BATA ILLIC
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 35 – Bata Illic ("Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Hawaii")!

Neuzugang 08.09.1975! 

Am 30. September 1939 wurde BATA ILLIC (bürgerlich Bata Ilic mit einem „l“) in Belgrad (damals Königreich Jugoslawien) als Sohn eines Finanzbeamten geboren.

Als Kind wollte er Arzt werden. Nach dem Abitur änderte sich das – nach einem nur kurz begonnenen Chemie-Studium schwenkte er um und studierte acht Semester Sprachen (Englisch und Italienisch) sowie Literaturgeschichte. Er schloss das Studium ab und wurde diplomierter Philologe mit Lehrer-Examen.

Bereits während des Studiums nahm er ab 1959 Gesangsunterricht bei den Belgrader Musikpädagogen Jovan Srbulj und Prof. Dusan Babic.  Dort lernte er insbesondere, was Intonation ausmacht und dass jede Komposition und jeder Text gefühlsmäßige Höhepunkte hat. Freunde ermutigten ihn, öffentlich aufzutreten. So sang er dann bei Studentenpartys und in Studentenkneipen, man konnte ihn auch im Club der Medizinischen Fakultät und im „Café Terasije“ hören. 1960 sammelte er Bühnenerfahrungen in Belgrader Jazz- und Jugendclubs, wo er mit einer eigenen kleinen Band auftrat, die sich zumeist "Bata Illic & Band" nannte. Schlagzeuger dieser Band war der Musiker Andreas Triphan, der das Musik-Projekt auch finanziell unterstützte – nur ein Jahr später trennten sich aber wieder die Wege Illics und Triphans, da dieser mitsamt der Band nach Frankreich auswandern wollte.

1961 nahm Bata eine Stellung als Lehrer an einer Schule in Belgrad an. Zwei Jahre lang war er in Belgrad als Lehrer für Sprachen tätig.

Während eines Konzerts im Belgrader Kalemegdan-Park, wo sich die musikbegeisterte Jugend damals traf, lernte Bata seine spätere Ehefrau, die Malerin und Bildhauerin Olga kennen, mit der er seit 1963 bis heute verheiratet ist.

Nach einem Auftritt in der amerikanischen Botschaft bekam Bata das Angebot, drei Monate im US-Club „Twister“ (mit der Band „Grandpa's Whites“) in Bad Kissingen zu spielen. Offensichtlich kam seine Drei-Oktaven-Stimme an. Ab 1963 trat Bata dort auf, es folgten Auftritte in Clubs von Bad Hersfeld, Poppenburg, Fulda und Berlin. – Er blieb in Deutschland. Es gibt Stimmen, die behaupten, Bata sei auch politisch motiviert (, weil systemkritisch) in Deutschland geblieben – dazu habe ich aber keine offizielle Bestätigung gefunden.

Für eine kurze Zeit tat sich Bata noch mal mit Andreas Triphan zusammen und trat mit ihm in Süddeutschland auf, allerdings war auch diesmal die Zusammenarbeit nicht von längerer Dauer.

In den nächsten Jahren tingelte Bata durch die Lande und interpretierte dabei die Lieder der damals populären Sänger wie Nat King Cole und Frank Sinatra. Zwischenzeitlich spielte er auch Bass in einer Jazz-Band. – Nebenher verbesserte er seine Deutsch-Kenntnisse. Er ließ sich mit Ehefrau Olga in München nieder.

1966 lernte er den Produzenten Conny Scheffel kennen, der nach ersten Probeaufnahmen Kontakte zu einer Schallplattenfirma herstellte. In jenem Jahr veröffentlichte der Jugoslawe seine  erste Single: „Die Welt ist voller Liebe“ war die von Kurt Hertha getextete deutsche Version des Jon-Jon Lewis-Hits „World Full of Sadness“ – es gelang ein Kunststück, das nicht vielen Interpreten gelang: Gleich mit seiner ersten Single kam Bata damit in die Verkaufs-Charts.

