"MEIN HERZ SCHLÄGT SCHLAGER"
Doppel-CD und DVD "Mein Herz schlägt Schlager" im Test von Holger Stürenburg!

Ob das Herz des renommierten Musikkritikers bei dieser Doppel-CD bzw. DVD höher schlägt, das erfahren Sie HIER…: 

„Mein Herz schlägt Schlager“ – so nennt sich nicht nur der derzeitige, vielbesuchte YOUTUBE Kanal von Ariola, dem Münchener Label für Schlager und mehr, das mit dem Medienriesen SONY Music verwoben ist. Dieser Slogan dient unisono als plakativer Aufhänger der aktuellen Werbekampagne von Ariola für den neuen Deutschen Schlager allgemein und somit natürlich auch und in erster Linie für ansprechende, genrerelevante Produkte dieser alteingesessenen Plattenfirma, die nun schon seit 57 Jahren besteht. Grund für diese Werbelinie unter dem Titel „Mein Herz schlagt Schlager“ ist die Tatsache, dass dieser Musikrichtung bedauerlicherweise immer noch ein schlechtes, falsches, oft negatives Image anhaftet – und dies, obwohl sich Künstler und Produktionen, die diesem oft (gewollt) missverstandenen klanglichen Sektor zuzurechnen sind, in den vergangenen Jahren bei Otto Normalmusikhörer, jenseits aller Besserwisser aus angeblich „aufgeklärten“ Medien und kulturellem Elfenbeinturm, immer größerer Beliebtheit erfreuen, was hunderttausendfach an Frau/Mann gebrachte Topalben und ausverkaufte Megatourneen von z.B. Andrea Berg, Helene Fischer, Matthias Reim, Roland Kaiser und vielen anderen eindrucksvoll dokumentieren.

Nun hat Ariola unter genau diesem Motto „Mein Herz schlägt Schlager“ vor wenigen Tagen jeweils eine Doppel-CD und eine DVD, ausgestattet mit den besten, schönsten und effektivsten Schlagern von hauseigenen Künstlern, auf den Markt gebracht. Die Doppel-CD beinhaltet 18 aktuelle Ariola-Produktionen auf CD-01 und nochmal so viele „ultimative PartySchlagerHits“ auf der zweiten Silberscheibe, die überwiegend aus den 70er und 80er Jahren stammen und noch heute zu den bekanntesten, begehrtesten und beliebtesten Stilvertreten zählen. Auf der DVD hingegen wartet Ariola mit ganzen 26 knackigen Promo-Video-Clips zu brandaktuellen, schlagergemäßen Themen auf.

Zum hübschen Gesicht dieser Kampagne wurde die brünette Vanessa Mai auserkoren, die seit 2012 zuvorderst als feurige Leadsängerin des aus dem Baden Württembergischen Aspach stammenden Schlagertrios „Wolkenfrei“ aufgefallen ist. „Wolkenfrei“ haben Anfang 2014, eben bei Ariola, ihr famoses, romantisch-poppiges Debütopus „Endlos verliebt“ veröffentlicht, das kurz darauf umgehend die Top 20 der deutschen Albumcharts stürmte und inzwischen fünf reputierliche Radiosingles abgeworfen hat. So war Vanessa, als Frontfrau von „Wolkenfrei“, sofort mittenmang dabei, als ihr die Ariola antrug, Herz, Stimme und Blickfang von „Mein Herz schlägt Schlager“ zu werden. Folglich sang die gelernte Mediengestalterin nicht nur gleich den hymnischen Disco-Fox-Aufhänger der Aktion im derzeit offenbar unvermeidlichen, gehetzt-grellen „Atemlos durch die Nacht“-Klangbild ein, der mit einem regelrechten, gellenden (plärrenden?!?) Urschrei „Meiiiinn Heeeerz schläägt Schlaaahhhger“ heftig-deftig (kreischend?!) beginnt. Auch ist ihre Band, die übrigens im August diesen Jahres ihren langersehnten CD-Zweitling vorlegen wird, gleich mit mehreren Beiträgen aus „Endlos verliebt“ für hier analysierte Doppel-CD („Ich versprech‘ Dir nichts und geb Dir alles“ (Fox Radio Mix), „Der Zaubertrank ist leer“ (Radio Edit)) bzw. DVD (beide genannten Titel in den Single-Mixes, plus „Jeans, T-Shirt und Freiheit“, im Juli 2013 die erste Single des Trios) auf die Tracklisten gesetzt worden.

