles Glas Wasser in der Wüste – so was in der Richtung.

Ich bin mir bewusst, dass es unsympathisch klingen kann, aber ich weiß auch, dass die Art wie ich die Sache angehe anders ist und selten.

Mir sagte ein Radiomann schon Mitte der 90er Jahre: „Michy, du kennst doch unser Format; es kann für dich doch nicht so schwer sein dich danach zu richten“. Ich habe das Radio immer geliebt, aber das Radio machte es mir auch oft nicht leicht. Man wird die Qualität eines künstlerischen Ausdrucks und den Reichtum eines künstlerischen Werkes niemals in Quoten und Verkaufslisten bemessen können. Redakteure sollten mit ihrer Kompetenz und Leidenschaft viel größeren Einfluss auf die Beurteilungen von Musik und Texten haben. Warum greift man nicht öfter auf ihre Fachkenntnisse zurück statt immer mehr Zugeständnisse an den Massengeschmack zu machen?
Wir lassen doch auch nicht das Publikum von RTL über die Zusammensetzung des Bundestages entscheiden. Warum erniedrigt man die populäre Kultur mit Marktforschungsergebnissen? Wer braucht wirklich 24 Stunden Hitparadenmusik? Immer Sonne ist Wüste! In der Konsequenz werden Lieder doch schon längst von Betriebswirtschaftlern geschrieben und von Anwälten produziert.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Michy Reincke: Mir erscheint unsere Gesellschaft manchmal wie dieses Bild von Salvador Dali mit den Elefanten, die auf überdimensionalen, dürren Insektenbeinen durch die Wüste ziehen.

Was ist denn die allgemeingültige Definition von Erfolg? Dass wir denjenigen auf die Schulter klopfen, die selbst als menschliche Versager, Trottel und Soziopathen etwas gelten, solange sie nur genügend Geld, Macht und Popularität anhäufen? Ich wünschte wir hätten im täglichen Umgang ein tieferes und mutigeres Verständnis voneinander und für denkende Wesen würdigere Kategorien um uns den Wert eines Menschen bewusst zu machen.

Wie schreiben Sie Ihre Lieder?

Michy Reincke: Ich erzähle Geschichten. Das was in der Reuse hängen bleibt nachdem ich sie durch den Strom gezogen habe. Das bin ich als Musik. Ich male mein Herz auf ein Blatt Papier und singe es laut vor.

Was sagt Ihnen die aktuelle Popmusik in Deutschland?

Michy Reincke: Es ist nicht so, dass ich den Jungen nicht mag, aber man sollte alles vermeiden wofür man eine Maske tragen muss.
Ich bedaure den Mangel an Erlebnistiefe in einem Großteil der abgebildeten deutschen Popmusik. Wir müssen nicht alle in die gleiche Richtung gehen, aber ich glaube, dass das wirkliche Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. Eine echte Vielfalt würde die Sache voranbringen.

Rintintin Musik (Textvorlage)
http://www.rintintinmusik.de/
http://www.michyreincke.de/

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