"WDR4"
WDR 4: "Deutschsprachige Musik hat rapide an Akzeptanz verloren!"!

Diesem von WDR4 in der WAZ verbreiteten These widerspricht der smago!-WDR4-„Beauftragte“ Stephan Imming vehement …: 

In einem bemerkenswerten Artikel wird erneut mit sehr leicht widerlegbaren Äußerungen zur aktuellen Programmpolitik des Dudelsenders WDR4 Stellung bezogen.

Die Argumente, die die WDR-Unternehmenssprecherin Ingrid Schmitz ins Feld führt, sind schlichtweg falsch und hanebüchen. Woher soll die Sprecherin, die Politikwissenschaft und Germanistik studiert hat, es auch wissen? Okay, die Zeiten, in denen man sich als Germanistin für deutsche Sprache engagiert hat, sind offensichtlich leider vorbei. Wer es vielleicht besser wissen könnte, ist zunächst vielleicht die Hörfunkdirektorin Valerie Weber. Zu deren Vita: Die hat Germanistik(!), Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte studiert und arbeitete zuletzt bei Antenne Bayern und auch vorher bei wohl eher englischsprachig orientierten Sendern wie Rock Antenne und Hit Radio1. Auch diese Germanistin lehnt die deutsche Sprache offensichtlich ab und heißt ABBA und Harpo-Dauergedudel auf WDR 4 gut.

Wer hätte sich sonst äußern können? Richtig: Wellenchef Jochen Rausch. Der war zwar ursprünglich für EinsLive zuständig – aber beim Radio ist es wohl wie in der Politik – dort wechseln die Minister ja auch öfter mal das Ressort. Und so scheint also der für aktuelle Popmusik zuständige Wellenchef mal eben geeignet zu sein, WDR 2 und WDR 4 gleich mit zu übernehmen. Auf die Frage „Rockmusik oder Schlager“ hat der kürzlich in einem Interview geantwortet „Rockmusik“. Auf die Frage „Rundfunk oder Fernsehen“ hat der stellvertretende HÖRFUNK(!)direktor übrigens geantwortet: „Mein Lieblingsmedium war immer Print“. (Quelle: http://www.diestadtzeitung.de/interviews/1live-chef-jochen-rausch-mein-vater-haelt-mich-fuer-einen-querkopf).

Wenn diese geballte Schlager-„Kompetenz“ folgende Analyse von der ahnungslosen Frau Schmitz kommunizieren lässt – ich zitiere aus dem WAZ-Artikel: „Deutschsprachige Musik, der Schlager, mit dem wir früher punkten konnten“, habe rapide an Akzeptanz verloren, so Schmitz.“, sollte man sich einfach mal einige Fakten ansehen. In der topaktuellen von der GfK Entertaintment ermittelten offiziellen Liste der meistverkauften Alben befinden sich unter den Top 100 unglaubliche 51 deutschsprachige Produktionen (, wenn ich mich nicht verzählt habe). Will sagen: Jedes zweite Album ist deutschsprachig. Das ist ein unfassbar toller Wert, noch vor wenigen Jahren konnte man froh sein, wenn in den Top-20 überhaupt ein deutsches Album war. Vor 10 Jahren waren ca. 25 Alben in den Top-100 – der Trend ist also dramatisch ZUGUNSTEN deutscher Sprache.

Vor 10 Jahren ca. 25 Prozent deutschsprachig in den Hitlisten, heute ca. 50 Prozent. Dazu sagt WDR-Sprecherin Ingrid Schmitz: „Wir haben unser Programm den Bedürfnissen angepasst.“ Woher kommt diese geballte Inkompetenz? Meines Erachtens ist beim WDR klar das Problem, dass die agierenden Personen entweder Spät 68-er sind oder eben Rockmusikfans. Dagegen ist nichts zu sagen – schlimm ist aber, dass die agierenden Personen ihren eigenen Musikgeschmack einem Millionenpublikum aufdrücken wollen. Vermutlich war Herr Rausch bei keinem der diversen Stadion-Konzerte von Helene Fischer. Die stets ausverkauften Schlager-Starparaden (bis vor nicht allzu langer Zeit sogar noch von WDR 4 präsentiert) interessieren die Herrschaften vermutlich auch nicht, da wird lieber gelogen, dass man mit „deutschsprachiger Musik nicht punkten könne“.