Auch die zweite Single war eine Coverversion, die aber nicht so erfolgreich war wie ihre Vorgängerin: Aus Tony Renis' „Non Mi Dire Mai Good Bye“ machte erneut Kurt HerthaWas wird morgen sein?“.

Die dritte Single beim kleinen Label Victoria wurde von Bill Starek (bürgerlich Gerd Schmidt) komponiert und Wolfgang Franke getextet. Letzterer machte sich einige Jahre später mit dem deutschen Text des Liedes „Hey Pippi Langstrumpf“ einen Namen. – Der Bata-Titel „Morena“ hingegen war eher ein Flop.

Die ersten drei Singles sind übrigens alle auch bei Polydor erschienen – die dritte dann mit dem Titel „Der Traum von Mexico“ (Text: Kurt Hertha) als A-Seite.

Die vierte und letzte Single bei Victoria war „Mit verbundenen Augen“. Auch diese im Sommer 1968 erschienene Single wurde später bei Polydor veröffentlicht, weil der Song aus der Feder von Karl Götz ein echter Hit wurde. Die Single kam am 01.11.1968 erstmals in die Verkaufshitparade und ist auch insofern historisch, als dass der Song bei Dieter Thomas Hecks allererster ZDF-Hitparade vorgestellt wurde. Der bis heute gerne (z. B. von den Cappuccinos) gecoverte Schlager war Batas erster Top-20-Erfolg in Deutschland.

Spitzfindige Text-Analysten sind übrigens über den „Dreischritt“ gestolpert: „Dich erkenn‘ ich mit verbund’nen Augen – ohne Licht und in der Dunkelheit“, d. h. Augenklappe, kein Licht und Nacht. Ob damit in der Tat die besonders stark ausgeprägte Liebesfähigkeit des männlichen Interpreten glaubhaft unter Beweis gestellt wurde, ist wohl nicht wirklich bewiesen.. Schlagerexperte Reiner Moritz jedenfalls analysierte treffend: „Dass verbund’ne Augen allein Liebesstärke anzeigen, versuchte wenig später Ulli Martin, eine Art Second-hand-Roy-Black aus Osnabrück, mit ‚Ich träume mit offenen Augen von Dir‘ zu entkräften“.

Auch die nächste 1969 erschienene Single kam in die Verkaufs-Hitparaden, auch wenn die Titelzeile viel Platz für Interpretationen lässt: „Die Liebe kommt am Abend – das Glück kommt in der Nacht“. Auf dem Cover nachdenklich Pfeife rauchend, scheint das wohl eher eine philosophische Betrachtungsweise zu sein. Lange vor Trio sang Bata in dem Song: "Da, da, da, da, da, da, da…". Es reichte immerhin erneut für einen Top-20-Hit.

Die unglaublich umtriebigen jungen Schlagermacher Joachim Heider und Michael Holm machten 1969 auch vor Bata Illic nicht Halt: Mit dem von diesen beiden geschriebenen Song „Schließ Deine Augen und schau in mein Herz“ nahm Bata am 03. Juli 1969 am Deutschen Schlager-Wettbewerb in Wiesbaden teil und erreichte immerhin einen 5. Platz (Sieger war damals Roberto Blanco mit „Heute so – morgen so“). Genau diese Position erreichte er auch in der ZDF-Hitparade – erstmals konnte Bata sich dort mit einem Titel auch platzieren. Auch in den Verkaufsbestenlisten tauchte der Titel auf.

In diesen Jahren ging Bata mit dem Orchester James Last auf Kanada-Tournee, der Erfolg begann sich langsam zu festigen.

Die 70er Jahre läutete Bata mit einem gospelartigen Schlager ein. Das Original war eine Lawrecne-Reynolds-Komposition, die auch von Johnny Rivers gecovert wurde: „Jesus Is A Soul Man“ – Michael Holm textete dazu „jesusfrei“ „Schuhe so schwer wie Stein“, der im Vergleich zu den Vorgänger-Songs etwas „abfiel“.

