MARY ROOS
Ihre 'Best Of' CD "My Star" (mit Titeln aus den Jahren 1997 – 2015) im Test von Holger Stürenburg!

Eine tolle Zusammenstellung verdient eben auch eine tolle CD-Kritik …: 

Seit ca. einem Jahr veröffentlicht die Diepholzer Plattencompany DA Music in unregelmäßigen Abständen so proppevolle, wie hochprofessionell und mit viel Geschick und Liebe zusammengestellte Best-of-Kompilationen mit den größten Erfolgen (und auch nicht wenigen, ansonsten kaum auffindbaren Raritäten) eines jeweiligen Künstlers unter dem Motto „My Star“.

Die ersten drei „My Star“-Ausgaben – Peter Schilling, Ibo und Nico Gemba – hatte ich im März vergangenen Jahres bereits ausführlich vorgestellt; es folgten weitere, teils wahrlich faszinierende CD-Koppelungen von z.B. Nino de Angelo, Klaus Lage, Juliane Werding, Matthias Reim oder Jörg Bausch – und nun, kurz nach Neujahr 2016, haben die Kollegen aus Niedersachsen erneut zugeschlagen und senden zwei weitere, sehr interessante Fortsetzungen der „My Star“-Reihe ins Rennen.

Dies wäre zunächst – Ladies First – eine ultimative Liedsammlung, bestehend aus solchen Beiträgen, die die (Wahl-)Hamburger Schlagerchanteuse MARY ROOS im Laufe der letzten Jahre für DA Music eingesungen hatte. Dies bedeutet: Auf der Titelliste der Mary Roos betreffenden „My Star“-Kollektion befinden sich ausschließlich hauseigene Produktionen aus den Jahren 1997 bis heute – seitdem ist die immerjunge Entertainerin (mit einer Ausnahme) bei DA Music unter Vertrag und gilt als eine der ertragreichsten Künstlerinnen im Repertoire dieser Firma. Sie veröffentlichte dort an die zehn Alben, aus denen die DA-Verantwortlichen für „My Star“ die 20 besten, gefragtesten und imposantesten Schmankerl ausgesucht haben. Diese 20 Lieder wurden in umgekehrter chronologischer Reihenfolge gelistet – also beginnt der Melodienstrauß von Mary im Jahr 2015 und endet im Jahr 1997 – und bieten tatsächlich einen phantastischen (und auch musikgeschichtlich überaus relevanten) Überblick über die künstlerischen Perspektiven der Mary Roos im Zuge der letzten zwei Dekaden.

Los geht’s mit den drei kess swingenden, weit mehr chansonorientierten, denn schlagerhaften Radiohits aus der bis heute sehr beliebten, letzten Silberscheibe der gebürtigen Rheinland-Pfälzerin. Diese nennt sich „Bilder meines Lebens“ und wurde vor einem Jahr von mir HIER ausführlich gewürdigt. Aus diesem liebevoll-koketten Chanson-trifft-Swing-trifft-Schlager-Epos fanden der elitäre, schwelgende, nahezu akustisch gehaltene Sixties-Swing-Jazz-Verschnitt „Wartezeit“, das ebenfalls very british anmutende, klanglich so frühlingshafte, wie inhaltlich augenzwinkernd-burschikose Edelchanson „Unbemannt“, aus der Feder der Heidelberger Liedermacherin und Kabarettistin PE Werner, zugleich ein wochenlanger Nummer-Eins-Hit in den „Formatradiocharts Konservativ“, und der zärtlich-dezente Gitarren-Popschlager „Einzigartig“, bestückt mit Reimen von Songwriter und Ina-Müller-Lebensgefährte Johannes Oerding, den Weg auf hier analysierte Hit-Palette. Dieser neuartigen, stilistisch ungewohnten, tönenden Attitüde, hatte sich Frau Roos bereits im Rahmen ihres gefeierten 2013er-Ausflugs in jazzige Gefilde, „Denk, was Du willst“, angenommen, für den sie, seitens ihrer Stammfirma DA Music, nur für diese eine Albumerstellung, an das Jazzlabel „Boutique“ (UNIVERSAL) ‚ausgeliehen‘ wurde, weshalb auch kein Titel daraus auf „My Star“ zu finden ist.

