"EUROVISION SONG CONTEST"
Eurovisions-Eklat…? – Alles schon mal da gewesen…

…, meint Musik-Experte Stephan Imming, der gleichzeitig auch folgende “Petition” vorschlägt: Schickt endlich wieder Ralph Siegel zur Eurovision!”! 

Waren das noch Zeiten in den seligen 70er und 80er Jahren. Wer erinnert sich nicht, als z. B. Carolin Reiber mit rollendem „r“ die Zuschauer begrüßte und mit sehr wichtigem Ton von der Bedeutung dessen erzählte, was nun folgte: Nicht weniger als die Vorauswahl, wer Deutschland beim weltweit bedeutendsten Musik-Festival vertreten darf.

Skandalfrei waren auch die damaligen Zeiten nicht: Schon 1976 wurde Tony Marshall vom Wettbewerb disqualifiziert, weil sein Song angeblich schon öffentlich aufgeführt wurde (- bis heute bestehen berechtigte Zweifel, ob der von Detlef Petersen geschriebene Song „Der Star“ wirklich schon öffentlich vor dem Wettbewerb vorgestellt wurde -). Lachender Zweiter war damals Ralph Siegel, der erstmals für Deutschland an den Start gehen durfte bei der Eurovision. 1980 wurde Costa Cordalis auf die Bühne gebeten als Sieger. Auch der nahm die Wahl aber nicht an, weil er meinte, dass er ja nur ein kleiner Grieche sei und Katja Ebstein es besser könne. – Ach nee, damals  war es technisches Versagen – die Siegel-Komposition „Pan“ wurde nur Zweiter, während der Song „Theater“ es zur Eurovision schaffte.

Man kann es Carolin Reiber nicht hoch genug anrechnen, dass sie Deutschlands ersten Grand-Prix-Sieg 1982 rettete. Denn wie Andreas Kümmert 2015 brachte auch sie schon 1982  zum Ausdruck: „Ich weiß, meine Lieder, die ändern nicht viel. Ich bin nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt“. Während Carolin Reiber diese Worte einfach ignorierte und eigenmächtig den Siegel-Song von Nicole dennoch zum Grand Prix schickte (statt den Zweitplatzierten Siegel-Song von Paola), hat Barbara Schöneberger Andreas Kümmerts gestrige Worte „Ich bin nur ein kleiner Sänger“ für bare Münze genommen.

Richtig „lustig“ war es auch, als die Gruppe „Atlantis 2000“ wie Kümmert gestern ausgebuht wurde für ihren Song „Dieser Traum darf niemals sterben“. Damals interessierte es kaum jemanden, dass wohl der Song gewonnen hatte, bei dem per Zufall die meisten Zuschauer beim wohl überforderten TED-System durchkamen. Wie schon im Jahr zuvor Chris Kempers und Daniel Kovac konnten die Protagonisten nicht ansaztweise singen, aber das war damals nicht so wichtig, weil das Image des Song-Contests in den frühen 90ern ohnehin am Boden lag, so dass Hape Kerkeling als Moderator nur konstatieren konnte: „Das müssen die jetzt unter sich ausmachen“. (Der Begriff „Coitus interruptus war damals wohl noch nicht sendefähig in den öffentlich-rechtlichen Anstalten).

Auch 1996 war es schon so weit, dass ein vom Publikum gewählter Grand-Prix-Star nicht bei der Eurovision auftreten durfte, obwohl er gewählt war: Der „singende Friseur“ Leon gewann zwar die Vorentscheidung, aber die Eurovision „fühlte sich nicht in der Lage“, ihn auftreten zu lassen – angesichts des damaligen Modus‘, dass Deutschland sich zum Finale erst qualifizieren musste, was nicht gelungen ist.

Es ist schon interessant, dass erst Stefan Raab die Eurovision wieder image-mäßig weit nach vorne brachte: Zunächst als Komponist für Guildo Horn (- legendär sein Auftritt als „Dirigent“ in Birmingham-), dann als Interpret, Komponist und Produzent. Dabei zeigte er, wie weit man es mit Casting-Stars bringen kann, wenn man es richtig macht und selber castet – (Lena). Vielleicht ist Herr Darnell dann doch nicht der richtige Mann, um Gesangstalente zu entdecken.

Warum die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sich so auf die gecasteten Eintagsfliegen-Stars wie vor Jahren Gracia oder in diesem Jahr „Mrs. Greenbird“ und eben „Andreas Kümmert“ stürzen, ist mir eh ein Rätsel. Von deren gecasteten Leuten hat sich von einem Ausnahme-Bereich abgesehen doch niemand langfristig etablieren können.

Die rühmliche Ausnahme sind die gecasteten Schlager-Stars. Und DIE haben sich gleich reihenweise eine solide Fan-Base aufbauen können – neben Beatrice Egli und Anna-Maria Zimmermann fallen mir hier als Beispiel Annemarie Eilfeld und Norman Langen ein. Seltsamerweise wird die Schlager-Szene, die für die Eurovision doch so viel getan hat, vom NDR als Veranstalter gemieden wie die Pest.

Man mag Ralph Siegel zwar belächeln – aber die Qualität der Songs der letzten Jahre einschließlich – mit Verlaub – Ann Sophies Song, die hätte er alle mal übertreffen können. Nach meinem Empfinden wäre gut, mal wieder einen gestandenen Schlager-Sänger zur Eurovision zu schicken – schlechter als das, was da gestern und in den vergangenen Jahren „probiert“ wurde, kann das nicht sein.

Neben dem von mir schon lange gehegten Wunsch, einfach mal einen guten(!) Schlager ins Rennen zu schicken, kann man auch empfehlen, mal Reaktionen der Protagonisten zu untersuchen. Als Kümmert nämlich ins Finale mit Ann Sophie einzog, zeigte der sich entsetzt und sagte: „No way“ – wenn ich die Lippen richtig gelesen habe. – Unter den Umständen frage ich mich, warum er nicht spätestens an der Stelle ausstieg. (Rhetorische Frage – nach meinem Verständnis ist das halt so ein Casting-Typ, der die Eurovision als Promo missbrauchte und nicht wirklich mit seinem Sieg gerechnet hat. Nun ist’s doch passiert – dumm gelaufen – sagt man halt „no way“ und gut ist – passend zum Zeitgeist.

Ein Wort noch zum Regelwerk: Ich schließe mich da Frank Ehrlacher an, der folgenden Gedanken ins Feld führte:  Der vom Publikum gewählte Song des Komponisten-Wettbewerbs war glasklar „Heart Of Stone“. Wenn Kümmert sich nicht in der Lage sieht, seinen eigenen Song zu interpretieren, wird sich doch ein anderer Sänger finden lassen?

Abschließend muss man aber versöhnlich konstatieren, dass der gestrige Sieger es ja mit einem alten Adenauer-Wort nimmt: „Was KÜMMERT mich mein Geschwätz von gestern“?

Stephan Imming, 06.03.2015
http://www.eurovision.tv
http://www.eurovision.de

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