Direkt aus dem sagenhaften „Atlantis“ auf die Doppel-CD, zauberte sich der neu rhythmisierte Fox-Mix von Andrea Bergs 2014er-Radiorenner „Himmel auf Erden“, während auf der entsprechenden DVD der in der Kölner Lanxess-Arena mitgeschnittene Live-Clip dieses wiegenden Ohrwurms zu sehen ist, der übrigens von niemand geringerem geschrieben wurde, als von dem allseits angesehenen Kollegen Andreas Martin, der auch hier wie immer mit dem richtigen Riecher für prägnante, pointierte Kompaktschlager zur Sache ging. Den Neunkirchner Grandseigneur des schmusigen Schlagerfox selbst sehen wir auf der DVD mit einem fröhlichen Zeichentrick-Animationsvideo zum großartigen Titelsong seiner 2014er-Hit-CD „Für Dich“.

Nach seinem Vertragsabschluss mit Ariola vor knapp zwei Jahren, legte Roland Kaiser bald darauf sein aktuelles CD-Meisterwerk „Seelenbahnen“ vor, für das der Edelmann des anerotisierten Feudalschlagers einmal wieder zur kreativen Höchstform aufgelaufen war. Besonders das prachtvoll voranstrebende Softrock-Duett mit der quirligen Songwriter-Partnerin Maite Kelly, „Warum hast Du nicht Nein gesagt?“, wurde von den Fans der personifizierten Pop-Höflichkeit begeistert aufgenommen, so dass von diesem fulminanten Titel, nach dem durchschlagenden Erfolg des Originalmixes, zusätzlich noch ein donnernder „Pop Mix“ (hören wir auf der CD), sowie ein energetisch verführerischer „Club Mix“ (sehen wir auf der DVD) hergestellt wurde.

Rolands großartige 1985er-Jugenderinnerung „Hier fing alles an“ wurde exklusiv für die Do-CD „Mein Herz schlägt Schlager“ von dem noch näher vorzustellenden Hamburger DJ-Duo „Schwebende Wälder“ very british, im schwülen Großraumdisco-Sound der „Pet Shop Boys“, geradezu phänomenal – modernisierend, aufputschend, aber niemals zerstörend oder gar persiflierend – neu abgemischt, während seine hingerissene Ode auf die umwerfende, urbane Traumfrau „Joana“ in einer graziösen, rockig-aufstrebenden, um feiste, füllende Bläsersätze und krachige E-Gitarren ergänzten, knapp siebenminütigen Konzertfassung zum Einsatz kommt, ‚live‘ aufgezeichnet am 02. August 2014, vor über 25.000 Zuschauern, bei der alljährlichen Kultveranstaltung „Kaiser-Mania“ auf den Dresdner Elbwiesen.

Das nordrhein-westfälische Schlager-Duo „Fantasy“ präsentiert auf der Audio-CD seine ultrareingängige, aktuelle Single „Darling“ und auf der DVD, zusätzlich zu einem bunten Clip zu diesem wiegenden Titel, die elektrisierende, letztjährige Sommersonnesamba-Tanzorgie „R.I.O. – Es geht nach Rio de Janeiro“. Einen „Wu wu wu wu wunderbaren“ Disco-Fox-Rock-Schlager-Mix vernehmen („Wunderbar“- geschrieben von Joachim Horn-Bernges und Matthias Reim (!)) und sehen („Ich wähl‘ Deine Nummer“, ebenfalls „Matzes“ Kompositionstalent entsprungen) wir seitens des stimmstarken Ex-DSDS-Teilnehmers Norman Langen; hochkarätigen teutonischen Neo-Pop bester Güteklasse hat die begabte, gebürtige Georgierin Maria Levin für CD und DVD im Gepäck („Ein neuer Himmel“). Untermauert von gefühlten tausend Streichern des legendären Filmorchesters Babelsberg, interpretiert Starkomödiant Hape Kerkeling mit gekonnt überhöhtem Pathos in der Stimme eine göttlich überdrehte, perfekt zersägte Neufassung von Ireen Sheers heißblütigem 1978er-Beitrag zum Grand Prix Eurovision de la Chanson, „Feuer“, die ebenfalls zu den künstlerischen Höhepunkten auf CD-01 von „Mein Herz schlägt Schlager“ gerechnet werden muss.

