UDO JÜRGENS
smago! CD-Kritik: Udo Jürgens mit "Mitten im Leben" auf dem Zenit seines künstlerischen Wirkens!

Der 79-jährige Entertainer setzt mit seinem 53. Studioalbum erneut neue Maßstäbe! 

Er ist die feste Konstante in unser aller Leben. Er ist einer der erfolgreichsten Entertainer unserer Zeit. Und er hat uns immer noch so unendlich viel zu sagen.

UDO JÜRGENS hat sich mit seinem 53. Studioalbum "Mitten im Leben" erneut selbst ein eigenes Denkmal gesetzt. Ganze elf Monate Zeit hat er in seine neue Produktion gesteckt und ist hierbei – Gott sei Dank – keinerlei Kompromisse eingegangen. Die Produktionskosten von "Mitten im Leben" dürften locker dem Gegenwert eines größeren Reihenhauses in sehr guter Wohnlage entsprechen. Und bei all dem ganzen Müll, der immer und immer wieder auf dem Markt geworfen wird, ist es kaum zu glauben, dass in der heutigen Zeit noch so etwas Schönes und Zeitloses produziert wird. Denn selbstverständlich hat Udo Jürgens auch diesmal wieder mit "großem Besteck" gearbeitet. So spielen bei seinen neuen Songs bisweilen bis zu 87 (echte) Musiker mit (die Orchesteraufnahmen wurden mit dem großen Filmorchester Babelsberg eingespielt). Sein Drang und sein Hang zu absoluter Perfektion ist uns Udo mit den Jahren nicht abhanden gekommen. Im Gegenteil. Er geht jedes neue Album so an, als würde es sein letztes sein.

Auch diesmal fällt einem die fast schon übertrieben deutliche Aussprache Udo Jürgens' auf – Udo ist wie ein Lehrer beim Deutschdiktat, der es ganz besonders gut mit seinen Schülern meint. (Und "Mitten im Leben" degradiert nahezu alle, die im Unterhaltungsbereich arbeiten, ganz automatisch zu seinen Schülern.)

Bereits die erste Radio-Single "Der Mann ist das Problem" ist ein ganz hervorragender Einstand. Obwohl mit einer Laufzeit von 4 Minuten und 23 Sekunden (einen "Radio Cut" hat Udo Jürgens abgelehnt – entweder die Sender spielen den Song in voller Länge oder sie spielen eben nicht, das ist nun einmal die neue Leichtigkeit seines Seins) nicht gerade kompatibel für das deutsche (und österreichische) Formatradio, hatte es der Song bei Redaktionsschluss bereits bis auf Platz 2 der Airplay Charts "Deutschland Konservativ" geschafft. Von der textlichen Bauweise her schlägt "Der Mann ist das Problem" – ähnlich auch wie im Übrigen "Der gläserne Mensch" – in eine ähnliche Kerbe wie seinerzeit "In Lüneberg war Volksfest". Udo Jürgens gefällt sich eben darin bisweilen auch mal zynisch zu sein. Musikalisch ist "Der Mann ist das Problem" ein bisschen "Boogie Woogie Baby", "Aber bitte mit Sahne" und "Mit 66 Jahren".

"Was ich gerne wär' für dich" ist eine Ballade wie aus dem Udo Jürgens Bilderbuch.

"Alles aus Liebe" (das Intro ein bisschen im "Winter Wonderland" Stil gehalten) ist ein gemütlich vor sich hin swingendes großartiges Stück Musik von Hand gemacht, das zum Ende hin so richtig musikalisch aufgeht. (Selbst ein Robbie Williams wird spätestens jetzt zum Schüler von Udo J.!) Gleichzeitig bietet "Alles aus Liebe" auch ein Stück Lebensberatung – geschrieben aus der Lebenserfahrung eines 79-Jährigen (, dessen biologisches Alter sich wahrscheinlich bei +/- 45 einpendelt hat,), der bereits die ganze Welt gesehen hat.

Einige der zwölf Songs werden durch sogenannte "Intermezzi" ("Dieser Tag" – "Unser Glück" – "Der Augenblick" – "Diese Lieder") vorbereitet, darunter auch die zweite große Ballade auf "Mitten im Leben" . "Wohin geht die Liebe, wenn sie geht".

Der Song "Das Leben bist du", der sich durchaus als ein weiterer Leitfaden durch das Leben versteht, erinnert im Intro stark an "I'm Not In Love" von Ten CC, von der Machart (vom Arrangement) her geht "Das Leben bist du" in Richtung "Hautnah", Titelsong seines 1984 erschienenen Albums.

