NOCKALM QUINTETT
smago! CD-Kritik: Mit ihrer neuen CD "In der Nacht" haben sie sich weiter modernisiert!

Österreichs beliebteste Schlagerband greift mit überwiegend nächtlichen Themen nach dem Chart-Thron! 

Bereits 1982 gründete Gottfried Würcher mit Freunden eine volkstümliche Gruppe und nannte sie NOCKALM QUINTETT. Besondere Bekanntheit erlangte die Band 1991 mit dem Titel „Schuld sind Deine himmelblauen Augen“, mit dem man für Deutschland Platz 4 beim Grand Prix der Volksmusik holte. Nach einigen weiteren Anläufen holte das Nockalm Quintett im Jahr 2002 (gemeinsam mit der Sängerin Stephanie) dann sogar den Sieg nach Hause – mit dem Lied „Dort auf Wolke 7“ gewann man den Wettbewerb für Österreich.

Aus der einst doch eher volkstümlichen Gruppe ist inzwischen eine moderne Schlager-Kombo geworden. Fast exakt 25 Jahre nach „Und in der Nacht, da brauch ich Dich zum Träumen“, einem weiteren Grand Prix der Volksmusik-Titel aus der Feder von Jean Frankfurter und Irma Holder, hat man das nächtliche Thema erneut aufgegriffen.

Ungewöhnliche Texte und ungewöhnliche Themen sind nichts Neues bei den Nockis. Und so ist auch der Einstieg in das neue Album ungewöhnliche Schlagerkost – bei „In der Nacht“ rät Gottfried Würcher seinem Gesprächspartner: „Träum schön weiter“. Ganz offensichtlich ist es etwas wie „Besitzerstolz“, wenn er sagt: „Du wirst nie ihr Lover sein“, weil eins klar ist: „In der Nacht gehört sie mir“. Da kann der Widersacher sich noch so anstrengen und träumen, die heiß begehrte fiktive Dame gehört – zumindest „in der Nacht“ dem Sänger des Nockalm-Quintetts. Der Mid tempo-Song wurde von Peter Fiedler geschrieben.

Auch „Komm erst, wenn Du bleibst“ ist ein Schlager mit klar erotischem Inhalt. Im besten „Verdammt, ich lieb Dich“-Stil fängt der Song romantisch-gemächlich ein und rockt im Refrain richtig los. „Immer, wenn grad alles brennt, kommt dieses ‚ich geh’“, wird da eine Frau angeklagt – das ist aber aus männlicher Sicht auch gemein. Ganz offensichtlich ist diesmal der Frust groß, wenn etwas Begonnenes nicht vollendet wird, um es mal verklausuliert darzustellen (Wolfgang Trepper würde es vermutlich etwas anders formulieren). Peter Fiedler und Christian Zierhofer haben den Titel geschrieben.

Nur „Ein Spiel mit den Augen“ darf es werden – das Spiel mit dem Feuer ist offensichtlich verboten – ein klassisches Thema für den Roland-Kaiser-Textdichter Norbert Hammerschmidt. Sehnsüchtig heißt es über verbotene Träume von einer unerreichbaren Frau, die aber nicht wahr werden: „Will ich zu viel, wenn ich Dich will?“.

Vor rund 40 Jahren hieß es bei Johanna von Koczian: „Das bisschen Haushalt…“. Eine ähnliche Thematik behandelt das Textdichterehepaar Peter und Gaby Wessely: „Die wahre Nummer 1 sind sowieso die Frauen“ – auch bezogen auf die Hausarbeit. Ein Titel im tanzbaren Discofox-Stil, was auch für den nächsten Song des Albums gilt. Diesmal fährt ein Pärchen ins Kino. Aber mit fortlaufender Zeit hat der Mann beim Anblick der Angebeteten „in diesem Kleid“ auf ganz andere Gedanken. Welche das sind? Zitieren wir die Nockis: „Drei mal darfst Du raten“. Aber keine Angst – der Text ist halbwegs jugendfrei. Es heißt nicht „Drei mal darfst Du raten, WOMIT ich gerade denke“, sondern „,…WORAN ich gerade denke“ – auch wenn das wohl auf’s gleiche rauskommt. Vermutlich würde Sänger Gottfried Würcher genau das mit seiner Angebeteten tun, was Heino in der vierten Hütte getrieben hat… – so oder so ist auch der Titel ein gefälliger, tanzbarer Song mit Single-Auskopplungsqualität.

Romantisch wird es im dritten Titel des Trios Würcher und Eheleute Wessely. Sehr schön mehrstimmig gesungen – melancholisch und leicht Country-angehaucht blickt Sänger Gottfried auf eine vergangene Beziehung zurück – „Wie ein Blatt im Wind“ erinnert an schöne Schlagerperlen der 70er und 80er Jahre von Bernd Clüver und Andreas Martin.