Klar, dass in Anbetracht einer solch Riesenauswahl von 18 neuen Ariola-Liedern fürs Ohr und 26 von der Münchener Firma verantworteten Musikvideos gleichsam fürs Auge auch einige Beiträge darunter zu finden sind, die einem impulsiven CD-Kritiker, der ja auch über einen eigenen Geschmack verfügt, nicht so sehr aus dem Herzen sprechen, wie es sich die Verantwortlichen vielleicht wünschen. So geht es mir z.B. in puncto der unnötigen rhythmischen Aufmotzung von Wolfgang Petrys zuvor eher unbedeutendem 1995er-Albumtitel „Einmal noch“ mit langweilig ruckelnden Möchtegern-Kylie-Minogue-Beats, die uns als angebliches Wolle-Comeback 2014 verkauft werden sollte. Diese Vorgehensweise belegte – ihrem Titel gemäß – „einmal noch“ in aller Form, dass es wirklich an der Zeit war, dass unser heißgeliebtes Ruhrpott-Idol jeden Tag „brandneu“ (und nicht nur mit dumpfer Rhythmik bestenfalls verschlimmbessert) ausgestalten und ausleben möge. Nur dadurch – und nicht durch das sinnlose Aufwärmen im tumben „Einmal noch“-Style – hat sich Wolle mittels des dazugehörigen Spitzenalbums „Brandneu“ (das auf „Mein Herz schlägt Schlager“ leider keine Erwähnung findet) erst kürzlich eine wahrlich würdige, tiefgreifende und unerwartet direkte und ehrliche Rückkehr ins Popgeschehen ermöglicht.

Dass „Einmal noch“ in Konzeption und Umsetzung alles andere als zukunftsträchtig und erfrischend war und Wolle P. schon vor genanntem „brandneuen“ Songfeuerwerk zu gutem, handfesten deutschen Poprock fähig wär, beweist die hintergründig rockende Gitarrenorgie „Rettungsboot“, die der einst langmähnige ‚Kölsche Jong‘ im Sommer vor einem Jahr gemeinsam mit Sohnemann Achim Petry für dessen vierte Soloarbeit „Mittendrin“ aufgenommen und produziert hatte, wobei – wenn ich meinen Ohren trauen darf – für vorliegende Ariola-Werkschau eine ausnahmslos von Sprössling Achim intonierte Soloversion des ursprünglichen Duetts genutzt wurde.

Es ist selbstverständlich niemandem untersagt, das volkstümelnde Schlager-Duo „Die Amigos“ hochgradig zu verehren. Genauso wenig aber ist irgendein Mensch auf Gottes schöner Erde dazu gezwungen, dessen unerträglich schwülstige Schmonzetten a la „Dann brennen die Feuer“ (im hämmernd bumsenden „Aloha-Mix“ auf der CD) bzw. „Sommerträume“ (auf der DVD) mögen zu müssen. Dieselbe Gesetzmäßigkeit gilt gleichermaßen für den gnadenlos vor sich hin schnulzenden Ex-Skifahrer Hansi Hinterseer („Heut‘ ist Dein Tag“, auf der DVD) bzw. den chilenischen Jammerbarden Jose Valdes („Senorita“, DVD).  Im gänzlich unspannenden Durchschnitt verbleiben darüber hinaus ein in die Jahre gekommener Olaf Henning („1000 Farben“, auf der CD als dröge dahinplätschernder Discofox, auf der DVD ‚live‘ als mährige Balladenauslegung) und ein hellstimmiger Tanzschlager-Epigone, der auf den Namen Christian Jährig hört (aber hinsichtlich seiner vorpubertären Stimmfarbe nie und nimmer „voll-jährig“ klingt!); einen Namen, den zumindest meine Wenigkeit jedoch bereits wieder vergessen hat, bevor des Trägers dieses Namens langweiliger Fox-Verschnitt „Roulette“ überhaupt ‚rienne va plus‘ gesagt hat und im Rausch des Mittelmaßes verklungen ist…