Besser lief es wieder mit dem romantischen Lied „Wo Liebe ist, da ist auch ein Weg“. Am 04. Juli 1970 nahm Bata mit diesem von Karl Götz komponierten Song erneut beim deutschen Schlagerwettbewerb teil – diesmal reichte es sogar für einen dritten Platz. Interessant ist, dass Michael Kunze so etwas war wie der legitime Ralph-Siegel-Vorgänger: Gleich mit drei Texten war er 1970 beim Wettbewerb am Start – einer davon war der Bata-Illic-Titel. (Den 2. Platz belegte damals übrigens der von Kunze komponierte und getextete Renate-Kern-Klassiker „Alle Blumen brauchen Sonne“). Spannend: Es bewarb sich auch eine gewisse Agnetha für den Wettbewerb – ihr Titel „Hokuspokus“ konnte sich aber nicht qualifizieren, sie musste erst auf ihre Chance einer Gruppe namens „ABBA“ warten…

Nostalgiker können sich hier noch mal den Schnelldurchlauf der damaligen TV-Show ansehen – selbstverständlich wurde alles live gesungen:

 

 

Mit der letzten 1970er-Single konnte Bata seinen ersten Top-5-Hit landen. Die von Günter Loose getextete gleichnamige deutsche Version des Dawn-Hits „Candida“ war erfolgreicher als das Original. Viele Jahre später (1987) nahm Bata den Klassiker übrigens noch mal auf.

Auch die nächste Single schaffte es in die Top-10: Der extra von Chris Andrews für Bata Illic komponierte Song „Judy, I love you“ (Text: Michael Holm) hielt sich 22 Wochen in den deutschen Verkaufs-Charts und war damit einer seiner langlebigsten Hits in den Bestenlisten.

Weiter ging es 1971 mit Nicola di Baris San Remo-Song „Il cuore e uno zingaro“ – daraus machte Peter Orloff „Ein Herz steht nie still“ – es reichte immerhin für einen Top-20-Hit.

Auch den nächsten Song textete Peter Orloff, die Komposition stammt vom bis heute sehr erfolgreichen Musikproduzenten Jean Frankfurter: „Mädchen, wenn Du einsam bist“. Im Frühjahr 1972 war der Song in den Hitparaden.

Was folgte, war für Bata der Hit seines Lebens, den bis heute wohl so ziemlich jeder Deutsche kennt – eine junge Dame namens „Michaela“ brachte Bata Glück, er kam damit erst- und letztmals bis auf Platz 1 der deutschen Verkaufshitparade.

Die Entstehungsgeschichte dieses Riesenhits ist kurios: Die Branchenleute Jean Frankfurter (- der hatte als Textdichter für Danyel Gerards "Butterfly" ca. ein Jahr zuvor einen echten Nummer-1-Hit in der Tasche -) und Robert Puschmann saßen in Frankfurt in einer Kneipe beim Bierchen mit ihrem Kumpel Werner Krisch. Sie schrien aus einer Bierlaune heraus „Michaeeelaaa“ und versprachen sich, bei einer Veröffentlichung eines gleichnamigen Liedes alle drei Namen als Autoren unter das Lied zu schreiben. So kam Kumpel Werner Krisch zu einem lupenreinen Nummer-1-Hit. (Danke an Frank Ehrlacher, der diese Anekdote, die ihm Bata Illic so erzählt hatte, mir so übermittelt hat!). Wobei – „lupenrein“ ist die Nummer 1 nur bezogen auf die Verkaufs-Charts. In der ZDF-Hitparade langte es nur zu einem dritten Platz. Bei seinem ersten Auftritt mit diesem Lied am 13. Mai 1972 kam er im Refrain ins Stolpern und wäre beinahe über sein Mikrofonkabel gestürzt.

Der Song ist nicht nur bei Schlager-Kult-Sängern wie Dieter Thomas Kuhn überaus beliebt, nein, der wird auch vom Kabarettisten Wolfgang Trepper aufs Korn genommen. Der macht sich über Batas Akzent lustig: „…denn ick liebe nur dick..“ – Trepper wundert sich darüber, dass Bata nicht auf dünne Frauen steht – na ja, jedem das Seine, und spätestens seit den Höhnern ist ja allgemein bekannt, dass dicke Mädchen schöne Namen haben. Und „Michaela“ ist nun fürwahr ein schöner Name :-).

