UDO JÜRGENS
Sensation: Neues Udo Jürgens-Album mit teils unveröffentlichten Aufnahmen!
Schon 1993 fragte Stephan Imming nach Wiederveröffentlichung von LPs – sollte nun der Durchbruch erreicht sein?
Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Fans seit Jahrzehnten nach Wiederveröffentlichung alter Aufnahmen von UDO JÜRGENS, wobei insbesondere die anspruchsvollen Chansons und Erfolge aus der Vogue-Zeit und LPs der frühen 1970er Jahre im Fokus stehen. Kleine Hoffnung machte das Burger-Management mir schon 1993 in Bezug auf Neuveröffentlichung alter Aufnahmen (- nämlich im Rahmen der Reihe „Lieder, die im Schatten stehen“ –).
Erst gestern meldete smago! die Veröffentlichung eines 30-CD-Setes von Roland Kaiser, ähnliche Produkte von vielen anderen Stars wie Reinhard Mey, Peter Maffay, Caterina Valente und Howard Carpendale sind längst Standard. Von Udo Jürgens hingegen sind nach wie vor selbst sehr populäre Lieder wie „Ich glaube“, „Spiel Zigan“ und „Peace Now“ in Originalversion nicht auf CD erhältlich – von Originalaufnahmen von Songs wie „Sag mir wie“ ganz zu schweigen.
Nachdem gestern die Erfolgsmeldung kam, dass Udos letztes Livealbum mit Gold ausgezeichnet wurde, gab es einerseits Grund zur Freude – andrerseits auch Stirnrunzeln: Was hat Freddy Burgers Rechtsanwältin (auf dem Verleihungsfoto mit abgebildet) mit Udos musikalischem Werk zu tun? Heute wurde nun „einer draufgesetzt“: Es wurde kommuniziert, dass Udo Jürgens’ Aufnahmen auch weiterhin bei Sony Music veröffentlicht werden. Im Musikmarkt heißt es wörtlich: Sony Music wird weiterhin und langfristig den gesamten Katalog aller Udo-Jürgens-Tonaufnahmen vertreiben. Die Formulierung impliziert, dass Sony schon immer alle Recht innehatte, was den geneigten Fan etwas verwirrt, weil es doch immer hieß, dass Ariola nur zu gerne bessere Produkte von Udo auf den Markt bringen würde, aber nicht alle Rechte habe und deshalb immer die schlechteste von allen „17 Jahr, blondes Haar“-Aufnahmen veröffentlichen müsse. Auch das Wort „aller“ führt zu Irritationen – da Udos großes Schaffen seit vielen Jahren im Giftschrank liegt, haben diverse Plattenfirmen seine Frühwerke auf immer wieder neuen Samplern veröffentlicht – nicht ohne Erfolg, weil ja das Vogue-Frühwerk im Giftschrank war, dafür aber das Polydor-Frühwerk auf diversen Tonträgern erhältlich ist. Wenn man von „allen“ Aufnahmen spricht – bedeutet das, der Wiederveröffentlichung aus der „Frühzeit“ von Udo ist ein Riegel vorgeschoben?
Hoch erfreulich ist die Ankündigung, dass „ein neues Album mit teils unveröffentlichten Aufnahmen“ auf den Markt kommen soll. Wenn dem wirklich so wäre, wäre das wie Weihnachten und Geburtstag zusammen für Udofans. Aber: Man kennt ja die Ariola. Im vergangenen Jahr hieß es, dass eine bislang unveröffentlichte Version von „Schau es schneit“ auf einem Weihnachts-Sampler veröffentlicht werde, was aber nicht stimmte (die CD kam zwar auf dem Markt, die Version war aber bereits auf CD erschienen). Und von den bislang unveröffentlichten Aufnahmen der Doppel-CD „Best Of Live Vol. 2“ waren auch einige Schummeleien dabei, beispielsweise wurde beim Udo/Jenny-Duett „Liebe ohne Leiden“ ja nicht etwa die vorhandene Live-Version der TV-Show verkoppelt, sondern vielmehr auf die Studioversion eine Live-Atmosphäre künstlich hergestellt. Hoffentlich gibt es diesmal wirklich wie versprochen „teils unveröffentlichte Aufnahmen“.
Noch wichtiger wäre aber, endlich die großen (teils internationalen) Chansons der 1960er Jahre wiederzuveröffentlichen – vielleicht schafft die Ariola es ja, endlich wirklich ein Produkt auf den Markt zu bringen, das dem Künstler gerecht wird. Wie schnell ein Künstler in Vergessenheit gerät, sieht man ja am großen Peter Alexander (- auch bei Ariola unter Vertrag -): Beim ZDF, das mit PA ja unfassbare Rekorde in Sachen Einschaltquote aufstellte, wird dessen runder 90. Geburtstag ja nur verschämt im Nischenprogramm gefeiert. Es wäre schön, wenn die Erinnerung von Udo etwas besser aufrecht erhalten werden könnte.
Sehr erfreulich ist sicher, dass zumindest der Erbstreit offensichtlich nicht weitere Wiederveröffentlichungen aus Udo Jürgens’ Lebenswerk verhindert. Sollte die Ariola schöne Produkte des Jahrhundert-Entertainers auf den Markt bringen, kann man ihr damit wirklich nur viel Glück und viel Erfolg wünschen.
Foto-Credit: Karim Khawatmi
Stephan Imming, 29.06.2016
http://www.ariola.de
http://www.udojuergens.de