Im April 2011 hatte die großartige Stilwandlerin der deutschen Unterhaltungsszenerie bei DA Music die moderne Schlagerpop-Fabrikation „Bis hierhin… und weiter“ auf den Markt gebracht. Auch hieraus suchten die Katalogverantwortlichen von DA die trefflichsten, überzeugendsten, innovativsten Liedkreationen aus. Da wären z.B. der zeitnahe, zielbewusste Mid-Tempo-Gitarrenpop „Moment“, oder die inhaltlich, wie gesanglich geradezu phänomenal ausgefallene, grazil-nachdenkliche Pianoballade „Es kommt nicht mehr von Herzen“ zu nennen. Bei letzterer handelt es sich um die sehr textintensive, daher äußerst atmosphärische Abschiedsballade hinsichtlich zweier langjährig Verliebter, die sich im Laufe ihrer Partnerschaft, vielleicht, ohne dass einer der beiden überhaupt dafür verantwortlich gemacht werden kann, radikal auseinandergelebt haben, weshalb das weiblich Lied-Ich schlussendlich bekennen muss, dass all das, was die Protagonistin nun noch für ihren Gefährten täte, nur noch aus reiner Routine geschähe, sie dies aber nicht mehr aus ihrem Innersten heraus an ihn weitergäbe. Eher im durchaus tanzbaren, schon etwas zu arg kommerziellen Up-Tempo-Radioschlagerumfeld verbleibt hingegen die von Frl. Franziskas Bruder Alexander Menke und dem Hamburger Liedermacher Burkhard Brozat (u.a. Peter Maffay, Udo Lindenberg) verfasste 2011er-Nummer „Du bist gut für mich“; den romantisch-verliebten, aufstrebenden, gefühlvoll-rauschenden Edelpopschlager „Himmelblauer Morgen“ hatte Marys Bruder Franz Schwab für sein Schwesterherz geschrieben.

Marys 2009er-Album „Gezeiten“ entnommen wurde „Wo sind all die Jahre nur geblieben?“, ein so sentimentaler, wie herzensguter Abschiedsgruß einer Mutter an ihren flügge gewordenen Sohn, ehrlich, authentisch, vielleicht ein bisschen zu pathetisch, in balladeskem Kontext verarbeitet. Auch der frech-offensive, feurig-lebensfrohe Swing-Cabaret-Chanson-Cocktail „Nobody’s Perfect“ war im März 2009 auf „Gezeiten“ erstmals dem geneigten Hörer offeriert worden – und bewies wieder einmal die enorme, letztlich grenzenlose Stilvielfalt, die Mary Roos seit inzwischen weit über 50 (!) Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „Perfect“ beherrscht.