Nach dem Schwenk Batas von sehr romantischen Liedern hin zu einem fröhlicheren Lied wählte man als Nachfolge-Titel für diesen Super-Hit die deutsche Version eines Liedes von Gunther – ääh, Juan Gabriel, dessen „No Tengo Dinero“ zum Inhalt hatte, dass er nichts hat als seine Liebe. Günter Loose machte aus diesem Lied „So lange ich lebe“ – immerhin ein Top-15-Erfolg in Deutschland. Sowohl „Michaela“ als auch „So lange ich lebe“ waren übrigens Bestandteil des 1973 veröffentlichten Heino-Films „Blau blüht der Enzian“.

Das Original der Folge-Single wurde von einem tunesischen Komponisten namens Robert Fitoussi geschrieben, der den Song „Hey Little Girl“ im englischsprachigen Original unter dem Pseudonym „Barry Finlay“ herausbrachte. Einige Jahre später feierte er als „F. R. David“ mit dem Titel „Words“ große Erfolge. 1973 war die Zeit wohl noch nicht soo reif für einen Hit – trotz Michael Holms Text blieb der Song hinter den Hit-Erwartungen etwas zurück. (Erneut sei ein Song-Zitat erlaubt:  “My little girl, so honey, honey, honey, honey, honey, honey, honey, honey, sweet sind Deine Küsse.")

Trotz des mäßigen Erfolgs der Vorgänger-Titels entschied man sich erneut für das Cover eines internationalen Hits. Aus Chris Montez' „Ay no digas“ machte „Stephan Lego“ in deutscher Version „Komm auf das Schiff meiner Träume“. „Stephan Lego“ ist übrigens ein Pseudonym für Erich Offierowski. Der benannte sich nach dem Vornamen seines Sohnes (was für ein wunderschöner Name! :-)) und dessen Lieblingsspielzeug – vielen Dank erneut an Frank Ehrlacher für diese Information! – Das Lied schaffte es in die Top-20 – daher sei erneut ein kleines Zitat daraus erlaubt: „Zwei Ukulelen, die klingen – ein weißes Boot fährt vorbei. Und dann hörst Du, wie sie singen: Aloha-oe auf Hawaii"…

Henry Mayer und Günther Behrle schrieben im Anschluss anno 1973 wieder einen Original (Nicht-Cover-) Song für Bata – und der schlug mal wieder richtig ein – mit „Schwarze Madonna“ gelang  ein Top-10-Hit. Auf der gleichnamigen LP durfte er übrigens erstmals auch als Songschreiber ran: Den Titel „Meine Reise führt mich wieder zu Dir“ schrieb Bata  sich selber auf den Leib, der Song wurde allerdings nicht als Single ausgekoppelt.

Trotz des großen Erfolgs mit einem Original-Song ging es mal wieder mit einem Cover-Song weiter: Aus dem niederländischen Original Jack Jerseys „Answer Me“ wurde "Auf der Straße der Sehnsucht" – getextet von Günter Loose. Erneut ging es in die Charts, aber dieser Song aus dem Jahr 1974 konnte bei weitem nicht an den Erfolg der „Schwarzen Madonna“ anknüpfen.

Gleiches gilt für den von Henry Mayer geschriebenen Mitsing-Schlager „Ein Souvenir von Marie-Antoinette“ – dem Song war nur noch kurze Charts-Präsenz beschieden. Freunden der Statistik sei gesagt: Dieser Song war der 16. Single-Hit in Folge, der ohne Unterbrechung sich in den Charts einnisten konnte – so eine Serie haben wohl nur sehr wenige Künstler hingelegt.

Im Frühjahr 1975 war es dann so weit – mit dem von Erich Ließmann und Erich Offierowski – äääh, Jean Frankfurter und Stephan Lego geschriebenen Song „Du bist eine unter vielen“ riss die Hit-Serie.

