UDO JÜRGENS
Udo-Jürgens-Abend im Theater Oberhausen!

“Merci Cherie” – eine sehr gelungene Hommage an Udo Jürgens´ Lebenswerk! Ein Bericht von Stephan Imming! 

Ein Udo Jürgens-Fan hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Oberhausener Theater-Ensemble eine Udo-Jürgens Hommage namens "Merci Cherie" geplant hat. Ich war erst skeptisch, ob das interessant werden könnte, weil ähnliche Veranstaltungen wie das Udo-Musical "Ich war noch niemals in New York" oder die TV-Gala "Mitten im Leben" mich nicht wirklich überzeugt haben.

Andrerseits hat der Meister selbst sich ja gewünscht, dass seine Musik weiterlebt – und das Ambiente eines Theaters ist ja durchaus etwas, das zu Udo passt. Also habe ich mir das allerletzte Ticket gekauft und bin nach Oberhausen gefahren – ohne große Erwartungshaltung.

Im Theater angekommen, erblickte ich links einen Flügel, vor dem große rote Rosen standen – und rechts einen Schreibtisch mit Lampe, auf dem einige Manuskripte lagen.

Schon der erste Song war eine Überraschung – wer angesichts der Kurzfristigkeit des Einberaumens der Veranstaltung mit einem Evergreen Marke "Griechischer Wein" gerechnet hat, wurde enttäuscht – der Pianist und musikalische Leiter des Abends, Kai Weiner, begleitete sich selbst und sang gefühlvoll "Bis ans Ende meiner Lieder".

Im Anschluss betrat ein Moderatoren-Duo die Bühne, das souverän und charmant durch den Abend führte: Martin Müller-Reisinger, der den Abend mehr als gelungen konzipiert hat, begrüßte das Publikum mit den Worten, dass es dem Oberhausener Theater (und wohl ihm selbst, seines Zeichens geborener Österreicher) ein "besonderes Anliegen" sei, Udo Jürgens mit diesem Abend zu ehren. Co-Moderatorin war Susanne Burkhard, die auch einige Lieder im Verlaufe des Abends selber interpretiert hatte.

Neben Gesang und Doppel-Moderation hatte der Abend noch ein sehr interessantes drittes Standbein: Der Schauspieler Hartmunt Stanke las aus Udo-Jürgens-Interviews und -Statements und vermittelte dem Publikum so einen Einblick in Udos Schaffen.

Gleich der zweite Song des Abends lässt eingeschworene Udo-Fans mit der Zunge schnalzen: In einer wunderbaren Interpretation sang Laura Angelina Palacios mit "Auf der Straße der Vergessenheit" einen unbekannteren Udo-Klassiker – begleitet von einem beeindruckenden vierstimmigen Chor. Dem Vernehmen nach wurden diese Chor-Sätze erst ganz kurz vor der Aufführung einstudiert, was die mehr als gelungene Interpretation nochmals mehr aufwertet.

Im Anschluss wurden die Udo-Klassiker "Illusionen", "Aber bitte mit Sahne" (erneut mit schönem 2-stimmigen Chor, der allerdings immer etwas zu früh einsetzte),  "Es lebe das Laster" (interessante Text-Variante: "denn der Brave wird nirgendwo vermisst" – bei Udo heißt es: "..denn wer brav ist, wird nirgendwo vermisst"), "Siebzehn Jahr', blondes Haar" (erneut starke weibliche Chor-Begleitung), "Immer wieder geht die Sonne auf"  und "Griechischer Wein" zu Gehör gebracht.

Spätestens mit letztgenanntem Klassiker, dem letzten Song vor der Pause, brachen die Dämme – war das Publikum bis dato noch eher höflich-distanziert, allerdings aufmerksam lauschend, wurde (motiviert von Moderator Müller-Reisinger) lauthals mitgesungen.

In der ersten Halbzeit erfuhr das Publikum u. a., dass Udo im Chanson seine musikalische Heimat sah, weil darin quasi Musik eine Form von Literatur war. Den Begriff Schlager mochte er nicht, weil ein Lied Substanz haben müsse. Außerdem stellte sich Udo wohl die Frage, warum Hansi Hinterseer nicht einfach beim Skifahren blieb und begründete so, warum er den Begriff "Schlager" nicht wirklich mochte – erst recht nicht bezogen auf sein musikalisches Werk.

Die Rede war auch von Alkohol-Exzessen in frühen Jahren – später trank er lt. Oberhausener Ensemble eher mal ein Glas Wein oder Eierlikör mit seinem Freund Udo Lindenberg.

Die unvermeidliche Story der angelegten Ohren wird auch nicht ausgelassen, wobei die frivole Bemerkung, dass die Damen seit damals Udo "die Stange hielten" eher selten zu hören ist – wobei einschränkend bemerkt wurde, dass Udo im Leben zwei natürliche Feinde hatte – das Finanzamt und Alice Schwarzer.

Dafür war er überaus bekannt – bei der 100-Jahr-Gala soll dem Vernehmen nach der Borusse Dede gesagt haben, dass ihm der Name "Udo Jürgens" ein Begriff sei, er allerdings bislang noch nicht mit ihm zusammen gespielt habe.

Die zweite Hälfte des kurzweiligen Abends wurde erneut mit einem nicht sehr oft gehörten Lied eröffnet: "Sag ihr, ich lass sie grüßen", der 50 Jahre alte Eurovisions-Klassiker, stimmte die Zuschauer auf den zweiten Teil der Hommage an.