Ein ganz anderes Kaliber bieten dagegen der sympathische Kärntner Bua Nikolas Presnik alias Nik P., der auf „Mein Herz schlägt Schlager“ mit dem tiefsinnigen, straight antreibenden Romantik-Rock-Geniestreich „Du musst ein Engel sein“ (CD) und einer (Pseudo?)-Live-Version seines unschlagbaren „Sterns (der Deinen Namen trägt)“, entnommen Andrea Bergs „Heimspiel“-Special, zum wohlverdienten Zuge kommt, und selbstverständlich unser „Big Brother“-gestählter Lieblingspolarisierer Michael „Der“ Wendler mit seiner selbstkomponierten Edel-Fox-Eloge „Die Maske fällt“, dem vor schillernder Eleganz und kunstvoller Dekadenz nur so strotzenden Titelsong seines vor wenigen Tagen  erschienenen, neuen Longplay-Albums.

Ausschließlich auf der DVD vorgestellt werden z.B. die sympathische Tiroler Austropop-Chanteuse Hannah mit ihrer wuchtigen Dialektrock-Explosion „I halts nit aus“, der Holländische Jungstar Jan Smit, der mit einer voluminösen Powerballade namens „Noch einmal mein Herz“ glänzt, oder die steirische Schlagerrockband „Seer“, von der die dralle Rockpop-Ballade „Heut‘ heirat‘ die Liebe meines Lebens“, live von ihrem Jubiläums-Open-Air im heimatlichen Örtchen Grundlsee, für die visuelle Ausgabe von „Mein Herz schlägt Schlager“ ausgewählt wurde. Auch Udo Jürgens‘ letzter großer Radiohit „Der Mann ist das Problem“, erschienen vor einem Jahr auf seiner wahrhaftig phantastischen (Beinahe)-Rock-Scheibe „Mitten im Leben“, ist als Video zu genießen, allerdings nur in einem ironischen Animationsmodus, ohne sichtbare Mitwirkung des Ende letzten Jahres verstorbenen Chanson-Großmeisters.

Nicht der Rede wert hingegen: Der einstige Potsdamer „Mädchenmillionär“, Bürger Lars Dietrich, der mittels einer Art Techno-Rap-Schlagers, „TV Show“ genannt, wohl nur für in der „DDR“ sozialisierte Mitmenschen so richtig nachvollziehbar, der einstigen Ost-Musiksendung „Ein Kessel Buntes“ eine schräge Hommage widmet, der offenbar unvermeidliche Solo-„Flipper“ Olaf bzw. dessen penetranter Ohrenbelaster „Ich mach’s wie die Sonnenuhr“ oder der lieblose und uninspirierte Zwiegesang „Liebe ist Liebe“ des Grazer Sängers Charly Brunner und seiner blonden Wiener Landsmännin Simone.