Genau in dieser Zeit versuchte Bata Illic genau das, was viele Schlagersänger gerne mal probierten – inspiriert von seinem alten, bereits oben erwähnten, Gesangslehrer Prof. Babic, wollte er „große Kunst“ machen und sich etwas vom Schlager abheben (- an dieser Stelle sei ein kleiner Gruß an Katja Ebstein gestattet -). Die LP „Slawische Träume“ floppte aber kolossal – Respekt an Bata: Er hat seine Konsequenzen gezogen, und ist dem Schlager fortan komplett treu geblieben. Übrigens – erneut zeigte Bata sich weitsichtig – einer der Titel dieser LP hieß ungelogen – sieben Jahre vor Trio – „Da da da“.

Oftmals ist es so, dass bei so einem Vorkommnis die Luft erst mal ganz raus ist – nicht so bei Bata. Es wurde die richtige Konsequenz gezogen – man bemühte den genialen Textdichter Fred Jay, einen Hit für den Jugoslawen zu schreiben. Es ist manchmal alles so einfach: „Aloha heee – aloha heee" – allein dieses Intro ist so genial, dass das einfach ein Hit werden musste. Auch die Titel-Zeile „Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Hawaii“ – einfach nur stimmig. – Dieser vor ziemlich genau 40 Jahren zum Hit mutierte Song ist mein persönlicher Bata-Favorit, ich muss immer schmunzeln, wenn ich das Lied höre – für mich ist der Song ein Beispiel dafür, dass auch ein sehr einfach gestrickter Schlager gut gemacht sein kann und wegen der durchklingenden Eigenironie nicht peinlich ist.

Es gibt aber einen weiteren Grund, warum dieser von Henry Mayer komponierte Titel einfach nur Kult ist – und der liegt in der ZDF-Hitparade begründet. Neben „Judy I Love You“ ist Bata nämlich mit dem Hawaii-Song der größte Hit der Hitparade gelungen – es reichte für den 2. Platz (kurioserweise hatte er keinen einzigen Nummer-1-Hit in Hecks Schlager-Show). „Drei mal dabei – bitte nicht wiederwählen“ – so hieß es bei Heck, und traditionell gab es im Anschluss dann noch einen kleinen Scherz mit demjenigen, dem dieses Kunststück gelang. Und so präsentierte Dieter Thomas Heck Bata Illic eine Weltkarte und bat ihn, doch mal zu zeigen, wo Hawaii sei. Batas Reaktion ist einfach nur Kult, wie man diesem Videoclip entnehmen kann:

 

 

Zum Glück fragte Heck Bata Illic nicht auch noch, ob denn nun die Schuhe oder der Sand aus Hawaii kamen… –

Ausgerechnet direkt nach diesem Top-20-Hit sorgte eine Kurz-Meldung im Branchenblatt „Musikmarkt“ für Erstaunen: „Bata Illic, langjährig bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft unter Vertrag, wechselt zum 1. Januar 1976 zur BASF über. Man habe – so BASF-Musikchef Ludwig Vondersand – einen langfristigen Vertrag mit Bata Illic abgeschlossen".

Die erste BASF-Single wurde allerdings erneut wieder ein Hit – die Henry Mayer / Günther Behrle-Nummer „Mädchen mit den traurigen Augen“ (besser bekannt als "…. dann geh'n die Lichter aus..") wurde ein Top-30-Erfolg.

Offensichtlich glaubte auch die BASF daran, Cover-Versionen seien stets die richtige Herangehensweise – aber die deutsche Version des Songs „Dona Carmela“ von Will Tura, „Donna Carmela Gonzales“ (Text: Fred Jay), schaffte es mit Ach und Krach in die Top-50 der Single-Charts.

