UDO JÜRGENS
Interview mit Udo Jürgens – Teil 3: “Das Bauen eines (Konzert-)Programmes ist ein ganz, ganz schwieriger Punkt”!

Udo Jürgens über Höhepunkt- und Zwischenhöhepunkt-Lieder…: 

UDO JÜRGENS präsentierte sich bei einer Pressekonferenz am 23. April 2013 anlässlich der Vorstellung seiner Doppel-CD "Best Of Live – Die Tourneehöhepunkte Vol. 1" in München in Bestform.

Ein Journalist wollte beispielsweise wissen, ob das aktuelle Live-Doppelalbum, das Material aus den Jahren 1987 – 2009 beinhaltet, denn von seinen Fans zusammengestellt worden sei…: "Indirekt ist das richtig. Denn wir ein Album zusammenstellen, dann stellen wir es natürlich auch nach den Wünschen der Fans zusammen, die uns erreichen in Form von Anrufen und Briefen erreichen. Das sind ja Berge von Post, die wir erhalten. Das wird natürlich ausgewertet. Wenn ich lese, dass “Ich weiß, was ich will” steht jedem zweiten Brief drin, dann wäre ich ja blöd, wenn ich das nicht auf ein Album drauf tue. Die populärsten und in Konzertsälen erfolgreichsten Stücke, die versuchen wir natürlich auszuwählen und dann auch auf Platten zu veröffentlichen. Automatisch treffen wir immer auch auf die Lieder, die – wenn Sie eine Publikumsbefragung machen würden – dieselben wären.

Auch wurde die Frage gestellt, welche positiven wie negativen Dinge er im Zusammenhang mit seinen Tourneen erinnere…: "Ich erinnere mich im Zusammenhang mit Höhepunkten im Konzert nur an positive Dinge. Selbst irgendwas vorher schiefgegangen ist und man das dann gerettet hat, weil man einen besonders guten Einfall hatte, ist das ein positives Erlebnis. Und im Konzertsaal habe ich nur negative Erinnerungen, wenn ich selbst versagt habe. Und das ist mir in meinem Leben zweimal passiert. In beiden Fällen bin ich mit hohem Fieber auf der Bühne gestanden. Beim letzten Mal musste ich ein Konzert mittendrin abbrechen, weil ich keinen Ton mehr rausgebracht habe. Jeder kennt das, dass es eine Form der Erkältung gibt, wo man keinen Ton mehr rausbringt. Das habe ich als persönliche Niederlage empfunden. Das war ganz schrecklich. Aber sonst ist ein Höhepunkt in einem Konzert immer ein Ereignis, das man eigentlich nie im Leben vergisst."

Eine weitere Frage war, ob er immer gleich von Anfang an wisse, ob ein Song auch auf der Bühne funktioniere und wie er überhaupt seine Tournee-Programm zusammenstelle…: "Was für die Bühne geeignet ist, stellt sich eigentlich nicht am ersten Tag der Produktion eines Liedes heraus. Im Anfang ist es ein Song, den man gerne machen möchte. Und dann stellen wir fest: Mensch, das könnte aber was für die Bühne sein. Aber auch auf der Bühne brauche ich Lieder, die nicht sofort zum Höhepunkt werden. Die Höhepunkt-Lieder müssen einen gewissen Punkt im Konzert erreichen – entweder vor der Pause oder am Ende des Konzertes – oder ein Zwischenhöhepunkt. Aber es muss dann auch Lieder geben, die sehr nachdenklich sind und die die Leute zum Nachdenken zwingen bewegen und ihnen vielleicht sogar ein paar Tränchen ins Auge drücken, das muss es auch geben. Da gibt es keinen Riesenjubel hinterher, aber es gibt dann Jubel, wenn hinter diesem Lied genau das Gegenteil kommt. Also ein Lied, das die Leute völlig anders abholt, wie das Lied davor. Das ist Dramaturgie. Die ist ähnlich wie einem Theaterstück oder wie bei einem Film. Das muss im Drehbuch schon berücksichtigt werden, wo kommen die Höhepunkte hin und wo nicht. Ein Konzert wäre mit Sicherheit sofort tot, wenn Sie Ihre größten zehn Erfolge singen – wenn Sie Glück haben, haben sie so viele in Ihrem Leben, da muss man schon sehr viel Glück haben; in meinem Fall sind es noch ein paar mehr… – , wenn Sie die alle gleich hintereinander spielen, dann haben Sie vielleicht ein “Juchhu” am Anfang, aber gleichzeitig auch alles Pulver verschossen. Sie haben keine Möglichkeit mehr, dramaturgisch ein Programm zu bauen. Das Bauen eines Programmes ist ein ganz, ganz schwieriger Punkt. Und dafür lass ich mir ein halbes Jahr mindestens Zeit, um das zu tun und zu diskutieren. Auch mit meinem Produzenten Peter Wagner, der die Lieder besser kennt, als jeder andere höchstens so gut wie ich Wir sitzen da zusammen und versuchen diese Dramaturgie zu machen. Natürlich Pepe Lienhard, mein Orchesterchef, der auch viel von diesen gefühlsmäßigen Abläufen auf der Bühne versteht. Die bemühe ich da einzubinden. Und dann gelingt es bis jetzt eigentlich immer, ein interessantes Programm auf die Bühne zu bringen."

Was in ihm vorgehe, wenn eine Tournee gerade zu Ende gegangen ist…: "Man hat schon das Gefühl, dass man etwas geleistet hat, dass etwas Grandioses zu Ende gegangen ist. Man freut sich auf die Stunden mit Freunden zuhause, die Kinder zu sehen, die Enkel zu sehen, die Menschen, die mir in meinem Leben was bedeutet haben, wiederzutreffen, Freunde zu treffen, das ist für mich das Wichtigste nach jeder Tournee. Und dann kommt natürlich auch die Zeit: So, und jetzt leg ich mich mal zwei Wochen irgendwo hin, wo die Sonne scheint oder ich mache eine Reise nach New York, gehe sehr viel in Theater. Das sind so die Dinge, ich dann mache."

Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de

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