Mit "Ein ehrenwertes Haus" wurde bewiesen, wie nah das Ensemble an Udo dran war: So wie es Udo sogar bei einer Live-CD-Aufnahme ("Open Air Symphony") passierte, so geschah auch beim Udo-Abend ein Text-Hänger, den keiner im Publikum dem Sänger übel nahm. Vielleicht war der Interpret auch nur überrascht, dass der Backgroundchor mit den hohen Stimmen männlichen Geschlechts war.

Richtig bemerkenswert war die überaus überzeugende Interpretation Sophie Louise Killers des Evergreens "Lieb Vaterland" – erneut unterstützt von einem bärenstarken vierköpfigen Begleitchor. Die Interpretin blieb direkt auf der Bühne und setzte mit dem Duett "Liebe ohne Leiden" noch einen drauf. Richtig toll reagierte dabei auch das Oberhausener Publikum, das während des Liedes zuhörte und im "dü-dü-dü-düp" Teil begeistert mitklatschte, um das Klatschen mit Beginn der nächsten Strophe wieder einzustellen – klasse…

Nun kam die Sprache auf einen von Udos schönsten und bedeutendsten Liedern: "Was ich Dir sagen will". Die These, dass Udo damit "28 Monate Nummer 1 in Japan" gewesen sei, liest man zwar an vielen Stellen – bis heute bin ich aber noch auf der Suche nach der japanischen Studio-Version dieses Klassikers – selbst eingefleischte Fans verfügen über keine Aufnahme dieses ominösen "Wakare no asa" – der Song an sich ist in Japan sicher extrem bekannt – aber Udo selbst hat diesen Song zumindest nach meinem Kenntnisstand nie auf Tonträger veröffentlicht (- vielleicht abgesehen von einer japanischen Live-LP).

Solche kleinen inhaltlichen Patzer kann man vielleicht bei künftigen Abenden dieser Art noch korrigieren – beispielsweise hatte Udo nicht sein Film-Debut im Streifen "Unsere tollen Tanten in der Südsee", und den Namen "Udo Jürgens" hat er schon bei seiner ersten Single-Veröffentlichung verwendet und nicht erst danach. Und die 411 Wochen Nummer-1-Single-Platzierungen dürften auch schwer nachvollziehbar sein 🙂

Mit "Ich war noch niemals in New York" und "Merci Cherie" wurden noch mal zwei echte Udo-Klassiker zu Gehör gebracht, wobei insbesondere bei "New York" das Theater stimmungsmäßig förmlich kochte.

So überraschend, wie der Abend eröffnet wurde, so originell war auch der Schluss – mit "Mitten durch's Herz (Reprise) – Zärtlicher Chaot" – hier muss man dem "Drehbuch-Schreiber" des Abends ein großes Kompliment machen, gerade diese Worte für den Schluss gewählt zu haben:

Denn jede Trennung ist so wie ein kleines Sterben.
Ich kenne jedes Glück und jede Art von Schmerz,
Doch dein "Auf Wiederseh'n", das geht mir diesmal
Mitten durchs Herz.

Dschungel voll Gefühl,
Wenn's nun Abschied heißt:
Dankbar für all das,
was ihr für mich seid.

Aufbruch, immer neu,
Vorbei ist nicht – vorbei!
Ein Lied trotz aller Not
Und Steine werden Brot.

Auf Wiederseh'n, was uns auch immer droht,
Good bye – Der zärtliche Chaot!

 

Nun gab es kein Halten mehr: Mit Standing Ovations wurde das Ensemble gefeiert – und ohne zwei Zugaben wurden die Protagonisten nicht von der Bühne gelassen (- fehlte fast nur noch der Bademantel – aber genau DAS machte ja den Abend aus: Udo wurde nicht parodiert oder imitiert – nein, seine Lieder wurden eigenständig vorgetragen).

Bis zum Schluss habe ich keinen Zuschauer beobachtet, der vorzeitig das Theater verlassen hätte, was ein großes Kompliment an das Ensemble ist.

Im Anschluss an den Abend hatte ich gemeinsam mit einem anderen Udo-Fan die Freude, noch zunächst den musikalischen Leiter, Kai Werner, kennenzulernen, der zu berichten wusste, dass seines Wissens keiner der Darsteller je einem Udo-Jürgens-Konzert beiwohnte und die Schauspieler wegen anderer Engagements kaum Zeit zu proben hatten. Seine wunderbaren Chor-Arrangements konnten erst in letzter Sekunde einstudiert werden, und einige Stücke mussten noch hinsichtlich der Tonart "passend gemacht werden" für den Interpreten.

Moderator und Autor des Abends war Martin Müller-Resinger. Auch mit ihm durften wir uns noch unterhalten – und es war spürbar, wie wichtig ihm war, Udo als Chansonnier zu präsentieren, der eben kein Schlagersänger war. Ganz bewusst wurde immer wieder eingestreut, das Pop-Musik und geistiger Anspruch keine Gegensätze sein müssen – getreu Udos Motto, "Unterhaltung mit Haltung" machen zu wollen.

Es ist wohl geplant, die Veranstaltung im Mai zu wiederholen. Man kann nur jedem Udo-Fan eindringlich empfehlen, sich rechtzeitig eine der begehrten Tickets zu sichern – es lohnt sich auf jeden Fall, hier wird Udo Jürgens' Lebenswerk würdig und beeindruckend, aber doch auch charmant und kurzweilig gehuldigt.

Stephan Imming, 08.03.2015
http://www.ariola.de
http://www.udojuergens.de

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