Erneut besann man sich um und ließ den populären Schlagerkomponisten Christian Bruhn ran, der frech mal das „Dixie“-Element in den Schlager einfließen ließ und einen schlüpfrigen Text von Günther Behrle vertonte: „Ich möcht' der Knopf an Deiner Bluse sein“. Ein Top-40-Erfolg und wohl auch ein echter Evergreen waren die Belohnung für diese Idee. Ob die Käufer eher männlichen oder weiblichen Geschlechts waren, ist nicht bekannt – ich ahne aber, auf welche Zielgruppe der Hit eher schielte… –

1977 dann die Überraschung – der Musikmarkt vermeldete: "Nach seinem Zwischenspiel mit der BASF in Mannheim ist Bata Illic in den Schoß der Mutter Grammophon zurückgekehrt". Aus dieser Meldung resultiert ein Kuriosum, das recht ungewöhnlich ist in der Schlager-Historie – zunächst erschien der Blusen-Song bei BASF, kurze Zeit später dann bei Polydor.

Der erneute Wechsel wirkte sich zunächst nicht negativ aus – im Gegenteil – „Mit meiner Balalaika war ich der König von Jamaika“ wurde 3 mal in Dieter Thomas Hecks Hitparade präsentiert und schaffte es noch mal in die Top-50. Warum „noch mal“? Ganz einfach: Dieser sage und schreibe 22. Charts-Hit war vorerst Batas letzter Verkaufs-Erfolg. Auf den nächsten Charts-Einstieg musste er über 30 Jahre warten – dazu später mehr.

Mit „Hey Girl, blondes Mädchen“ riss dann eine weitere unglaubliche, kaum zu toppende Hit-Serie – in der 100. Jubiläums-Sendung der ZDF-Hitparade sang Bata diesen Song – es war die unglaubliche 23. Single in Folge(!), die ohne Unterbrechung in Hecks Schlagertempel vorgestellt wurde. Man müsste mal einen Statistiker fragen, ob irgendein Interpret auch nur annähernd so eine Serie hinlegen konnte. Tragisch: Danach trat Illic nur noch zwei mal in der Hitparade auf… – vielleicht hat es ihm besonders geschadet, dass 1978 der Modus der Show umgestellt wurde – hin zu den am besten verkaufenden Titeln. In dieser Phase wurde er lediglich ein mal angespielt, durfte aber seinerzeit dort nicht auftreten.

Zurück zum Song „Hey Girl, blondes Mädchen“ – dabei handelt es sich um einen von Frank Duval komponierten Song, der als Instrumental beim am 17. Juli 1977 ausgestrahlten, vom BR produzierten Tatort „Schüsse in der Schonzeit“ Instrumental, der mit Text versehen dann als Disco-Nummer von Bata Illic herausgebracht wurde. Manchmal kann Dieter Thomas Heck böse sein, jedenfalls fragte er Bata bei der 100. Jubiläumssendung der Hitparade, ob er inzwischen wisse, wo Hawaii liegt..

1978 begann eigentlich vielversprechend: Der damals sehr erfolgreiche Ralph Siegel wurde ins Boot geholt, aber dessen von Günter Loose getexteter Song „Sehnsucht nach einem, der Sehnsucht nicht kennt“ floppte – vielleicht war es nicht so sehr im Sinne der Emanzipation, dass eine junge Frau sich nach einem "erfahrenen" Mann sehnt…

Im Sommer 1978 versuchte man es dann mit der Coverversion eines Welthits – „Amor, Amor, Amor“, aber auch die Werbung „Ein Welthit im Sound von heute“ wirkte auf das Publikum wohl wenig überzeugend.

Auch die von Ralph Siegel produzierte, bombastisch arrangierte Nummer "Vera" floppte trotz des Textes von Bernd Meinunger, der einige Jahre später für Karel Gott einen Titel gleichen Namens textete.

Diese Dame wird auch jetzt wieder Legionen von Liebhabern finden“ – so warb die Polydor 1979 für Batas von Ralph Siegel und Kurt Hertha geschriebenen Song „Oh Kleopatra“ und sollte damit leider nicht im geringsten Recht behalten…

Die 70er Jahre wurden mit einer Komposition von Toto Cutugno abgeschlossen – dessen im Original von „Jocelyn“ gleichnamiger veröffentlichte Song „Luna Park“ wurde von Fred Jay eingedeutscht – erneut ein kapitaler Flop.