Für ein originäres Highlight der Gesamtaktion „Mein Herz schlägt Schlager“ sorgt das Hamburger DJ-Duo „Schwebende Wälder“, das aus den zwei „durchgeknallten Schlager-Fritzen“ (Eigenwerbung) Sebastian Bender und Alexander Bechmann aus Hamburg-Winterhude besteht. Den beiden jungen Genreexperten wurde die Ehre zu teil, 18 unvergessliche Schlager-Dauerbrenner für die zweite Audio-Silberscheibe von “Mein Herz schlägt Schlager“ auszuwählen. Hierbei haben die beiden DJs, die 2011 ihren ersten öffentlichen Auftritt auf der Hamburger Reeperbahn absolvierten, seit 2013 auch auf dem dortigen, alljährlichen „Schlager-Move“ mit einem eigenen Truck vertreten sind und zudem regelmäßig Partys im Berliner Schlagerclub „Hafenbar“ abfeiern, tatsächlich ein äußerst praktikables Händchen bewiesen.

So fand, Dank der „Schwebenden Wälder“, z.B. Udo Jürgens‘ schier geniale, synthipoppig-abgeklärte 1981er-Single „Gaby wartet im Park“, Lena Valaitis‘ aufwühlend-nervöse Laura Branigan/Umberto Tozzi-Coverversion „Gloria“ (1982) oder Rogers Whittakers augenzwinkernder Kaffeetrinker-Schunkler „Ein bisschen Aroma“ (1986), ebenso verdientermaßen einen guten Platz auf CD-02 von „Mein Herz schlägt Schlager“, wie die enorm disco-lastigen, ultratanzbaren Mitsing-Hymnen „Pistolero“ („Dschinghis Khan“, 1981) und „Dann heirat‘ doch Dein Büro“ (Katja Ebstein, 1980), für die beide Altmeister Ralph Siegel kompositorisch verantwortlich zeichnete. Tony Marshalls fernwehsüchtige, deutsche Sichtweise des späteren Radikal-Nervtöters „Looking for Freedom“,  „Auf der Straße nach Süden“ (1978), und die süßliche Ode der „Flippers“ auf die japanische Schönheit „Lotosblume“ (1989) sind zwar Trash pur, aber gehören fraglos auf jede zünftige und trinkfeste Schlagerfete. Fröhlich-sonnige Sommerstimmung von G.G. Anderson („Mädchen, Mädchen“, 1986) oder Michael Holm („Nur ein Kuss, Maddalena“, 1974), klassische Tanzflächenaufmischer von Costa Cordalis („Anita“, 1976) oder Benny Schnier, den wir 80er-Kinder hauptsächlich als Co-Moderator des alljährlichen „ZDF-Ferienprogramms für Kinder“ kennen, („Skateboard“, 1978), sowie weitere Schlagerperlen der coolen Dekade, wie Juliane Werdings düstere Mike-Oldfield-Bearbeitung „Nacht voll Schatten“ („Moonlight Shadow“; 1983) oder Ingrid Peters‘ peitschende deutsche Fassung des Rose-Laurens-Synthi-Hits „Africa“/“Afrika“ (dto.) etc. u.v.a, runden das von den „Schwebenden Wäldern“ liebevoll zusammengefügte Programm „Die ultimativen PartySchlagerHits“ auf CD-02 von „Mein Herz schlägt Schlager“ überzeugend und spannungsreich ab.