Peter Fiedler, der schon beim Hit „Wonach sieht’s denn aus?“ mitgewerkelt hat, thematisiert erneut den „Reiz des Verbotenen“: Die „Eine Stunde Ewigkeit“ soll genossen werden und nicht gestört werden – deshalb ist die Bitte „Erzähl mir nicht von ihm!“ („Mach schön die Augen zu!“) nur zu verständlich, denn: „Die Sehnsucht kennt kein Tabu“. Bei der Komposition hat Gottfried Würcher wohl den Bernhard Brink-Klassiker „Ich wär so gern wie Du“ im Hinterkopf gehabt.

Einen klaren Country-Touch hat die Nummer „Tausche meine Freiheit“. Die schmissige Nummer erzählt die Geschichte eines Mannes, der per Zeitungsinserat einen Fehler wieder gutmachen will und Freiheit gegen Zärtlichkeit eintauschen will. Die Nummer hätte musikalisch auch Truck Stop gut gestanden – ein wirklich schöner Titel.

Erneut erotisch angehaucht ist der tanzbare Titel „Gehen wir zu mir oder zu Dir?“, der jetzt nicht wirklich auf eine langfristige Beziehung angelegt ist. Textdichter „Oliver Galle“ hat eher den „Traum auf Zeit“ – und zwar „ohne Ewigkeit“ im Auge. Balladesk kommt der ebenfalls von Gottfried Würcher und Oliver Galle geschriebene Song „Warum grad Du“ daher. Der Titel ist nachdenklich, weil es offensichtlich um einen Freund ging, der eine Krankheit nicht überlebt hat: „Ich kann die Welt nicht mehr versteh’n, denn Du musstest gehen“. Gerade angesichts vieler tragischer Todesfälle der vergangenen Monate der Schlagerszene werden viele Fans gerade diesen Titel gut nachempfinden können.

Mit Willy Klüter und Wolfgang Hofer haben sich zwei absolute Musikautoren-Hochkaräter zusammengetan, um den Titel „Mein Rock’n’Roll für Dich“ zu verfassen. Wenngleich das alles sehr an den 1973er Hit von Kevin Johnson („Rock And Roll, I Gave You the Best Years Of My Life“, auf Deutsch auch von Bernd Clüver („Oben steh’n und singen“) und Howard Carpendale („Rock’n’Roll und Elvis“) bekannt) erinnert, gilt einmal mehr – besser gut nachgemacht als schlecht ganz neu erfinden. Musikalisch und inhaltlich sind zwar Parallelen erkennbar, das Thema der melancholischen Erinnerung an eine tolle Zeit ist allerdings auch unsterblich. Wirklich ein sehr schöner Song… Außerdem haben sowohl der Carpendale-Textdichter (Fred Jay) als auch der Nockalm-Texter (Wolfgang Hofer) für Udo Jürgens gearbeitet – allein das ist Qualitätsmerkmal genug.

Ein klassisches Schlagerthema greifen die Nockis in „Gefühle sterben nie“ auf. Rudolf Korb, der u. a. auch für die Kastelruther Spatzen tätig ist, textete dem Quintett mit „Du hast ja recht“ einen weiteren Titel, bei dem ein anderer Mann eine Rolle spielt – diesmal ist aber nichts passiert, denn: „Wir haben nur geredet“ – erneut gibt Gottfried Würcher mit seinen Kumpels den „Frauenversteher“, der aber in diesem Fall nur als „guter Freund“ agiert.

Mit dem schwungvollen von Peter Fiedler geschriebenen Titel „Gibt es Liebe nach Dir?“ endet das 2017er-Album des Nockalm-Quintetts.

Als Fazit des Albums kann man ziehen, dass die Nockis, die wohl die erfolgreichste österreichische Schlagerband sind, sich weiter modernisiert haben. Nachdem man zwischenzeitlich als Septett aufgetreten ist, ist man seit 2016 wieder „Back to the roots“ gegangen und tritt wieder – wie der Bandname es ja auch sagt – als Quintett auf. Meine Lieblingstitel des Albums sind „Tausche meine Freiheit“, „Drei mal darfst Du raten“ und „Mein Rock’n’Roll und ich“. Es ist durchaus anzunehmen, dass die „Nockis“ zum 3. Mal in Folge Platz 1 in Österreich und Top 40 (wenn nicht gar mehr!) in Deutschland erreichen dürften. Die Daumen sind feste gedrückt…

http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.nockalmquintett.com/

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