Die 80er Jahre startete Bata Illic mit den geheimen Wünschen eines Büroangestellten: Doch der von Christian Bruhn und Günther Behrle geschriebene Song „Abenteuer mit Fräulein Obermeier“ geschriebene Song konnte erneut nicht an alte Erfolge anknüpfen, damit war der Vertrag mit Polydor endgültig passé – und eine Erfolgsgeschichte endete eher unrühmlich.

Für eine Single wanderte Bata dann zur Ariola mit dem Schlager „Ein Bild von Dir“ – die von Günther Behrle getextete deutsche Version des B. A. Robertson (nicht zu verwechseln mit G. G. AndersonJ)-Hits „To Be Or Not To Be“ wurde aber kein Hit.

Willkommen bei Hansa“ – so hieß es 1981 für Bata Illic. Doch der erste Schlager dort sollte gleich sein letzter sein – „Auf der Welt ist niemand ganz allein“ wurde zwar immerhin am 24.04.1981 im WWF-Club präsentiert, der Song blieb dennoch gänzlich unbekannt – damit war das Hansa-Kapitel auch schon wieder beendet.

1982 – zur Hochzeit der Neuen Deutschen Welle, gab es einen weiteren Trend: Hits aus Italien. Eine der dafür stehenden Plattenfirmen war das junge italienische Label „Baby Records“ im Vertrieb der EMI Electrola. Genau diese Firma zog sich in jener Zeit Bata Illic an Land und produzierte mit ihm eine von Michael Kunze getextete deutsche Version des gleichnamigen Riccardo-Fogli-HIts „Malinconia“. Eigentlich standen die Zeichen auf Hit, so durfte Bata damit am 15. Februar 1982 in der Disco, am 11. März in der ZDF-Drehscheibe und am 05. April 1982 in der ZDF-Hitparade auftreten – genutzt hat es nichts, der Song floppte kolossal.

1984 war die Baby-Records-Ära wieder beendet – die deutsche Version des Hits „Love Is a Beautiful Pain“ („Bilder von Nina“) war trotz erneuten WWF-Club-Auftritts ein so großer Flop, dass es für einige Jahre die vorerst letzte Schallplattenproduktion des Jugoslawen war.

Was folgte, war eine längere Tonträger-Pause – allerdings startete Bata 1987 wieder durch und veröffentlichte bei der Plattenfirma Koch immerhin drei Langspielplatten, aus denen die Lieder „In Deinen Augen sah ich Tränen“ (1986), „Sandy“ (1987) „Flammende Augen“ (1987; damit war er in der Deutschen Schlagerparade zu Gast), „Mr. Canibal“ (1988, deutsche Version des Andy-Fisher-Oldies), „Bahia Blanca“ (1988), „Einen Schritt zu weit“ (1990) und „1000 rote Rosen“ (1991) ausgekoppelt wurden. Die letzte bei Koch erschienene Single markierte auch Batas ersten und gleichzeitig letzten Solo-Auftritt Bata Illics in der Uwe-Hübner-Ära der ZDF-Hitparade: Günther Behrle schrieb ihm die Nummer „Wo weiße Rosen blüh’n“.

Bei der Plattenfirma „G. I. B.“ gab Bata 1997 ein Lebenszeichen mit dem passenden Titel „Bitte melde Dich!“ ab.

Im Zuge des Schlager-Reivivals (Stichwort Guildo-Horn) verkoppelte die Polydor nochmal Batas größte Erfolge zu einem „HitMix ‘98“.

Ins neue Jahrtausend startete Bata mit Weitsicht – ob er dabei Griechenland im Kopf hatte, weiß man nicht, jedenfalls konstatierte er: „Das Finanzamt ist pleite“. Günther Behrle nahm diesen Song in seinen Regensburger Flamingo-Studios auf.

Anschließend wurden weitere wenig beachtete Singles veröffentlicht wie „Ich hab‘ noch immer die Schuhe von Hawaii“ (2002) „Nicht für immer, aber ewig“ (2002), die drei David Brandes-Produktionen „Bella Isola“ (2003), Wenn Du lachst“ (2003) und „Nach jedem Abschied“ (2004) und die vier Maurice-van-Beek-Produktionen „Was im Herzen ist“ (2004), „Weil Du mein Glücksfall bist“ (2005), „Manchmal (wär‘ ich gern noch mal klein“ (2005) und „La Belle Epoque“ (2008).