Selbstredend kann man der Ariola reine Geschäftemacherei vorwerfen, wenn sie nun eine Art nur zu Werbezwecken dienende Labelpräsentation ihrer verkaufsträchtigsten Schlager-Acts für teures Geld dem Konsumenten schmackhaft macht. Früher konnten sich Journalisten, sonstige Medienmenschen (oder auch nur solche, die sich dafür hielten) vor kostenfrei nachgeworfenen Promo-Samplern und Werbe-CDs einer jeweiligen Plattenfirma kaum mehr erretten. Hattest Du Dir irgendwo einen Presseausweis erschlichen, schon quoll Dein Briefkasten über mit labelspezifischen Kompilationen. Nun bietet die Ariola so etwas der erstaunten Musikhörerschaft, jenseits aller Journalistenausweise dieser Welt, im HighPrice Bereich von über 15 Euro pro CD bzw. DVD an. Trotzdem, insbesondere in Anbetracht der nicht wegzudiskutierenden Tatsache, dass z.B. im Bereich des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks das deutsche Schlagerliedgut einen zunehmend schlechteren Stand hat, ist es umso beachtenswerter, dass Ariola mit ihrer pfundigen Promotionmaßnahme „Mein Herz schlägt Schlager“ nun so offensiv und gewitzt an die Öffentlichkeit tritt. Das vorliegende Liedmaterial deckt vom zeitnahen Popschlager einer Andrea Berg, über kessen Disco-Fox moderneren Zuschnitts von Norman Langen oder „dem“ Wendler, gehobenen Deutschpop mit Großstadtattitüde von Roland Kaiser, Andreas Martin oder Nik P., bis hin zum Volkstümlichen Spektrum a la „Amigos“ oder Hansi Hinterseer, alles das ab, was der tolerante Schlagerfan begehrt. Die ansteigende Dancefloor-, Fox-, vulgo: immer rhythmusbetontere Ausrichtung bzw. Gestaltung der einheimischen Leichten Muse, die auf beiden, hier vorgestellten Projekten überhand zu nehmen scheint, dürfte für klassische Schlager-Ohren, deren Hörgewohnheiten in den 70er oder 80er Jahren geprägt wurden, ein zweischneidiges Schwert darstellen. Ob nun wirklich jede Neuerscheinung, selbst solche von alteingesessenen Genrevertretern, wie Roland Kaiser oder Wolfgang Petry, den gleißenden „Atemlos-Effekt“ aufweisen muss, ob es nötig ist, denselben durch krachendes, rhythmisches Aufplustern unbedingt jedem noch so fein tönenden, sanft-lieblichen Original hinzuzufügen bzw. aufzupressen, ist sicherlich eine Frage der Betrachtungsweise (und auch des Lebensalters) des jeweiligen Rezipienten. Unwiderlegbar ist jedoch, dass naturgemäß eine zeitnahe, ggf. für betagtere Hörorgane zu laut, zu aufwühlend und zu gehetzt wirkende Aufmachung und Auskleidung des Deutschen Schlagers diesen nun mal der jüngeren Club-, Nachtleben- und Discoszene interessanter und ansprechender erscheinen lässt und dem Schlager per se durch diese Vorgehensweise gewiss  jegliches optional Altbackene genommen wird. Somit bleibt festzustellen, dass „MEIN HERZ SCHLÄGT SCHLAGER“, diese Interesse erweckende und lebensfreudige, brandaktuelle Aktion von Ariola, mit Sicherheit, allen Generations- und Auffassungsunterschieden zum Trotz, fast jedes offenstehende und nicht scheuklappenbehaftete Schlager-Herz höher und höher schlagen lassen dürfte – obwohl ob der vielfachen thematischen und inhaltlichen Überschneidung des Repertoires ein umfangreiches 2-CD-plus-1-DVD-Gesamtset weitaus zweckmäßiger, handlicher gewesen wäre und für den schlagerfreudigen CD-Käufer garantiert auch kostengünstiger hätte ausfallen können!

Holger Stürenburg, 24. bis 26. März 2015
http://www.ariola.de
http://www.meinherzschlaegtschlager.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen.

− 6 = 1

Diese Webseite benutzt Cookies. Aktuell sind Cookies, die nicht essentiell für den Betrieb dieser Seite nötig sind, blockiert. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind nur auf essentielle Cookies eingestellt. Um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. essentielle Cookies: PHP Session - Dieses Cookie ist nötig für die Funktion der Seite um wichtige Informationen an folgende Seiten weiterzugeben. nicht essentielle Cookies - Der Seitenbetreiber hat diese Cookies genehmigt, Sie sind sie jedoch deaktiviert: YOUTUBE-Videos - Beim Einblenden der Youtube-Videos werden Cookies von Youtube/Google als auch deren Partner eingebunden. Youtube und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Videos und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf https://policies.google.com/privacy?hl=de näher beschrieben wird. Spotify-Playlist - Beim Einblenden der Spotify Playliste werden Cookies von Spotify als auch deren Partner eingebunden. Spotify und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Playlist und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf spotify.de näher beschrieben wird.

Schließen