Lassen wir noch mal die Sprecherin Schmitz zu Wort kommen: „Die heute 70-Jährigen haben Woodstock, Flower-Power, Stones- und Beatles-Hysterie mitbekommen.“ Das ist zweifelsohne richtig. Aber liebe Frau Schmitz, lieber Herr Rausch, liebe Frau Weber – schauen Sie sich doch bitte bitte mal alte TV-Shows an, alte Hitlisten, alte Bravos – es ist zweifellos richtig, dass gerade die 68er mit dieser Musik groß geworden ist. In etwa gleich populär waren damals aber bitte schön auch Udo Jürgens, Drafi Deutscher, Manuela und und und – jetzt so zu tun, als wären unter der Generation Ü70 nur noch Altrocker und keine Schlagerfreunde, ist doch einfach nur lächerlich.

Man möchte den verantwortlichen Germanisten zurufen, sie mögen sich doch einfach mal alte „Disco“-Sendungen ansehen (ja – die Ilja-Richter-Show). Da liefen Sweet, T. Rex und ABBA in einem Atemzug mit Heino, Jürgen Drews und Udo Jürgens.

Von diesen Aspekten abgesehen, ist es geradezu skandalös, wie ein öffentlich-rechtlicher Sender NUR auf Einschaltquote schielt und damit deutschen Musikschaffenden eine wichtige Existenzgrundlage entzieht. Jungen Musikern bleibt damit nur der Gang zu Casting-Formaten wie DSDS und Co. – Wenn es wirklich nur noch um Werbeeinnahmen und persönlichen Musikgeschmack von Germanisten geht – warum gibt es dann die GEZ-Abgabe? Ich habe lange Jahre immer gerne diese Gebühr gezahlt – allein die ZDF-Hitparade und Schlagersender wie WDR 4 haben das für mich gerechtfertigt. Was im WDR-Radio da aber abgeht, ist unfassbar. Da kopiert WDR 4 das WDR 2-Programm, teilweise laufen gar parallel die gleichen Lieder (Vorgabe offensichtlich: englischsprachig).

Der Schluss des WAZ-Artikels ist auch einfach nur lächerlich. Man kann lesen, dass Sender wie der BR via DAB+ eine Lösung gefunden haben mit eigenen Schlagersendern und beklagt: Diesem Beispiel wäre der WDR allzu gerne gefolgt“. Man muss sich das mal vorstellen: Man macht aus dem Schlagersender WDR 4 eine billige schlechte Kopie des Senders WDR 2 und beschwert sich dann bei der Politik, dass diese Verschwendung von Gebührengeldern nicht damit honoriert wird, dass man einen weiteren, neuen Sender erschafft. Wobei ich es absolut lachhaft finde, der Generation „Ü70“, die man ja fälschlicherweise für schlageraffin hält (wie gesagt, scheinen sich die handelnden Personen weder Charts anzusehen noch zu Schlager-Veranstaltungen zu fahren, sonst wüssten sie es besser), zu unterstellen, technikaffin zu sein und sich entsprechende Radios zu beschaffen.

Schon seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema. Einen Vorwurf muss ich da der Schlagerszene, den Schaffenden machen – keiner haut da mal öffentlich auf den Tisch und sagt, dass es so nicht weitergehen kann. Offensichtlich hat man Angst vor all den Germanisten, die Entscheidungsträger sind, dass man gar nicht mehr stattfindet – sehr schade.

Abschließend sei ein wichtiger Aspekt erwähnt: Es gibt auch Musikredaktionen und Sender mit „Arsch in der Hose“, nämlich SWR 4 und HR 4. Insbesondere SWR 4 ist damit allem Anschein nach recht erfolgreich und hat Zuläufe. Nach meiner Meinung sollte man einem privaten Schlagersender dringend eine UKW-Frequenz zuordnen, um ein Millionenpublikum in NRW zu bedienen. Offensichtlich fühlen sich die Germanisten beim eigentlich zuständigen WDR dafür ja nicht zuständig.

Stephan Imming, 24.07.2016
http://www.wdr4.de/
http://www.wdr4.de/

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