Da ja bekanntlich so wenige Platten und CDs aus dem Schlagerspektrum „Hautnah“ betitelt wurden (ich erinnere in diesem Zusammenhange u.a. an Udo Jürgens, Chris Roberts, Purple Schulz, Dieter Thomas Heck u.v.a…), wollte natürlich Lady Roos an diesem unhaltbaren Zustand unbedingt etwas ändern… und nannte ihre 2007er-Veröffentlichung… wie wohl?? – „Hautnah“… Die so feudale, wie großspurig-mondän geratene Popballade „Hautnah will ich leben“ diente als Titelsong und fand nun auch – musikalisch mehr als nur zurecht – den Weg auf „My Star“. Bereits auf ihrer 2005er-Scheibe „Leben“, hatte Mary ihrem Sohnemann Julian einen Titel gewidmet, der da hieß „Mein Sohn“, so hochemotional, wie zurückhaltend arrangiert und inszeniert war, und nun, in Anbetracht seiner Intensität und Qualität, völlig legitim auf „My Star“ wiederaufbereitet wurde. Die urlaubstrunkene, launige und radikal partytaugliche Samba-New-Jazz-Melange „Blaues Meer und warmer Wind“, die noch heute, wenn man sie sich nach längerer Zeit, Dank „My Star“, mal wieder nachdrücklich und leidenschaftlich zu Gemüte führt, tatsächlich handfestes Hitpotential in sich trägt, erklang erstmals auf Marys 2003er-Opus „Achterbahn“, dessen Titelgeber „Wir fahr’n Achterbahn“ mit seinem hitzigen Disco-Fever-Feeling, seinem strammen, umgehend zum Tanzen animierenden Rhythmus und seinem zickig-jugendlichen Ambiente, ebenso mit vollster Berechtigung einen guten Platz auf vorliegender Koppelung eingeräumt bekam. Auch auf „Roosige Zeiten“, Marys 2001 erschienener CD, huldigte die immerjunge Chansonette mittels der temporeichen, strahlenden Radiosingle „Männer wie Du“ grellem Nightlife-Sound im Sinne der späten 70er Jahre, beinahe in Form einer deutschen Kylie Minogue, die in jenen Tagen mit dem klangtechnisch und rhythmisch ähnlich ausgerichteten Tanzflächenfüller „Can’t get you out of my Head“ ein weltweites Comeback feierte.

Anfang 1999 hatte Mary nach längerer Zeit mal wieder einen Riesenhit gelandet: Obwohl das Zeitalter der teils legendären „Deutschen Originalaufnahmen“ angloamerikanischer Hits längst überholt war, die in den 70er und 80er Jahren, neben manch Skurrilem, auch eine nicht unbeträchtliche Menge eingedeutschter Schlagererfolge mit Ewigkeitswert erschuf, nahm sich die stets sympathisch, offen und zugänglich auftretende Künstlerin den globalen 1998er-Hitparadenstürmer „Believe“ der US-Popentertainerin Cher vor und gestaltete daraus, gemeinsam mit der einheimischen Texterlegende Joachim „Knibble“ Horn-Bernges, die schneidige teutonische Version „Leider lieb‘ ich Dich immer noch“, mit der sich Mary Roos erstmals seit vielen, vielen Jahren für ganze fünf Wochen in den „TOP 100“-Singlehitlisten der „Media Control“ behaupten konnte.

Dieses grandiose Resultat hatte den Ausschlag gegeben, für Marys im Februar 2000 vorgelegte CD „Mittendrin“, die entsprechend mehrheitlich tanz- und poplastig, dabei jedoch ein ums andere Mal gehoben, anspruchsvoll, oft gar graziös, schwebend, raumfüllend gehalten war. Aus diesem Album genießen wir auf „My Star“ – selbstverständlich – das knallig-neonlichtdurchleuchtete Electro-Disco-Meisterwerk „Leider‘ lieb ich Dich immer noch“, den musikalisch genau eben daran angelehnten und mit kaum divergierenden technischen Mitteln umgesetzten, diesmal von Volker Lechtenbrink betexteten Disco-Burner „Schau‘ Dich nicht um“, sowie die aufmunternde, aufwühlende, sonnig-südamerikanisch-fetzige Samba-Explosion „Einmal um die Welt“.

Das älteste Mary Roos-Album, auf das die DA-„Katalogis“ für die Songauswahl von „My Star“ zurückgriffen, ist die 1997er-Produktion „Rücksicht“, für die sich die Interpretin mit dem Team um Komponist Michael Reinecke und Texter Alexander Menke zusammengetan hatte. Dieser kreativen Kooperation entsprang zuvorderst das allseits bekannte Titellied, welches Reincke und Schauspieler/Sänger/Lyriker Volker Lechtenbrink 1983 für den „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ ersonnen hatten, und seinerzeit Mary zwecks gesanglicher Darbietung vorschlugen. Genau dies wollte diese anfangs aber nicht so gerne übernehmen, so dass das Brüderpaar „Hoffmann & Hoffmann“ vor 33 Jahren, ein Jahr nach Nicoles fulminantem Sieg mit „Ein bisschen Frieden“, beim eben ob des Vorjahreserfolges diesmal in Deutschland stattfindenden Endausscheid in München einen nicht zu verachtenden, fünften Rang für sich veranschlagen konnte. 1997 knüpfte sich Mary nun diese wehmütig-abgeklärte Pop-Ballade vor und schlug durch ihr Tun, mit gewissen Country-Elementen a la Steel Guitar usw. verfeinert, einen Bogen von 1983 nach 1997, als sie eine über mehrere Jahre währende, konstruktive künstlerische Zusammenarbeit mit ebenjenem Komponisten startete, der im Jahr Eins nach Nicole für diesen hochmelodischen Evergreen über gegenseitige Rücksichtnahme verantwortlich gezeichnet hatte.

