NINO DE ANGELO
Die CD "Liebe für immer" im Test von Holger Stürenburg!

“Ein elegantes, absolut hochwertiges Album zwischen Schlager, Chanson, Rock und Pop”, urteilt der renommierte Musikkritikers …: 

Im Spätherbst 1983, demjenigen Jahr voller Kriegsangst und Furcht vor der Raketenaufstellung in Mutlangen, die nach dem Bundestagsbeschluss vom 22.11. selbigen Jahres, im Sinne des NATO-Doppelbeschlusses, seitens starker Proteste von Heinrich Böll, über Petra Kelly, bis hin zu Dr. Alfred Mechtersheimer, im Dezember 1983 vonstattenging, präsentierte ein junger, in Karlsruhe geborener Deutsch-Italiener namens NINO DE ANGELO den dazu punktgenau passenden ‚Soundtrack‘: „Jenseits von Eden“, geschrieben von Drafi Deutscher (Musik) und Joachim Horn-Bernges (Text), erklang in dunkel-düsterem, fast symphonischen Synthesizer-Sound – und brachte Nino seinen größten Hit ein, der sich über ganze sieben Wochen lang auf dem ersten Rang der damaligen „Media Control“-Charts halten konnte. Nebenbei schrieb dieses feinsinnige, zugleich hochdramatische Lied fraglos Musikgeschichte und gilt als einer der wichtigsten Schlager der 80er Jahre.

Der Interpret dessen hat seitdem viele – private, wie kreative – Höhe- und Tiefpunkte erlebt. Er trat 1989 mit der grandiosen, von Dieter Bohlen verfassten Hochglanz-Ballade „Flieger“ beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ an (erzielte dort Rang 14), legte zwei Jahre später die phantastische Rock-Scheibe „De Angelo“ vor, inkl. so phänomenaler Lieder, wie „La Luna – Der Mond ist schuld“, „Vielleicht muss man erst durch die Hölle“ oder „Du bist das Feuer“. Später sang er proper und mustergültig bekannte italienische Ohrwürmer ein (Album „Un Momento Italiano“, 2004) und 2014 die „Meisterwerke – Die Lieder meines Lebens“, sämtlich Coverversionen seiner eigenen Lieblingstitel anderer Künstler, von Joachim Witt bis „Karat“.

Nun legt das heute 54jährige Stehaufmännchen des einheimischen Schlagers eine brandneue CD vor, die da betitelt wurde „Liebe für immer“ – größtenteils selbst geschrieben und über weite Strecken eine gnadenlose Abrechnung mit seinem eigenen Schicksal, das es nicht immer gut mit ihm gemeint hatte und hat.

Da ich Musikkritiker bin und kein Boulevard-Journalist, werde ich mich in meiner Analyse ausschließlich auf den musikalischen, künstlerischen Aspekt von Ninos neuem Album konzentrieren, und zeitnahe „Revolverpistolen“ aus „BILD“-Zeitung und Co. mir in Gänze aussparen.

14 Titel beinhaltet „Liebe für immer“, in erster Linie mehr Deutschrock/Deutschpop, denn klassischer Schlager, vermengt mit anspruchsvollen, aussagekräftigen, überaus gefühlvollen Texten, die oft schöne, wie nachdenkliche Geschichten erzählen, aber zugleich nicht selten eine eindringliche Selbstreflexion des Vortragenden an den Tag legen.

Die erste Singleauskoppelung, „Solang mein Herz noch schlägt“, ist eine reine, authentische, gesungene Autobiographie und darüber hinaus schlicht und einfach ein edler Pop/Rock-Schlager in angezogenem Tempo, mit welchselbigem „Liebe für immer“ in hochgradigster Manier startet.

Es folgt die prickelnde, balladeske Liebeserklärung an einen undefinierten, surrealen, aber offenkundig sehr hilfsbereiten, vielleicht sogar in gewisser Hinsicht mütterlichen „Angel“, klanglich gehalten in US-amerikanischem Softpop-Kontext, garniert mit wiegenden Streichern und deutlichen Rockgitarren.

„Ans Ende der Zeit“ ist ein eloquenter, voranstrebender Gitarrenpopper, verbunden mit latenten Fox-Elementen, „Augenblick“ erweist sich als gitarrenbetonter, straighter Poprock, erneut US-amerikanischer Ausrichtung, der durch atmosphärische Textformulierungen und eine leidenschaftliche Interpretation regelrecht betört.

Eine außerordentlich wahre These stellt Nino im phonstarken, peitschend rhythmisierten Disco-Popper „Zur Hölle mit der Liebe“ (an dieser Stelle, einen ‚lieben‘ Gruß an Bettina….) auf – tatsächlich kann es zutreffen, dass die Liebe „am Ende wehtut“ (Textzitat). Danach vernehmen wir den sommerlich-eleganten Popschlager „Liebe für immer“, den optimistischen Titelsong von Ninos neuer CD, der jedoch im Booklet als „Eine Liebe, die brennt“ ausgewiesen wird, obwohl diese Zeile im Text überhaupt nicht vorkommt!

Tanzbar, urban und feudal gleichermaßen, erklingt, ausstaffiert mit fetten Rockgitarren, „Mon Amour Cherie (Es gibt Dinge, die man nie vergisst)“, dito gilt dies für den wehenden Powerrock „Bis zum letzten Atemzug“.

Der rasante, drall-deftige, „geile“ Popschlager „Immer im Grenzbereich“ trägt garantiert auch eigene Erlebnisse von Nino in sich, „Unendlich weit“ ertönt in Form eines beinahe Springsteen-nahen Stadionrocks, womöglich gar Ninos persönliches „Born To Run“, mit lyrischer Anspielung auf seinen frühen Hit „Ich sterbe nicht noch mal“ (März 1983), wohingegen „Mach das nochmal“ einen versöhnlichen und dennoch kraftvollen, leicht überkandidelten, dabei durchwegs exquisiten, malerisch-verträumten Gitarrenrocker darstellt. 

„Tattoo“ und „Du musst mich nehmen, wie ich bin“ sind ebenso perfekter Poprock bester Ausprägung; mit dem philosophischen, gitarrengeführten Rocksong „Nicht alle Wege führen nach Rom“ endet das 14 Titel umfassende, von vorne bis hinten vollst überzeugende und zutiefst glaubwürdige, neue Werk des NINO DE ANGELO.

„LIEBE FÜR IMMER“ kann bereits jetzt, im März, also zu Beginn von 2017, als einer der spezifischen Höhepunkte guter, geradezu meisterhafter, teutonischer Musik diesen noch jungen Jahres, auf der Balance zwischen Schlager, Chanson Rock und Pop, intoniert mit liebenswert-brüchiger Stimme eines erfahrenen Mannes, der immer wieder Licht und Schatten ertragen musste, apostrophiert werden. Das Album ist eine elitäre, sicherlich enorm persönliche – daher aber besonders sympathische – Abrechnung von NINO DE ANGELO mit sich selbst und dem von ihm erlebten, in die sich allerdings jeder geneigte Hörer umgehend hineinversetzen kann; es bietet teutonische Pophochkultur, die für klassische Schlagerfans genauso zu empfehlen ist, wie für Anhänger teutonischer Rock- und Popmusik härterer Gangart!

Foto-Credit: German Popp

Holger Stürenburg, 04. März 2017
http://www.telamo.de
https://www.nino-deangelo.com/

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