"Mein Ziel" darf durchaus als ein fast schon symphonisches Werk bezeichnet werden. Musikalisch treffen hier ein ganz, ganz kleines bisschen "Maybe" (Titelsong der Serie "Der Mann aus den Bergen") von Thom Pace und – wenige Take im Arrangement – "Dancing Queen" von ABBA (Passage "Having The Time Of Your Life") aufeinander. Oliver Spiecker ist mit "Mein Ziel" ein echtes Meisterwerk von einem Text geglückt. Zumal sich der leibhaftige Udo Jürgens darin 1:1 widerspiegelt, wenn er beispielsweise singt:

"Ich reiß sicher auch keine Bäume mehr aus, doch ich will und werde noch welche pflanzen.
Es gibt auch kein Leben aus altem Applaus  – wie willst Du Dein Gestern verbuchen?
Es zählt nur das Heute und, jeden Tag neu, – musst Du es wieder versuchen."

Allein in "Die riesengroße Gier" hechelt Udo Jürgens dann doch dem Zeitgeist ein bisschen sehr hinterher. Denn das Epizentrum von Bankenkrise und Lehmann Brothers Affäre liegt nunmehr gut und gerne sechs Jahre zurück. Aber wenn man seine Alben nunmehr nur noch im 3-Jahres-Rhythmus veröffentlicht, muss man das wohl oder übel in Kauf nehmen. (Zudem gleicht Udo mit dem Verweis auf "schwule Fußballer" in "Liebe bleibt Liebe" alles wieder aus. So schnell hat Udo Jürgens – oder in diesem Fall der Textdichter Frank Ramond, der erstmals einen Titel für Udo beigesteuert hat, noch nie auf aktuelle "Ereignisse" reagiert!)…

Warum er einen "Vogel im Käfig" nicht sehen mag, verrät er uns in einer seiner weiteren Balladen.

Dass Udo Jürgens jetzt nicht gerade der größte Befürworter des Internets ist, dürfte zwischenzeitlich hinlänglich bekannt sein. Kann man es ihm verdenken…? – Nein. Mögen ihm bösgesonne Kritiker auch einen gewissen "Altersstarsinn" vorwerfen, so hat ein Titel wie "Gefangen im Netz" durchaus seine Berechtigung. Die Ironie des Schicksals ist nur, dass sich Udo selbst gerade "Gefangen im Netz" sah, wie sie unserem ausführlichen Bericht von der Album-Präsentation (HIER in voller Länge nachzulesen) entnehmen können. "Gefangenen im Netz" ist quasi der Fortsetzungssong von "Du bist durchschaut", weist (allerdings ganz minimale!) Ähnlichkeiten mit seinem Song "Eis zu Feuer" auf und endet in etwa wie eines seiner Lieder, die im Schatten stehen: "Die Stadt in der Sonne".

Dass der Titelsong "Mitten im Leben" erst an die 15. Stelle gesetzt wurde, das ist relativ einfach erklärt: Er gehört schlicht und ergreifend zu den eher etwas schlechteren Songs. (Auch in "Mitten im Leben" schimmert übrigens ein bisschen "Hautnah" durch…)

Dafür hat sich Udo Jürgens mit "Zehn nach elf" selbst ein neues Schlusslied für seine große Tournee im Herbst 2014 geschrieben (deText steuerte sein langjähriger Stammtextdichter Wolfgang Hofer, aus dessen Feder beispielsweise auch die erste Rundfunk-Single "Der Mann ist das Problem" stammt). Darin gewährt uns Udo Jürgens einen sehr intimen Einblick in sein Innenleben – wie es in ihm aussieht, wenn nach einem gut dreistündigen Konzert der letzte Akkord verklungen ist und er in seiner Garderobe den Bademantel auszieht.

Das Album "Mitten im Leben" präsentiert uns einen Udo Jürgens auf dem absoluten Zenit seines künstlerischen Wirkens.

Und da ihm beispielsweise ein Charles Aznavour in einer ganz hervorraganden Art und Weise vorlebt, dass man auch noch mit 90 Jahren neue Tonträger veröffentlichen und immer noch auf die Bühne kann – und zwar OHNE dass die Zuschauer Mitleid mit einem haben – dürfen wir noch auf mindestens 2 – 3 weiter Udo-Album in dieser Qualität hoffen.

Das 54. Studioalbum von Udo Jürgens dürfte – rein rechnerisch – dann irgendwann in der ersten Jahreshälfte 2017 erscheinen. Udo wäre dann 82 Jahre jung…

Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de
http://www.ariola.de
http://www.udojuergens.de

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