„Rücksicht“ und die zweite Auskoppelung aus dem 1997er-Album, die sich unüberhörbar den gitarrenbetonten „Wolfgang Petry Happy Sound“ jener Phase zum Vorbild genommen habende Pop/Rock/Tanz-Hymne „Neues Spiel, neue Chance, neues Glück“, zu dem übrigens Ex-NDW-Star Frl. Menke einige Textworte beitrug, beschließen die durchgehend spannende, kurzweilige und ergiebige Zeitreise durch das jüngere kreative Schaffen und Wirken der wundervollen Frau, Sängerin und Entertainerin Mary Roos!

Was lernen wir beim Hören von „MARY ROOS – MEIN STAR“? Dass die 1949 geborene Vollblutmusikerin weiterhin  und unbegrenzt zu den ganz großen Showstars in unseren Breitengraden gezählt werden muss, dass sie nahezu auf allen unterhaltungsmusikalischen Gebieten eindrucksvoll ihre Frau steht, von Schlager, Pop und Ballade, über Chanson und Swing, bis hin zu Samba oder Disco, alles, was die unergründliche Schublade Popmusik so zu bieten hat, wie aus dem „FF“ beherrscht, und (Vorsicht: Ironie!), dass wir sicherlich in Bälde mit einem neuen Studiowerk der attraktiven Lebefrau rechnen müssen, das womöglich „Eine Stunde für Dich“, „Mein Weg zu Dir“ oder gar „Hello Again“ heißt… denn bereits zweimal benamte Mary ihre CDs nach Titelvorlagen des Kollegen Howard Carpedale: „Mittendrin“ (Howard: 1985/Mary: 2000) und „Bilder meines Lebens“ (Howard: 1982/Mary: 2015). Folglich ist es keinesfalls auszuschließen, dass eines schönen Tages ein weiterer Titelverleih aus dem Hause Carpendale in Richtung Mary Roos‘ vonstattengeht, wobei anzumerken sei, dass „Such mich in meinen Liedern“, der Titel von Howards grandiosem 1981er-Scheidungsmelodram in LP-Form, bereits 2007 seitens des ewig unterschätzten, gebürtigen Sizilianers Raffaele für eine eigene CD ausgeborgt worden war.

Davon abgesehen aber, ist „MARY ROOS – MY STAR“ auf jeden Fall und ohne jegliche Zweifel eine so profunde, wie durchwegs ansprechende, vielseitige und elektrisierende Zusammenfassung der bedeutsamsten Lieder aus (knapp) 20 Jahren Mary Roos, an der es letztendendes aber auch rein nichts auszusetzen gibt!

Ebenso zu den unverrückbaren Dauerbrennern der deutschen Popszene zählt das Neunkirchner Multitalent ANDREAS MARTIN, dem DA Music die zweite, brandneue „My Star“-Kompilation widmet. Da meine Rezension der Mary Roos betreffenden „My Star“-Chose aber alleine für sich schon knapp vier A-4-Seiten eingenommen hat, reiche ich die – dann ebenfalls gewohnt ausgiebige und wiederum sehr wohlwollende – Besprechung von „ANDREAS MARTIN – MY STAR“ in Bälde an dieser Stelle nach!

Holger Stürenburg, 19. bis 21. Januar 2016
http://www.da-music.de
http://www.-mary-roos.de

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