HOWARD CARPENDALE
"Das ist eine Arroganz, die ich nicht verstehe!" – Howard Carpendale im smago! Exklusiv-Interview (1/2) über die deutsche Radiolandschaft!
(Teile dieses Interviews sind auch im aktuellen “Herzschlager” Heft von MÜLLER Multimedia nachzulesen!)
Herr Carpendale, nach welchen Kriterien haben Sie – bei der Vielzahl Ihrer Hits – "Ihre" CD für ihre neue 'best Of' Kollektion "Das Beste von mir" ausgewählt?
Abseits der großen Hits gibt es auch Titel wie "Willkommen auf der Titanic" oder "Astronaut", die einem breiterem Publikum nicht so bekannt sind, die ich aber immer wieder bei meinen Tourneen spiele und bei meinen Fans sehr beliebt sind. Einige dieser Songs habe ich hier nun zusammengestellt.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr erstes Live-Konzert im Saalbau in Witten am 15.10.1977?
Die ersten Konzerte fanden in Witten und Gummersbach statt. Damals habe ich meine Konzerte noch selbst beworben. Das waren quasi Test-Auftritte. Auch wenn noch längst nicht alles 100%-ig lief, so hat es auf jeden Fall gereicht, dass mein späterer Manager, Herr Weidenfeld, ein musikalisches Verständnis darin erkannte, aus dem er etwas machen konnte. Die Konzerte waren eine sehr bunte Mischung – mit Klamauk und meinen Hits. Ein bunter Abend. Ich bin in vielen Städten gewesen, aber der Saalbau in Witten ist mir noch im Kopf geblieben. Ein sehr angenehmer, schöner Saal.
Wie haben sich Ihre Konzerte seither verändert?
Gewaltig! (lacht) Das hat nichts mehr damit zu tun. Es gibt so viele Künstler, die sagen, dass sie Entertainer sind. Ein Entertainer wird nicht geboren, er muss jahrelang Erfahrung sammeln und lernen, wie man mit einem Publikum spielt. Ich rede jetzt nicht nur von den zwei Stunden auf der Bühne, sondern auch, wie man so ein Programm überhaupt zusammenstellt. Ich höre immer die Frage: "Welche von den 200 Liedern singst Du jetzt?" – das ist nicht richtig. Es ist natürlich die Mischung, aber es kommt auch ein bisschen auf Tempowechsel und das Timing an. Dieses sehr geheimnisvolle Wort "Timing", das man nicht erklären kann. Entweder hat man dafür ein Gefühl oder nicht. Ich glaube, ein Publikum fühlt sich erst wohl, wenn ein Künstler sich auf der Bühne sehr wohl fühlt. Das ist auch eine Erfahrungssache. Es sieht nach außen immer so aus, als ob alles relativ einfach ist, aber jede Sekunde muss man ganz genau durchdenken.
Bereits 1996 haben Sie in Ihrem Song "German Radio" die deutsche Radiolandschaft angeprangert. Hätten Sie sich seinerzeit vorstellen können, dass sich die Situation noch weiter verschlechtert?
Meine eigene Position, was das deutsche Radio angeht, hat sich nie geändert. Ich hätte mir gewünscht, dass es sich verbessert hätte. Aber im Gegenteil, es wird eigentlich immer noch schlimmer. Ich kenne das aus Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien, die sehr, sehr stolz auf ihre eigene Musik sind, nicht. Ob man "Atemlos" jetzt mag oder nicht, aber bei einem Titel, der sich zum größten Hit aller Zeiten in der deutschen Musikgeschichte so hochmausert, finde ich schon, dass es die Pflicht eines jeden deutschen Radiosenders ist, den Hörerinnen und Hörern diesen Titel zu spielen. Aber nichts. Das wird genauso behandelt wie alle anderen Künstler, die für diese Radiosender nicht passend sind. Das ist eine Arroganz, die ich nicht verstehe.
Inwieweit knüpft ihre demnächst erscheinende neue Biografie ("Das ist unsere Zeit") an Ihren Bestseller von einst ("Von oben sieht alles anders aus") an?
Es wäre nicht richtig zu sagen, es wäre eine Autobiografie. Da sind natürlich sehr viele autobiografische Züge drin. Aber es ist ein Buch mit etwa 20 Kapiteln über Themen, die mich sehr interessieren. Das sind Themen wie natürlich die Branche und der Beruf, in dem ich mich befinde, aber auch Sterbehilfe, Politik und Religion.
Ein Blick zurück. Ihre erste Komposition (1963) soll ein Titel namens "She's A Woman" gewesen sein. Wurde dieser Song jemals veröffentlicht?
Als Platte schon.
Und "Endless Sleep", 1964?
… war auch eine Single. Die gibt es auch auf irgendwelchen alten "Best Of" CDs. "Endless Sleep" war ein Welthit, nur leider nicht von mir (lacht). Ich habe eine Cover-Version davon gemacht.
Wann erscheint die Live-DVD zu Ihrem aktuellen Tournee-Programm?
Aufgezeichnet ist sie schon. Das hängt davon ab, wie das nächste Jahr verläuft. Im Moment sind sehr, sehr viele Projekte am Entstehen. Wann die Live-DVD da reinpasst, kann ich nicht genau sagen.
Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de
http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.howard-carpendale.de