Laut eigener Aussage war es auch Produzent Maurice van Beek, der die Idee hatte, Bata Illic als Kandidat für das Dschungelcamp vorzuschlagen. In der Tat nahm der Sänger im Januar 2008 bei dieser RTL-Show teil und erreichte dort einen guten dritten Platz. Im Camp sang er gemeinsam mit Fußball-Torwart Eike Immel einen neuen Titel, der kurz darauf (auf Initiative eines nicht ganz unbekannten Schlager-Portals namens „smago.de“) als Single veröffentlicht wurde – die von Francesco Bruletti, Dieter Brink und Bernd Meinunger geschriebene Nummer „Wie ein Liebeslied“,  wurde Bata Illics erster Hit in der Verkaufshitparade (Top 20) seit über 30 Jahren – schon allein deshalb hatte sich die Teilnahme an der TV-Show für ihn gelohnt.

Es folgten Singles wie „Du bist mein schönstes Gefühl“, „Tschewaptschischi“, „Sommer und Du" und „Für immer ja – für immer Dein“. Zum Thema „Tschewaptschischi“ gibt es übrigens die lt. Internet-Quellen vom  Comedian Thomas Hermanns bisweilen erzählte Anekdote, dass Rudi Carrell Bata mal wie folgt ansagte: „Woran denken Sie, wenn Sie an Jugoslawien denken? Richtig: diese kleinen, braunen Würste! Und hier ist er, meine Damen und Herren: Bata Illic!

2011 veröffentlichte Bata dann eine Single, die wieder von Maurice van Beek und Matthias Teriet geschrieben wurde – mit der ursprünglich für den Sänger und Schauspieler Thorsten Kremer geschriebenen Nummer „Selbst ein Clown hat seine Tränen“ ging Bata damit sein 45-jähriges Tonträger-Jubiläum an.

Im gleichen Jahr erschien die von Marc Alpina geschriebene Single „Isola Bella“. Einen Titel so zu benennen, war schon sehr „originell“, hatte doch David Brandes nur weniger Jahre zuvor den Song „Bella Isola“ mit Bata produziert.

Mit „Süden, Sand und Sommerliebe“ wurde im gleichen Jahr dann an Schlagertexte erinnert, wie sie 50 Jahre zuvor gang und gäbe waren.

2014 nahm sich dann Marco Kloss des Themas Bata Illic an und produzierte mit ihm die Singles „Nicht eine Sekunde“ und „Träumen kann ich nur in Deinen Armen“, das auch Titelsong einer gleichnamigen Longplay-CD wurde.

Aktuell (2015) hat Bata aus diesem Album einen Remix des Titels „Drei Seiten Sehnsucht“ ausgekoppelt, zu dem von BV-Film (Thomas Jünger) ein schönes Video produziert wurde.

Bata Illic zählt zu den ganz langlebigen Vertretern des deutschen Schlagers. Er ist sich eigentlich immer treu geblieben und hat nach dem, was man so hört, ein höfliches, bescheidenes, menschliches Auftreten. Er hat auch kein Problem damit, wenn er augenzwinkernd als „schönster Schlagersänger Europas“, „sympathischster Autoschieber Europas“ oder als der „Nehmen-Sie-doch-mal-die-Maske ab!- Welche Maske?-Loriot-Vertreter“ bezeichnet wird. Er kultiviert solche Bezeichnungen ja sogar bei Kult-Veranstaltungen wie dem Schlager-Move in Hamburg.

Dem sympathischen Sänger ist zu wünschen, dass er sich noch lange bester Gesundheit erfreut und sich und anderen mit seiner Musik eine Freude bereitet.

 

VORSCHAU: In Folge 36 dieser Serie geht es um den Quickborner Blödelbarden MIKE KRÜGER

Stephan Imming, 31.08.2015
http://www.spectre-media.com/
http://www.bataillic.de

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