"ECHO"
"ECHO 2017" – Es ist nicht alles Gold, was glänzt …!

Stephan Imming sind weitere Ungereimtheiten bei der diesjährigen Echo-Verleihung aufgefallen …: 

In epischer Breite habe ich hier bei smago! ja schon diverse Ungereimtheiten in Bezug auf die ECHO-Vergabe aufgedeckt. Frei nach den Fantastischen Vier möchte man sagen: „Es könnt‘ alles so einfach sein!“ – man nehme einfach die offiziellen von der GfK ermittelten Charts, rechne das in Punkten um, verteile das auf sinnvolle Kategorien – und fertig ist der Preis, der zumindest kommerziellen Erfolg widerspiegelt. Oder aber man verzichte ganz auf kommerzielle Betrachtung und vergebe einen Kritikerpreis, wie das vor Jahrzehnten (mehr oder weniger „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“) praktiziert wurde.

Was aber „gar nicht“ geht, ist, sich nach Belieben die ECHO-Sieger auszusuchen und so zu tun, als sei das erfolgreich und gleichzeitig von der Kritik hoch gelobt.

 

Neben den vielen genannten Aspekten seien hier ein paar weitere genannt:

 

  1. Metallica und Sia in der Show nicht einmal genannt

 

Die Kategorien „Band International“ und „Künstlerin International“ sind durchaus wichtige Echo-Kategorien. Im vergangenen Jahr gewannen hier immerhin Coldplay und Adele den Award. In diesem Jahr ging der Preis an Metallica und an Sia. Insbesondere die Ehrung Sias ist eine absolute Lachnummer – die Sängerin kam über einen 14. Platz in den Charts nicht hinaus. Zum Vergleich: Vorjahressiegerin Adele war 15 mal in den Top 10 – aber sie (wie viele andere „wirklich“ erfolgreiche Künstler) hat man ja mittels Regeländerung rausgekickt.

Insofern ist es eigentlich nur konsequent, peinlich berührt ihren Namen in der Echo-Show nicht einmal zu nennen – so wurde es übereinstimmend von mehreren Medien berichtet (u. a. von Focus und TZ). Ihr Name tauchte laut TZ nach der Veranstaltung nicht einmal in der DPA-Meldung auf. Das muss man sich mal vorstellen – zwei der wichtigsten Preisträger werden nicht einmal genannt…

 

  1. Hit des Jahres Platz 5 von 5

 

Im Gegensatz zu fast allen anderen Kategorien war ein Zusammenhang der „echten“ Charts und der Echo-Nominierung in der Rubrik „Hit des Jahres“ erkennbar. Die Top-5 der GfK-Hits des Jahres waren gleichzeitig die 5 nominierten Songs in der entsprechenden Echo-Rubrik. Dass mit „One Dance“ ausgerechnet der Fünftplatzierte und damit der vergleichsweise am wenigsten erfolgreiche Titel den Preis gewonnen hat, grenzt schon an Realsatire. Als Gegenargument wird gerne genannt – ja, aber der Song war auch 2017 noch erfolgreich. Selbst wenn dem so wäre – die Rubrik heißt „Hit des Jahres“ – da fragt man sich doch – „Hit des Jahres Mitte März 2016 bis Anfang März 2017“ – oder „Hit des Jahres 2016“ – was ist da sinnvoller? – Ohne Worte…

 

  1. Rock-ECHO für die Broilers

 

Die preisgekrönte CD der Broilers, sic, erschien Anfang Februar 2017. Der Erhebungszeitraum für den ECHO endete Anfang März 2017. Wer angesichts des Nominierungsfeldes in der Kategorie mir weismachen will, dass die Band damit erfolgreicher sei als die anderen Nominierten, soll das bitte lieber seiner Großmutter erzählen. Mir selber passen die anderen Nominierten weiß Gott auch nicht. ABER: Wenn man sie nicht dabei haben will, darf man sie gar nicht erst nominieren – zumindest nach meiner Meinung.

 

  1. Schlagerecho für Jurymitglied Andrea Berg

 

Vorab: Andrea Berg hat vollkommen zurecht den Echo gewonnen. Ihr Album war sicher (von den nominierten Alben) das mit Abstand erfolgreichste. ABER: Wie kann es sein, dass Andrea Berg (zumindest laut den vom ECHO verbreiteten Unterlagen) gleichzeitig in der Jury sitzt und sich somit quasi selber wählen kann? Das hat meines Erachtens ein Geschmäckle, auch wenn der Preis hoch verdient ist.

 

  1. TV-Show als Aufzeichnung

 

In den vergangenen Jahren wurde der Echo live im Fernsehen übertragen – in diesem Jahr nicht. Da es in diesem Jahr wie gesagt nicht möglich war, pünktlich anzufangen, mag das eine weise Entscheidung gewesen sein. Dem Vernehmen nach wird die Show aber mit folgendem Text von den singenden Moderatoren Xavier Naidoo und Sasha wie folgt eröffnet: „Hier kommt ein ECHOder Musik / Falls du nicht weißt, wie dir geschieht / Vergessen Terrorangst und Krieg / Wir feiern heute die Musik“. – Ob das (insbesondere angesichts der heutigen Ereignisse in Stockholm) gerade geschmackvoll ist, darüber lässt sich streiten.

 

Dass die Veranstaltung laut Presseberichten mindestens eine halbe Stunde zu spät startete (zum Glück keine Live-Übertragung), dass mit „MTV Unplugged“ ein Album in der Kategorie „volkstümliche Musik“ gewonnen hat, dass Olli Dittrich der Meinung ist, Texte wie „Pippi ist kein Name und auch kein Getränk – doch mancher muss schon rennen, wenn er nur an Pipi denkt“ müsse in Deutsch-Lehrbücher aufgenommen werden (…die Reihe lässt sich nach Belieben fortsetzen…), ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

Immerhin hat man Udo Lindenberg seine ECHOs für das „Album des Jahres“ und in der Rubrik „Künstler des Jahres gegeben“, obwohl die Verleihung für sein Lebenswerk schlappe 25 Jahre zurückliegt – somit wurde wenigstens Udo (im Gegensatz zu Mia und Metallica) die Ehre zuteil, in der Show gewürdigt zu werden und wurde nicht schamhaft verschwiegen wie seine internationalen Kollegen.

Eins wird die ECHO-Macher sicher befriedigen: Sie haben es nicht nur geschafft, mit dubiosen grenzwertigen Regeländerungen Helene Fischer aus der Veranstaltung rauszukegeln – nein, sie haben auch den Schlager aus der Show verbannt. Kein Gabalier-Showact, kein Berg-Showact, kein Vanessa-Mai-Auftritt – nichts dergleichen – dann doch lieber die Toten Hosen und Udo Lindenberg.

Unter DEN Voraussetzungen kann man Jan Böhmermann nur viel Erfolg und Glück wünschen, mit dem von vier Affen aus dem Gelsenkirchener Zoo geschriebenen Song „Menschen Leben Tanzen Welt“ den ECHO für den „Hit des Jahres“ (welchen Jahres auch immer) abzuräumen. Als Laudator schlage ich den (womöglich ebenfalls nominierten) Campino vor….

Stephan Imming, 07.04.2017
http://www.musikindustrie.de
http://www.echopop.de/pop-startseite/

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